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ALLTAG UND UNSERE KINDER

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Ohne meine beruflichen Anforderungen hatten Bernd und ich jetzt gemeinsam Zeit, etwas für unsere Gesunderhaltung zu tun. Wir nahmen an Präventionsmaßnahmen der Krankenkassen teil. Dazu gingen wir in eine Art Fitnessstudio, das von einem Arzt und Physiotherapeuten betreut wurde. Mit Spaziergängen sorgten wir auch für ausreichende Bewegung. Bernd machte auch gern ein 20 Minuten langes Läufchen auf dem Sportplatz, der sich nicht weit von unserer Wohnung befand. Ich bevorzugte die Teilnahme an Gymnastikkursen.

Wir nahmen uns auch die Zeit für Theaterbesuche und schlossen dazu ein Abonnement ab. In unserer Stadt gab es ein Tourneetheater, das für eine abwechslungsreiche Bespielung sorgte. Oder wir gingen ins Kino und verabredeten uns dazu mit Bekannten. Auch für Besuche bei Freunden und Verwandten war nun an Werktagen mehr Zeit. Der Kleine war dann im Mittelpunkt und genoss es.

Am 9.August 2000 wurde mein zweites Enkelkind geboren. Mit der Geburt von Fabian wuchs die Verantwortung für meinen Sohn. An Wochenenden betreute ich öfters mal den 2 Jahre alten Theo, damit die Eltern abends etwas unternehmen konnten.

Am 22. September 2000 besuchten uns Bernds Tochter Friederike mit Freund. Beide wohnten in Hamburg. Bernd hatte inzwischen die monatliche Zahlung an seine 36 Jahre alte Tochter eingestellt, um ihr damit zu signalisieren, dass sie beruflich etwas auf die Reihe bringen sollte. Er war nicht gerade glücklich darüber, dass seine Tochter nun bei PENNY an der Kasse sitzen musste, um sich ihr Geld zu verdienen. Außerdem konnte er mit ihrer Einstellung für die Eurythmie nichts anfangen. Trotzdem besuchten wir gemeinsam an dem bereits genannten Tag einen Vortrag über Eurythmie und ein anschließendes Mitternachtskonzert im Dom von Königslutter. Die Veranstaltung war eigenartig. Sie stand unter dem Motto: „Farben, Klänge, Licht…“.Sehr viele brennende Kerzen und Tänzer mit wehenden Schleiern aus dünnem Stoff, sorgten für eine mystische Atmosphäre. Die darauf folgenden Diskussionen zwischen Vater und Tochter waren wenig erfreulich.

Bernds Sohn arbeitete als Facharzt an einem Krankenhaus. Sein Dienst war sehr anstrengend, so dass er längere Zeit benötigte, um seine Doktorarbeit abzuliefern. Sein Vater erkundigte sich häufig danach. Manchmal fragte ich mich, ob die Kariere so im Vordergrund bei den Gesprächen zwischen Vater und Sohn stehen müsse.

Bernd hatte nichts dagegen, dass meine Tochter mittags von ihrem Niedersächsischen Amt zu uns kam und mit uns gemeinsam aß. Er sagte dann immer, Ulrike strukturiert unseren Tag, denn das Essen wurde jetzt pünktlich zu ihrer Kern-Mittagszeit eingenommen. Ich fand das ganz prima, denn man sah sie kurz und war immer über den neusten Stand in ihrem Leben informiert. Sie wohnte noch bei Christoph und damit hatte sie einen täglichen Anfahrtsweg von 50km zu bewältigen. Bald beklagte sie sich darüber, mindestens 2 Stunden täglich im Auto zu verbringen. Ich fasste es auch so auf, dass sie sich endlich selbst eine kleine Wohnung einrichten wollte. Also durchforschte ich die hiesige Zeitung, um eine nette, kleine Wohnung für sie zu finden. Im Nachhinein ein Fehler! Man sollte sich nicht einmischen! Natürlich fanden wir eine Wohnung, allerdings in einem Hochhaus, gebaut in den 70-ger Jahren, aber mit Blick ins Grüne. Ich kaufte ihr ein Bett mit einer Breite von 1,30m und einen Schlingenteppich, den sie sich bei IKEA selbst ausgesucht hatte. Nun merkte ich, wie schwer sich meine Tochter mit der weiteren Einrichtung der Wohnung tat. Als endlich die Küchenmöbel kamen, nahm ich sie bei der Anlieferung entgegen. Lampen fehlten! Nun hoffte ich auf eine helfende Hand von Christoph. Er war inzwischen Beamter in Sachsen-Anhalt. Bei einem Besuch bei uns gaben wir dem jungen Paar noch eine gute Flasche Rotwein mit. Nun war ich fest davon überzeugt, dass bei Christophs anschließender Begehung der Wohnung, die Lampen an der Decke der Zimmer hängen würden. Das Gegenteil trat ein. Die Beiden mussten wohl aneinander geraten sein und in der Wohnung passierte nun gar nichts mehr!

Bernd und ich besuchten nicht nur meine Kinder, sondern wir bekamen auch Einladungen, z.B. von einem Hobbymaler, der uns Anregungen für unsere eigene Aquarellmalerei gab. Wir hatten ihn über Bernhards jüngsten Bruder kennengelernt, der bei ihm einen Kurs belegt hatte.

Bernd hielt aber auch Kontakt zu seinen anderen Brüdern. So nahmen wir am 16.September 2000 in Hamburg/ Eppendorf an der kirchlichen Trauung seines sechs Jahre jüngeren Bruders Siegmar in Hamburg teil. Wir freuten uns, dass er als Witwer nach seinem Schlaganfall eine Frau gefunden hatte. Eine gemeinsame Basis für ihr Zusammenleben bildete die Theologie. Erstaunlich war, dass der Altersunterschied der Eheleute noch größer war, als zwischen Bernd und mir.

Am 9.Dezember 2000 bekamen wir eine Einladung zu einem runden Geburtstag von einem befreundeten, ehemaligen Kommilitonen von Bernd. Die Feier fand in Potsdam statt und es nahm als Verwandter auch der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker teil. Er hatte in seinem Amt anlässlich des 40. Jahrestages der Beendigung des Zweiten Weltkrieges eine Rede mit politischer Wirkung gehalten. Im Jahr 1985 bezeichnete er den 8.Mai 1945 als „Tag der Befreiung von einem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“ und rückte damit von der Sichtweise einer militärischen Niederlage endlich ab. Wie kaum ein anderer deutscher Staatsmann hat sich der CDU-Politiker über Parteigrenzen hinweg Ansehen und Respekt erworben.

Umso erstaunter war ich bei der Geburtstagsfeier von ihm zu hören, wie er einige Tischnachbarn fragte, ob sie das Buch „Harry Potter“ gelesen hätten. Ich war auch seiner Meinung, dass man diese Art von Büchern nicht unbedingt lesen müsste.

Im Dezember fuhren wir mit der Bahn zu Bernds Sohn Peter und Familie. Seine drei Mädchen, geboren 1992, 1994 und 1997 wuchsen behütet auf. Sie waren begeisterte „Harry Potter“-Fans.

Am Heiligabend und am 1. Weihnachtsfeiertag 2000 besuchten wir meine Eltern in Thüringen. Die Fahrt über den Harz wurde aber immer mit dem Auto gemacht. Meinen Vater ging es gesundheitlich nicht mehr so gut. Er hatte einen leichten Schlaganfall gehabt und es kündigten sich bei ihm Prostatabeschwerden an. Als er uns am Heiligabend ein Stück auf unseren Weg begleitet, um gleich den Hund auszuführen, stand er auf halben Weg auf einer beleuchteten Brücke und winkte uns nach. Bei diesem Anblick kamen mir Gedanken über sein Leben. Und ich ahnte vielleicht bereits schon, dass sein Lebensende nahte.

Auf dem Rückweg fuhren wir noch bei Ulrike vorbei. Sie und ihr Partner hatten wir in ein Lokal eingeladen, weil beide am 2. Feiertag in den Winterurlaub fahren wollten. Da wir von meinen Eltern nach einem guten Frühstück im Hotel über den Harz fahren mussten, konnten wir nicht genau unsere Ankunftszeit planen. Wir waren viel zu früh angekommen und was lag da näher, als zu meiner Tochter zu fahren. Bernd und ich waren aber sehr erstaunt über die Wohnung. In der Küche hingen an der Decke die teuren Fahrräder (Trotz dieser Aufbewahrung hatte man aber später ein exquisites Rad geklaut, indem man die Wohnungstür aufbrach!) Aber in der ganzen Wohnung lagen Sachen zum Snowboard fahren und weitere Gepäckstücke herum. Wir kamen uns fehl am Platz vor, aber wir waren ja überfallmäßig bei ihnen eingedrungen. Bernd redete abfällig darüber. Ich konnte mich aber daran erinnern, dass sein 38-jähriger Sohn bei einer gemeinsamen Benutzung einer Ferienwohnung seine Kleidungsstücke auch sehr chaotisch im Zimmer verteilt hatte. Es kam eigentlich nicht oft vor, dass wir unsere Kinder verglichen. Manchmal stellten wir aber doch fest, dass wir die leiblichen Kinder besser akzeptieren konnten.

Am 2. Weihnachtsfeiertag besuchten uns dann mein Sohn mit Ehefrau und seinen 2 Söhnen. Die beiden 2- und 4-Jahre alten Jungen konnten uns in unserer eigenen Wohnung ganz schön in Bewegung halten! Natürlich war eine Ritterburg der Renner als Geschenk. Bernd war bestimmt froh, als der Besuch wieder abfuhr. Feiertage konnten auch anstrengend sein.

Silvester sahen wir uns die 1. Vorstellung einer Komödie in unseren Theater an und fuhren anschließend nach Braunschweig zu Freunden, um mit ihnen gemeinsam zu feiern. Beim Anstoßen zum Jahreswechsel, erwähnten wir auch unser Kartenspiel, das allerdings nur von uns Frauen einmal im Monat organisiert wurde.

Seit 1992 besaß Bernd nun schon die 4 Zimmerwohnung und es wurde nach 9 Jahren Zeit, sie einmal von einer Malerfirma renovieren zulassen. Die kompletten Zimmer erhielten wieder einen weißen Anstrich.

Auch mein Sohn mit seiner Partnerin und 2 Kindern veränderte seine Wohnungssituation, indem sie in eine größere Wohnung zogen. Zu meinem Bedauern konnten sie sich aber nicht entschließen, nach Niedersachsen zu ziehen, obwohl hier ja der Arbeitsplatz von Uli war.

In meiner freien Zeit hätte ich mich nun meinen beiden Enkeln (2 Jahre bzw. 6 Monate alt) vor Ort mehr widmen können. So brachte man mir immer mal ein Kind zum Übernachten, wenn die Eltern am Wochenende einmal ausgehen wollten. Ich staunte auch nicht schlecht, wenn Uli und Cornelia jeweils verschiedene Veranstaltungen besuchten. Ich musste lernen, mich raus zu halten! Später sagte ich mir immer: „Machen lassen“

Und was geschah in der Weltpolitik?

George W. Bush wurde am 20.1.2001 zum neuen Präsidenten der USA vereidigt. Der Bevölkerung versprach er Steuersenkungen. Außenpolitisch verfolgte er einen harten Kurs und zerstörte damit das mühsam gewonnene Gleichgewicht. Bush nahm das bereits von Reagan begonnene Verteidigungskonzept einer nationalen Raketenabwehr wieder auf. Russland, Fernost und Westeuropa werteten den militärischen Alleingang als Rückfall in die Zeit des Kalten Krieges.

Nach einer Weile gab mir Ulrike zu verstehen, dass die Miete der Wohnung zu teuer wäre, weil sie ja nur als Zweitwohnung gedacht sei, denn sie würde ja eigentlich noch bei Christoph wohnen. Also wurde die Wohnung im Februar 2001gekündigt und sie zog als Untermieterin in eine Kellerwohnung in ihrem Arbeitsort ein, um nicht so viel Miete zahlen zu müssen!

Es dauerte aber nicht lange und sie eröffnete uns, dass Christoph vielleicht doch nicht der Mann fürs Leben sei. Nun erträumte ich mir, dass sie vielleicht hier aus Niedersachsen einen Mann kennenlernen könnte. Aber das wollte meine Tochter absolut nicht!

Sie suchte sich in Sachsen- Anhalt in einer hübschen Kleinstadt mit vielen Fachwerkhäusern, die nur 30km von ihrem Arbeitsort entfernt war, wieder eine Wohnung. Zu meinem Erstaunen, legte sie sich auch gleich noch aus diesem Ort einen neuen Freund zu. Über den ich sehr verwundert war, denn er hatte nach der Wende in meinen Augen nichts auf die Reihe gebracht, sondern nur mit Geld spekuliert. Aber er nahm sich im Gegensatz zu Christoph immer Zeit für Ulrike.

Bald merkte sie selbst, dass das wohl auch nicht der Mann fürs Leben sein könnte und sie wollte mit ihm Schluss machen, aber er wollte nicht loslassen und rief sie laufend auf dem Handy an. Ich machte mir darüber Sorgen, denn was man mittags von ihr zu hören bekam, klang so, als würde sich ihr fälschlich Auserwählter als „stalker“ entwickeln. Ausgerechnet vor dem Haus, indem sich ihre Wohnung befand, gab es zu dieser Zeit ein Baugerüst und die Belästigung von ihrem noch Verehrer blieb auch über diesen Weg nicht aus. Als sie ihn zur Rede stellen wollte, ließ sie ihn in ihre Wohnung, um sich vernünftig mit ihm auseinander zu setzen. Das war aber anscheinend nicht möglich, denn er zerschnitt vor ihren Augen eine Jacke, die er ihr geschenkt hatte. Von diesen ganzen Unerfreulichkeiten erzählte sie mir aber erst, als die Trennung dann endgültig vorbei war. Selbst dann machte ich mir noch Sorgen um sie.

Vom 7. bis 21.April 2001 fuhren wir wieder zum Winterurlaub in die Schweiz nach Saas Fee. Da Bernd seine Kinder aus 1. Ehe sehr wenig sah, lud er sie zu diesem Zeitpunkt auch zum Skifahren ein. Bernds Tochter Friederike übernachtete mit uns im Hotel. Sein Sohn Peter mit seiner Frau und seinen 3 Kindern (9, 7 und 3 Jahre) waren in einer Ferienwohnung untergebracht. Natürlich bedeutete es Stress für Peters Frau die Mädchen zur Skischule zu bringen und selbst Skiunterricht zu nehmen.

Ich nahm auch wieder an einem Kurs teil und wusste, wie anstrengend es für einen Anfänger war die Technik des Abfahrens zu erlernen. Natürlich saßen wir öfters gemeinsam in der Ferienwohnung zusammen. Peters Frau war auch Sonderschullehrerin, wie ich.

In Gesprächen stellte sich heraus, dass die 36- jährige Friederike mit ihrer beruflichen Entwicklung selbst nicht zufrieden war. Peters Frau riet ihr zu einem Logopädie-Studium. Einige Wochen nach unserem Skiurlaub half Peter seiner Schwester herauszufinden, wo man Sprecherziehung studieren könnte und auch bei der Erstellung der Bewerbungsunterlagen für sie war er sehr hilfreich. Bernd war über den Entschluss seiner Tochter erfreut, in Hamburg Logopädie zu studieren. So hatte der Winterurlaub noch gute Nachwirkungen.

Unsere gemeinsamen Freizeitaktivitäten waren sehr abwechslungsreich: Teilname an einer Buchlesung „Der Lebenslauf der Liebe“ von Martin Walser, eine Betriebsbesichtigung im Volkswagenwerk in Wolfsburg, Besuch Ausstellung in Magdeburg über „Otto der Große“ und Troja- Ausstellung in Braunschweig, um nur einiges aufzuzählen. Die Troja- Ausstellung war interessant und Bernd spielte mit den Gedanken, vielleicht einmal die Ausgrabungsstätte in der heutigen Türkei zu besuchen.

Im März brachte man mir meinen 2 Jahre alten Enkel für 2 Tage zur Betreuung. Der kleine Theo war sehr gern bei mir. Bernd merkte man an, dass er mit Kindern nicht viel anfangen konnte. Er nahm aber Rücksicht darauf, dass ich mich in der kurzen Zeit dem Kleinen ganz widmete. Von Theo war ich sehr überrascht, als er mir sagte: „Du sollst meine Mama sein!“. Natürlich erzählte ich meiner Schwiegertochter nichts davon, denn wenn man als junge Frau berufstätig ist und zwei Kleinkinder zu versorgen hat, fehlt natürlich die Zeit, wie ich sie nun an einem Wochenende aufbringen konnte.

Aber auch die Treffen mit Bekannten und Freunden kamen nicht zu kurz. Das jährliche Klassentreffen von Bernd fand 2001 in Kassel statt. Dort wurde natürlich viel über die Jugendzeit in Ostpreußen gesprochen.

Am 3. Mai 2001 wurden wir zu einer Erstkommunion eines Sohnes einer Ärztin nach Göttingen eingeladen. Mit dieser kirchlichen Feier wurden wir mal wieder mit dem christlichem Glauben konfrontiert und sofort kamen mir, wie immer bei solchen Gelegenheiten Zweifel. Besonders die katholische Kirche mit ihren sieben Sakramenten (angeblich von Christus gebotene rituelle Handlungen: Taufe, Firmung, Bußsakrament, Abendmahl, Priesterweihe, Ehe und Krankensalbung) stellte ich in Frage.

Gleich anschließend nach den Feierlichkeiten fuhren wir nach Thüringen zu meinen Eltern. Meinem Vater ging es gesundheitlich nicht sehr gut, wie schön einfach, wäre dann eine Krankensalbung!

Auch unserem netten Nachbarn, der uns öfters zum Essen einlud und der unter seiner Multiple Sklerose litt, hätte ich gern einen besseren Gesundheitszustand gewünscht.

Wir wanderten auch mit dem Kegelklub. Bernd war hauptsächlich Mitglied, um dort mit seinen ehemaligen Kollegen Kontakt zu halten, denn er selbst kegelte ungern.

Unsere sportlichen Aktivitäten nahmen wir aber weiterhin in einem Fitnessstudio wahr. Bernd konnte auch von seinem Hobby der Fliegerei nicht lassen. Dazu verabredete er sich meist mit einem Fluglehrer und charterte eine Katana oder eine Aquila. Natürlich musste sich Bernd in seinem Alter ständig einer Gesundheitsüberprüfung zur Fliegertauglichkeit unterziehen. Freunde behaupteten, er habe gute Gene, denn es war erstaunlich, wie fit er sich fühlte. Vielleicht habe ich, als jüngere Partnerin, auch etwas für das allgemeine Wohlbefinden beigetragen.

Wir führten eine gute Partnerschaft, aber unser Sexualleben ließ nach. Am Anfang unserer Beziehung hatten wir Sex vom Feinsten. Natürlich liebt das ein Mann und es bindet die Partner aneinander. Ich konnte mich ihm total sexuell hingeben, weil er mir überlegen war, ich Vertrauen zu ihm aufgebaut hatte und ich mich geborgen bei ihm fühlte. Aber ich bin davon überzeugt, dass mich Bernd nicht nur wegen der Erotik liebte. Ich glaube er schätzte auch meine realistische denkende Art. Vielleicht sind eine weibliche und eine männliche Denkweise in mir.

Nun hatte ich einmal den Spruch gehört: Es ist normal, wenn das Alltagsleben mit 25% Sexualität und 75% Alltag ausgefüllt wäre. Anfangs nahm ich an, dass bei Bernd vielleicht durch bloße sexuelle Gewohnheitshandlungen unser Sexualleben nachließ. Es ist ja bekannt, dass die sexuelle Erregungskurve des Mannes steil ansteigt und ebenso steil abfallen kann. Da er sich aber bei einem Urologen ärztlichen Rat (ohne Erfolg) holte, stellte ich mich langsam darauf ein, auf sexuelles Verlangen zu verzichten. Manche behaupten ja sogar, wenn Sex in einer Partnerschaft weniger wichtig wird, dann liebt man sich wirklich.

Bei unseren leiblichen Söhnen hatten wir den Eindruck, dass Sex noch sehr wichtig ist. Bernds Sohn Peter aus erster Ehe hatte 3 Töchter und später ein uneheliches Kind. Auch ich sollte bald ein weiteres Enkelkind bekommen. Mein Sohn Uli wurde dreifacher Vater und das ohne Trauschein mit seiner Partnerin. Carl sollte am 6.6.2002 geboren werden.

Wende mit 60

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