Читать книгу Sex im Dritten Reich - Carsten Krystofiak - Страница 6
ОглавлениеFotografie
Heiß begehrt war das Fotomagazin „Deutsche Leibeszucht“, das vor Nacktbildern wimmelte. Die Aktfotos wurden mit ideologischen und fototechnischen Begleittexten bemäntelt. Ab 1940 erschienen die Bilder dann ganz ohne Alibi-Kommentare. Die gewagten Aktfotos in den Großformat-Mappen der „Lichtbild-Kunstblätter“ mit Titeln wie „Enthüllte Schönheit“ erschienen sogar ohne Nennung der Fotografen.
Mit parteiamtlichem Segen zeigte auch das Heft „Geist und Schönheit“ regelmäßig nackte Damen bei „Körpergesängen ohne Musik und Bekleidung“, sogar in Farbe. Und selbst die SS-Hauszeitung „Das schwarze Korps“ druckte nackte Dünenszenen und neckische Wasserballspielerinnen ab. Natürlich nur zur Förderung arischer Anmut und Wehrkraft.
Stark homoerotisch ist der Bildband „Sieg der Körperfreude“ (1940), der kolonnenweise ganz- und halbnackte germanische Helden bei „Licht- und Luftbädern“ zeigt. Im Olympiajahr 1936 posierte der Schweizer Athlet Frick textilfrei für ein „Schaubuch“ mit dem Titel „Der männliche Körper“ (Für 1,20 Reichsmark). Derweil witzelten die Deutschen, „1 Röhm“ sei die Maßeinheit für Energie, die nötig sei, um einen jungen Mann auf 175 Grad zu erwärmen. (In Anspielung auf den homosexuellen SA-Chef Röhm und den Paragraphen 175, der homosexuelle Handlungen unter Strafe stellte.)
Auch die Werbung der damaligen Zeit ging an Tabugrenzen: In einer Anzeige für eine Enthaarungscreme spricht der Text zwar von „Nackenhaaren“, das Motiv zeigt aber auf den Schritt einer Rhönrad-Turnerin mit gespreizten Beinen. Mit dem Slogan „Schön braun“ warb auch das Sonnenschutzöl „Nivea Ultra“ in Reklameanzeigen mit hüllenlosen Bräunungsfans. Braun war beautiful. Und selbstverständlich wird auch der „Blendax-Max“ dank seiner strahlend weißen Zähne in den illustrierten Inseraten von attraktiven Damen umschwärmt.
Stetig wuchs die Zahl der Anleitungsbroschüren zur Aktfotografie für Amateure, die sogar Tipps enthielten, „wie man im Bekannten- oder Freundeskreis ein vorurteilsfreies weibliches Wesen findet…“ Für die „richtige Zusammenarbeit“ sei jedoch „die geistige Mitarbeit“ des Modells wesentlich. Pech für die Hobby-Aktfotografen: Ab 1939 blieben Kameras und Belichtungsmaterial zunehmend für die Front reserviert.