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Fakt 4: Pferdekutschen vs. Paddelboote

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Warum gibt es auf den Straßen dieser Welt eigentlich Links- und Rechtsverkehr? Theorien dazu gibt es viele. Eine davon ist die, dass Napoleon den Engländern eins auswischen wollte – und nur deshalb überall in Europa den Rechtsverkehr anordnete, um nicht auf der gleichen Straßenseite unterwegs zu sein wie seine britischen Feinde. So ist das als Herrscher: Wir Normalmenschen müssen die Straßenseite wechseln, wenn uns jemand nicht gefällt, der Feldherr ordnet kurz den europäischen Verkehr um. Wer kann, der kann. Die wahrscheinlichere Erklärung ist aber, dass der kleine Franzose lediglich das durchsetzte, was in seinem Heimatland eh schon seit der Französischen Revolution üblich war.

Wer erste historisch verbriefte Belege für Linksverkehr finden will, muss viel weiter zurück in die Vergangenheit gehen. Genauer gesagt, bis ins Römische Reich: Eine 2000 Jahre alte Münze liefert erste Antworten. Auf ihr sind zwei Reiter abgebildet, die aneinander vorbeireiten – und zwar nicht an der linken Schulterseite, wie es beim Rechtsverkehr üblich wäre, sondern an der rechten Schulterseite. Nun ist es so, dass die Römer bei Streitigkeiten im Verkehr keine Hupe zur Aggressionsminderung zur Verfügung hatten, sondern ein Schwert. Mit einem Schwert klären sich Meinungsverschiedenheiten besser zur rechten Seite als zur linken, denn dort steht das Pferd im Weg. Im Zweifel würde das nämlich sonst heißen: Meinungsverschiedenheit geklärt, aber Pferd tot. Das römische Geldstück ist also der vielleicht älteste Beweis für Linksverkehr. Noch heute gibt es ihn in über 50 Ländern der Welt. Die meisten davon sind ehemalige britische Kolonien. Erst im 19. und frühen 20. Jahrhundert setzte sich der Rechtsverkehr weltweit großräumig durch.

Fun Fact: Beide Varianten haben den gleichen Ursprung. Ganz egal, ob die Fahrspur nun links oder rechts liegt, die Rechtshänder waren stets in der Überzahl und haben den jeweiligen Standard vorgegeben. Majority rules! Will etwa ein Rechtshänder mit dem Paddelboot vorwärtskommen, dann sticht er sein Paddel in erster Linie auf seiner starken rechten Seite ins Wasser. Sobald ihm jemand entgegenkommt, muss er ausweichen – und das geht natürlich viel einfacher, wenn er nach rechts lenkt. Wäre er auf der linken Seite unterwegs, kämen sich die Paddel nämlich leicht ins Gehege. Kein Wunder, dass sich auf jeder Wasserstraße der Welt Rechtsverkehr durchgesetzt hat. Gerade in flussreichen Ländern mit für Verkehr und Wirtschaft unverzichtbarer Binnenschifffahrt hat sich auch auf dem Land der Rechtsverkehr schneller etabliert. Denn zu Land haben vor allem Pferde, Kutschen und Reiter den Linksverkehr geprägt. Ein Beispiel: Ein (rechtshändiger) Bauer führte im Mittelalter seinen mit Körben bepackten Esel am liebsten mit der rechten Hand zum Markt und blieb dafür gern auf der linken Seite. Das war gleich in zweifacher Hinsicht praktisch: Der Bauer musste nicht umständlich dem Gegenverkehr ausweichen und der Esel blieb nicht ständig stehen, um etwas Gras vom Wegrand zu naschen. Für den Landwirt eine Win-win-Situation, für den Esel eine Lose-lose-Situation: Gegenverkehr und nichts zu fressen.10

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