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Willensfreiheit als graduelles Phänomen

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Abschließend ist zu bemerken, dass wir die Willensfreiheit nicht als etwas auffassen müssen, das man entweder ganz oder überhaupt nicht hat. Wir können auch Fälle von einem nur partiell freien Willen anerkennen – entweder im Falle eines Handelnden oder im Falle einer spezifischen Handlung – bei denen nur eine oder zwei, aber nicht alle drei Bedingungen erfüllt sind; oder alle drei Bedingungen sind erfüllt, aber nur in einem begrenzten Maße. Vielleicht verfügt der oder die Handelnde nur in einem begrenzten Umfang über die zum Handeln notwendigen Fähigkeiten. Oder seine oder ihre kausale Kontrolle über eine bestimmte Handlung ist in irgendeiner Weise kompromittiert, wenn auch nicht vollständig abwesend.

Wie gehen wir mit solchen Grenzfällen um? Wo genau ziehen wir die Grenze zwischen jemandem, dessen Wille frei ist, und dem, der keinen freien Willen hat? Und ebenso: Wo ziehen wir die Grenze zwischen Handlungen, die als frei ausgeführt zu gelten haben, und solchen, für die dies nicht gilt? Sobald wir die drei Bedingungen der Willensfreiheit vollständig präzisiert haben, sollten wir im Prinzip imstande sein, jeden Fall zu beurteilen, indem wir identifizieren, welche der drei Bedingungen erfüllt sind und welche nicht. Aber in der Praxis mag es mehrere Arten der „Präzisierung“ dieser Bedingungen geben: Wir können sie in einem strengeren oder einem weniger strengen Sinne deuten.

In diesem Lichte betrachtet mag die Grenze zwischen freiem Willen und keinem freien Willen sowie jene zwischen frei ausgeführten und nicht frei ausgeführten Handlungen verschwommen sein. Wenn wir den Versuch unternehmen, Akteure und ihre Handlungen danach zu klassifizieren, ob sie „frei“ sind, mag es klare Fälle geben, bei denen wir uns rasch einig sind, aber auch umstrittene Fälle, bei denen unterschiedliche Deutungen der drei Bedingungen für einen freien Willen zu unterschiedlichen Urteilen führen. Eine striktere Deutung führt möglicherweise dazu, dass bei einem bestimmten Grenzfall nicht von freiem Willen die Rede sein kann, während man bei einer weniger strikten Deutung zu dem gegenteiligen Schluss kommen kann. Verschiedene Deutungen könnten zu verschiedenen Zwecken nützlich sein. Wir könnten aber auch einfach darauf verzichten, eine scharfe Grenze zu ziehen, und anerkennen, dass die Willensfreiheit ein graduelles Phänomen ist.

Viele Begriffe weisen vage Grenzfälle auf. Denken Sie beispielsweise an glatzköpfig, groß und reich. Manchmal ist es schwer zu sagen, ob jemand wirklich glatzköpfig, groß oder reich ist; verschiedene Deutungen dieser Begriffe legen unterschiedliche Antworten nahe. Dennoch ändert der Mangel an scharfen Grenzen nichts daran, dass es paradigmatische Anwendungsfälle dieser Begriffe gibt. Lord Voldemort in den Harry Potter-Verfilmungen ist wirklich glatzköpfig; einige Basketballspieler sind wirklich groß; und Bill Gates ist wirklich reich.

Desgleichen möchte ich den bescheidenen Vorschlag machen, dass die von mir eingeführten drei Bedingungen, wenn wir sie so deuten, wie es im Großen und Ganzen auch der gesunde Menschenverstand tut, den freien Willen in seiner paradigmatischen Form charakterisieren und uns eine Richtschnur an die Hand geben, unter welchen Bedingungen eine Handlung als frei ausgeführt gelten darf. All das ist vereinbar damit, dass es anerkanntermaßen verschiedene Möglichkeiten gibt, wie bei Grenzfällen die Trennlinie zu ziehen ist, und dass die Erfüllung der Bedingungen manchmal gradueller Natur ist.

Meine anfängliche Skizze der Bedingungen für einen freien Willen ist damit abgeschlossen. Ich habe dafür argumentiert, dass die Willensfreiheit, in ihrer paradigmatischen Form, eine dreiteilige Fähigkeit ist: Sie erfordert intentionales Handeln, alternative Möglichkeiten und kausale Kontrolle. Außerdem ist eine bestimmte Handlung dann frei ausgeführt, wenn die Handlung intentional ist, wenn der Handelnde anders hätte handeln können und die Handlung unter der kausalen Kontrolle des Handelnden ist. Ich wende mich nun der Frage zu, ob wir wirklich einen so verstandenen freien Willen haben.

Warum der freie Wille existiert

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