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Maria

Maria ging schweren Herzens zurück zur Unfallstelle. Ich tat ihr leid. Ja, sollte sie sich ruhig ein richtig schlechtes Gewissen machen. Von Mitleid konnte ich mir auch nichts kaufen. Ins Tierheim hatte sie mich bringen lassen. Also wirklich. Und der Tierarzt, dieser Doktor Benedikt, der sprach ja über mich, als wenn ich eine Handtasche oder irgendein anderes hippes Accessoire wäre. Menschen halt. Es ist gar nicht zu glauben, dass der gleiche Weltenbauer diese Spezies erfunden hat, der uns Tiere in die Welt gesetzt hat. Nun ja, alles Philosophieren bringt ja nichts, wir müssen uns unserem Schicksal stellen. Und Marias Schicksal wartete unverändert abgestellt an der Unfallstelle. Ein paar Kratzer zierten den Lack. Maria sagte sich: „Nicht ärgern! Wir nennen es Kunst.“, setzte sich aufs Moped und wollte losfahren. Die Vespa war dagegen. Ob es am Sturz lag, war gar nicht wirklich auszumachen. Vielleicht wollte sie auch nur an diesem geschichtsträchtigen Ort verweilen, der das Leben von Maria und mir nachhaltig prägen sollte, auch wenn ihr das momentan noch nicht bewusst war.

„Wer sein Fahrzeug liebt, der schiebt.“ Das muss eine ziemlich weit verbreitete Volksweisheit in Emmenburgstedt sein, denn Maria bekam das alle zwei Minuten zu hören. Irgendwann klappte sie die Ohren zu und überdachte ihre Situation. Leider spielte ich vorerst nur eine sehr untergeordnete Rolle in ihren Gedanken. Noch war Lukas zu präsent, als dass ein nichtmal kniehohes Tier ihn verdrängen konnte. Doch als sie gerade wütend genug auf ihren „Nunaberwirklichrichtigen Ex“ war, gelangte sie geistig zum Unfall und ich hopste geradewegs in ihre Gedanken, um mich da einzunisten.

Die kurze Hoffnung, dass der Ex zum Exex werden könnte, zerschlug sich, als Maria die vier Nachrichten von ihrem Anrufbeantworter abhörte. Statt reumütigen Entschuldigungen von Lukas, fanden sich Nachrichten von ihrem Bruder Laurenz und ihren Freundinnen Bianca und Tamara darauf. Die vierte Nachricht war von Benedikt, der vermeldete, dass ich gut untergebracht war und es mir auch gesundheitlich gut ginge. Maria solle sich keine Sorgen machen. In meinem nächsten Leben werde ich Benedikts Zahnarzt und räche mich für diesen Anruf, das steht mal fest. Ich war gar nicht gut untergebracht. Lauter andere Hunde um mich herum und das Essen wurde mir auch zugeteilt. Ok, es war etwas wärmer wie auf der Straße und es gab sauberes Wasser, aber so schlimm ist das aus der Pfütze Saufen gar nicht.

Glücklicherweise glaubte Maria dem Tierarzt nicht. Oder wie sonst, soll ich es mir erklären, dass sie am nächsten Tag schon vormittags im Tierheim stand und darauf bestand, mich zu sehen und mir ein mitgebrachtes Putensteak geben zu dürfen? Das hat mich vielleicht Überwindung gekostet, das nicht gleich mit purer Begeisterung zu fressen. Sollte Maria ruhig denken, dass ich den Unfall noch nicht verkraftet hatte. Und tatsächlich dachte sie das dann ja auch und versprach, nachmittags noch einmal vorbei zu schauen und mir noch einmal etwas Leckeres mitzubringen.

So ging das mit uns dann drei Tage lang. Dann war Maria das hin und her fahren wohl zu blöd. Jedenfalls meinte sie am dritten Tag, wenn sich bis jetzt niemand gemeldet hat, der mich vermisst, dann wollte sie sich doch um mich kümmern und mich zu sich nach Hause mitnehmen. Benedikt untersuchte mich noch mal zum Abschluss und entließ mich, als völlig gesund. Er gratulierte Maria zu der Entscheidung. Eigentlich hätte er allerdings mir gratulieren müssen. Aber nee, stattdessen piekste der mich dermaßen fies, dass ich laut quietschte. „So und einen Chip hat sie nun auch. Hier sind die Daten, ich würde Milly bei Tasso anmelden, wenn sie mal verloren geht, kann dann schnell festgestellt werden, wo sie hingehört.“ Maria versprach, sich sofort darum zu kümmern. Die Vorstellung, dass ich verloren gehen könnte, fand sie doch zu schrecklich und sie empörte sich schrecklich über meine früheren Halter. Mir war es recht, auch wenn Silke mir leidtat. Ich bin mir sicher, sie hätte nicht gewollt, dass Gregor mich einfach aussetzt, aber Maria konnte das ja nicht wissen und so nutzte ich ihre emotionale Situation etwas für meine Altersvorsorge aus.

Milly con Carne

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