Читать книгу Die illegale Pfarrerin - Christina Caprez - Страница 19

Landquart,
27. September 1904

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Ein Hochzeitsbild: Josias und Elsbeth, genannt Joos und Betty Roffler-Luk. Sie ist 25, eine alte Braut für damalige Verhältnisse, er ein Jahr älter als sie.254 Er nimmt zwei Drittel des Bildes ein, sie hält die Arme eng an den Körper gezogen. Beide tragen hochgeschlossene Kragen und schauen ernst, dem Anlass und der Zeit angemessen. Sie wirkt in der Faltenbluse mit der ­grossen Taftschleife wie eine Praline, die krausen Haare bändigt sie nur mit Not hinter dem Kopf. Schiebt sie das Kinn etwas nach vorn? Er versucht unter seinem Schnauz ein Lächeln und ­richtet seinen durchdringenden Blick direkt in die Kamera, ihre Augen schweifen in die Ferne.

Die jugendliche Betty in Chur liebte das Tanzen. Als der ­angehende Theologiestudent es ihr verbieten wollte, trennte sie sich von ihm. Überhaupt, der Städterin und Beamtentochter schien die Aussicht, als Pfarrfrau in einem Bergdorf zu leben, nicht sonderlich attraktiv. Drei Jahre lang gingen Joos und Betty getrennte Wege. Erst, als ein anderer um sie warb und ihr Herz nicht Feuer fing, kehrte sie zu ihm zurück.255 Das Paar verkündet die Eheschliessung auf einer Jugendstilkarte mit Schwalben und weissen Rosen. Das Hochzeitsmenu im Hotel Landquart: Königin-Suppe, Salm mit Butter und Kartoffeln, Rindsbraten mit verschiedenen Gemüsen, Gefüllte Pastete, Französisches Poulet mit Salat und Compôte, Rahmtorte, ­Dessert – Früchte.

Die illegale Pfarrerin

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