Читать книгу Schattenspiele - Gedichte zwischen Licht und Schatten - Christina Faab - Страница 7

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1ste Vorgeschichte

Dann lasst uns starten – mit einer Flucht. Das Gedicht beschreibt euch die Situation, wenn die Seifenblase für eine gemeinsame Zukunft richtig laut zerplatzt ist. Man hat seine Erstwunden zwar dahingehend versorgt, dass man zumindest in der Öffentlichkeit seine Tränen halbwegs im Griff und sich ein klein wenig berappelt hat. Dennoch fühlt sich alles nur an wie ein halbes Leben. Man existiert – nicht mehr und nicht weniger.

Die zur Schau getragene Stabilität dabei ist so stabil wie ein Kartenhaus.

Ganz akzeptieren kann man die Situation noch nicht, aber man gibt alles, um so zu tun, als ob alles in Ordnung wäre. Und zwischenzeitlich gibt es ja wirklich die Momente, in denen man auch tatsächlich glaubt, man hätte seine Gefühlswelt zumindest wieder ansatzweise „im Griff“. Zumindest genau so lange, bis einem das Leben in seiner vollen Härte mal wieder wissen lässt, dass man doch noch einiges mehr aufzuarbeiten hat, als man selbst hören und zugeben möchte.

In dem Gedicht beschreibe ich die Wut, den inneren Kampf und die Verzweiflung darüber, dass man sich selbst in der Situation so schwach empfindet, während der Andere so stark erscheint. Die Kraft, die es kostet, nach außen hin so zu tun, als wäre nichts. Den Versuch seine Gefühle wegzupacken, weil man nicht mit ihnen umgehen kann. Diesen Klumpen im Magen, wenn man sieht, dass der Andere längst weitergegangen ist und sich mit Anderen trifft, während man selbst noch nicht einmal ansatzweise darüber nachdenkt.

Ich denke, dass viele diese Situationen schon selbst mehr als einmal mitgemacht haben, in denen man – wie ich – am liebsten einfach nur auf und davon wollte.

So zu handeln mag sicherlich schon aus Selbstschutz heraus oft richtig sein, doch letztlich bleibt doch wieder nur die Erkenntnis, dass das Herz seine eigenen Vorstellungen hat, wen es lieben will und wen nicht. Man kann dagegen ankämpfen oder es zumindest versuchen anzuerkennen und auch zu akzeptieren, dass zu lieben nicht bedeutet, dass dies auch erwidert wird. Ich persönlich finde Letzteres wohl eine der härtesten Lektionen, die einem das Leben stellen kann und hier nehme ich euch direkt mit.

(Frühjahr 2018)

Flucht ist die beste Verteidigung?

Ein Moment nur und die Zeit bleibt stehen,

alles was passieren muss – ich muss dich nur sehen,

sah dich mit einem Mädchen, das ich kaum kenne,

hatte Mühe, dass in mir nicht gleich brachen sämtliche Dämme,

dass du bei ihr statt bei mir sitzt, will mein Herz nicht verstehen,

kann nicht nachvollziehen, was so schwer daran ist zu mir zu gehen,

doch es ist kein besserer Beweis dafür, dass du dich von mir entfremdest,

fang an nachzudenken, was du bloß an ihr so toll fändest,

und sofort fahren meine Gefühle Achterbahn,

sodass ich mich kaum konzentrieren kann,

„Empfindest du etwas für Sie?“ Wenn du wüsstest, was diese Frage mit mir macht,

Kopf und Herz sind im Krieg, wie in einer Schlacht,

die Angst vor der Antwort geht mir durch Mark und Bein,

und irgendwie möchte ich grad nicht länger sein,

mir wird heiß und kalt, hab meine Gefühle kaum in meiner Gewalt,

darf grad nichts zeigen, muss mein Pokerface wahren, versteck mein Gefühlsbeben hinter möglichst unauffälligem Gebaren,

dieses Gefühl, wenn sich innerlich alles zusammenzieht,

und dann alles zu tun, damit den Moment der Schwäche niemand sieht,

das kostet so viel Kraft, weißt nicht, wie viel Energie das zieht, und direkt vergeht mir jeglicher Appetit,

hab es satt, dass mich sowas schon aus der Bahn kickt, alles Gefühl in mir erfolglos erstickt,

kann mich nicht wehren, es überrennt mich schier, mein Herz, meine Gefühle, wollen raus zu dir,

Menschen reden mit mir, doch ich höre sie kaum, bin gefangen als Zuschauer in meinem persönlichen Albtraum,

ich fühle mich hilflos, zum Zusehen verdammt, leide geräuschlos, mein Blick folgt euch möglichst unauffällig und doch gebannt,

ein Moment der Bewusstheit und ich frage mich: Wenn ich alles selbst kreiert hab, wieso foltere ich mich?

Was ist aus der Szene die Quintessenz?

Das wesentlich Wichtige für meine Existenz?

Dass ich mich entscheiden soll entgegen meinen Gefühlen, doch statt Klarheit stehe ich wie zwischen zwei Stühlen,

oder dass ich vorangehen soll?

Doch finde ich mich gefangen in meinem eigenen Groll,

dass ich nichts tun kann, einfach nichts ist, wie ich es wollte, stattdessen muss ich akzeptieren, dass alles wohl einfach so sein sollte,

wie soll ich das nur ertragen, dich so zu sehen?

In mir ist alles nur noch Flucht und will einfach nur gehen, raus aus der Situation – will nicht ins Gefecht, doch geht es mir damit einfach nur schlecht,

bin wie ausgewechselt, alle klaren Gedanken sind fort, nichts, absolut nichts hält mich noch an diesem Ort,

erleb immer das gleiche, elende Lied, in Endlosschleife mit keiner Möglichkeit zum Ausstieg,

kann nicht klar denken, nichts sehen vor lauter Schmerz, und immer noch ein Stück weiter bricht mein Herz,

dich mit einer Anderen zu sehen ist für mich einfach unerträglich, und wieder scheitert mein Vorhaben kläglich,

dass es mich kalt lässt, was du mit wem machst, es mir egal ist, mit wem du gemeinsam lachst,

doch ich weiß einfach nicht, was ich machen soll, mir bricht der Schweiß aus, leide einfach nur qualvoll,

versuch mich zu konzentrieren, doch es will mir nicht gelingen, meine Emotionen drohen mich zu verschlingen,

innere Panik befällt mich, beinahe platzen sie aus mir raus, wie rebellierende Häftlinge in einem Gefängnis wollen sie hinaus,

doch ich kann nicht zeigen, wie verletzt ich bin, nicht hier, kann nicht hochklappen vor allen mein letztes Visier,

drum spinn ich mir nen Fluchtplan, fast wie von Sinnen, würde grad alles dafür tun, um der Situation zu entrinnen,

letztlich konnte ich physisch der Situation entfliehen, mein Geist, meine Seele sind dennoch bei dir in diesem Raum geblieben.

Portugal - Sintra - die neun Stvfen zur Hölle


Schattenspiele - Gedichte zwischen Licht und Schatten

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