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Etwas Organisation

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Um ausreichend Zeit für das Aufmerksamwerden einzuplanen, brauchen wir Fantasie beim Organisieren. Bei Exerzitien auf der Straße übernehmen die Teilnehmenden einige Aufgaben wie die Vorbereitung des Frühstücks und eines einfachen Abendessens. Ebenso laden sie zum Morgengebet ein, das den Aufbruch in den Tag unterstützt.

Die BegleiterInnen übernehmen die Gestaltung eines Gottesdienstes am späten Nachmittag. Er ist ein Ruhepunkt nach den Erfahrungen des Tages, an dem der Dank für die Ereignisse im Hören auf die biblischen Erzählungen und das Gegenwärtig-Sein des Heilsgeschehens spürbar werden kann. Sie laden auch zu der einzig bindenden Zeit ein, dem Austausch über die Erfahrungen des Tages auf der Straße. In der Regel geschieht dies am Abend in kleinen Gruppen mit bis zu fünf Übenden. Eine Frau und ein Mann, die durch eigene Erfahrungen sensibilisiert sind, begleiten die Gruppe. Sie schenken den TeilnehmerInnen ihre Aufmerksamkeit. Diese erzählen von ihren Erfahrungen während des Tages. Oft wird die geheimnisvolle Führung in den Übungsstunden erst in diesen Gesprächen deutlich, also im eigenen Erzählen oder beim Hören auf das Ringen anderer in der Gruppe. Alles, was von den Teilnehmenden selbst entdeckt wird, hat Vorrang vor Ratschlägen anderer, von denen sich die Übenden nur das nehmen, was ihnen nützlich erscheint. Die BegleiterInnen ermöglichen das Erzählen und den behutsamen Austausch, an dem sich alle beteiligen können.

Jede/-r Übende entscheidet selbstständig, wie viel Zeit reserviert wird für das oft mühevolle Üben der Aufmerksamkeit. Wie bei jedem Training treten Blockaden beim Entdecken von Zusammenhängen oder beim Lernen von Fähigkeiten auf. Sie können nicht einfach durch Willensstärke überwunden werden. Innere Lebensimpulse wollen entdeckt und können durch unhinterfragte Meinungen erstickt werden. Auf diese Vorurteile einzugehen, mit den darin sichtbar werdenden Verdrängungen zu ringen und sie fallen zu lassen führt zur Befreiung, die dankbare Freude auslöst. Jede/-r Übende geht dabei einen eigenen inneren Weg, der Respekt und Verschwiegenheit der anderen verlangt. Manchmal ist etwas Beherrschung notwendig, neugieriges oder mitfühlendes Nachfragen hintanzustellen und die eigenen Tageserfahrungen erst beim Abendaustausch anzusprechen. Sonst werden wichtige Teile dabei vergessen, weil sie schon an anderer Stelle erzählt und kommentiert wurden.

Das aufmerksame Wahrnehmen der Wirklichkeit lässt sich nicht organisieren. Aber es wird durch Freiräume ohne Handlungsdruck ermöglicht. Sie sind nicht automatisch da. Absprachen sollen sie ermöglichen, damit wir still und vielleicht sogar staunend sein können. Leicht wird unser Hunger nach unverstelltem Hören durch vielerlei Kräfte oberflächlich gestillt. Wenn wir diese Ablenkungen erkennen, dann dürfen wir sie ohne jede Schuldzuweisung beiseitelegen und uns wieder auf den unplanbaren Weg Gottes einladen lassen.

Brennende Gegenwart

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