Читать книгу Schattenspiele - Gedichte zwischen Licht und Schatten - Christina Faab - Страница 8

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2te Vorgeschichte

Stellt euch bitte Folgendes vor: Ihr seht euren Verflossenen/eure Verflossene seit Längerem mal wieder. Ihr nehmt euren ganzen Mut zusammen und stellt euch der Situation mit der Person, die man gerade so schmerzlich vermisst. Nicht nur, um dem Gegenüber etwas zu beweisen, sondern auch sich selbst: „Hey, schau, ich bin gar nicht mehr so traurig. Ich komm schon klar.“

Und klar macht das Ego dieses Spielchen mit, weil es sich keine Blöße geben will. Doch das Herz bleibt dabei außen vor. Wie nur soll man die Gegenwart akzeptieren, wenn das Herz sie nicht wahrhaben will? Es nur verzweifelt und leise um jedes Fitzelchen des Erkennens früherer Gefühle und Tage kämpft?

Man fragt sich, warum fühlst du mich nicht? Spürst du nicht, was los ist? Tust einerseits so locker und kumpelhaft, aber warum sperrst du mich dann so aus? Sicher ist Abstand in dem Moment wichtig, um in den Verarbeitungsprozess zu kommen. Und dennoch, obwohl man weiß, dass einem die Situation nicht guttut, ist man letztlich so verzweifelt, dass man lieber an dem festhält, was einem nur weh tut, als diesen Menschen ganz aus seinem Leben zu verlieren.

(29.05.2018)


Herz außen vor

Hab dich heute mal seit Längerem wiedergesehen, vom rasenden Puls blieb mir mein Herz fast stehen,

es fühlte sich an, als wolltest du keinen Blickkontakt herstellen, oder ist das einer von diesen dummen Zufällen?

Als ich vorhin kurz bei dir war, kam ich mir auch so fehl am Platz vor,

kein Lächeln für mich übrig, so kalt dass meine Seele bei dir fror,

die Situation wiegt für mich schwer wie Blei, zu erkennen: Es ist aus – aus und vorbei,

fühlt sich zwischen uns so fremd und ungewohnt an, lässt mich keinen Zentimeter zu viel an dich ran,

es ist einfach hart gerade, wie es ist,

vor allem wenn man erkennt, dass nur ein Part den anderen vermisst,

mein Herz sucht doch nur verzweifelt Zugang zu deinem, will nicht länger vor deinen hohen Mauern verweilen,

trifft immer wieder nur auf verschlossene Türen, egal wie heftig es daran rüttelt, nichts will sich rühren,

es ruft, es hämmert, doch kein Geräusch scheint zu dir zu gelangen,

doch es gibt nicht auf, obwohl es weiß, es ist ein auswegloses Unterfangen,

es findet einfach keinen Weg hinein,

muss erkennen, so sehr es sich abmüht, es soll wohl nicht sein,

so sieht es aus der Entfernung auf dich, wie du dein Leben lebst ohne mich,

schaut und erträgt alles ganz still,

auch wenn es eigentlich nicht mehr kann und nicht mehr will.

Kuba - Varadero - November 2017


Gräben zwischen den Zeilen

Dich lächeln zu sehen und nicht zu wissen warum, stellt mich vor die große Herausforderung,

wie damit umgehen, wenn man selbst noch nicht soweit ist? Kann dich kaum ansehen, ohne dass du mich runterziehst,

fühl mich wie ein Kaninchen vor der Schlange, wenn ich vor dir steh,

die Power die du ausstrahlst, tut mir einfach nur weh,

ist hart zu sehen, dass nichts mehr von uns übrig ist, dass ich nicht mehr der Grund bin, warum du fröhlich bist,

und so beginnen die Gedanken ein Eigenleben, denn sie möchten sich nicht einfach geschlagen geben,

brüllen laut, wollen direkt auf ins Gefecht, sie wollen gehört werden, jetzt erst recht,

besonders wenn jemand Weibliches bei dir steht, denk ich gleich, es ist deine neue Freundin, um die es sich dreht,

und die Selbstzweifel kreisen, versuchen mich in ihre Gräben herunterzureißen,

mit Fragen, die nichts als Leid bedeuten, kraftraubend sind und nur Energie vergeuden,

sie kommen unweigerlich zum Aas wie die Geier, immer die gleiche, nervende Leier,

aus meinem verletzten Ego steigen Fragen empor, vergiften meinen Verstand, flüstern in mein Ohr,

magst du sie so wie mich damals? Gehörst du ihr ganz?

Verliert bei ihr Zeit für dich auch jegliche Relevanz?

Berührt sie dich so wie ich?

Lässt du sie emotional so nah an dich ran wie mich?

Mein Herz weiß, dass es sinnlos ist, das zu fragen, doch kann das mal einer meinem Kopf verraten?

Alles zwischen uns ist weit weg von jeglicher Norm, passt für meinen Verstand in keine Schublade oder bekannte

Form,

doch er kann es nicht lassen, will nichts verpassen,

versucht alles zwischen den Zeilen zu lesen, analysiert jedes Wort, vielleicht ist es ja wichtig gewesen,

doch bist schwierig einzuschätzen, weil so viel unausgesprochen bleibt,

so viel dazwischen, was uns beide entzweit,

da ist ein unsichtbarer Graben, der zwischen uns steht, konnten uns nicht einmal fragen, wie es dem anderen geht,

so etwas Banales, wie dein Urlaub war,

kommt einfach nicht aus mir raus, ist alles ganz sonderbar,

nichts Neues werde ich so von dir erfahren, wenn wir uns einander nicht offenbaren,

da kann ich noch so viel hoffen, nichts wird sich zeigen, wenn am Ende unsere Lippen schweigen.

Schattenspiele - Gedichte zwischen Licht und Schatten

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