Читать книгу Clé de l'amour - Christel Siemen - Страница 11
8. Kapitel
ОглавлениеMaxime stand in der kleinen Küche und räumte die Reste vom Grillen in den Kühlschrank. In Gedanken war sie noch bei der neuen Pflegerin der Gräfin. Maxime war irritiert. Ihr Vater hatte nicht erwähnt, wie hübsch die Frau aus Paris war. Es überraschte sie auch, dass Philippe sie bereits näher kannte. Er hatte noch nichts von ihr erzählt. Wie er die Besucherin angesehen hatte! Gerade jetzt, wo er endlich nach dem Tod seiner Frau wieder mehr aus sich herauskam. So lange hatte sie darauf gewartet und auf seine Gefühle Rücksicht genommen. Schon als Jugendliche war sie in ihn verliebt gewesen. Doch Philippe, der einige Jahre älter war als sie, heiratete damals überraschend Hals über Kopf die Gräfin Monique. Maxime, die im letzten Schuljahr ein Austauschjahr in England absolvierte, bekam nicht mit, dass sich der Graf verliebte und vergeben war. Für sie war damals eine Welt zusammengebrochen, dass der Mann ihrer Träume an eine andere vergeben war. Völlig enttäuscht kehrte sie nach der Schule nicht heim, sondern begann direkt ein Lehrerstudium. Als die Gräfin Monique dann plötzlich starb, war sie ins Elternhaus zurückgekehrt und hatte sich rührend um den kleinen Luc gekümmert. Immer mit dem Gedanken, so auch Philippes Herz gewinnen zu können. Seitdem wohnten sie unter einem Dach. Nun waren schon zwei Jahre vergangen und Maxime hatte es immer noch nicht geschafft, dass der Graf näheres Interesse an ihr zeigte. In der ersten Zeit der Trauer nahm er sie kaum wahr. Sie ließ ihm Zeit und versuchte so einiges, um über den Sohn Luc an ihn heranzukommen. Der Junge war alles für ihn. Sonst gab es nur seine Arbeit, in die er sich fast versessen vergrub. Vermutlich war ihm irgendwann auch bewusst geworden, dass er Maxime nicht für immer als Kindermädchen für seinen Sohn beanspruchen konnte. Sie hatte den Haushalt fest im Griff und engagierte sich sehr für Lucs und sein Wohl. Jedoch änderte sich das etwas, als sie eine Stelle auf dem Gemeindeamt im Ort annahm. Dort arbeitete sie, wenn der Junge in der Schule war. Darüber hinaus zahlte ihr Philippe ein kleines Gehalt. Auch wenn ihr Vater und Philippe immer wieder auf sie einredeten, ihr Studium wieder aufzunehmen, sie blieb. Sie hatte sich in den Gedanken hineingesteigert, dass sich der Graf irgendwann in sie verlieben würde. Außerdem hatte sie Luc wie einen eigenen Sohn in ihr Herz geschlossen.
„Luc schläft tief und fest.“ Philippe hatte seinen Sohn zu Bett gebracht. „Hast du mitgezählt? Er hat fünf Würstchen verdrückt. Erst dachte ich, mit so einem vollen Bauch schläft er niemals ein. Er war noch ziemlich aufgekratzt. Es war eine gute Idee von dir den Grill anzuschmeißen. Ich glaube, ich muss mir einfach mehr Zeit für ihn nehmen. Wie gut, dass ich dich habe. Du sorgst schon dafür, dass ich als Vater nicht völlig versage. Dank dir, ist aus ihm, trotz allem, ein aufgeschlossener Junge geworden.“ Maxime ging ganz nah an ihm vorbei und griff in den nah stehenden Kühlschrank und holte aus ihm zwei Flaschen Bier. „Es ist so ein schöner Abend. Komm, wir setzen uns noch draußen in die Abendsonne“, forderte sie ihn heraus. Sie wollte die Gelegenheit nutzen, um mehr auf Tuchfühlung zu gehen. Wie zufällig öffnete sie einen weiteren Knopf ihrer Bluse, um einen tieferen Einblick in ihr Dekolleté zu gewährleisten. Darunter blitzte ein Spitzen besetztes Dessous schemenhaft hervor. Ein leichter Duft eines blumigen Parfums ging von ihr aus. Er ging bereitwillig mit vor die Tür und setzte sich auf die Bank. Maxime setzte sich beherzt an seine Seite und ließ die Verschlüsse der Bierflaschen aufploppen. „A votre santé!“, lächelte sie ihm zu. „Es ist lange her, dass ich ein Bier getrunken habe“, schmunzelte Philippe. „Nach einem würzigen Essen ist es nicht zu verachten.“ Maxime war überglücklich. Wie so oft sehnte sie sich nach solchen Momenten des Zusammenseins. Ihr Herz klopfte ganz aufgeregt. Hoffentlich hört er es nicht, dachte sie bei sich. Ihre Gedanken überschlugen sich, wie sollte sie weiter vorgehen? Da läutete plötzlich das Handy von Philippe in die Abendstille hinein. Es lag auf der Anrichte in der Küche. „Merde!“, fluchte Maxime leise. Konnte das Ding nicht einmal still bleiben! Natürlich sprang Philippe auf und lief hinein, um das Gespräch entgegenzunehmen. Sie hörte ihn heftig diskutieren. Irgendetwas war geschehen. Nachdem er aufgelegt hatte, stand er wütend im Türrahmen. „Philippe, was ist passiert?“, fragte ihn Maxime. Er raufte sich durch die Haare. „Das war Marian aus Rumänien.“ Marian war der Vorarbeiter der Saisonkräfte, die zweimal im Jahr aufs Weingut kamen. „Die Rumänen kommen nächste Woche nicht! Wegen Corona dürfen sie nicht reisen!“ Maxime wusste, was das bedeutete. Mitte bis Ende April mussten die Reben zurückgeschnitten werden. „Was mache ich denn jetzt?“, Philippe wirkte verzweifelt. „Ich muss unbedingt mit deinem Vater sprechen, sorry, bis später.“ Weg war er. Enttäuscht lehnte sich Maxime zurück. „Merde!“ Wieder einmal war die Gelegenheit vertan. Nachdenklich nahm sie einen Schluck aus ihrer Bierflasche. Dieser Mann war aber auch eine harte Nuss! Die Begegnung mit Eve hatte ihr heute mal wieder gezeigt, wie weit sie noch von ihrem Ziel entfernt war, dass Philippe in ihr mehr sah als nur die Haushälterin und Kinderfrau. Bei aller Geduld und Liebe, sie sehnte sich nach mehr. Sie musste sich etwas einfallen lassen. „Es wird kein zweites Mal in meinem Leben geschehen, dass mir eine Frau diesen Mann wegschnappt!“ Das schwor sie sich an diesem Abend.