Читать книгу Deine bessere Hälfte - Christiane Stenger - Страница 20

Es liegt in der Natur des Menschen, sich in allem überlegen zu fühlen. Lange waren wir überzeugt davon, die Bevorzugung einer Körperseite für bestimmte Aufgaben sei so anspruchsvoll und komplex, dass sie nur den Primaten vorbehalten sei. »Die Krone der Schöpfung« irrte sich grundlegend: Die Tatsache, dass Menschen meist Rechtshänder sind, macht uns noch lange nicht einzigartig. In den zurückliegenden Jahren haben Wissenschaftler auf der ganzen Welt bewiesen, dass Tiere von A wie Affe bis Z wie Zebra eine Lieblingspfote, -hufe, -flosse oder -kralle haben.

So haben Biologen der Staatlichen Universität St. Petersburg herausgefunden, dass Kängurus über eine ähnlich konsistente, sprich stabile, Händigkeit verfügen wie der Mensch.⁸ Die australischen Beuteltiere bevorzugen allerdings nicht die rechte Seite, wie es bei Menschen meist üblich ist, sondern setzen vor allem auf die linke Vorderpfote, um sich Gras und Blätter ins Maul zu stopfen oder zu nah kommenden Touristen ihre Grenzen aufzuzeigen.

Hühner haben sogar ganz besondere Fertigkeiten: Sie können mit ihren Augen zwei verschiedene Aufgaben gleichzeitig lösen. Während das rechte Hühnerauge (!) nach einem Korn auf dem Boden sucht, kontrolliert das linke Auge den Himmel, um nach feindlichen Greifvögeln Ausschau zu halten. Wie viel entspannter beispielsweise wäre der Sommerschlussverkauf: Mit dem linken Auge scannen wir die Regale nach Schnäppchenkleidern ab, mit dem rechten mögliche Konkurrentinnen, die uns unseren Schatz streitig machen wollen. Und wie leicht wäre es in der Schule gewesen? Das linke Auge holt sich die Mathe-Ergebnisse vom Sitznachbarn, das rechte Auge behält den Lehrer im Blick.

Ähnlich beeindruckend ist die Fähigkeit von Hunden, neue Düfte vor allem mit dem rechten Nasenloch zu erschnüffeln, wie der italienische Forscher Giorgio Vallortigara und sein Team herausgefunden haben.⁹ Bei unliebsamen Gerüchen (Igitt! Der Tierarzt hat nicht geduscht!) bleibt das rechte Nasenloch aktiv. Schnuppern die Vierbeiner allerdings angenehme Düfte wie weibliche Artgenossen oder ein saftiges Stück Fleisch, übernimmt das linke Nasenloch.