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Montag, 21. Mai 2007

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Seit Dienstag ist jetzt fast eine Woche vergangen. Claudia ist am nächsten Tag von der Intensivstation runter. Sie hat starke Wundschmerzen, Übelkeit, und musste sich übergeben. Das starke Fieber ist weg, aber Temperatur hat sie auch heute noch. Nach und nach ist sie von den Flaschen abgeklemmt worden. Sie hatte eine Schmerzpumpe, die sie selbst dosieren konnte. Der Katheter aus der Blase ist raus. Heute war ich Claudia nach der Arbeit besuchen. Ich war eigentlich ganz gut gelaunt. Als ich in das Zimmer kam, stand der Arzt von Station 10 am Bett.

 Das Fieber geht wohl nicht mehr weg.

 Die Schmerzen und die Gallenentzündung kommen von der Leber.

 In dieser Situation wird man keine Chemotherapie mehr machen.

Ich bin total geschockt. Das ist ein weiterer Schlag in die Magengrube. Claudia wirkt recht nüchtern und abgeklärt. Manchmal denke ich, sie fühlt, glaubt, weiß, dass ihre Zeit bald ausläuft. Ich will das glauben, was Dr. Farroch sagt. Auf der anderen Seite hat er Claudia seit Monaten nicht mehr gesehen. Claudia schluckt eine Schmerztablette. Sie bekommt etwas Sekret aus der Wunde abgesaugt. Der Arzt meint, es wäre nichts entzündet. Er gibt vorsichtshalber einen Abstrich davon in das Labor. Als ich Claudia heute verlasse, bin ich hoffnungslos.

Diese Woche kommt Claudia raus aus dem Krankenhaus. Eine weitere Verlegung auf Station 10 kommt für uns nicht mehr infrage. Den Urlaub werden wir absagen. Mal sehen, was die nächsten Wochen bringen. Mittlerweile ist es 11:20 Uhr. Ich habe geduscht, und schrecklich geheult bei der Vorstellung, Claudia zum Sterben nachhause zu holen. Ich will das einfach nicht!

Abends ist die Wohnung so still. Du fehlst mir zum Reden, Streiten, Lachen, Schweigen, Kuscheln. Zum Teilen von Freuden, Sorgen, Wissen, Erinnerungen, der Zukunft … ich glaube, ich sollte dir mal wieder einen Brief schreiben. Ich liebe dich, und das alles tut einfach nur weh. Ohne dich bin ich wie ein Stück Treibholz auf dem Meer, verloren.

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