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9. Olivenfest

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2016 hatte ich gerade mit dem Olivenfest aufgehört, das ich seit 2006 auf dem Dorfplatz von Libre, einem Weiler bei Breil, organisierte. Mein Bruder Morgan und ich hatten es ins Leben gerufen, um die reiche Ernte zu feiern. Ich war sehr überrascht gewesen, dass es dieses Fest im Royatal, dem Land der Oliven, nicht gab. Weil wir überzeugt sind, dass Menschen Anlässe brauchen, sich zu treffen, haben wir das ganze Dorf zum Essen eingeladen. Morgan opferte ein Zicklein, das sich am Spieß drehte, und es gab Musik – ein richtiges okzitanisches balèti.

Anfangs kamen vor allem unsere Freunde. Dann dauerte das Fest jedes Jahr ein Wochenende lang und wurde immer größer. Am Ende wurden mehr als sechshundert Besucher gezählt, es gab Konzerte von sieben Uhr abends bis drei Uhr morgens: Punk, Jazz, Ska, Rock, Electro … Viele warteten ungeduldig auf das selbstverwaltete Fest, das die Landwirtschaft und eine andere Art zu produzieren und zu konsumieren symbolisierte. Wir haben es nie geschafft, die örtlichen Bauern zum Mitmachen zu bewegen, nur einige von ihnen kamen. Sie hatten immer das Gefühl, überrannt zu werden, und fanden alle möglichen Ausreden, um uns zu entmutigen.

Wir Organisatoren waren zu dritt. Dutzende Freiwillige kümmerten sich spontan um die Bar, die Kasse und das Saubermachen. Jeder kannte seine Aufgabe, nur das Rathaus nicht, das sich weigerte, uns die gemeindeeigenen Tische und Stühle zur Verfügung zu stellen, und Genehmigungen nur schleppend erteilte. Aber wir hatten die Gendarmen auf unserer Seite, so entstanden gute Beziehungen, die uns später nutzten, wenn wir Exilierten halfen. Sie sagten: »Auch wenn der Herr Bürgermeister sich zurückhält, euer Fest ist vorbildlich. Seit es dieses Fest gibt, hatten wir nie eine Schlägerei oder irgendeinen Unfall, im Gegensatz zu den traditionellen Festen im Tal. Ihr seid auch die Einzigen, die uns über die Organisation auf dem Laufenden halten.«

Wir hatten eine Initiative gegründet, Aux Arbres (Für die Bäume), selbst finanziert und unsubventioniert. Wir wollten unabhängig sein, was sich bei einem Budget von knapp zehntausend Euro als sehr schwierig erwies. Wir hatten eine gute Idee: Bier. Die Bar ist der Schlüssel zum Erfolg. Wir kauften in Deutschland Druckfässer mit Bier, das wir immer wieder auffüllten und an andere Initiativen für andere Events weiterverkauften. Ich verbrachte meine Wochenenden damit, Festivals und Konzerte zu beliefern – eine Heidenarbeit. Man musste vor Beginn da sein, die Zapfanlagen kontrollieren, Dutzende Fässer eigenhändig ausladen, die Bar organisieren und bis zum Schluss warten, um alles wieder in den Lieferwagen zu laden, ins Royatal zurückzufahren, alles wieder abzuladen und in die Vereinsräume zu bringen. Oft kam ich erst in der Morgendämmerung nach Hause.

Diesen hektischen Rhythmus hielt ich ein paar Jahre durch. 2016 hörte ich auf, ich war es leid, mich ständig mit dem Bürgermeister und mit Nachbarn rumzustreiten, die wegen des Lärms schimpften, und mit den Initiativen, die Monate brauchten, um uns das Bier zu bezahlen. Diese freiwillige Arbeit zehrte an meiner Zeit und an meiner Arbeit als Bauer, ich hatte die Welt der Initiativen satt, ich wollte wie alle anderen mit den Händen in den Taschen zum Fest erscheinen und in vollen Zügen genießen.

Mit dem Fest aufzuhören, das ein wenig mein Baby war, fiel mir schwer. Ich hatte es auf die Welt kommen und groß werden sehen, und nun ließ ich es sterben. Aber als der Entschluss gefasst war, fühlte ich mich befreit – ohne zu wissen, dass ich mich bald in ein anderes kollektives Abenteuer stürzen würde. Der Vorteil war, dass ich zehn Jahre lang gelernt hatte, für sechshundert Personen zu planen, wo sie pinkeln, schlafen, essen und trinken konnten – Probleme, mit denen ich bald wieder konfrontiert wäre.

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