Читать книгу Piraten in Port de Sóller - Christiane Döntgen - Страница 9

4

Оглавление

Montag, 10. Mai 2010


Madame hatte das Gefühl, da draußen liefen nur Opfer herum, die nichts Besseres zu tun hatten, als auf Menschen zu warten, die sie zu ihren Tätern machen konnten. Sollten die Leute doch endlich selbst Verantwortung für ihr Leben übernehmen. Gabriella fühlte sich also ungerecht behandelt. Was verkaufte sie diesen Leuten auch Bier! Und dann der alte Mann! Er war der Fleisch gewordene Vorwurf der Idee des Opfers an sich. Diese triefenden Hundeaugen. Jesús hatte ihn aufgenommen. Bei der Wahl des Lagers für den neuen Gast hatte sie sich durchgesetzt. Aber alles Klagen half nichts. Die Arbeit ging vor. Der rumänische Koch hatte ein Problem. Bevor sie es löste, wollte sie noch etwas herausfinden.

Madame huschte zur Rezeption. Dort öffnete sie den Safe, holte zwei Personalausweise hervor und schaltete ihren Laptop ein. Nach kurzer Zeit wusste sie Bescheid. Gesa Layenbriefer-Sielka war schnell gefunden. Etliche Bilder zeigten sie an der Seite eines alten Mannes. Alles war leicht zu verstehen: Er war der Chef eines großen internationalen Unternehmens mit Sitz in Düsseldorf. Die schöne Gesa war seine Frau. Das jüngste Bild war vor vier Wochen bei einer großen Charity-Gala aufgenommen worden. Gesa saß neben ihrem Mann am Tisch eines angeblich prominenten UNICEF-Botschafters, den Madame nicht kannte. Deutsche Provinz.

Paul Gerhard war deutlich seltener mit einem Bild zu finden. Dafür entdeckte sie seinen Namen in der Liste der führenden Manager des Konzerns, dem Sielka vorstand. Nicht uninteressant. Das erklärte die Wahl des Hotels. Dann fand sie seinen Namen – war es seiner oder der eines Namensvetters? – in einem französischen Online-Dienst. Sie klickte den Link an, las aufmerksam, was sie vorfand, und konnte nicht glauben, dass es sich um ihren Gast handelte. Sie schloss das Browserfenster. Rasch schrieb sie eine Mail und ging in die Küche.

Der Fleischlieferant war aus unerfindlichen Gründen – sei es durch das Fest, sei es durch seine chronische Unzuverlässigkeit – nicht erschienen, und zum Abendessen aus Hähnchen und Pommes Frites fehlten nun die Hähnchenteile. Unmöglich, sie in irgendeinem Supermarkt der Insel zu kaufen. Das war nicht im Budget. Genug Geld dafür wäre da gewesen, aber nur, weil es ein Budget gab, an das sich alle zu halten hatten. Die Logik der Gewinnmaximierung.

»Was haben wir noch im Tiefkühler?«, fragte Madame.

»Gemischtes Gemüse und die Reste der Fleischbällchen von letzter Woche, die aber bei weitem nicht für alle reichen. Es dürfte nicht mal eines pro Gast rausspringen.«

»Und wenn wir sie zerkleinern? Dieses Fertigzeug zerfällt ohnehin beim Kochen. Nur Gemüse und Pommes Frites geht nicht. Die Leute erwarten Fleisch. Sie müssen wenigstens Spuren davon in ihrem Essen finden. Wenn ich alleine an die nimmersatten Bauarbeiter denke, ohne Fleisch keine Leistung. Und wenn wir ehrlich sind: Was fleischlose Ernährung für Folgen hat, sehen wir an den abgemagerten Vegetariern, die immer eine Extrawurst wollen. Am Ende beschweren sie sich dann trotzdem, nicht satt geworden zu sein. Fleischlosigkeit hat Hirnlosigkeit zur Folge. So ist es doch.«

Der Koch hatte Mühe, dem Monolog seiner Chefin in allen Einzelheiten zu folgen, doch das Wesentliche verstand er und so setzte er ihre Idee in die Tat um. Er nahm die Fertigpackung, in der sich ungefähr 20 Albóndigas befanden, ließ diese auf einen Teller rollen und schob ihn in die Mikrowelle. Schritt eins: Auftauen. Schritt zwei: Zerkleinern. Schritt drei: Nun, man würde sehen. Er war ausgebildeter Koch, doch die wahre Kunst hatte er erst hier erlernt, von Madame, die nicht viel vom Kochen verstand, dafür aber umso mehr von Improvisation. Er zollte ihr größten Respekt und gehorchte ihr. Das war das Wichtigste für sie. Einmal hatte er ihr gestanden, dass sie ihn an seine Großmutter erinnere, die ihre Familie unter Staatspräsident Ceausscu durch die schlimmste Mangelwirtschaft gepeitscht hatte. Sie war schon lange tot. Ihr Lieblingsenkel hatte sie mit Madame vor mehr als fünf Jahren hier im Hotel wiedergefunden. Der Vergleich mit einer mutmaßlich steinalten Frau begeisterte Madame zwar nicht. Aber er verschaffte ihr die nötige Autorität und erfüllte damit einen guten Zweck.

Jesús kam herein. Er hatte seine Kellnerkleidung noch nicht angelegt, Essen gab es erst in vier Stunden. Doch es war Zeit, die Tische zu decken, ehe Madame die heute Nachmittag eintreffenden Gäste abfertigen musste – so sie denn überhaupt bis hierher durchkamen.

»Das Ehepaar von Zimmer 410 hat sich über Schimmel an den Badezimmerkacheln beschwert. Auf Deutsch. Ich habe wie immer nichts verstanden. Warum bittest Du Gabriella nicht endlich, die Sauerei zu beseitigen?«, fragte er.

»Weil das zusätzliche Arbeit ist. Dafür wird sie nicht bezahlt. – Sie sind übrigens nicht verheiratet.«

»Ist doch egal. – Dann bitte Magda doch darum, für ein paar Euro extra.«

»Die wir nicht haben. So funktioniert mein Hotel nicht, Liebster. Wenn wir ständig auf Sonderwünsche eingehen, rechnet sich das Ganze nicht. Heute ist es der Schimmel, morgen die zerschlissenen Handtücher und übermorgen Extrafleisch zum Abendessen. Und was kommt dann? Es läuft gut. Wir haben Gäste, die immer wieder kommen. So schlecht können wir nicht sein. Denk nur an die beiden reizenden Alten aus Stockholm. Oder den Wandererführer, der seine Gruppen ausschließlich bei uns unterbringt. Oder die beiden Lesben aus England. Die sind jetzt schon zum siebten oder achten Mal hier. Und, beschweren sie sich? Nein. Sie lassen uns in Ruhe und wir sie.«

»Die von 410 sind aber eine andere Kategorie. Die scheinen Geld zu haben. Solche Leute müssen wir an uns binden. Und ein bisschen Sauberkeit ist doch nicht zu viel verlangt.«

»Andere Kategorie. Du sagst es selbst. Warum gehen Menschen, die sich fünf Sterne leisten können, in ein Zwei-Sterne-Haus? Sollen sie lernen, sich zu bescheiden, oder demnächst im Marisol nächtigen. Ende der Diskussion.«

Madame strich Jesús über die Wange und gab ihm einen Kuss. Sie liebte seine naive Art. Er war zu gut. Jesús griff nach den gestapelten Suppentellern, klemmte sie zwischen die ausgestreckten Arme und trug sie zur Pendeltür. Madame folgte, und der alltägliche Tanz des Tischdeckens begann nach bewährter Choreographie in der immer gleichen Reihenfolge von Tisch zu Tisch. Jesús trug, Madame platzierte die Teller im einstudierten Rhythmus. Bis Jesús an einem Tisch stehenblieb, der eigentlich gerade nicht besetzt war.

»Er ist unser Gast«, sagte Jesús, und Madame stellte widerwillig einen Teller an den Platz. Sollte der Alte hier doch sitzen. Sie würde ihn nicht sehen.

»Lass ihn nicht für Dein schlechtes Gewissen büßen«, flüsterte Jesús.

Madame reagierte nicht. Küchenpsychologie. Sie sollte ein schlechtes Gewissen haben? Das verkehrte die Verantwortung ins Gegenteil. Sie, der Mann und seine Frau hatten einmal zusammengelebt. Daraus ergaben sich keine Ansprüche im Hier und Jetzt. Sagten das die Psychologen nicht immer, dass man sich selbst treu bleiben müsse? Mehr tat sie nicht. Sie tanzten weiter um die Tische, auf denen quadratische Papierdecken lagen.

Die großen Schiebefenster des Speisesaals, die fast bis zum Boden reichten, gingen zur Straße hinaus. Das erste war immer ein Stück geöffnet und diente ein paar streunenden Katzen als Ein- und Ausgang. Madames Lieblingskatze, ein großer schmuddelig-weißer Kater, lag auf einem der Stühle, deren Sitzkissen bequeme Lager waren. Jesús gab einen zischenden Laut von sich. Er hätte wohl wie immer gerne in die Hände geklatscht, um das Tier zu vertreiben, doch hielt er darin immer noch ein paar Teller. Der Kater ließ sich nicht beeindrucken und rührte sich nicht. Madame tätschelte seinen Kopf und deckte dann weiter ein.

»Die Tiere willst Du vertreiben, aber jeden Menschen willst Du aufnehmen.«

»Die Katzen machen alles dreckig«, sagte Jesús.

»Die Menschen auch.«

Am nächsten Tisch waren Kaffeeflecken vom Frühstück auf der Papiertischdecke. Madame schüttelte den Kopf, nahm die Decke herunter und faltete sie grob zusammen. Sie lief zum Schrank neben der Pendeltür und holte eine neue Tischdecke hervor, die sie auf dem Tisch glatt strich. Wieder platzierte sie die Teller, dieses Mal zwei. Hier saßen die beiden anspruchsvollen Deutschen.

Jedem wurde zu Beginn seines Aufenthalts ein fester Tisch zugeteilt. Damit ersparte man sich den Streit um die besten Sitzplätze. Madame teilte zu. Die Gäste hatten es hinzunehmen. Schweigend setzten sie ihren Weg fort.

»Du kannst aber jetzt diesen Kaffeefleck nicht mit Katzendreck vergleichen. Der Mann hatte die Tasse seiner Frau zu voll gemacht, sie ist übergeschwappt.«

»Sie sind nicht verheiratet.«

»Das sagtest Du schon.«

Der letzte Teller war platziert. Jesús griff den Besteckkasten an beiden Seiten und trug ihn von Tisch zu Tisch während Madame Papierserviette, Messer, Gabel, Suppen- und Dessertlöffel um die Teller drapierte. Am ersten Fenstertisch blickte sie kurz hinaus und entdeckte Gabriella, den alten Mann und Luis gemeinsam an einem Tisch.

»Die beiden Crétins sollen doch den klugen Polier in Ruhe lassen!«, rief sie aus und biss sich gleich auf die Unterlippe. Jetzt hatte sie ihre liebe Gabriella vor lauter Ärger in eine Schublade mit dem alten Mann gesteckt. Das war nicht richtig.

»Schau, Eduard hat Anschluss gefunden. Das ist gut.«

»Mein kleiner Kater«, sagte Madame und streichelte der Katze über den Kopf. »Auch wir haben aneinander Anschluss gefunden, nicht wahr. Aber das ist für Jesús natürlich etwas anderes.«

»Eleonore, es reicht. Was würdest Du wohl sagen, wenn Deine Tochter sich so verhielte wie Du?«

Sie schwieg und machte einen leichten Schmollmund.

»Ich lege mich noch etwas hin«, fuhr er seufzend fort und begab sich, ohne sie noch einmal anzusehen, auf den Weg nach Hause zu dem kleinen Bungalowanbau direkt neben dem Hotel.

Der Koch kam mit einer Schüssel voller brauner Krümel in den Speisesaal. Der Kater hob aufmerksam den Kopf. Madame nahm die pulverisierten Fleischbällchen in Augenschein und fuhr dann mit den Fingern hindurch.

»Wenn wir sie mit dem alten Brot und ein paar Zwiebeln vermengen, könnten wir Hackbraten daraus machen. Ein bisschen Mehl, ein paar Eier dazu. Pürieren. Lange, schmale Stücke formen. In den Ofen. Gut würzen nicht vergessen! Grillgewürz. Dann halten es alle für Hackfleisch. Ein bisschen scharfe Tomatensauce drüber. Und fertig.«

Wortlos nickte der Koch und ging zurück in die Küche. Wie immer hatte sie eine gute Lösung gefunden. Madame scheuchte den Kater zum Fenster hinaus und schob es zu. Der schwere messingfarbene Rahmen quietschte. Sie hatte das Gefühl, dass es draußen eiskalt geworden war. Einzelne Wolken versperrten der Sonne die Sicht auf die Insel.

Flink, den kleinen Körper leicht nach vorne gebeugt, huschte Madame in ihre Nische an der Rezeption. Sie hatte völlig vergessen, die beiden Ausweise wieder zurück zu legen und tat dies nun. Ihr Laptop meldete den Empfang einer Mail. Cécile war wie immer schnell und effektiv. Die Freundin aus Kindertagen war eine unerschöpfliche Quelle, wenn Madame Informationen brauchte. Sie wusste gerne, mit wem sie es zu tun hatte, wenn ihr ein Gast seltsam erschien. Nur für den Fall.

Cécile hatte ihr nicht mehr als einen Link geschickt, dem Madame nun folgte. Er führte auf die Seite eines Online-Magazins, dessen Namen sie noch nie gehört hatte, und zu einem Artikel, der offensichtlich eingescannt und dann auf die Seite gestellt worden war. Die Qualität war schlecht. Die Überschrift »Der Tag wird kommen« ließ Madame kurz und laut auflachen. Auf dem Foto darunter waren drei Männer zu sehen, zwei davon schüttelten sich die Hände und blickten dabei in die Kamera. Eine dumme Geste unterhalb der Ebene von Staatspräsidenten, die aus Gründen der Diplomatie gute Beziehungen zu dokumentieren hatten. Den einen erkannte sie sofort, wenn er auch deutlich jünger war als heute. Die Bildunterschrift bestätigte es: »Paul Gerhard (20) vom Freundeskreis Deutschland mit Francois Bertot (53), Vorsitzender des Bundes Nationaler Europäer und Hernando Antonio Fernandez (22), Mitglied der spanischen Nationalfront ‚Pro Franco’. «

Madame witterte Dummheit. Sie schnaubte und überflog den Text: ... Treffen in Versailles, ... Schmach vergessen, ... Völker einig, ... blablabla ... Ah, da war es: »Paul Gerhard, Student der Ökonomie und Obmann des Freundeskreises Deutschland beim Bund Nationaler Europäer, hielt eine beeindruckende Rede, die ihn als Mann der Stunde auswies. Gerhard betonte: Noch müssen wir im Verborgenen agieren, können uns nicht zeigen, wenn wir unsere Sache nicht gefährden wollen. Doch es kommt der Tag, an dem die Nationen Europas sich ihres Erbes stolz erinnern. Lassen Sie mich an dieser Stelle den großen norwegischen Schriftsteller Knut Hamsun zitieren, der eindeutig sagt, was ein politischer Führer sein muss nämlich, ich zitiere: ein Krieger für die Menschheit und ein Verkünder des Evangeliums vom Recht der Nationen. Dies war Teil seines Nachrufs auf den letzten wirklichen Führer Deutschlands.«

Madame verzog das Gesicht. Sie fragte sich angesichts der Worte Hamsuns, ob Literaturnobelpreisträger ab einem Alter von 85 Jahren alle schrullig werden mussten – eine Art Berufskrankheit der Ruhmreichen. Warum schmerzte Dummheit niemals ihre Verursacher? Sie las weiter: »Es kommt der Tag, an dem wir uns das Recht auf ein eigenes Vaterland ohne den zersetzenden Einfluss des Fremden zurückerobern. Frankreich«, er ließ es sich nicht nehmen, wie jeder deutsche Idiot das Synonym zu verwenden, »die Grande Nation, ebenso wie Deutschland befreit von den Fesseln paneuropäischer Ideologen. Geeint ja. Aber als starke und vollkommen eigenständige Nationen. Wir haben starke, einflussreiche Freunde mit Macht und Geld.« Der Artikel verlor sich in Wiederholungen nationaler Floskeln. Madame klickte ihn weg. Das war fast 20 Jahre her, es stammte aus der internetlosen Zeit. Inzwischen war er Manager, vögelte die Frau seines Chefs und stieg in billigen Hotels ab. Wenn das sein Agieren im Verborgenen war ...

Ihr blieb keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Die Nachmittagsgäste aus Deutschland kamen an. Eine Familie. Das war selten. Das Hotel wurde in den Prospekten der Veranstalter nicht als kinderfreundlich hervorgehoben. Doch das war wie immer bei solchen Werbetexten nicht die ganze Wahrheit. Genaugenommen hätte man Kinder vor dem Aufenthalt warnen sollen. Sie waren nicht willkommen.

Die Familie brachte eine Tochter im Alter von elf oder zwölf Jahren mit. Madame versuchte das Positive zu sehen: Wahrscheinlich sprach das Kind noch keine Fremdsprache, die es am Personal testen konnte. Als sie jetzt aufblickte, sah sie die Brustbilder zweier Bilderbucheltern und das halbe Gesicht ihrer Tochter, in welches große, wissende Augen eingelassen waren. Dieses Kind würde Ärger machen.

»Gutentack, willkommenimBorrasca.«

Madame hielt den Kopf schräg und lächelte erwartungsvoll.

»Schatz, die Unterlagen«, sagte die Frau.

»Sofort.«

Der Mann legte Voucher und Ausweise nach- und nebeneinander auf die Theke, von der Madame sie mit einem Wisch herunternahm.

»DonkeschönZimmerzweiundertfümf. Mitbeistellbettfürdos-Kind.SiebenÜhrfümfundvierzieschbisneunÜhrdreissieschFrü-hstück.NeunzöhnÜhrdreissieschbiseinundzwanziesch-ÜhrdreissieschAbendessen.SiekönnentrinkenonderBar.MitmirmitdemNachtportierzumEssenjederzeit. DieGetränkesindimmer – Cash.«

»Cash«, wiederholte das Kind mit einer hellen Stimme. »Wie in Cashflow?«

»Bitte, Aleta, das muss jetzt nicht sein«, sagte die Mutter und lächelte Madame nervös an. »Verzeihen Sie bitte.«

Madame hielt ihr Lächeln, doch ihre beiden Augenbrauen hatten sich kaum merklich in unterschiedliche Richtungen geschoben.

»Es ist recht frisch draußen. Ist das für Mai normal?«, fragte der Mann besorgt.

»Nein.DassinddieWolken.Diesindbaldwiederweg.Heutewareswarm.DoistderAufzug.«

Zwei Erwachsene, ein Kind, zwei mittelgroße, ein kleiner Koffer und zwei Tagesrucksäcke. Für den Aufzug war das zu viel. Fünf Minuten testeten sie unterschiedliche Möglichkeiten, die Kabine zu beladen. Dann kamen sie überein, nacheinander zu fahren. Frau und Kind, großer Koffer, kleiner Koffer und ein Rucksack bildeten die Vorhut. Der Vater wartete und blickte auf die Landkarte von Mallorca, die an der Wand gegenüber angebracht war. Zum Glück kam der Aufzug recht bald wieder herunter und der Mann konnte samt Gepäck einsteigen.

Das Rappeln der Kabine im Schacht zeigte an, dass es losging. Das kurze, aber laute ‚Rumms’ machte klar, dass es nicht weiterging, weil der Aufzug stecken geblieben war. Das nach zwei Schreckminuten einsetzende ‚Pockpockpock’ zeigte, dass sich der Fahrgast seiner Situation bewusst geworden war.

Madame verdrehte die Augen. Doch bevor sie den Notfalldienst anrufen konnte, wurde die Tür zum Foyer aufgerissen. Sie erschrak so sehr, dass sie gegen ihre Gewohnheit aufsprang, um den Tresen herumlief und zum Eingang eilte. Der Ein-Sterne-Gast mit der Neonazi-Vergangenheit aus Deutschland kam ihr entgegen, das Haar wirr in alle Richtungen stehend.

»Helfen Sie mir. Meine Frau ist weg. Und es schneit.«

»Sie sind nicht verheiratet.«

Piraten in Port de Sóller

Подняться наверх