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Der Aufbruch – ein Rat Jesu

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Schon einige Zeit war Jesus mit seinen Jüngern unterwegs. Sie hatten viele Heilungen miterlebt und waren in den Frieden Gottes eingewiesen. Das Vertrauen in die Botschaft vom angebrochenen Reich Gottes sollte bald in Jerusalem seine Krise und Bestätigung bekommen. Lukas berichtet, wie Jesus die Jünger auf diesen Konflikt vorbereitet: »Merkt euch genau, was ich jetzt sage: Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert werden« (9,44). Jesus ahnt die kommenden Leiden als Konsequenz der von ihm gelebten Botschaft. Bald darauf sendet Jesus seine Jünger aus (Lk 10,1–11). Sie sollen ihm jeweils zu zweit auf dem Weg zum religiösen und politischen Zentrum in Jerusalem vorausgehen und sein Kommen in den Dörfern und Städten vorbereiten.

»Geht! Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.« Jesus redet sehr deutlich von dem lebensbedrohenden Verhalten der Umwelt. Der von ihm gelebte Frieden und das Leben seiner JüngerInnen werden durch Konkurrenz, Herrschsucht, Angeberei und vieles mehr bedroht. Jesus schickt die Jünger und auch uns oft durch mitreißende Ängste hindurch. Im Leben und auch in den Exerzitien wird uns diese zähnefletschende Angst in Schrecken versetzen. Sie tritt oft recht laut auf den Plan und übertönt die leise innere Stimme, die aus unserer Identität heraus zu uns spricht. Damit wir achtsam bleiben für diese Stimme, gibt Jesus vier Anweisungen mit auf den Weg:

1. »Nehmt keinen Geldbeutel mit.« Damit sagt er uns: Glaubt nicht, dass ihr euch aus dieser bedrohlichen Situation mit Geld freikaufen könnt. Lasst das Geld weg! Wie übersetzen wir uns diese Anweisung in unser Leben? Mit welchen Mitteln mauern wir uns ein, versuchen uns unangreifbar und unabhängig zu machen?

2. »und keine Vorratstasche«: Betrügt euch nicht selbst und kauft von dem Geld schnell ein Überlebenspaket, um es dann in einer Tasche mitzunehmen. Jeder von uns kennt seine Täuschungsversuche. Passt auf und weist sie zurück!

3. »und keine Schuhe«: Jesus legt seinen Jüngern das Vertrauen auf die Gastfreundschaft friedliebender Menschen ans Herz. Ihren Gemeinschaften sollen sie den Frieden Christi zusprechen. Beim Eintritt in ihre Häuser werden als Zeichen der Friedfertigkeit die Schuhe abgelegt. Dies sollen die Jünger nicht erst auf der Schwelle dieser Häuser tun, sondern sofort. Ihr Auftrag und Besuch bei den noch Fremden beginnt jetzt. Was lassen wir zurück, um in das Haus der anderen ohne zerstörerische Hintergedanken, mit denen wir das Fremde beherrschen wollen, eintreten zu können?

4. »Grüßt niemanden unterwegs«: Vielleicht heißt dieser Satz für uns: Lasst euch nicht aufhalten! Uns fallen viele Gründe ein, dies oder das noch zu erledigen, und erst dann wollen wir mit der Aufmerksamkeit beginnen. – Eine Frau reagierte ganz energisch ablehnend auf diesen Satz Jesu: »Das geht nicht, ich will doch nicht unhöflich sein.« Da habe ich bemerkt, wie wir davon besetzt sind, was »man« tun sollte. Jetzt höre ich diese vierte Anweisung Jesu neu: Sei vorsichtig, wenn in dir eine Stimme sagt, dass man dies oder das tun müsse. Die eingeübten Regeln waren Krückstöcke, das Leben zu meistern. Jetzt können sie weggelegt werden, weil eine Heilung eingetreten ist. Höre nochmals hin und suche nach dem Lebensimpuls, den du in dir spürst.

Der nächste Satz nach dem Grußverbot heißt: »Wenn ihr in ein Haus kommt, sagt als Erstes: Friede diesem Haus!« Grüßt also die Bewohner des Hauses. Die gelebte Friedensbotschaft ist das Ziel allen geistlichen Suchens.

Diese Regeln im Lukasevangelium gelten auch für den Eintritt in die Exerzitien auf der Straße, die den Erfahrungen beim Pilgern ähneln. Sie warnen uns vor blockierenden Interessen und befreien uns zum vorbehaltlosen Suchen. – In der Aussendungsrede sagt Jesus auch: »Wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen Lohn.« Den Frieden des Reiches Gottes anzusprechen ist nicht nur der Auftrag der Jünger damals. Die Suche nach Einheit ist zu allen Zeiten zentral und ist eine mühevolle, doch auch eine befriedigende Arbeit. Sie verdient ihren Lohn.

Brennende Gegenwart

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