Читать книгу Milly con Carne - Carola Käpernick - Страница 12
ОглавлениеMädelsabend
Dingdongdingdongdingdingdong! Bianca klingelt Sturm, als sie erscheint. Wie von der Tarantel gestochen, springe ich auf und belle wie verrückt. Ich schlage sonst nicht unbedingt an, aber wenn es Sturm klingelt, kann ich einfach nicht anders. Bianca weiß das und sie liebt mein Spektakel, wenn sie ankommt und ich sie dann aufgeregt begrüße. Das wissen hier alle Anwesenden, trotzdem kann Maria sich eine Belehrung nicht verkneifen. Irgendwie denkt sie immer, dass die Nachbarn von mir genervt sein könnten. Dabei sind die Nachbarn und ich eine eingeschworene beziehungsweise verschworene Gemeinschaft. Die stecken mir nämlich heimlich Leckerli zu und sagen immer: „Wenn Milly bellt, wissen wir wenigstens, dass es ihr gut geht.“ Ja, so sind sie die Nachbarn. Und Maria ist eben anders. Am Ende sind alle gut so, wie sie sind.
Bianca duftet verboten gut nach Dönerbude. Am liebsten würde ich sie auffressen. Das lassen Bianca und Maria aber nicht zu. Sie schieben mich zur Seite und fallen sich alle um den Hals.
„Du bist meine Rettung!“, ruft Maria und gibt ihrer zweiten besten Freundin einen dicken Kuss auf die Wange. Bianca tut es ihr gleich. Mir geht das Herz auf, wenn ich die drei so erlebe. Wir stürmen erstmal alle in die Küche. Solange der Duft von Essen in der Luft liegt, klebe ich an den Mädels, bis sie mir etwas abgeben oder mein Futter fürs Abendessen richten. Heute hab ich richtig Glück. Bianca hat in einer kleinen Styroporschachtel etwas Dönerfleisch extra für mich mitgebracht, das Tamara mir direkt runter stellt. Maria mag das zwar nicht so, wegen der Futterexperimente, die sie ja machen soll. Aber ehe das Jemand von den anderen beiden erfährt, hab ich die Köstlichkeiten schon einverleibt und rülpse laut vernehmlich. Nicht sehr damenhaft, das muss ich zugeben, aber Maria und ihre Freundinnen amüsiert es. Sie lachen laut und Tamara knuddelt mich. „Milly con Carne“, nennt sie mich nach dem Essen immer. Und ich liebe das. Nicht nur, weil dieser Name mit einer freudigen Erinnerung an Fleisch verbunden ist, sondern auch, weil ich weiß, dass die drei Freundinnen scheinbar alles, was auf „con Carne“ endet, zum Fressen gern haben, wie sie beteuern.
Nach dem Essen klappt Bianca das Sofa im Wohnzimmer aus und wir machen es uns dort gemütlich. Maria legt eine CD ein und eine bleierne Müdigkeit macht sich über uns alle her. Ich hab Glück, denn auf meine Ideen legen meine drei Herzdamen keinen Wert und ich schnarche zufrieden und satt vor mich hin. Nur im Halbschlaf höre ich das Gemurmel über Geschenke, Grillfest und Ben.
Tamara kommt mit klassischen Ideen wie CD, Parfüm oder Bücher. Maria hat natürlich gegen alles ihre Einwände. Bei der CD ist es der Musikgeschmack, den sie nicht kennt, bei Büchern das Gleiche ohne Musik und Parfüm – das schenkt man doch keinem, den man nicht kennt, außer der stinkt wie ein Iltis. Und das tut Ben ja nicht. Tut er doch, nur Maria mit ihrer Grobolfaktorik merkt das ja nicht. Und ich lass sie besser in ihrem Glauben. Schließlich soll ich ja einen Job erfüllen und dem Ziel komme ich nicht näher, wenn ich mein einsames Frauchen auf die tiefergehenden Nuancen in der Aromatik von potentiellen Kandidaten hinweise. Bei Ben wären das Details wie ein permanenter unterschwelliger Geruch nach Desinfektionsmitteln und Puder. Letzteres liegt sicher an seiner zweifelhaften Vorliebe für Gummihandschuhe, und bringt mich immer zum Niesen.
„Kinokarten!“, Bianca schreit ihre Idee förmlich heraus und ich schrecke kläffend hoch. „Mädels müsst ihr mich so erschrecken?“, denke ich und kann das Entweichen einer Dönerflatulenz nicht unterdrücken. Prompt rümpfen die Freundinnen die Nase. Sogar Bianca vergisst für einen kurzen Moment, sich selbst in ihrem Geistesblitz anzustrahlen und wird etwas grün im Gesicht. Tamara, die sich schuldig fühlt, tut allerdings so, als wenn sie nichts merkt. Maria öffnet das Fenster. Als sie zurück zum Sofa kommt, sagt sie: „Bianca, das ist perfekt. Ich hole so eine Kinobox mit Popcorn und so Zeugs darin.“
„Genau und dann kannst du sogar noch ins Kino mitgehen.“ Tamara, ich liebe sie für ihre praktische Veranlagung. Diese Idee hat nur einen Haken. Nämlich mich. Ich bin ungern alleine zu Hause und schon gar nicht abends. Und dass Ben und Maria sich eine Kindervorstellung anschauen, ist nicht anzunehmen. Ich miepe kurz auf, was mein Frauchen aber gleich missversteht. Sie drückt Tamara eine Kacktüte in die Hand und schickt uns vor die Tür. „Du hast ihr das Fleisch gegeben, du sammelst es wieder weg. Nimm dir Feuchttücher mit, falls sie Durchfall hat.“ Tamara verdreht die Augen und sagt zu mir: „Komm Milly, draußen kannst du soviel pupsen wie du willst. Und ein Spaziergang macht mich auch wieder fit.“ Flüsternd fügt sie noch hinzu: „Wir bringen Eis mit.“ Oh ja, das bedeutet nämlich, dass wir zu Luigis Gelateria gehen. Luigi hat Eis für Hunde im Angebot und ich liebe es. Aber vorher drehen wir eine Runde durch den Park.
Mit dem Eis müssen wir dann ziemlich schnell heim laufen, damit es nicht komplett geschmolzen ist, wenn wir zu Hause ankommen. Bianca und Maria freuen sich total, dass Tamara ihnen jeweils einen Erdbeerbecher mitgebracht hat und mein strenges Frauchen hat auch nichts dagegen, dass Tamara mir mein Apfel-Leberwursteis kredenzt.