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Kapitel 3

»Wir haben den Auftrag. Ich glaub’s nicht, Ray, wir haben ihn wirklich!« Patt war in ihrer Euphorie kaum zu bremsen und tanzte überglücklich quer durchs Büro.

Ray konnte sich über diesen errungenen Sieg nicht freuen. Die Vision, die ihm durch den kurzen Handschlag übermittelt wurde, ließ ihn nicht mehr los. Pausenlos erfassten ihn Dooleys abstoßenden Erinnerungen und er konnte seine Wut kaum im Zaum halten.

Er wollte am liebsten sofort hinter ihm her. Wenn er ihm jetzt schnell folgen würde, könnte er ihn vielleicht einholen. Er würde sicher an einer Ampel anhalten müssen und Ray könnte die Sache schnell im Auto erledigen. Oder er besuchte ihn zu Hause und wartete, bis die Nacht anbrach, um ihn im Schlaf zu überraschen.

Doch was machte er mit dem Sicherheitspersonal? Ein Mann wie Dooley hatte vermutlich etliche Leute, die ihn sorgfältig bewachten, um böse Überraschungen von ihm fernzuhalten. Er könnte auch einfach klingeln, sie waren ja nahezu Geschäftspartner. Andererseits war da aber noch seine Familie.

Seiner unschuldigen Frau Emily und den Mädchen durfte nichts passieren. Immerhin waren sie schon genug gestraft damit, dieses abnorme Schwein zum Vater und Ehemann zu haben.

Die zahllosen Möglichkeiten, Dooley zur Strecke zu bringen, ließen Rays Verstand kaum noch Platz, um zeitgleich Patt zuzuhören.

»Was ist los, alles in Ordnung?« Eine tiefe Furche schnitt sich senkrecht durch Patts Stirn, als sie ihn besorgt ansah.

»Alles okay!«, log er ungeschickt.

»Mach mir nichts vor, was hast du gesehen?«

Ihm war klar, dass es keinen Sinn machte, sie anzulügen. Auch wenn er ziemlich talentiert auf diesem Gebiet war, konnte er ihr einfach nichts vorspielen.

Patt wusste immer, wenn er etwas ausgefressen hatte und las in seinem Gesicht, wie er in den Erinnerungen anderer Menschen.

Bei Fremden klappte das um einiges besser. Ohne seine kleinen Notlügen wäre er wahrscheinlich keinen einzigen Tag über die Runden gekommen. Alleine schon bei seinem Alter musste Ray immer mogeln, damit er überhaupt ernst genommen wurde. Ganz zu schweigen von seiner Herkunft und der kontinuierlichen Notwendigkeit, den Körperkontakt mit anderen Menschen zu vermeiden.

»Ray, ich höre …«, forderte Patt jetzt in einem forscheren Ton.

»Er ist ein perverses Dreckschwein, er steht auf kleine Mädchen.«

Ihr klappte die Kinnlade runter. »Du meinst, Jack Dooley vergewaltigt Kinder?«

Rays verrohter Gesichtsausdruck und seine pumpende Atmung ließen Patt frösteln. Der Klimawandel setzte ein. Genau jetzt – hier in diesem Büro.

»So könnte man es ausdrücken. Es muss eine Art illegales Bordell gewesen sein, ein Rattenloch. Er hatte dem Mädchen Geld hingeworfen, nachdem er mit ihr fertig war. Wahrscheinlich ist ihm dabei gleich ein zweites Mal einer abgegangen. Sie hatte geblutet. Überall war Blut, verstehst du?« Ray ballte die Fäuste. Und es sah beinahe so aus, als würde er die Zähne fletschen.

Patt schüttelte sich. »Hat er sie geschlagen?«

»Vermutlich.«

Ihr wurde ganz übel, wenn sie darüber nachdachte.

»Du hättest die Angst im Gesicht der Kleinen sehen sollen!« Sofort versetzte ihn das Gespräch mit Patt wieder in den schäbigen Raum mit dem Bett in der Mitte. Diese Flashbacks würden ihn noch den ganzen Tag verfolgen …

Zögernd und voller Abscheu sah er sich nun noch mal genauer um in seiner Vision. Seine Aufmerksamkeit fiel auf das abgenutzte kleine Schränkchen neben dem Bett. An einer Ecke der Schublade konnte er ein bronzefarbenes Schild erkennen, in das der Rost seine Zähne geschlagen hatte. „Eigentum des Erziehungsheims Hilton-Pasadena“.

Ray konnte es nicht fassen. So einen Schrank hatte er auch einmal besessen.

Natürlich konnte sich dieses Gefängnis niemals in Hilton befunden haben. Aber waren es Kinder aus seinem ehemaligen Heim, die man in dieser Zelle der zahlungswilligen Kundschaft zum Sex anbot?

Zum Glück holte ihn Patts Stimme wieder aus diesem abscheulichen Déjà-vu.

»Um Himmels willen Ray, das ist ja furchtbar. Wir müssen sofort zur Polizei!«

»Und was soll ich denen erzählen? ›Hallo Officer, ich habe in Jack Dooleys Erinnerungen gestöbert und gesehen, wie er irgendwann mal ein junges Mädchen zum Sex gezwungen hat. Nein Officer, mit Erinnerungen meine ich keine Beweisfotos, ich habe es in seinen Gedanken gelesen. Bitte verhaften Sie diesen Mann!‹ Die lassen mich doch einweisen!«

Es war einfach irrsinnig, auch nur an ein derartiges Gespräch zu denken. Wahrscheinlich würde man ihn selbst festnehmen anstatt Dooley.

Dieses Arschloch war steinreich. Die halbe Stadt hörte auf sein Kommando und kein Polizist oder Staatsanwalt würde sich ihm jemals in den Weg stellen.

»Du willst doch nicht …« Patt ließ den Satz offen stehen.

»Ich weiß nicht, was ich tun werde. Jedenfalls muss diesem Pädophilen das Handwerk gelegt werden. Er wird nie wieder ein Mädchen anfassen, dafür werde ich schon sorgen.«

Abermals überfiel Ray eine Welle des Zorns und Bilder verschiedenster Mordvarianten tanzten sarkastisch durch seine Gedanken. Beschämt versuchte er, das rachelüsterne Grinsen zu unterdrücken, welches sich auf seinen Lippen ausbreiten wollte.

»Schluss jetzt! Ray, so kann es nicht weitergehen. Du hast schon zu oft die Grenzen überschritten. Hör endlich auf, ständig dein Glück herauszufordern. Irgendwann werden sie dich schnappen. Werd endlich vernünftig, Junge. Ich werde nicht für dich lügen, wenn die Polizei vor der Tür steht.«

Patt war stinksauer. Ihre Lippen zitterten vor Wut und eine dicke, blaue Ader pulsierte auf ihrer Stirn. Das rhythmische Pochen hypnotisierte ihn geradezu und er hatte Schwierigkeiten, Patt weiter zu folgen.

»Ich mache mir Sorgen um dich, geht das in deinen Schädel? Das alles bist nicht du. Ich weiß, du bist ein anständiger Junge und hinter all dem steckt auch ein guter Gedanke, du willst den Menschen helfen.«

»So wie Bob Geldof?«, fiel Ray ihr genervt ins Wort. Patts Gesichtsfarbe wechselte jetzt von Rot ins Purpurne.

»Steck dir den Zynismus in deinen Allerwertesten. Das ist kein Spaß mehr, kapierst du das nicht? Du ziehst nicht los und verprügelst jemanden … du gehst zu weit!«

»Das sind keine Menschen, jedes Tier hat mehr Anstand und Moral als diese Bastarde. Und hast du selbst nicht immer gesagt, ich hätte eine Gabe? Vielleicht ist ja genau das meine Bestimmung.«

»Du weißt genau, dass es nicht das war, was ich damit gemeint habe!« Patts Blick wurde traurig. Sie ließ sich nach hinten fallen und das Leder ihres Bürostuhls quietschte, als würde dieser ihre Kapitulation herausposaunen.

Sie wusste genau, wieso Ray kaum einen Morgen ausgeschlafen ins Büro kam. Nie sprachen sie darüber, trotzdem wusste sie es. Schon komisch, wenn ständig Leute verschwanden, denen er kurz zuvor begegnet war. Nachts wanderte er durch die Kneipen der Stadt, um mit reichlich Alkohol, seiner Courage auf die Sprünge zu helfen. Dann zog er los, um die Welt zu retten. Das redete er sich zumindest ein.

Voller Heldenmut stattete er seinen perversen Freunden einen kurzen Besuch ab. Er nahm sie sich vor. Einen nach dem anderen dieser Verbrecher holte er sich.

Oft genügte es, ihnen Angst einzujagen.

Man konnte sich vorstellen, wie sich jemand fühlte, wenn plötzlich ein junger Bengel – bestenfalls im Anzug – mit gezogener Waffe vor einem stand und von Dingen erzählte, die niemand sonst wissen konnte.

Der seine normwidrigen Schandtaten so detailgetreu ausplauderte, als wäre er selbst dabei gewesen. Es war so erbärmlich, sie dann um Gnade winselnd auf den Knien zu sehen. So weinerlich und schwach.

Der Rotz lief ihnen aus der Nase und sie waren nur noch jämmerliche Schatten ihrer selbst. Plötzlich versprachen sie, ihr Leben zu ändern. Sie wollten sonntags zur Kirche gehen, obwohl Ray bezweifelte, dass Gott sich über ihren Besuch freuen würde. Sie zückten die dicken Scheckhefte – einige stellten sich sogar freiwillig der Polizei und erstatteten Selbstanzeige.

Im Gegensatz dazu gab es da aber auch noch die richtig Gestörten. Geisteskranke Serienkiller und Kinderschänder. Soziopathen, denen nicht mehr geholfen werden konnte. Anfangs ließ er sie laufen und sorgte dafür, dass die Polizei sie fand.

Doch das amerikanische Rechtssystem war ein Witz. Aus Mangel an Beweisen wurden sie wieder freigelassen, ehe man bis drei zählen konnte. Das durfte und konnte er doch nicht zulassen. Also gab er ihnen das Einzige, was sie verdienten.

Natürlich bemühte er sich, die Sache schnell hinter sich zu bringen. Auch wenn dieser Abschaum ein grausames Ableben verdient hatte, wollte er nicht genauso gnadenlos sein und erledigte sie schnell und schmerzlos. Zumindest soweit ihm dies gelang.

Er hatte immer noch Mühe, seine Kraft zu kontrollieren, wenn er zu impulsiv wurde. Selbst nach Jahren der Übung verlangte es ihm einiges ab. Das Ganze forderte jedoch seinen Tribut. Hatte er es bis zum Schluss durchgezogen und die Mistkerle unter die Erde befördert, kamen die Erinnerungen daran oft erst Tage oder Wochen später.

Sein Kopf war wie eine Schleuse, die wartete, bis das Wasser hoch genug stand, bevor die Dinge, die sein Unterbewusstsein vor ihm verbarg, passieren durften. Nie wusste er, wann genau sich sein Verstand wieder öffnen würde. Und wenn die Erkenntnis kam, schlug sie ein wie eine Bombe und bescherte ihm körperliche und seelische Qualen.

Mit den Schmerzen konnte er umgehen. Sie gehörten zu seinem Alltag wie das morgendliche Zähneputzen.

Nein, Ray zahlte einen weitaus höheren Preis für seine wiederkehrende Erinnerung, denn er musste mit dem leben, was er getan hatte.

ώώώ

Im Radio kamen die Nachrichten zur vollen Stunde. Es gab erneut Anschläge im nordafghanischen Kunduz und wieder hatten es Terroristen auf eine US-Basis abgesehen.

Nun berichtete der Nachrichtensprecher im lokalen Teil von dem Toten, der im Griffith Park aufgefunden wurde. Die erste Leichenschau ergab, der Mann kam durch eine durchtrennte Schlagader am Hals ums Leben und hatte weitere schwerwiegende Verletzungen im Gesicht.

Nun gab man auch der Öffentlichkeit seinen Namen bekannt.

„Levy Gumb“.

Ein lautes Ächzen rollte über Rays Lippen, als das kochende Blut in seinen Kopf schoss. Levy Gumb … er kannte diesen Mann, er kannte ihn gut.

Oh, verfluchte Scheiße.

Seine Beine brachen unter dem Gewicht seines zitternden Körpers zusammen und er fiel auf die Knie, als sein Alter Ego – vollgepackt mit Erinnerungen – über ihn hinweg fegte …

Levy arbeitete im Supermarkt um die Ecke. Dieser Kerl sah aus wie geleckt und versprühte ein Charisma, vor dem sich kein Mensch retten konnte. Ray mochte ihn auf Anhieb. Sie plauderten und scherzten gerne, wenn er ihm beim Einkaufen begegnete. Meistens traf man Levy am Zeitungsregal, wo er penibel für Ordnung sorgte. Er war ein richtiger Freak, was die Anordnung der Magazine betraf. Das Ganze hatte schon beinahe manische Züge.

Kürzlich, ein paar Minuten vor Ladenschluss, lud er Ray mal wieder spontan auf ein Bier ein und dieser nahm die Einladung nur zu gerne an. Es war selten, dass er sich in der Gesellschaft einer anderen Person – mal abgesehen von Patt – so wohlfühlte. Aus dem einen Bier wurde dann ein wahrer Marathon durch die Bars der Stadt.

Sie hatten viel Spaß an diesem Abend und waren total auf einer Wellenlänge. Ihnen gefiel dieselbe Musik, sie liebten Horrorfilme und drehten sich nach den gleichen Frauen um. Ray eher, um normal zu wirken. Der Anblick einer schönen Frau erregte ihn nicht. Es war für ihn, als würde er sich ein Designer-Möbelstück ansehen. Man begutachtete es von allen Seiten und stellte am Ende fest, dass man weder Verwendung dafür hatte noch das nötige Kleingeld.

Als Ray sich bei ihrem Absacker in einem irischen Pub an einer Glasscherbe geschnitten hatte und Levys bloßer Finger nur einen Millimeter seiner ungeschützten Haut berührte, um die Wunde zu versorgen, sah er es. Sein kleiner Traum von einer dicken Männerfreundschaft zersprang, wie die heruntergefallene Bierflasche zuvor.

»Ich bin hier, um zu jagen«, erzählte Levy mal einem älteren Ehepaar, das sich den Stellplatz mit ihm teilte. Und diese Aussage traf es auf den Punkt. Er jagte. Nur war er nie auf der Suche nach Elchen oder Bären. Er war auf der Pirsch nach Frauen. Nach jungen, schönen Frauen. Doch er wollte sie nicht mit dem von Ray so geliebten Charme erobern. Er wollte sie besitzen – er wollte alles, was sie ausmachte, zerstören.

In der Nähe der Hotsprings bei Banff, Kanada, gab es einen kleinen Campingplatz, auf dem viele Touristen nachts ihre Lager aufschlugen. Dort suchte er sich jedes Jahr seine Beute. Er hatte eine nette Familie kennengelernt, die genau seinen Erwartungen entsprach.

Es war dunkel und die Mädchen schliefen tief und fest im Zelt neben dem Wohnwagen ihrer Eltern, als Levy vorsichtig den Reißverschluss öffnete. Behutsam drückte er der schlafenden Terry einen in Äther getränkten Lappen auf Mund und Nase. Sie hustete kurz auf und sank dann in einen tieferen Schlaf. Sicherheitshalber betäubte er auch ihre kleine Schwester.

Er verfrachtete Terry in seinen Wohnwagen und fuhr eilig, aber so leise es ging, davon. In einem Waldgebiet bei Mount Norquay machte er schließlich halt und trug das gefesselte Mädchen ins Dickicht. Terry war mittlerweile aufgewacht und wollte schreien, doch mit dem Klebeband auf ihren Lippen brachte sie keinen Ton hervor. Zweige und Sträucher schlugen dem Kind ins Gesicht und zerkratzten ihr die Haut.

Levy trug sie zu einem umgestürzten Baum und band ihre Hände über dem Kopf an einer Astgabel fest. Die rostigen Ketten waren fest im Holz verankert, er war nicht zum ersten Mal in Begleitung dort. Das morsche Holz zerschrammte Terry den Rücken, als sie vergebens versuchte, sich zu befreien.

Mit seinem Jagdmesser schnitt Levy ihr Knopf für Knopf vom Schlafanzug. Er ließ sich Zeit. Sein sonst so freundliches Gesicht verzog sich zu einer psychopathischen Maske und seine Augen leuchteten vor Lust, als er sie betrachtete. Er schnüffelte an Terry herum wie ein wilder Hund und leckte ihr feucht über das angsterfüllte Gesicht. Ruckartig zog er das Klebeband von ihrem Mund und legte ihr sanft seinen Finger auf die Lippen.

»Schreien nützt nichts, mein kleiner Schmetterling. Hier draußen hört uns nur der Wald.« Ihr Herz klopfte wie verrückt.

»Wirst du mich umbringen?« Terrys Frage war eher eine Feststellung, und als ihr das bewusst wurde, schrie sie so laut sie konnte, bis Levys Hand auf ihrem Mund sie daran hinderte. »Gewiss werde ich dich töten, mein Schmetterling, aber lass uns erst noch ein wenig Spaß miteinander haben.« Dann begann er mit seinem grausamen Vorhaben.

Mit der Messerspitze glitt er über ihren unschuldigen Körper. Die scharfe Klinge liebkoste ihre Haut und er stoppte zwischen ihren winzigen Brüsten und umkreiste die rosafarbenen Spitzen. Er leckte sich die Lippen, als er die Schneide fester gegen ihren Körper drückte und ihr langsam das Fleisch zerschnitt.

Terry wollte sich wehren, wollte nach ihm treten, doch die Schmerzen waren zu erdrückend und lähmten sie. Tränen rannen über ihr Gesicht und Levy küsste sie zärtlich von ihrer blutigen Wange.

Immer mehr quälend langsame Schnitte fügte er ihr zu. Je mehr Blut aus den Wunden quoll, desto heftiger schlug sein Herz. Levys Mund füllte sich mit Speichel, seine faunischen Augenlider flackerten verzückt. Sie erregte ihn so sehr. Mit jeder neuen Verletzung überwältigten mehr Endorphine seinen Geist. Er schluckte und hatte Mühe, sein Verlangen zu zügeln. Er wollte es doch langsam angehen lassen.

Das Mädchen war nun vollkommen nackt und glasiert vom eigenen Blut. Doch Levy achtete darauf, nicht zu tief zu schneiden. Er beherrschte sein Handwerk perfekt. Genüsslich spreizte er ihre Beine und öffnete anschließend seine Hose. Die Spitze seines Geschlechts glänzte feucht, voller Vorfreude auf das, was noch kommen würde. Er stöhnte, als er sich ein Kondom überstreifte und seine Hand an sich niedergleiten ließ.

Mit dem Messer schnitt er tief in ihre Leiste und ein warmer, roter Strom ergoss sich zwischen ihren Schenkeln. Er wusste genau, wofür, er war ja kein Anfänger.

Wieder und wieder schändete er das zierliche Mädchen, stieß tief in sie hinein und hörte auch währenddessen nicht auf, sie mit dem Messer zu bearbeiten.

Terry sah ihm die ganze Zeit über in die Augen, was Öl in sein triebhaftes Feuer goss. Sie war so ausgezehrt vor Schmerzen, dass sie nicht mal mehr versuchte, zu schreien.

»Willst du noch mehr, mein kleiner Schmetterling?«, keuchte Levy, noch deutlich erregt.

»Töte mich, bitte töte mich …«, flehte das Mädchen kraftlos. Sie wollte nicht mit dieser Schande leben. Levy lächelte sie diabolisch an und küsste sie auf die Stirn. Es war der Kuss des Todes. Dann stach er ihr das Messer mitten ins Herz. Mit einem fast glückseligen Seufzen verschwand das Leben aus Terrys geschundenem Körper.

Ihre Leiche wurde Wochen später von Wanderern gefunden. Schwarzbären hatten sie ausgegraben und fraßen sich satt an den faulenden Innereien. Sieben weitere Mädchen hatte Levy während seines vierwöchigen Streifzugs durch die Berge getötet und nicht einen einzigen Hinweis auf deren Mörder hinterlassen.

All diese Informationen erhielt Ray mit nur einer kurzen Berührung. Es war, als würde in diesem Moment die Zeit stillstehen, während er stundenlang die Geschehnisse beobachten konnte.

Als er sich wieder, zurück aus Levys Gedanken, in der Bar befunden hatte, ekelte er sich vor sich selbst. Wie konnte man sich nur so in einem Menschen getäuscht haben? Waren etwa alle Menschen schlecht? Oder war er es, der die ganzen Perversen anzog? Gab es sie nur in seinem unmittelbaren Umfeld? Wieso er? Wieso musste er das alles wissen? Warum konnte er kein scheißnormales, langweiliges Leben führen, ohne sich jeden Tag im eigenen Horrorfilm wiederzufinden?

»Was ist los, Ray, sitzt dein Pflaster zu eng?«, wollte Levy von ihm wissen.

Ray hatte sich beherrschen müssen, ihn nicht auf der Stelle, vor allen Leuten in Stücke zu reißen. »Ja, alles bestens, ich kann nur kein Blut sehen«, sagte er indes. Levy tätschelte Rays Wange mit seinen Mörderhänden und ihm selbst stieg die Galle hoch.

Wie von einer Tarantel gestochen war er danach aus dem Lokal geflüchtet. An der frischen Luft wollte er sich beruhigen. Alles, woran er vorbei gelaufen war, hatte er benennen müssen: Baum, Mülleimer, Briefkasten, Bank, Hydrant, Hundescheiße …

Er füllte seinen Kopf mit sinnlosen Bildern, Worten, Liedern und Erinnerungen. Er wollte ihn so mit Informationen vollstopfen, dass kein Platz mehr blieb, um an Levys Campingausflug zu denken.

Doch wie Blitze erschien zwischen all den Gedanken und Informationen immer wieder Terrys Gesicht und eine innere Stimme flüsterte ihm zu, was zu tun war.

Vergessenes Blut

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