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Freitag, 7. Februar

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Krieg

Während der Propagandafeldzug der Bush-Administration zur Rechtfertigung eines neuen Irak-Feldzuges seit Wochen läuft, ist es erhellend, Peter Scholl-Latours neuestes Werk „Kampf dem Terror - Kampf dem Islam?“ zu lesen. Sozusagen als begleitenden Ausgleich zu all dem Unsinn und den Desinformationen, welche die meisten Arbeiter der veröffentlichten Meinung, auch sogenannte Instituts-Politologen, dem Volke anbieten.

Vorläufiger Höhepunkt der Meinungsmache der derzeit herrschenden plutokratischen Clique in den USA ist die gestrige Verleumdung Deutschlands durch den Verteidigungsminister Donald Rumsfeld. Deutschland sei ein gleichfalls unsicherer Patron wie Libyen und Kuba, welche ebenso wie die Schröder-Regierung ihre Mitwirkung sowohl bei kommenden kriegerischen Auseinandersetzungen als auch bei etwaigen anschließenden Befriedungs- und Aufbauarbeiten ausgeschlossen haben. Und da gibt es außer den üblichen Leisetretern auch noch Kolumnisten, die heute eine sofortige Anbiederung der deutschen Regierung an diese rüde Truppe fordern, damit uns (wer ist gemeint?) nicht noch mehr Nachteile, vor allem auf wirtschaftlichem Gebiet entstünden.

Was haben wir für eine tapfere Politelite! Allen voran die Merkels und Schäubles, die das amerikanische Kriegsgeschrei nicht nur widerspruchslos hinnehmen, sondern auch noch – sich allerdings in unauflösbare Widersprüche verstrickend – lauthals unterstützen.

Abgesehen von der unverantwortlichen Rambow-Art der Amis, Weltpolitik mit offenem Hegemonialanspruch zu betreiben, ist es ja wohl völlig unlogisch, eine Drohkulisse aufzubauen, ohne dann Krieg auch wirklich zu wollen. Also nehmen die christlichen Unionisten den angedrohten Angriffskrieg in Kauf. Vermutlich besitzen sie die falsche Übersetzung der Bergpredigt und auf den Papst hören sie auch nicht mehr.

Leider ist Collin Powel vor der UNO der Beweis, dass Saddam Hussein verbotene Waffen hat, immer noch schuldig geblieben. Niemandem scheint auch aufzufallen, dass die sogenannte Freie Welt gerade dabei ist, ihre wichtigsten Grundsätze, die sie mit diesem Krieg zu verteidigen vorgibt, in den Wind zu schießen. Mit himmelschreiender Sophisterei wurde dem Irak schon in der letzten einschlägigen UNO-Resolution eine allen im Völkerrecht geltenden Regeln widersprechende Beweislastumkehr aufgezwungen. Nachdem die Blix-Truppe trotz mehrmonatiger Suche bislang nichts gefunden hat, sollten neue Geheimdiensterkenntnisse nunmehr den Beweis für Saddams Dummheit und Unbotmäßigkeit liefern. Dies gelang bislang nicht. Es war nur eine weitere Propagandashow der Amis vor der UNO für ihre Zwecke. Keiner frage an, warum Blix diese Informationen nicht schon längst undercover für seine Suche erhalten hat, um Hussein sozusagen in flagranti zu erwischen! Da es einen Angriffskrieg gemäß UNO-Charta nicht geben darf, muss schon jetzt erläutert werden, dass es sich bei dem längst beschlossenen Krieg um einen Verteidigungskrieg gehandelt haben wird, ungeachtet der politischen Kollateralschäden, die die Weltgemeinschaft zu beklagen haben wird.

Deutschland ist gut beraten, bei seiner Ablehnung dieses Krieges zu bleiben und dem US-amerikanischen Volk in brechtisch-freundschaftlicher Art zu sagen, dass es wegen ihrer derzeitigen Administration erheblich „aus dem Maul stinkt“. Die Geschichte wird urteilen, dass die deutschen Sozialdemokraten im Jahre 2003 richtig lagen, sich der seinerzeit herrschenden Petroleum-Plutokratie nicht zu beugen und menschlicher Vernunft treu zu bleiben. Und die Amerikaner werden in der Zeit nach diesem Krieg die Kraft aufbringen müssen, dieses von Hybris befallene Öl-Kartell von der politischen Macht zu vertreiben. Dass sie diese Kraft haben werden, sind wir zur Zeit noch zuversichtlich. Das alte Europa könnte und sollte ihnen dann dabei helfen.

P.S.: Am gestrigen amerikanischen Tag des Gebetes hat George W. Bush, der Wiedertäufer, öffentlich um Weisheit und göttlichen Beistand für die dem amerikanischen Volk bevorstehende Zeit gebetet. Gott geb´s ihm!

Glossen 2003

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