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Starke und schwache KI

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Schwache KI ist auf die Lösung konkreter Anwendungsprobleme bezogen, menschliche Intelligenz wird im besten Fall nachgeahmt. Starke KI wird hingegen mit dem Anspruch verbunden, eine dem Menschen vergleichbare allgemeine und flexible Form der Intelligenz hervorzubringen. Die starke KI wirft die Frage auf, wann man einem System Intelligenz in einem menschlichen Sinn zuschreiben sollte.

In diesem Zusammenhang hat eine Versuchsanordnung namens Turingtest Berühmtheit erlangt. Alan Turing schuf mit der Turingmaschine die theoretischen Grundlagen des modernen Digitalcomputers. In den 1950er Jahren stellte er die These auf, dass ein künstliches System in einem menschlichen Sinn als intelligent zu gelten habe, wenn es ihm gelänge, einen menschlichen Gesprächspartner in einem Imitationsspiel davon zu überzeugen, dass es sich bei ihm um einen Menschen handelt.2 Da Mensch und Computer nur über ein Display miteinander kommunizieren, wird von den äußerlichen Merkmalen der Beteiligten in dieser Situation abstrahiert. Dies soll Vorurteilen vorbeugen, die sich aus der mechanischen Erscheinungsweise einer Maschine ergeben. Bis heute gibt es allerdings kein künstliches System, das den Turingtest zweifelsfrei bestanden hat.

Trotzdem gilt der Test manchen sogar als zu schwach, da er allein auf der Verhaltensbeobachtung in einem bestimmten Zeitfenster basiert. Das öffnet die Tür für allerlei Täuschungsmöglichkeiten und Tricks. So trat im Jahr 2014 das russische Computerprogramm Eugene mit dem Anspruch auf, den Test bestanden zu haben. Allerdings dauerte der Test nur fünf Minuten, und das System gab sich als einen 14-jährigen Jungen aus der Ukraine aus, um sprachliche Unzulänglichkeiten und mangelndes Weltwissen zu kaschieren. Wie wir sehen werden, sind wir allzu leicht bereit, künstliche Systeme als emotionale Wesen wahrzunehmen, auch dann, wenn sie über keinerlei Gefühle verfügen.

Ursprünglich bezog sich der Begriff der künstlichen Intelligenz auf Computer allgemein. Heutzutage wird der Begriff jedoch häufig in einem engeren Sinn zur Bezeichnung neuronaler Netze verwendet, die den Neuronenverbänden im menschlichen Gehirn nachempfunden sind. Hierbei handelt es sich eigentlich um eine Methode der KI, die auch unter dem Begriff des maschinellen Lernens firmiert, jedoch oft als Synonym für künstliche Intelligenz allgemein steht. Im Wesentlichen fußt das Verfahren darauf, mit Hilfe neuronaler Netze Muster in großen Datenmengen zu erkennen. Obwohl künstliche neuronale Netze mutmaßlich anders lernen als Menschen, ist es dennoch aufgrund ihrer hohen kognitiven Leistungsfähigkeit gerechtfertigt, von künstlicher Intelligenz im schwachen Sinn zu sprechen. Allerdings handelt es sich nicht um eine allgemeine Intelligenz im menschlichen Sinn, die auf die unterschiedlichsten Problemfelder anwendbar ist, wie sie die starke künstliche Intelligenz anstrebt.

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