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Frau Rottenmeier

Tag 20: Freitag, 24. Mai 2019, 34 km (575 km)

Schon kurz nach dem Start steht der Weg unter Wasser und ich werde, ob ich will oder nicht, auf die stark befahrene B16 getrieben. Ich streife mir die Leuchtweste über und warte eine Lücke im Verkehr ab, um auf die linke Seite zu sprinten. Zu meinem Vorteil ist die Bundesstrasse sehr übersichtlich und die Verkehrsteilnehmer nehmen ganz gut Rücksicht. Es ist aber alles andere als gemütlich. Laut Karte kann ich nach zirka zwei Kilometern links abbiegen und den Weg über angenehmere Nebenstrassen fortsetzen. Ich marschiere, so schnell ich kann, dieses nervenaufreibende Teilstück ab. Bis Bad Abbach verläuft anschliessend alles reibungslos. Hier macht die Donau eine mächtige Schleife und der Weg würde direkt am Wasser entlangführen, nun aber wohl eher unter Wasser. Ich muss gezwungenermassen die Abkürzung über den Hügel nehmen. Ich kann ganze vier Streckenkilometer einsparen, komme aber in den Genuss von etlichen Höhenmetern. Es ist strahlend schön bei 22 Grad. Ich habe auf kurze Hose und T-Shirt gewechselt. Auch Hut und Sonnenbrille sind bereits montiert. Der Schweiss läuft mir in Strömen übers Gesicht und die Kleider sind rasch völlig nassgeschwitzt. Im Dörfchen Grossberg scheine ich den Bergpreis erreicht zu haben. 150 Höhenmeter sind geschafft und jetzt geht es auf der anderen Seite relativ locker Richtung Regensburg. Ich befinde mich längstens in den Vororten der über 2000 Jahre alten Stadt. Aber ich benötige eine weitere Stunde, bis ich im Zentrum, mit dem Dom als Wahrzeichen, ankomme. Hungrig gönne ich mir einen Dürüm-Kebab mit einer eiskalten Cola. Auch in Regensburg wird die freitägliche Klimademonstration «Fridays for Future» durchgeführt. Mrs. Molly und ich müssen uns mühsam durch das Gewusel schlängeln, doch die Sprechchöre lassen uns beide ziemlich kalt.

Ich beschliesse, mich in der Jugendherberge einzuquartieren; die soll hier gleich in der Nähe sein. Ich lokalisiere das Gebäude auf Anhieb, aber leider ist das Wochenende restlos ausgebucht. Die ältere Dame am Empfang ist schlechtgelaunt. Vielleicht ist das ja ihre gute Laune? Dann sollte ich mich glücklich schätzen! Unfreundlich wäre ein zu hartes Wort, aber auf schulmeisterliche Art und Weise gibt sie mir zu verstehen, dass ich nun weiterziehen soll. Unwillig lässt sie mich meine Wasserflaschen auffüllen. Als ich sie freundlich bitte, die Toilette benutzen zu dürfen, scheint die Geduld der Dame am Ende zu sein. Murrend und mit einem Blick, der töten könnte, erlaubt sie mir ausnahmsweise, ihr stilles Örtchen zu besuchen. Beim Weitermarschieren überlege ich mir, dass diese bärbeissige Lady ohne weiteres die Rolle der grantigen Haushälterin Frau Rottenmeier aus den berühmten Heidi-Filmen übernehmen könnte und das ohne Üben, versteht sich. Schade, ich hätte Regensburg gerne ein bisschen näher erkunden wollen, aber manchmal passt es einfach nicht. So wandere ich noch über zwei Stunden Richtung Osten.

Wanderfieber

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