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Fakt 2: gute Hände, schlechte Hände

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Während unklar bleibt, wie genau das Verhältnis zwischen Rechts- und Linkshändern ausfällt, ist eines ziemlich deutlich: Die dominante Hand ist in jeder Hinsicht einfach besser – geschickter, stärker, sicherer, schneller, exakter, leistungsfähiger. Doch bevor Ihre dominante Hand anfängt, arrogant zu werden, und die andere Hand verschämt in Ihrer Hosentasche verschwindet, sagen wir: Stopp! Denn dafür besteht überhaupt kein Anlass. Die weniger dominante Hand ist nicht ungeschickt, schwach oder schlecht. Das Gegenteil ist der Fall! Es gibt allen Grund, die vermeintlich talentlose Hand zu lieben und wertzuschätzen. Schließlich gibt es eine Menge komplexer Tätigkeiten, die nur dann erfolgreich ausgeübt werden können, wenn beide Hände ihren Job gleichermaßen gut erledigen. Die beiden sind ein Team. Geselle und Meister. Der eine reicht das Rohr, der andere schraubt es rein und sagt: »Pause!«

Wer schon mal den Highscore in einem Jump-’n’-Run-Spiel zu knacken versucht hat, weiß, wovon wir reden. Ganz gleich, ob auf der guten alten Spielekonsole oder auf dem Smartphone – mit einer Hand besiegen Sie den Endboss nicht. Der lacht sich schlapp. Sie brauchen beide Daumen. Nur wenn die Finger beider Hände im richtigen Augenblick auf die richtigen Tasten drücken, schmeißen Sie den Gauner ins Gefängnis, retten die Welt und heiraten die Prinzessin oder auch den Prinzen. Das Zehn-Finger-System ist ein weiterer überzeugender Beweis dafür, dass beide Hände sehr geschickt sein können. Es ist wie in der Behörde: Jeder Finger hat seinen eigenen Zuständigkeitsbereich. Brauchen Sie ein Q, A oder Y, müssen Sie sich an den linken kleinen Finger wenden. Soll dem A noch ein W, S oder X folgen, sind Sie beim kleinen Finger falsch, der schickt Sie nämlich rüber zum linken Ringfinger. Das geht immer so weiter bis zum rechten kleinen Finger, dessen Abteilung die Buchstaben P, Ü, Ö und Ä unterstehen. Trainierte Zehnfingerschreiber schaffen so pro Minute mehrere hundert Anschläge – die Finger tanzen regelrecht über die Tastatur. Den aktuellen Weltrekord im Schnell-Tippen hält übrigens seit 2001 die Tschechin Helena Matouskova: Sie bringt es auf ganze 821 Anschläge pro Minute. Das ist kein Tanz mehr, da prasselt ein Hagelsturm auf das Keyboard.

Sie halten dennoch an dem Irrtum fest, dass es eine gute und eine schlechte Hand gibt? Dann beobachten Sie einmal ganz genau eine Violinistin: Während die eine Hand die Saiten greift, streicht die andere den Bogen. Ohne die »schwache Hand« hätten Sie nur die vier Leersaiten zur Verfügung. Damit kriegen Sie einen gepflegten Karnevalstusch hin, aber bei Bach kommen Sie nicht mal bis zum ersten Takt. Erst mit dem perfekten Zusammenspiel beider Hände entlockt die Musikerin ihrem Instrument genügend harmonische Klänge, um die Zuschauer in der Elbphilharmonie den Eintrittspreis vergessen zu lassen.

Sie zweifeln immer noch? Ganz schön hartnäckig. Okay. Wie schlagen Sie eigentlich einen Nagel in die Wand? Einhändig? Nagel hinstellen, Hammer schnappen und Nagel in die Wand hauen? Wenn Sie das schaffen, tragen Sie einen blauen Ganzkörperanzug, einen roten Umhang und ein großes »S« auf der Brust und gewinnen jedes Armdrücken. Alle anderen brauchen auch hier beide Hände. Die eine Hand hält den Nagel, Ihre bevorzugte Hand zielt mit dem Hammer treffsicher auf den Nagelkopf. Damit das auch wirklich gelingt, muss die angeblich weniger leistungsfähige Hand ordentlich mit anpacken: Sie fixiert den Nagel, tastet den Untergrund nach der perfekten Position ab, hält ihn stabil und richtet ihn nach jedem Hammerschlag bei Bedarf neu aus. Klar, die Leistung der starken Hammer-Hand wirkt beeindruckender. Doch für den erfolgreichen Heimwerker-Einsatz ist der Beitrag der nicht dominanten Assistenz-Hand ebenso wichtig. Es ist wie beim Magier. Er wirbelt mit dem Zauberstock, lässt die Assistentin verschwinden und heimst den Applaus ein. Doch wer hockt zusammengekauert im doppelten Boden? Eben!

Auch bei ganz einfachen beidhändigen Tätigkeiten wie Salatwaschen oder Bügeln konzentrieren wir uns meist auf die Führungshand. Die »schwächere« Hand übernimmt oft den vermeintlich unspektakuläreren Part, muss dafür jedoch früher zur Stelle sein, um Aktionen für die bessere Schwester vorzubereiten. Sie ist ein Meister darin, alles »blind« auszuführen, denn unser Blick gilt meist nicht ihr. Sie ist die perfekte stille Zuarbeiterin. Applaus für sie! Und zwar mit beiden Händen.

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