Читать книгу Perlende Lust - Chloé Césàr - Страница 9
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Von: Noella
An: Patrick
Betreff: erotische Story von Mona Berger.
Hahaha ...
Aber hallo!
Was für Fantasien sich da unter den blonden Wuschellocken verbergen ... Kann es sein, dass Du selbst gerne so ein kleines Abenteuer erleben würdest, Sunnyboy?!
Oder hast Du es etwa tatsächlich selbst erlebt?
Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr glaube ich, dass dem so ist ...
Nein, ich erwarte weder eine Beichte noch ein Dementi!
Ich teile Dir bloß meine Gedanken mit. Und da Gedanken bekanntlich frei sind, erwarte ich von Dir für diesen meinen Vertrauensvorschuss die entsprechende Reaktion. Das soll heißen, Du nimmst meine Aussagen wertfrei zur Kenntnis, ohne mir Eifersucht (denn das ist es nicht!) oder eine schmutzige, überbordende Fantasie vorzuwerfen, und versuchst im Gegenteil einfach mal, Dich in meine Lage zu versetzen.
Was würdest Du an meiner Stelle denken, hm?
So, das war’s auch schon hierzu ...
Ansonsten gefällt mir die Geschichte recht gut. Du scheinst tatsächlich Talent zum Schreiben zu haben, Patrick.
Dumm ist jetzt bloß — auch dies dämmert mir gerade, während ich diese E-Mail an Dich in die Tasten hämmere —, ich weiß tatsächlich nicht mehr, ob ich nach dieser Lektüre Dein Tage-Episoden-Buch noch ernst nehmen kann und soll!
Verstehst Du ... die paar Geschichten, die ich in jener Nacht in Key West daraus gelesen habe, könnten allesamt ebenfalls erotische Storys für dieses Blatt gewesen sein. Vielleicht waren es die von Redakteur Heinz abgelehnten Geschichten, allesamt aus männlicher — nämlich Deiner — Sicht heraus geschrieben? Könnte immerhin sein, oder?
Jedenfalls kenne ich mich jetzt wieder mal überhaupt nicht mehr aus mit Dir, Patrick-Sunnyboy!
Findest Du das gut, mich so zu verwirren?
Ich habe allmählich den Verdacht, Du willst mich so verunsichern, damit ich Tag und Nacht bloß an Dich denken und über alles nachdenken muss — und somit überhaupt keine Zeit mehr habe, mich neben der Abschlussarbeit auch noch ein paar vergnüglicheren Dingen zu widmen. Ausgehen oder anderen Abenteuern zum Beispiel.
Da dachte ich Schäfchen doch glatt, Dich besser kennen zu lernen, als ich Dich um einen weiteren Auszug aus Deinem ominösen Tagebuch bat.
Raffiniert eingefädelt mit dieser Sascha-Renate-Geschichte, fürwahr!
Da fällt mir ein, Du hattest ja tatsächlich eine Renate-Episode, damals in Berlin. Die habe ich nämlich gelesen.
Es handelt sich doch hoffentlich nicht um dieselbe RENATE?
Oder etwa doch?????!!!!!
Ach, mir schwirrt der Kopf, ich will einfach nicht mehr weiter daran denken, immerhin habe ich bald eine Examensarbeit abzuliefern.
Untersteh Dich im Übrigen bloß nicht, mir ETWAS aus Frisco zu schicken!
Wäre ja noch schöner, mich mit einem künstlichen Schwanz beglücken zu wollen!
Ich stehe ausschließlich auf »Natur pur«, mein Lieber!
So, und jetzt muss ich Schluss machen, ich habe bereits wieder viel zu viel Zeit damit zugebracht, mich Dir und Deinen schmutzigen Ideen zu widmen, dabei brennt mir die Zeit unter den Nägeln, morgen früh habe ich einen Termin beim Prof ... jawoll, dem mit den interessanten grauen Schläfen, er will einen »ersten Einblick« in meine Arbeit nehmen. Das ist so üblich und erspart dem Lehrkörper später Zeitverlust, falls der eifrige Student sich im Thema vergaloppiert hat. Es bleibt dann nämlich noch genügend Zeit, die Zügel herumzureißen.
Ciao, Miau, Miau ...
Noella — die sich fragt, wieso sie sich ausgerechnet von einem wie Dir die Hormone hat durcheinanderwirbeln lassen.
PS
Und prompt ist mir jetzt noch etwas Wichtiges eingefallen — so geht es mir immer, wenn ich eigentlich dringend arbeiten müsste!
Also: Vielleicht sollten wir beide mal ein gemeinsames Buchprojekt für die Zukunft anpeilen, was meinst Du?
So eine erotische Episodensammlung — ich steuere freizügige Episoden aus der weiblichen Sicht bei, Du aus männlicher.
Ich bin nämlich schon lange tierisch neugierig: Wie fühlt es sich eigentlich an für einen Mann?
Wenn er eindringt in eine warme, feuchte Muschi, die ihn freudig erwartet ...
Oder: wenn er —wie Du in unserer Champagnernacht auf den Bahamas — an seiner Herzensprinzessin mit einer prickelnd gefüllten und noch dazu offenen Flasche herumspielt, hm?
Was magst Du dabei empfunden haben, das habe ich mich seither tatsächlich schon oft gefragt in den vielen einsamen Nächten.
Was ich empfunden habe, weiß ich ja nur zu genau — und Du aus meiner letzten Mail mittlerweile auch. Aber ich armes Ding habe keinen Schimmer davon, was dabei in Dir ablief.
Meine Idee fürs Buch wäre nun Folgende: Du beschreibst mal ganz genau — gerne auch zunächst in einer E-Mail —, wie das so war für Dich.
Und schon hätten wir die erste weiblich/männlich doppelt erzählte heiße Episode für unsere Sammlung. Aus beiden Blickwinkeln.
Ich bin überzeugt davon, viele glücklich und auch weniger glücklich verliebte Pärchen würden sich ein solches Buch mit Freuden kaufen. Und gemeinsam lesen, ausprobieren und dazuerfinden ... Ach, es tun sich da ungeahnte Möglichkeiten auf, wenn man erst mal anfängt, darüber nachzudenken. Was meinst Du, Patrick????
Von: Patrick
An: Noella
Betreff: erotische Episoden ...
Herzensprinzessin,
wow!
Sollte ich jemals daran gezweifelt haben (was NIE der Fall war!), dass DU es bist, dann hätte mir Deine gestrige Mail den Kopf schleunigst wieder geradegerückt!
Deine Buch-Idee ist einfach fabelhaft, erst recht aber die Aussicht, so eng und vor allem intim mit Dir zusammenzuarbeiten, eines Tages, der hoffentlich in nicht allzu weiter Ferne liegt.
Du willst also wissen, was ich »dabei« empfinde? Das gefällt mir! Außerdem wüsste ich umgekehrt auch immer gerne, was Du wirklich »dabei« empfindest!
Lass es uns also gemeinsam herausfinden, wir werden eine Menge S-Experimente durchführen müssen bis zum erfolgreichen Projektabschluss, haha!
Ich bin dabei, dabei, dabei ... besser: Ich kann es kaum erwarten.
Übrigens liegst Du mit Deiner Befürchtung hinsichtlich meines Tagebuchs falsch!
Es ist und bleibt mein Tagebuch, angefüllt mit persönlich erlebten Episoden!
Ich will nicht abstreiten, dass meine Aufzeichnungen mir natürlich damals beim Verfassen der erotischen Kurzgeschichten geholfen haben, aber meistens habe ich doch einfach drauflosfabuliert. Und meiner Fantasie freien Lauf gelassen. Mein damaliger Job in einer kleinen Bar in Hannover — ausgerechnet ... ja, ich weiß — langweilte mich schon nach kurzer Zeit, war aber so gut bezahlt, dass ich wild entschlossen war, ihn ein volles Jahr lang zu machen. Ich wollte — und habe es auch geschafft — Geld sparen (nicht zuletzt auch mit Hilfe der gedruckten Storys), um mir den Flug und einige Wochen Urlaub in den USA leisten zu können. Wollte doch herausfinden, wie es wäre, hier drüben zu arbeiten, Europa mal für eine Weile zu verlassen. Das Ende kennst Du ja, Babe ... schließlich haben wir uns hier drüben kennen gelernt: God bless America!
So, und jetzt scanne ich Dir noch rasch eine weitere erotische Kurzgeschichte von Mona Berger ein, ich muss nochmals Deine Meinung hören.
In dieser Story nämlich habe ich den Wunsch von Heinz erfüllt und aus weiblicher Sicht berichtet: Findest Du, es ist mir gelungen? Oder klingt das Ganze eher männlich?
Könnte eine findige Leserin glatt darauf tippen, das Geschreibsel stamme von einem Kerl?
Der Titel ist übrigens mal wieder grauenhaft und stammt von Heinz! Er konnte es einfach nicht lassen. Ich vermute mal, er hätte am liebsten auch noch die Geschichten selbst geschrieben, wenn er die Zeit dazu gehabt hätte und extra dafür bezahlt worden wäre.
Er hat leider oft auch kräftig in den Storys herumgemurkst, und ich darf ohne Arroganz sagen — sie absolut verschlimmbessert.
Wenn Ingeborg sich für mich beschwerte (wozu ich sie durch die Androhung von Lieferstopp gezwungen habe — und sie bekam immerhin 25 Prozent meines Honorars ab!), dann meinte Heinz nur lapidar, er kenne seine Leserschaft eben besser als sie oder Mona Berger. Man könne den Leuten nicht alles zumuten, und die Geschichten müssten überhaupt den Durchschnittsgeschmack treffen und vom durchschnittlich intelligenten und gebildeten Leser verstanden werden.
Hahaha ...
Ich hoffe bloß, Herzensprinzessin, dass die Lektoren in den Buchverlagen, denen wir eines Tages unsere Erotischen Episoden vorlegen werden, bessere Menschen sind als der unsägliche Heinz.
Besser ausgebildet, mit besserer Herzensbildung obendrein, humorvoll, erfrischend unarrogant, dazu wohlwollend allen armen AutorInnen gegenüber.
Nicht allzu viel an den Texten herumpfuschen wollen und gute Titel einfach akzeptieren, so wie sie eben sind, wäre auch ein feiner Charakterzug.
Ach ja, Zukunftsmusik!
Aber ich höre schon deutlich die Anfangstakte, Noella, Herzensprinzessin!
So, und jetzt viel Spaß beim Lesen. Den Anhang kannst Du ja öffnen, wie ich nunmehr weiß, ich habe die Story wieder als PDF geschickt, wie schon beim ersten Mal.
Ich muss mich noch rasch duschen und umziehen und dann ab ins RED, mein Job hinter der Bar ruft.
Übrigens geht mir alles daran langsam, aber sicher auf die Nerven, ich glaube, ich muss mich bald nach was anderem umsehen ...
Ciao, Baby und Millionen von XXXXXXXXXXXX
Patrick, der sehnsüchtig schon jetzt auf die nächste Mail wartet!