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Einleitung

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Irland wird seit Jahrzehnten als Europas grüne Ferieninsel vermarktet. Wenn man regelmäßige Besucher der Grünen Insel fragt, was ihnen an Irland so gut gefällt, werden die wilde, unberührte Natur und die freundlichen Menschen meist an erster Stelle genannt.

Die Realität ist wie so oft etwas komplizierter. Die irische Landschaft ist alles andere als wild und unberührt und einige Tausend Jahre menschlicher Besiedlung haben sehr deutliche Spuren hinterlassen. Was Irland aber von anderen Ländern unterscheidet, ist, dass diese Spuren ein Teil der natürlichen Landschaft wurden. Wer kann sich Irland schon ohne Steinmauern und grüne Felder vorstellen?

Die Geschichte des heutigen Irlands beginnt vor etwa 10.000 Jahren, als die eiszeitlichen Gletscher, die fast die gesamte Insel bedeckten, sich langsam zurückbildeten. Pflanzen und Tiere waren die Ersten, die Irland, das damals noch durch eine Landbrücke mit Schottland und Wales verbunden war, besiedelten. Die ersten Menschen, Jäger und Sammler, kamen vor etwa 8000 Jahren nach Irland und fanden eine Insel vor, die sich sehr vom heutigen Irland unterschied. Die gesamte Insel war bewaldet, vorwiegend von Eichen- und Nadelwäldern, von der Küste bis auf die höchsten Bergspitzen. Mit der Ankunft der ersten Bauern vor etwa 6000 Jahren begann die Verwandlung vom wilden Irland in das Irland, das wir heute kennen. Die Neuankömmlinge begannen Häuser zu bauen und Felder anzulegen. Dazu musste der Wald natürlich weichen, zum einen um Platz zu schaffen, zum anderen musste er als Baumaterial herhalten.


Enagh Lough, ein kleiner See im County Armagh, Nordirland.

28 mm · ISO 64 · Blende 16 · 1/10 s

Eine Klimaveränderung zu sehr feuchtem und warmem Klima löste die Entstehung der Decken- und Hochmoore aus, die in manchen Gegenden die Wälder regelrecht verschlangen. Das war der Anfang der irischen Landschaft, wie wir sie heute sehen.

Die dokumentierte Geschichte Irlands beginnt um das 5. Jahrhundert herum mit der Ankunft des Christentums in Irland, die dem irischen Nationalheiligen St. Patrick zugeschrieben wird. Das folgende Zeitalter wird oft als das Golden Age beschrieben. Die irischen Kirchen und Klöster wurden Zentren für Bildung und Kunst und zogen Studenten und andere Besucher aus ganz Europa an. Gleichzeitig zogen irische Mönche aus und gründeten Klöster auf dem ganzen europäischen Kontinent.

Während dieser Zeit bestand Irland aus vielen kleinen Königreichen, die sich oft gegenseitig bekämpften. Von Zeit zu Zeit erhob sich ein Hochkönig aus der Masse und versuchte Irland unter einer Krone zu vereinen, diese Episoden dauerten allerdings nie sehr lange. Diese Uneinigkeit machte es Eindringlingen natürlich sehr einfach, Unruhe zu stiften. Wikinger, vorwiegend aus Dänemark, unternahmen regelmäßig Raubzüge zu den reichen Klöstern. Später unterhielten sie feste Standorte entlang der Küste, um ihre Beutezüge zu vereinfachen, und die meisten von Irlands Städten begannen ihr Dasein als Wikingerhäfen: Dublin, Cork, Limerick, Wexford und Waterford. Viele Wikinger wurden sesshaft in Irland und vermischten sich mit der einheimischen Bevölkerung.

Bis zum 12. Jahrhundert fand die irische Geschichte ausschließlich in Irland statt. Die Uneinigkeit des Landes und die Unfähigkeit, einen starken Hochkönig für das ganze Land hervorzubringen, brachte die irische Geschichte allerdings auf eine verhängnisvolle Bahn. Einer der Anwärter auf den Rang des Hochkönigs, Diarmait MacMurchada, wurde im Jahre 1166 aus Irland verbannt und suchte Hilfe in England. Die englische Krone herrschte zu dieser Zeit bereits über Schottland und Wales und McMurchadas Hilfegesuch setzte eine Reihe von Ereignissen in Gang, die Irland für Jahrhunderte unter englische Herrschaft brachte.

Was folgte, waren fast 800 Jahre Unterdrückung und Rebellionen. Erst im Jahr 1922 wurde Irland offiziell unabhängig von Großbritannien, Nordirland allerdings zog es vor, Teil des britischen Imperiums zu bleiben. Der irische Freistaat wurde 1949 die Republik Irland und damit komplett unabhängig von Großbritannien.

Die Geschichte Nordirlands ist gekennzeichnet von dem andauernden Konflikt zwischen Loyalists (die vorwiegend protestantische Fraktion, die treu zur britischen Krone ist) und Nationalists (die vorwiegend katholische Fraktion, deren Ziel ein wiedervereinigtes Irland ist). Dieser Konflikt erfuhr seinen Höhepunkt in den Troubles, dem Bürgerkrieg, der zwischen 1969 und 1998 mehr als 3600 Todesopfer forderte.

Seit dem Karfreitagsabkommen (Good Friday Agreement) von 1998 ist Ruhe in Nordirland eingekehrt und heute erinnern nur noch die stark befestigten Polizeistationen und Wandmalereien an den Konflikt.

Diese Geschichte wurde Teil der irischen Landschaft. Von steinzeitlichen Dolmen-Gräbern, frühchristlichen Kirchen und mittelalterlichen Burgen bis hin zu den verlassenen kleinen Häusern, den Cottages oder auch Cabins genannt, die Spuren der irischen Geschichte finden sich überall und sind mit ein Grund, warum Fotografieren in Irland so interessant ist.

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