Читать книгу Pflanzliche Urtinkturen und homöopathische Heilmittel selbst herstellen - Christian Sollmann - Страница 11

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»Ihr sollet wissen, daß jeder Stern im Himmel nichts anderes ist als ein geistig gewachsenes Kraut. Jeder Stern kann mit einem Kraut auf unserer Erde verglichen werden, und die Sterne stehen wie ein Chaos. Dies ist so zu verstehen, wie wenn ein Arzt und Destillator den Spiritus aus Wermut destilliert. Die Blätter, Wurzeln und alles, was greifbar und materiell ist, werden durch die Kunst der Scheidung davon geschieden, doch der Spiritus behält nichtsdestoweniger die Form und das Bild des Krautes, aber nur geistig, so daß sich die Blätter, Äste, Zweige und Wurzeln von Wermut geistig zeigen.« 39

Welche Herstellungsmethode?

Theophrastus von Hohenheim, auch Paracelsus genannt, begründete zwar nicht die spagyrische Heilmittelherstellung, er fasste aber am schlüssigsten und tiefgründigsten die Erkenntnisse der Natur des Hermes Trismegistos aus seinen umfassenden praktisch-alchemistischen Erkenntnissen in seinen Büchern zusammen. Paracelsus schreibt, dass Heilung nur durch solche alchemistisch hergestellten Arzneimittel geschehen kann, die in einem religiösen, philosophischen und astrologischen Verständnis über die Zusammenhänge der Welt begründet sind. Er formulierte als einer der Konsequentesten die Grundgedanken der Spagyrik mit der Trennung und Reinigung der gewachsenen Dinge in ihre Prinzipien Sal, Sulphur und Merkur hin zur Wiedervereinigung zur Medizin.

Paracelsus legte den Grundstein für die Anwendung, der von allen »zeitlichen Schlacken« befreiten Gestalt als »winziges Fünklein« zum Arcanum. In seinen Schriften wiederholte er den jahrhundertealten Grundsatz des »Similia similibus curantur«: »In keiner Weise wird eine Krankheit durch entgegengesetzte Mittel geheilt, sondern nur durch ihr ähnliche.«40 Heute hingegen richtet sich die Therapie eher an der juristischen Absicherung aus.

Die vereinfachte Form der Arzneimittelherstellung, die aus der Alchemie entstand, ist die Homöopathie. Sie steht wie gesagt ganz im Zeichen der damals beginnenden Industrialisierung. Zweckdienlichkeit, niedrige Kosten, geringer Zeitaufwand, phänomenistische Symptomenschau und der bloße Einblick in den Gemütszustand des Kranken verdrängen den geistigen und religiösen Zugang zum Urgrund einer jeden Krankheit. Aber unabhängig vom intellektuell vereinfachten Umgang mit Arznei und Patient bleibt das heilende Prinzip im homöopathischen Mittel erhalten: Der Grundgedanke durch Paracelsus kommt aus dem Schöpferischen, die Herstellung und Anwendung von Hahnemann ist phänomenistische Berechnung, aber die Wirkung wiederum geschieht durch die Gestalt aus der Schöpfung, und nur diese gibt einen Anstoß zur Heilung.

Wasser- oder Alkoholtinkturen?

Das wirkungsvollste Medium für Heilkräfte ist das Quell- oder Regenwasser. Manche Alchemisten verwendeten sogar nur Tauwasser für bestimmte Heilmittel. Wasser hat ein Erinnerungsvermögen und ist in der Lage, Frequenzmuster bzw. Wellenlängen zu übermitteln. Es ist bei 37°C in seinem Richtungsverhalten am labilsten und kann in diesem Zustand das Prinzip der Pflanzengestalt am leichtesten aufnehmen sowie weitergeben. Auf Wasserbasis hergestellte homöopathische Mittel sind besonders für Kinder und Alkoholkranke geeignet und sollten bei akuten Krankheitszuständen immer am Körper getragen werden. Zum einen wegen der dem Organismus angepassten Temperatur, und zum anderen wird der Kranke dem Mittel angenähert, er kann sich an das Heile zurückbesinnen. Der Körper und besonders die Psyche fangen an, sich nach dem homöopathischen Mittel hin auszurichten. Durch ständige Berührung des Heilmittels und Wiederholung der Gabe über unterschiedlichste Kontaktstellen – also die Haut, den Geruch, den Geist, die Zunge oder den Verdauungstrakt – wird seine Wirkung immer eigendynamischer.

Die Firma Wala rhythmisiert die wässrige Tinktur bei unterschiedlichen Temperaturen. Diese Tätigkeit wird nur von bestimmten Personen und an bestimmten Tagen und in genau definierten Monatszyklen durchgeführt. Hierzu schreibt der Homöopath P. M. Pfeiffer: »Abgesehen vom Konservator Alkohol (einem Relikt überholbarer Vergangenheit) ist in der Homöopathie das Wasser wichtigster Informationsträger. Das Wasser – homöopathisch – vermittelt unmittelbar die Information der Substanz in den organischen Wasserhaushalt eines lebenden Wesens, wobei eine weitere extreme Verdünnung stattfindet. Die Informationsübertragung ist umso effizienter, je reiner das Wasser ist, umso besser sind Transparenz und Lichtfähigkeit, das ist die lebenstragende Komponente, besonders in Organismen.«41

Dr. Hartmut Rembges lässt beiden Varianten ihren Platz: »Gegen die Annahme einer abträglichen Wirkung des Alkohols, etwa bei der Herstellung pflanzlicher Heilmittel, spricht nicht nur das Fehlen entsprechender stichhaltiger Untersuchungen, sondern auch die mit solchen Präparaten gesammelte positive Erfahrung von Generationen. Zu Zeiten der Alchemie galt der Weingeist sogar für sich allein als Medikament, und wenn man seiner damaligen Wertschätzung in der Heilkunst, die auch in der Bezeichnung Aqua Vitae zum Ausdruck kam, einen Sinn zugesteht, so liegt die Annahme nahe, daß bei vorsichtiger Dosierung die Herausforderung von Überwindungskräften im Organismus den therapeutischen Wert ausmachte. Man kann sich fragen, ob dem Alkohol dann nicht auch heute noch in diesem Sinne eine über die Hilfsfunktion hinausgehende Bedeutung zukommt. So betrachtet, muß es nicht nur an äußerlich-technischen Gründen liegen, wenn sich die Verwendung von Alkohol in vielen Dilutionen und anderen häufig verwendeten Flüssigarzneimitteln trotz aller Vorbehalte und Bemühungen um alternative Hilfsmittel und Verfahren bis heute nicht erübrigt hat. Abschließend läßt sich also sagen, daß Alkohol – genau genommen – weder im täglichen Leben völlig vermeidbar noch in wichtigen Bereichen auch der anthroposophisch orientierten Pharmazeutik entbehrlich ist. Bei Licht besehen, besteht aber kein zwingender Grund, sich damit nur widerwillig abzufinden, denn man kann die vielfältige Rolle des Alkohols in Natur und Medizin angesichts seiner altbekannten therapeutischen Potenz auch noch mit anderen Augen anschauen.«42

Clarke schreibt zur Frage nach dem passendsten Medium: »Einige behaupten, daß Essigsäure ein besseres Lösungsmittel für die natürlichen Alkaloide der Pflanzen sei als Alkohol.«43 An anderer Stelle zitiert er den Homöopathen Burnett mit den Worten, dass das Mittel Pyrogenium direkt und ohne Glycerin angefertigt werden sollte.44

Es gibt also viele Meinungen und viele verschiedene Vorgehensweisen. Ich denke, Wasser ist das beste Medium, weil es mit einer Gedächtnisfähigkeit ausgestattet ist. Das Wasser ist der Vermittler von Sternenordnungen (Rudolf Hauschka), aber auf den Alkohol kann, der besseren Konservierfähigkeit wegen, nicht verzichtet werden. Auch ist es so, dass viele Wirkstoffe nur mithilfe des Alkohols aus der Pflanze gelöst werden können. Alkohol mumifiziert zwar, aber ein Lösungsvorgang ist da, wo sich Wasser befindet, also auch im Ethanol, nie ganz abgeschlossen. Die Tinkturen reifen trotzdem weiter.

Zu klären bleibt darüber hinaus, ob ein so hoher wie im Europäischen Arzneibuch vorgeschriebener Alkohol-Prozentsatz überhaupt notwendig ist. Ab etwa 20 Prozent Alkoholgehalt ist eine Keimentwicklung nahezu nicht mehr möglich. Ein Auszug mit 40- bis 50-prozentigem Alkohol genügt also für die meisten Substanzen. Paracelsus destillierte mit normalem Wein, und Hahnemann »stellte mit einfachem Branntwein und Brunnenwasser vermutlich bessere Arzneien her, als dies heute mit destilliertem Wasser und Ethanol nach Arzneibuch möglich ist«.45

Tinkturen

Abschließend möchte ich kurz drei Herstellungsvarianten für Tinkturen vorstellen. In der ersten beschreibt Paracelsus, wie er eine seiner Extraktionen vornahm, in der zweiten steht der aufwendige Vorgang, wie die Firma Zimpel heutzutage ihre spagyrischen Urtinkturen herstellt, und als Letztes folgt ein Auszug aus dem Europäischen Arzneibuch.

Wie Quinta Essentia aus den wachsenden Dingen extrahiert wird

»Wachsende Stoffe sind Dinge, die abfallen und wieder wachsen, wie Kräuter und ihresgleichen.

Nimm die wachsenden Dinge, wohl gestoßen und behalte sie in einem Standtner [siehe Glossar]. Setze sie für vier Wochen in Pferdemist und dann destilliere sie durch ein Bad. Die Quinta Essentia tritt per Alembicum über, und der Körper bleibt am Boden. Wenn mehr Quinta Essentia am Boden bleiben sollte, lasse es noch mehr faulen und behandle es wie früher. Dann nimm das Wasser, das destilliert ist, und setze es wieder zu dem wachsenden Dinge. Lasse es per Pelicanum sechs Tage digerieren, so entsteht eine dicke Farbe. Diese scheide durch ein Bad, so geht der Körper über, während die Quinta Essentia am Boden bleibt. Diese scheide durch den retortischen Presser von den Schlacken und lasse Quintam Essentiam vier Tage digerieren. Dann sind der Geruch, der Geschmack, der Saft und die Kraft vollkommen, und eine dicke Substanz ist da.«46

Spagyrik nach Zimpel

»Spagyrik leitet sich vom griechischen span (= trennen, scheiden) und ageirein (= zusammenfügen, vereinigen) ab. Diese Trennung und Wiedervereinigung läuft während des spagyrischen Herstellungsprozesses ab. Die Herstellung der spagyrischen Urtinkturen nach [Dr. Carl-Friedrich] Zimpel [1801–1879] umfaßt die drei Schritte Gärung, Destillation und Veraschung. Frische Pflanzen, bei regional nicht verfügbaren Pflanzen auch die getrockneten Pflanzenteile, werden zerkleinert, angefeuchtet und vergoren. Die vergorene Masse, die bereits den spezifischen Duft der Essenz erkennen läßt, wird einer schonenden Wasserdampfdestillation unterworfen. Der verbleibende Rückstand wird getrocknet, verascht und die Asche in dem Destillat, soweit möglich, gelöst. Die in der Pflanze enthaltenen Mineralsalze werden dadurch Bestandteil der spagyrischen Urtinktur.

Spagyrische Urtinkturen enthalten wasserdampfflüchtige Pflanzeninhaltsstoffe und die löslichen Salze der Asche. Sie sind in der Regel farblos bis gelblich gefärbt und haben meist einen intensiven, aromatischen Geruch. Trotz der Toxizität von Ausgangspflanzen kann gewöhnlich bereits die Urtinktur zur Therapie eingesetzt werden, da die meisten giftigen Pflanzeninhaltsstoffe aufgrund ihrer chemischen Eigenschaften nicht ins Destillat übergehen. Durch das besondere Herstellungsverfahren wird bereits der Urtinktur ein energetisches Potential zugesprochen, so daß eine homöopathische Potenzierung nicht unbedingt erforderlich ist.«47

Tinkturen nach dem Europäischen Arzneibuch

»Tinkturen werden üblicherweise aus 1 Teil Droge und 10 Teilen Extraktionsflüssigkeit oder aus 1 Teil Droge und 5 Teilen Extraktionsflüssigkeit hergestellt. Tinkturen sind üblicherweise klar. Bei der Lagerung kann sich ein geringfügiger Niederschlag bilden, der zulässig ist, solange sich die Zusammensetzung nicht wesentlich verändert.«48

Abschließend sei nochmals bemerkt, dass in diesem Buch vorrangig die Herstellungsmethoden nach dem Homöopathischen Arzneibuch oder dem Europäischen Arzneibuch besprochen werden. Das wiederum versteht sich aber nur als »roter Faden«. Selbstverständlich können in die individuellen Herstellungsmethoden des Einzelnen auch spagyrische Aufbereitungen nach Paracelsus oder der Anthroposophie mit einfließen. Dem Privatmann steht es frei, die persönlichen Arzneimittel so herzustellen, wie sie ihm am wirksamsten erscheinen. Hier gibt es Entwicklungsmöglichkeiten und somit Heilungschancen, die noch nicht bürokratisch absorbiert werden konnten.

Es sei daran gedacht, dass bei der Herstellung der Urtinktur nicht nur die im HAB vorgeschriebenen, sondern speziell auf Krankheit und Therapie bezogene Pflanzenteile verwendet werden. Oder dass ein Auszugsprozess ja auch über ein ganzes Jahr stattfinden kann, also ein ganzer astrologischer Tierkreis durchlaufen wird. Bei der Firma Ceres reifen die abgepressten Urtinkturen sogar zwei bis drei Jahre. »Während dieser Reifung entwickeln die Tinkturen ihre volle Heilkraft.«49

Pflanzliche Urtinkturen und homöopathische Heilmittel selbst herstellen

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