Читать книгу Blutspende mit Folgen - Christine Engel - Страница 8

Оглавление

4

Alanya hatte es mit einiger Mühe geschafft, die Bushaltestelle zu erreichen und sich dort hinzusetzen. Aber auch sitzend fiel es ihr schwer, sich aufrecht zu halten, daher hielt sie sich an der Seite an der Bank fest. Der Arzt hatte sie ja gewarnt, aber sie hatte zugestimmt. Das waren immerhin fünfundsiebzig Dollar und mit ihren fünfundzwanzig hatte sie die ersten einhundert Dollar zusammen. Sie würde es schon schaffen. Der Schwindel würde schon wieder vergehen, schließlich ging es um Sammy und viele andere Möglichkeiten, um an Geld zu kommen, hatte sie nicht. Jetzt gab es nur noch eine Möglichkeit, in der Nacht einhundert Dollar in dieser Stadt zu verdienen. Sie hatte das zwar zuvor noch nie gemacht, aber was blieb ihr anderes übrig. Müde schloss sie die Augen. Nur kurz die Augen schließen und durchatmen, dann ging es bestimmt schon wieder weiter.

Als der Bus vorfuhr, öffnete sie die Augen, stand zügig auf und ging auf den Bus zu, nicht dass der Fahrer noch dachte, sie wollte nicht mitfahren. Schon wurde ihr erneut schwindelig und sie musste sich an der Bushaltestelle kurz festhalten. Auch beim Einsteigen in den Bus musste sie sich erst an der Seite der Tür des Busses festhalten.

Der Fahrer musste sie für betrunken gehalten haben, denn er grinste sie anzüglich an. »Na Süße, schon um diese Uhrzeit zu tief ins Glas geschaut?«

Wortlos zeigte sie ihm die Fahrkarte und ging weiter in den Bus hinein. Sie schaffte er gerade so, sich zu setzen, da fuhr der Bus auch schon wieder los.

Danny war hinter ihr ebenfalls in den Bus eingestiegen und hatte sich hingesetzt. Er behielt sie im Auge. Sie war klein, hatte hellbraune, leicht gelockte Haare. Wie lang sie waren, konnte er nicht erkennen, denn sie trug eine rote Mütze und ihre Haare waren unter dem braunen Mantel verborgen. Die Haarfarbe erkannte er an den Locken, die vorne unter der Mütze hervorschauten. Ihre Augenfarbe konnte er nicht erkennen, da ihr vor Müdigkeit immer wieder die Augen zufielen. Verdammt seist du Dr. Römer, du hast ihr eindeutig zu viel Blut abgenommen. Er hatte damit schließlich seine Erfahrung und konnte die Anzeichen dafür erkennen. Hoffentlich fuhr sie jetzt nach Hause und ging schlafen, damit ihr Körper das fehlende Blut ersetzen konnte.

Alanya Arlington blieb eine Zeit lang im Bus sitzen, wobei ihre Augen so brannten, dass sie die Lider immer wieder schloss. Aber sie kämpfte darum, wach zu bleiben. Darum öffnete sie die Augen nach einem kurzen Moment immer wieder und bemühte sich dann, sich zu orientieren.

Ein Mann meinte wohl, die Situation ausnützen zu können und setzte sich neben sie. Grinsend legte er den Arm auf die obere Kante ihres Sitzes und wartete ihre Reaktion ab.

Da sie aber nicht wirklich bei Sinnen war, registrierte sie das nicht.

Das wiederum sah er als Aufforderung an und legte ihr die andere Hand auf das Knie.

Sofort öffnete sie die Augen und sah ihn an. »Nehmen Sie augenblicklich Ihre Hand da weg«, sagte sie leise, aber deutlich und unmissverständlich.

Er nahm die Hand weg. »Hey, ich dachte ja nur!«

»Falsch gedacht!« Sie sah ihn wütend an.

Dann stand er auf und suchte sich einen anderen Platz.

Während der weiteren Fahrt bemühte sie sich verzweifelt, die Augen geöffnet zu halten. Doch sie fielen ihr immer wieder kurz zu. Nach einiger Zeit stand sie dann wieder auf, hielt sich an den Sitzen fest, während sie sich hinaus hangelte.

Erneut folgte ihr Danny und auch als sie drei Querstraßen weiter zu einem Häuserblock ging, blieb er in gewissem Abstand hinter ihr. Trotz des Blutmangels hielt sie sich ganz gut, dabei hatte er ja deutlich gesehen, wie blass und müde sie war. Wahrscheinlich hielt sie ihre bloße Willenskraft noch aufrecht.

Danny blieb vor dem Gebäude im Schatten stehen und sah, wie im zweiten Stock des Hauses Licht anging. Dann sah er sie kurz am Fenster, als sie die Vorhänge schloss. Sie zog sich scheinbar um, das hörte Danny, der auf der Straße stand, an den Geräuschen. Das Gehör eines Vampirs war ausgezeichnet.

Also hier wohnte sie. Er sah sich um. Nicht gerade ein die beste Wohngegend. Die überfüllten Müllcontainer in der Seitenstraße stanken ekelerregend und wenn sie ein Fenster öffnete, musste der Gestank sicherlich bis zu ihrer Wohnung hinaufreichen. Auch auf der Straße selbst lag reichlich Müll. Hier wurde nicht sonderlich auf Ordnung und Sauberkeit geachtet. Einige Obdachlose schliefen in ihren Kartons in der Seitenstraße.

Aber den meisten Menschen in Detroit ging es nach der Flaute und der Abwanderung der Autokonzerne nach Europa einfach schlecht. Da nahmen die Menschen, was sie bekamen. Auch ein Grund, warum es im Konzern immer so viele freiwillige Blutspender gab.

Er wollte gerade wieder gehen, da kam sie wieder aus dem Gebäude heraus. Im Bus hatte er sich ihr Gesicht genau eingeprägt. Jetzt konnte er auch ihre Augenfarbe erkennen. Sie hatte leicht schräg stehende grüne Augen und einen schön geschwungenen Mund mit vollen Lippen. Hätte er sich nicht eingeprägt, wie sie aussah, hätte er sie nicht wiedererkannt. Denn sie trug nun gänzlich andere Kleidung, einen kurzen Minirock, ein enganliegendes Top und hohe Stiefel. Die Kleidung betonte die vollen Brüste, die schmale Taille und die langen Beine. Ihre Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden und sie reichten fast bis zu ihrem Hintern. Auf eine Jacke hatte sie ganz verzichtet. Sie sah aus wie eine Frau, die sich für ihre Liebesdienste bezahlen lassen wollte.

Diese plötzliche Verwandlung überraschte ihn. Das passte nicht zu der Frau, die eben im Bus gesessen hatte. Sie hatte dem Mann im Bus ganz schön eine Abfuhr erteilt. Und nun diese Aufmachung? Jetzt hatte sie abgesehen von ihrer Adresse, ihrer Sicherheit und der Blutgruppe wirklich sein Interesse geweckt. Es gab nur noch wenig, was ihn in der heutigen Welt noch verwundern konnte. Dafür lebte er bereits zu lange. Aber sie reizte nun seine Neugier. Ihr widersprüchliches Verhalten und die Geschichte, die sie dazu brachte, das zu tun, was sie tat, begannen ihn zu interessieren. Er verbarg sich tiefer im Schatten des Gebäudes und folgte ihr erneut durch die Straßen.

Alanya hatte immer wieder hin und her überlegt, wie sie die letzten fehlenden einhundert Dollar auftreiben konnte. Aber es war ihr keine andere Möglichkeit als das hier eingefallen. Sie brauchte das Geld bis morgen früh. Hätte sie mehr Zeit gehabt, hätte sie noch etwas anderes übernehmen können, aber so … Zum Glück hatte sie schon einhundert Dollar zusammen, so würde sie nicht mit so vielen Männern schlafen müssen. Hoffentlich fiel denen nicht auf, dass ihr die Erfahrung fehlte, denn bisher hatte sie nur mit Joel geschlafen und der war mit ihren Kenntnissen nicht zufrieden gewesen. Aber wenn sie zwei bis drei Männer in dieser Nacht finden konnte, die dafür bezahlten, mit ihr zu schlafen, dann konnte sie ihren Sohn auslösen. Erneut verdammte sie die Situation. Warum nur hatte die Polizei ihr nicht geholfen? Jetzt musste sie dafür bezahlen und das in mehrfacher Hinsicht! Es fehlten zum Glück nur noch einhundert Dollar, aber wenn man sie nicht hatte, war das verdammt viel Geld.

Sie straffte die Schultern! In ihrem Leben hatte sie bereits so viel geschafft, dies hier würde sie auch schaffen, denn es war für ihren Sohn. Sie drückte den Rücken gerade und ging weiter. Das Schwindelgefühl hatte zum Glück etwas nachgelassen. Wenigstens hatte sie die Kleidung noch im Schrank gehabt. Joel wollte immer, dass sie solche Stiefel trug. Sie reichten bis knapp über das Knie hinauf. Wenigstens wärmten sie auch.

Damals hatte Joel auch den Rock und das Top, welches sie jetzt trug, ausgesucht. Und als sie vor einer endlos scheinenden Zeit hier mit ihm in Detroit erschienen war, hatte sie gedacht, sie würde ihn lieben und ihm würde ebenfalls etwas an ihr liegen. Deshalb hatte sie die Sachen auch einige Zeit für ihn getragen. Erst als ihr klar geworden war, dass er nur versuchte, auf diese Weise durch sie Geld zu verdienen, hatte sie sich von da an geweigert, diese Kleidung anzuziehen. Zum Glück war sie danach immer zu beschäftigt gewesen, um die Sachen wegzuwerfen. Jetzt würden sie ihr wenigstens gute Dienste leisten. Hoffentlich!

Es war trotz der hohen Stiefel verdammt kalt in dieser Aufmachung auf der Straße. Vielleicht hätte sie doch ihren Mantel mitnehmen sollen, aber dann wäre ihre Kleidung nicht zur Geltung gekommen.

Sie ging die Straße hinunter, dorthin, wo auch andere Frauen immer ihre Dienste anboten. Diese Frauen sahen sie jetzt widerwillig an und Alanya wurde klar, dass sie nicht dichter zu ihnen gehen sollte. Sie war nicht willkommen. Also blieb sie am Rand der Gruppe stehen und hielt Abstand zu den anderen Frauen.

Alanya war überrascht, dass hier am Abend tatsächlich noch so viele Menschen unterwegs waren. Nach kurzer Zeit blieb auch ein Mann stehen. Er war mittleren Alters, recht schlank und trug einen billigen Anzug. Die Haare hatte er mit Gel zurückgekämmt, was ihn schmierig aussehen ließ. Er roch nach billigem Aftershave und Eukalyptus. Er lutschte einen dieser Bonbons mit dem Geschmack. Der Geruch verursachte Alanya Übelkeit. Oder war es eher die Tatsache, dass er sie nun musterte? Aber deshalb war sie ja hier. Sie brauchte das Geld, also musste sie auch dazu stehen und es zulassen, wenn er sie betrachtete. Sie zwang sich, seinen Blick zu ertragen und lächelte ihn an.

Der Mann betrachtete interessiert von oben bis unten die junge Frau. Dann trat er näher und flüsterte: »Für zehn schnell im Hinterhof?«, während er mit der Rückseite seiner Finger über ihre nackte Schulter strich.

Innerlich musste sie erneut einen Brechreiz bekämpfen. Äußerlich zwang sie sich, ihn weiter anzulächeln. »Unter fünfundzwanzig läuft nichts!«

»Ach komm schon, so viel bist du nicht wert. Dir fehlt die Erfahrung, das sehe ich dir an. Du bist nur gut für eine schnelle Nummer im Hinterhof.«

Damit sprach er genau das aus, was sie befürchtet hatte. Aber sie konnte es sich nicht erlauben, klein beizugeben. Es ging hier um ihren Sohn! »Und wenn schon! Fünfundzwanzig Dollar oder du kannst es vergessen!«

»Ok, dann fünfzehn, mein letztes Wort. Damit bist du dann wirklich gut bezahlt.« Erneut strich er über ihre Schulter. »Außerdem könnte ich dir noch das eine oder andere dabei beibringen. Dann bist du bald das Geld auch wert.«

Wie charmant der Mann doch war. Sie schüttelte den Kopf. Aber sie war unsicher. Sie musste das Geld zusammenbringen, doch wenn sie für diese Summe ging, dann würde sie das benötigte Geld in dieser Nacht nicht mehr zusammen bekommen. »Komm schon, ich brauche das Geld!«

»Das brauchen wir alle. Also was ist? Fünfzehn mein letztes Angebot!«

Pedanios hatte der Unterhaltung zugehört und fand den Typen widerlich. Als er sie berührte, wäre er schon fast aus dem Versteck gekommen. Aber als er jetzt sah, dass sie auf dieses erniedrigende Angebot eingehen wollte, trat er tatsächlich hervor. »Einhundert, wenn du mir ein Bett dafür geben kannst.«

Überrascht und erleichtert mit nur einem Kunden die benötigte Geldsumme zu erhalten, drehte sie sich zu ihm herum. Sie wollte den neuen Sprecher ansehen, aber sie starrte nur auf seine Brust, wo sie seinen Kopf vermutet hatte. Erschreckt erkannte sie, dass zu der angenehmen dunklen Stimme ein riesiger, dunkler und bedrohlich wirkender Mann gehörte. Alanya legte den Kopf in den Nacken, um ihm in die Augen sehen zu können. Seine ebenfalls dunklen Augen verrieten keine Emotion, sie wirkten wie leere Spiegel. Wenn sie das Geld nicht so dringend brauchen, dann würde sie sich niemals mit ihm eingelassen, denn er erschreckte sie und dies nicht nur ein wenig.

Der schmierige Mann sah ebenfalls zu Danny. Sichtlich ungehalten über die Störung nickte er dem Vampir zu. »Verpiss dich! Wir verhandeln gerade und waren uns auch schon handelseinig!«

Pedanios sah die junge Frau immer noch an. Jetzt, wo er ihr so dicht war, konnte er ihr Aroma riechen. Sie duftete absolut köstlich. Auch war sie kleiner, als er vermutet hatte und reichte ihm knapp bis zur Schulter.

»Stimmt das?«, erkundigte er sich so freundlich, wie er konnte.

Sie schaute Danny immer noch in die Augen, drehte aber nun den Kopf und sah zu dem anderen Mann, ehe sie den Kopf schüttelte. »Ich hatte bisher noch nicht zugestimmt.«

»Was halten Sie denn dann von meinem Angebot?«, fragte er und seine warme Stimme löste einen wohligen Schauer in ihr aus. Er lächelte sie freundlich an. Das hatte er innerhalb der Jahrhunderte gelernt. Immer freundlich lächeln, sonst verschreckt man seine Beute.

Das Lächeln ließ ihn freundlicher und weniger düster erscheinen. Außerdem ließ es seine kantigen Züge atemberaubend werden. Er war absolut gutaussehend. Alanya starrte ihn wieder an.

Der Wind hatte eine Strähne in seine Stirn geweht und sie dachte daran, sie zurückzustreichen. Alanya zwang sich zu blinzeln und lächelte ihn nun ihrerseits vorsichtig an.

Pedanios spürte ihr Unbehagen und doch lenkte ihr Lächeln seinen Blick auf ihre roten vollen Lippen. Der rosige Mund war wie zum Küssen geschaffen. Also, wenn er daran noch Interesse gehabt hätte.

Sie öffnete gerade den Mund und kaute mit den Zähen an der Unterlippe, bis ihr klar wurde, was sie tat. Sofort schloss sie den Mund. Sie war unsicher. Er wirkte wirklich bedrohlich, aber einhundert Dollar und sie musste nur mit einem Mann schlafen, anstelle mit drei bis fünf. »Das Angebot finde ich sehr großzügig. Ich wohne hier um die Ecke. Wir können zu mir gehen, wenn Sie wollen?«

Danny lächelte immer noch freundlich und streckte die Hand aus, um ihr den Vortritt zu lassen. »Dann nach Ihnen!«

»Nein, so kommst du mir nicht davon!« Der andere Mann hielt sie am Arm fest und drehte sie noch einmal zu sich herum.

Dabei verzog Alanya schmerzhaft das Gesicht.

Nun sprach der schmierige Mann Danny an. »Alter, du kannst dich gerne hinten anstellen, aber erst werde ich versorgt. Wir beide waren uns schon handelseinig. Nicht wahr, Schätzchen?« Er wollte sie in die Seitenstraße ziehen. »Du kannst sie ja danach haben«, rief er dann Danny noch zu.

Alanya versuchte, sich seinem Griff zu entziehen und schüttelte den Kopf. »Nein! Wir waren uns nicht einig!« Sie versuchte, sich weiterhin von ihm zu lösen. Aber der Mann hielt ihren Arm weiterhin kraftvoll fest und zog sie trotz Weigerung weiter.

»Lassen Sie sie los«, sagte Danny leise. Er fühlte eine Wut in sich aufsteigen, die er sich nicht erklären konnte. Normalerweise war er von den Brüdern zusammen mit Galenos immer der ruhigere Part. Aber jetzt würde er den Mann gleich in Stücke reißen, wenn er nicht die Hände von ihr nahm. Er schob sich zwischen die Frau und ihn. »Ich teile nicht! Du hattest deine Chance und warst einfach zu knickerig. Verschwinde!«

Wütend schaute der kleine Mann ihn an. Deutlich sah man ihm an, dass er nicht so schnell aufgab. Schon öffnete er den Mund für eine Erwiderung, da drehte sich Pedanios so, dass Alanya sein Gesicht nicht sehen konnte, legte den Kopf leicht schräg und ließ die Freundlichkeit aus seinem Gesicht weichen. Ehe er es verhindern konnte, bewegten sich seine hart aufeinandergebissenen Kieferknochen, da seine Fänge hervortraten. Auch seine Augenfarbe veränderte sich von schwarz zu silbern, das merkte Danny daran, dass er plötzlich in der Nacht viel besser sehen konnte. Das hatte er gar nicht gewollt. Was war denn heute nur mit ihm los?

Der Mann sah die Veränderung, die mit seinem Gegenüber vonstattenging. Sofort ließ er Alanya los, als habe er sich verbrannt und wich erschreckt zurück. »Schon in Ordnung! Kein Problem! Ich bin schon weg! Viel Spaß dann auch!«

Danny schloss kurz die Augen, wurde wieder ruhiger, wobei er die Verwandlung seines Gesichtes rückgängig machte. Dann erst setzte er wieder ein Lächeln auf und drehte sich zu der jungen Frau herum. »Wohin müssen wir?«, erkundigte er sich, auch wenn er schon wusste, wo ihre Wohnung war, hielt er es für ratsamer, es ihr nicht zu verraten. Aber, was zum Teufel machte er hier eigentlich?

»Vielen Dank!« Sie zitterte und ging dann voran.

Danny kämpfte den Drang nieder, sie in den Arm zu nehmen, und ging neben ihr her. »Machen Sie den Job schon länger?«

Sie senkte den Kopf. »Nein, aber die Zeiten sind hart.« Sie konnte ihm schlecht sagen, dass er der Erste war, mit dem sie für Geld ins Bett ging. Vielleicht zog er dann sein Angebot zurück. Und mit dem Geld hatte sie alles zusammen, was sie brauchte, um morgen ihren Sohn auszulösen. »Ich heiße Alanya.«

»Danny Curides!«

Am Wohnhaus angekommen, öffnete sie die Eingangstür und ging voran die Treppe hinauf.

Jack sah aus dem Keller, als er die Haustür hörte. Dann sah er jedoch Danny bei Alanya und blieb zurück. Eigentlich wollte er sie noch fragen, wo Sammy denn sei, hielt es aber für klüger, sich diesem Mann nicht weiter zu zeigen. Der sah gefährlich aus. Hoffentlich wusste Alanya, was sie da tat.

Danny hatte ihn gesehen, sagte aber nichts, sondern folgte ihr die Treppe hinauf in den zweiten Stock des Wohnhauses.

An der Wohnung angekommen schloss sie auf und ließ ihn in den Flur eintreten, ehe sie die Tür hinter ihnen beiden schloss. Hoffentlich mache ich das Richtige, dachte sie, als die Wohnungstür ins Schloss glitt und sie die Sicherheitskette vorlegte. Aber er bot ihr die Möglichkeit, das fehlende Geld auf einmal zu verdienen. Dann drehte sie sich um und ging vor ihm her ins Schlafzimmer.

Ohne zu zögern, folgte er ihr. Dabei sah er sich etwas um. Der Flur war eng und beinhaltete nur einen Teppich, eine kleine Garderobe und eine winzige Kommode. Mehr passte hier nicht hinein. Er konnte im Vorbeigehen einen Blick in die Küche werfen. Auch sie war nicht sonderlich groß. Die Wohnung war sauber und aufgeräumt, wenigstens das, was er davon zu sehen bekam. Im Schlafzimmer gab es ein breiteres Bett. Es als Doppelbett zu bezeichnen wäre einfach falsch gewesen, denn wenn Danny darin lag, wäre kaum Platz für jemand anderen und doch war es etwas breiter als andere Betten. Außerdem gab einen alten Kleiderschrank im Zimmer. Sonst war nichts darin, außer Kinderbilder an den Wänden und einem Stuhl in der Ecke.

Sie drehte sich um und hatte das Bett im Rücken, während sie ihn unsicher ansah. »Möchten Sie etwas Besonderes? Soll ich etwas Bestimmtes jetzt tun?«

Er lächelte leicht und zog seinen Mantel aus. Ja, das war eine verdammt gute Frage. Was sollte er denn jetzt mit ihr machen? Er konnte ja nicht mit ihr schlafen, auch wenn er es gewollt hätte, denn er bekam keine Erektion mehr. Das war schon hart, wenn man plötzlich impotent wurde, aber er und die anderen hatten alles versucht. Nichts hatte geholfen.

Sie nahm ihm seinen Mantel ab und legte ihn auf den Stuhl in der Ecke.

Dabei kam sie ihm hier in dem Raum recht nahe und er konnte ihren exquisiten Duft genauer wahrnehmen. Er atmete tief ein. Es war unbeschreiblich. »Vielleicht ziehst du dich erst einmal aus.«

Danny lächelte weiter. Er war überrascht, dass er sich tatsächlich darauf freute, die Frau ohne Kleidung zu sehen. Seit gut zweihundert Jahren interessierten ihn Frauen nicht mehr. Aber hier war er tatsächlich begierig darauf, sie nackt vor sich stehen zu sehen. Vielleicht lag es an dem verlockenden Duft ihres Bluts, das in der gesamten Wohnung zu riechen war, besonders hier im Schlafzimmer.

Alanya musste sich zusammennehmen. Das hatte sie doch erwartet! Es war das, was bei dieser Art des Geldverdienens passierte. Sie atmete stoßweise ein, dann begann sie sich auszuziehen. Ihre Hände zitterten dabei. Sie zog erst die Stiefel aus. Dazu öffnete sie den Reißverschluss an der Seite und bückte sich dabei, ohne ihre Knie zu beugen, hinunter. Sonst hätte sie den Reißverschluss gar nicht öffnen können. Dann stieg sie aus den Stiefeln hinaus und stellte sie ordentlich zur Seite.

Danny genoss den Blick auf ihren sanft gerundeten Hintern. Er verspürte den Drang, seine Hände daraufzulegen und über die Rundung gleiten zu lassen.

Nun ließ sie den Minirock folgen. Sie machte den Knopf auf, zog den Reißverschluss hinunter und streifte den Rock ebenfalls nach unten, ehe sie aus dem Kleidungsstück herausstieg. Das Top streifte sie über die Arme und ließ es nun ebenfalls zu Boden gleiten. Jetzt trug sie nur noch einen schwarzen Spitzen-BH und ein dazu passendes Höschen. Beides schmiegte sich sanft an ihren Körper und betonte ihre weibliche Figur. Sie verharrte und sah ihn an. Mühsam musste sie den Drang unterdrücken, ihre Blöße mit den Händen zu bedecken, sondern ließ sich von ihm in Ruhe betrachten.

Als sie so in Unterwäsche vor ihm stand, stellte er fest, dass ihre Figur makellos war. Sie war eine wirkliche Schönheit. Ihre hellbraunen Haare hatte sie hinten zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, aber sie reichte trotzdem beinahe bis zu ihrem schönen Hintern hinunter. Vielleicht würde es geöffnet sogar noch tiefer fallen. Ihre Statur war recht klein, aber ihre Proportionen waren absolut passend zueinander. Ihre grünen Augen funkelten wie Smaragde, als sie ihn abwartend ansah. Er konnte die Unsicherheit in ihren Augen erkennen. »Alles bitte«, sagte er nun und war überrascht, wie rau und heiser seine Stimme dabei klang.

Alanya schluckte. Es war schwerer, als sie vermutet hatte, sich vor einem Fremden auszuziehen. Immer wieder sagte sie sich, es sei für Sammy und sie müsste es durchstehen, aber sie fühlte sich absolut unwohl.

Danny sah, wie sie schluckte. Er konnte erkennen, wie unangenehm ihr das Geschehen war. Warum tat sie es, wenn es ihr nicht gefiel? Abermals irritiert über ihr Verhalten, runzelte er die Stirn. Er würde es herausfinden. Diese Herausforderung brachte erneut ein Lächeln auf sein Gesicht.

Sie zog sich weiter aus und enthüllte zwei wunderschöne volle Brüste, die Brustwarzen standen leicht nach oben.

Danny war so in der Betrachtung ihrer Schönheit versunken, dass er kaum bemerkte, wie er zum ersten Mal seit langer Zeit hart wurde. Sie war ein Traum. Die Brüste waren genauso groß, dass er sie mit einer Hand würde umfassen können und ihre schmale Taille war absolut ebenmäßig. Ihre Hüften waren weiblich rund und ihre Haut wirkte so weich, dass er sie am liebsten sofort gestreichelt hätte.

Ihre Hände zitterten und er hörte ihren beschleunigten Herzschlag, als sie das Höschen nach unten schob. Dabei bückte sie sich erneut und ihre Pobacken strafften sich.

Pedanios musste schlucken. Er fühlte sich wie ein unerfahrener Schuljunge bei seiner ersten Frau. Sie besaß absolut wohlgeformte und glatte Beine.

Dannys Handflächen kribbelten und der Drang, sie zu berühren, wurde immer heftiger. Er trat dichter zu ihr heran. »Dreh dich für mich im Kreis«, raunte er ihr zu.

Noch mehr verunsichert drehte sie sich herum. Gefiel sie ihm nicht? Klar, sie hatte seit der Geburt etwas zugelegt und war nicht mehr so schlank. Auch durch das Stillen waren ihre Brüste nicht mehr ganz so fest wie früher. Bitte mach keinen Rückzieher, betete sie. »Gefalle ich Ihnen nicht?«, erkundigte sie sich ängstlich, als sie sich langsam vor ihm im Kreis drehte.

Erst jetzt sah er die Angst vor Zurückweisung in ihren Augen. Sie schien das Geld wirklich dringend zu brauchen. Also wollte er sie beruhigen, holte seine Brieftasche aus der hinteren Hosentasche hervor, ging zum Stuhl und legte ihr einhundert Dollar dort auf seinen Mantel. Dann kam er zurück. »Doch meine Schöne, du gefällst mir sogar sehr gut«, sagte er nun heiser, wobei er ihr die Hand an das Gesicht legte und den Kopf senkte. Ihr Duft im Raum wurde immer intensiver. Tief atmete er ihn ein. Er machte ihn schier wahnsinnig. Was war das nur? Er zwang sich dazu, seinen Mund langsam auf ihre vollen roten Lippen zu senken. Lieber würde er sie an sich reißen und seine Zähne tief in ihr versenken. Aber er schaffte es mühsam, zärtlich über ihre Lippen zu streicheln, ehe er sie vorsichtig küsste. Sie roch eindeutig nach Honig, aber schmeckte sie auch danach? Seine Zunge strich über ihren einladenden Mund. Ja, er nahm den Hauch des Geschmacks von Honig, an seiner Zunge war. Oder hatte er sich getäuscht? Es war nur eine kurze Berührung ihrer Lippen gewesen und doch war er so hart geworden, dass sein Glied mittlerweile schmerzhaft gegen die Enge der Jeanshose protestierte. Erst jetzt registrierte er die Veränderung, die mit seinem Körper vonstattengegangen war. Als er den Kopf wieder hob, stand das brennende Verlangen eindeutig in seinen Augen.

Sie wich vor dieser Intensität ein wenig zurück. »Ich fühle mich unwohl, wenn Sie mich so ansehen.«

Rasch schloss er die Augen. Er musste das Raubtier in sich besser verbergen. Sonst würde sie schreiend weglaufen und das war das Letzte, was er jetzt wollte. »Dann leg dich doch schon auf das Bett«, krächzte er. Wenn das mit seiner Stimme so weiter ging, wäre er morgen stumm.

Sie ging zögerlich zum Bett und legte sie auf die Seite. Sie versuchte, sich zu beruhigen, aber das Zittern wollte einfach nicht nachlassen. Joel hatte immer gesagt, ihre Fähigkeiten im Bett seien nicht besonders. Was, wenn sie jetzt was falsch machte und er ihr das Geld nicht gab? Aber er hatte sie bereits bezahlt, er wollte sie nicht hintergehen. Das erleichterte sie etwas. Sie würde morgen Sammy in die Arme nehmen. Dort liegend schaute sie ihn abwartend an.

Er zog das Hemd aus.

Alanya bewunderte seinen Oberkörper und vergaß für einen Moment ihre Bedenken. Er hatte keine Körperbehaarung am Oberkörper, sondern absolut glatte Haut. Er war muskulös und sah umwerfend aus. »Warum zahlst du dafür, um mit einer Frau zu schlafen? Du hast sicher keinen Mangel an willigen Bettgefährtinnen. Sie würden doch auch so mit dir schlafen.«

Er lächelte sie verschmitzt an. »Du meinst, ich kann das Geld wieder einstecken?«

»Nein«, sagte sie schnell und kam leicht im Bett mit dem Oberkörper hoch, »leider brauche ich das Geld wirklich!« Sie senkte die Augen.

Sofort richteten sich seine Augen auf ihre Brüste. Sie waren so vollkommen. »Eigentlich mache ich so etwas auch nicht!« Also wenigstens in den letzten zwei- bis dreihundert Jahren, fügte er in Gedanken hinzu.

Jetzt lächelte sie ihn herzlich an und gestand. »Ich auch nicht!«

Er grinste und setzte sich zu ihr auf das Bett. Die Locke auf der Stirn hing ihm nun schon fast in die Augen. »Dann passen wir ja zusammen.« Er beugte sich vor und küsste sie langsam und vorsichtig auf den Mund. Ihre Lippen ließen seine forsche Zunge ein. Ja, er hatte sich eben nicht getäuscht, sie schmeckte tatsächlich nach Honig. Ihre weichen, vollen Lippen waren eine Einladung nach mehr und sein Glied pochte verlangend. Rasch erhob er sich teilweise und streifte auch die Hose hinunter. Sofort stellte sich sein Penis verlangend auf. Rasch setzte er sich wieder auf das Bett und beugte sich zu ihr. Schon hatte er sich halb über sie gelegt. Verlangend sah er sie an und inhalierte ihren Duft. Immer wieder ermahnte er sich und versuchte ruhig zu bleiben, aber er wollte mehr, er brauchte mehr. Er musste sie endlich unter sich fühlen, sich in ihr vergraben. Er hob den Oberkörper etwas und küsste sie heiß und stürmisch.

Alanya erwiderte den Kuss mit einer wunderbaren weichen Hingabe. Sie fühlte, wie die Wärme der Leidenschaft sich in ihrem Körper ausbreitete, während er seinen Kuss weiter vertiefte. Aber sie konnte sich nicht erinnern, je so etwas empfunden zu haben. Seine Hände strichen über ihren Körper und sie genoss die Zärtlichkeiten. Wie von selbst bewegten sich ihre Hände über seinen Rücken und ihre Füße strichen gleichzeitig seine Beine hinauf und hinab.

Danny stöhnte, als er ihre Haut unter seinen Händen fühlte. Sie war so weich, wie er sie sich vorgestellt hatte. Ihre nachgiebigen Lippen und ihre kleine Zunge brachten ihn an den Rand der Selbstbeherrschung. Er kam sich wirklich vor wie ein kleiner Junge, der zum ersten Mal mit einer Frau schlief. Seine Hand wanderte zu ihrem Haar. Es fühlte sich sogar noch seidiger an, als er gedacht hatte. Er senkte den Kopf und strich mit der Zunge über ihre Brustwarze und fühlte, wie sie unter der Berührung hart wurde. Er lächelte und biss leicht hinein.

Sie stöhnte auf und streichelte ihm durch das kurze schwarze Haar, während sie mit der Zunge seinen Hals entlangfuhr, ehe sie an seinem Ohrläppchen knabberte.

Er hob den Kopf und folgte ihrem verlockenden Duft zu ihrem Hals, während er die weichen kurzen Locken zwischen ihren Beinen streichelte, ehe er einen Finger die Haare teilen ließ und sie dort streichelte. Er spürte, dass sie bereits feucht und längst bereit für ihn war. Diese Erkenntnis brachte ihn über den Rand der Selbstbeherrschung hinaus. Er konnte einfach nicht mehr beherrschen. Sein Denken war ausgeschaltet. Er konnte nur noch fühlen.

Sie zog scharf den Atem ein, als er sie berührte und bog ihm den Unterleib entgegen. Er fand genau die richtigen Punkte und es fühlte sich gut an, berührt zu werden. Sie hungerte regelrecht nach seinen Berührungen. Nie hätte sie vermutet, dass es so sein konnte.

Seine Zunge strich über ihren Puls am Hals und er kämpfte mit sich, damit er sie nicht verletzte. Seine Fänge waren hervorgekommen und seine Augen hatten bereits die dunkle Farbe verloren und waren silbern. Das wusste er, denn seine Nachtsichtigkeit war voll ausgeprägt. Er atmete tief ein, um sich zu beruhigen. Er durfte das nicht. Sie hatten Regeln.

Ihre Hände wanderten seinen Rücken hinunter und streichelten seinen festen Hintern, der mittlerweile zwischen ihren Beinen lag. Sie konnte die Muskeln unter ihren Fingern spüren. Zärtlich streichelte sie ihn und wollte ihn zu sich ziehen. Als er darauf nicht reagierte, umfasste sie stattdessen seinen Penis und streichelte dessen samtige Haut.

Danny holte erneut tief Luft, diesmal aber vor Verlangen. »Oh, meine Kleine, was machst du nur mit mir?« Er küsste sie voller Leidenschaft und deutlich härter, aber trotzdem noch mit einer Zärtlichkeit, die Alanya nie zuvor gespürt hatte. Immer wieder ließ er seine Zunge zwischen ihre Lippen gleiten und sog ihren Geschmack in sich auf. Seine Hand lag an ihrem Kopf und er hielt sie sanft, während er sie weiterhin küsste.

Alanya streichelte ihn mit der Hand, dann aber wanderten ihre Hände auf seinen Rücken und strichen dort über die Haut. Ihn unter ihren Fingern zu spüren war unbeschreiblich. Seine Küsse jagten weiterhin wohlige Wellen durch ihren Körper.

Langsam ließ er sein Glied in sie hinein gleiten und wurde von einer warmen Enge umhüllt, die ihm den Rest seines Verstandes raubte. »Oh Gott«, stöhnte er, als er sie um sich herum fühlte. »Das ist der Himmel! Honey! Du bist unglaublich.«

Alanya riss zunächst die Augen auf, als er in sie eindrang. Es war so wundervoll. Sie seufzte tief und schloss ihre Augen nun genüsslich.

Er begann sich in ihr zu bewegen und sie stöhnte und empfing jede seiner Bewegungen mit der gleichen Erregung, die er selbst fühlte. Ihr Duft füllte seine Lungen und erneut wurden seine Fänge länger und näherten sich wie von selbst ihrem Hals. Mühsam hielt er sich zurück. Aber er musste sie schmecken, also strich er mit der Zunge über die Haut am Hals. Sie schmeckte genauso gut, wie er erwartet hatte. Vertrauensvoll bog sie sich ihm entgegen und bot ihm dabei den Hals dar.

Seine Bewegungen zwischen ihren Beinen und in ihr wurden schneller und er fühlte, wie ihn die Leidenschaft immer stärker mit sich riss. Sie verführte ihn mit ihrer Hingabe und ihrem Geruch, bis er nicht mehr gegen sein Verlangen ankam und sie in den Hals biss. Schon explodierte Genuss und Leidenschaft förmlich in ihm und er kam zum ersten Mal seit einer endlosen Zeit zum Höhepunkt. Auch Alanya fühlte, wie er sich verkrampfte und auch sie wurde von seinem heftigen Orgasmus einfach mitgerissen.

Ganz langsam drang die Wirklichkeit wieder in sein Bewusstsein und er erkannte, dass er an ihrem Hals hing. Verdammt, das hatte er nicht gewollt. Er hatte die Kontrolle verloren.

Sie stöhnte immer noch und er konnte ihren Körper in den Nachwehen des Orgasmus zucken fühlen. Stöhnend wand sie sich unter ihm und realisierte nicht, in welcher Gefahr sie sich gerade befand. Rasch zog er seine Zähne zurück und strich mit der Zunge über die Bissstellen, die daraufhin völlig verheilten.

Sie zog den Kopf zurück und lächelte ihn schüchtern an. »Nicht, dass ich jetzt einen Knutschfleck bekomme!«

Er grinste sie wehmütig an. Sie wusste wirklich nicht, wie nahe er dran gewesen war, sie zu töten, sonst würde sie nicht so scherzen.

Verwirrt runzelte sie die Stirn. »Was ist mit deinen Augen?«

Rasch schloss er sie und konzentrierte sich. Als er sie wieder öffnete, waren sie nicht mehr silbern, sondern sahen wieder vollkommen normal aus. Er musste sich dringend besser unter Kontrolle halten. »Nichts, was soll denn sein?«

»Ich dachte, sie wären eben viel heller gewesen. Das muss wohl das Licht gewesen sein.« Dann beugte sie sich vor und küsste ihn schüchtern und zärtlich.

Das ließ er sich nicht zweimal sagen und küsste sie ebenfalls.

Alanya wurde plötzlich unendlich müde und schloss erschöpft die Augen. Was war denn nur los mit ihr? Sie rollte sich in seinen Armen zusammen und schlief friedlich ein.

Er sah sie an und wurde erneut hart. Das war etwas Neues für ihn. Er verlangte tatsächlich noch einmal nach ihr. Da wollte er eigentlich nur dem Labor einen Gefallen tun und verhindern, dass Dr. Römer Probleme bekam, da er einer Passantin zu viel Blut abgenommen hatte und sie daraufhin starb. Und zugegeben, er wollte auch ihre Adresse in Erfahrung bringen, damit er sie wieder zu einer Blutspende würde überreden können und dann fand er sich völlig unerwartet in ihrem Bett wieder. Wo er sie leidenschaftlich begehrte und dass, wie es schien, nicht nur einmal. Er grinste. Sie war wirklich wunderbar. Sie roch so gut, sie schmeckte so gut. Sie war wirklich ein Geschenk. Zärtlich strich er ihren Arm entlang und berührte das Pflaster, das die Stelle bedeckte, an der ihr das Blut abgenommen worden war. »Was?«, fragte er noch verwirrt.

Alanya erwachte aus dem Halbschlaf, öffnete die Augen, als sie ihn hörte und sah, dass er auf das Pflaster sah. »Ich war Blutspenden heute. Vielleicht bin ich deshalb so müde. Ich habe etwas mehr gespendet als normal ist«, sagte sie weiter, »und jetzt plappere ich dir die Ohren voll. Entschuldige, sicher hast du etwas anderes erwartet!« Müde schloss sie abermals die Augen.

Verdammt! Jetzt erst wurde ihm wirklich bewusst, was er eben getan hatte. Er hatte von ihr getrunken. Sie hatte schon vorher zu wenig Blut im Körper gehabt, aber jetzt war es eindeutig zu wenig und wahrscheinlich sogar schon lebensgefährlich. Blutmangel konnte immerhin zu Organversagen führen. Er wollte sie doch nicht töten. Dann wäre er doch das Monster, das er nicht sein wollte. Das Monster, als das er schon einmal bezeichnet worden war. »Ich bin gleich wieder da«, sagte er, dann stand er rasch auf und ging nackt in den Flur. Dort dematerialisierte er sich und kehrte in den Gemeinschaftsraum im Brother-Building zurück.

Diesem Raum war praktisch mit dem eingerichtet, was die Männer gerne in ihrer Freizeit taten. Es gab es einen Kicker und einen Billardtisch, an dem sie sich oft die Zeit vertrieben. Zum Sitzen gab es eine Couch mit einem kleinen Tisch davor, sowie einen Tisch mit vier Stühlen in der Ecke. In einer anderen Ecke gab es einen Kühlschrank, in welchem das Blut für die Vampire aufbewahrt wurde. So hatten sie immer Zugriff darauf und mussten sich nicht erst etwas besorgen. Über dem Kühlschrank hing ein Wandschrank, welcher Gläser enthielt.

Pausanias saß gerade am Tisch, als Pedanios hier erschien. Der dunkle große Mann hob eine Augenbraue, als er die Erscheinung seines Freundes gewahr wurde.

Auch Pedanios sah an sich herunter. »Ich hatte keine Zeit, mich anzuziehen!« Er ging ohne Zögern weiter zum Kühlschrank und holte sich den Orangensaft dort heraus.

»Was ist denn passiert?«

»Ich habe einen Fehler gemacht und wenn ich ihr nicht schnell etwas Flüssigkeit geben kann, werde ich auch schuld an ihrem Tod sein.«

Pausanias lehnte sich etwas vor, wobei er plötzlich noch bedrohlicher wirkte. »Du hast von einem Menschen getrunken.?!«

»Ja, verdammt!«

Pausanias schüttelte den Kopf. »Das hätte ich von Erik erwartet, aber nicht von dir. Du kennst unsere Regeln Pedanios! Du warst einer derjenigen, die sie mit aufgestellt hat.«

»Ich hatte mich einfach nicht unter Kontrolle. Ich kann es jetzt nicht weiter erklären.« Damit verschwand er einfach aus dem Raum und ließ seinen Freund und den Anführer ihrer Gruppe einfach stehen.

Der sah ihm nachdenklich hinterher und trank sein Glas leer.

Pedanios erschien wieder im Flur ihrer Wohnung und ging in die Küche. Hier suchte er sich schnell ein Glas und kehrte zu ihr ins Schlafzimmer zurück, goss Saft in das Glas und stellte den Karton auf dem Boden ab, ehe er sich zu ihr umdrehe und sie sanft am Arm wachrüttelte. »Hey Honey, du musst etwas trinken.«

Alanya wollte nicht aufwachen, es war schön, in diesem Wolkenzustand dahinzutreiben. Da war ein Licht, es war so schön, so warm, so angenehm. Sie wollte dahin und nicht zurück zu dieser Stimme, zu dieser rauen Wirklichkeit. »Nein, lass mich. Ich will nicht!«

Jetzt wurde er energischer. »Doch! Du kommst zu mir. Sofort!« Er legte seine Befehlskraft in die Stimme und hoffte, dass sie ihn noch hörte. Er wollte nicht schuld sein an ihrem Tod. »Komm schon, Honey. Bitte«, jetzt flehte er sie an.

Alanya hörte Verzweiflung aus seinen Worten und kam zurück. Müde schlug sie die Augen auf. »Was denn?« Dann sah sie, dass er immer noch unbekleidet auf dem Bett saß und sie scheinbar eingeschlafen war. »Entschuldige, ich muss wohl kurz eingenickt sein.« Sie bemühte sich, die Augen offen zu halten, aber sie war so furchtbar müde. Was war denn nur los? Es ging ihr doch schon besser.

Danny zog sie mühelos ein bisschen höher und stützte sie im Rücken, ehe er ihr das Glas mit dem Saft an die Lippen drückte. »Hier trink etwas, dann geht es dir gleich besser!«

»Was?« Verwirrt sah sie ihn aus halb geschlossenen Augen an. »Was ist das?«

»Orangensaft!«

»Woher ist der denn? Ich habe keinen im Haus, da mein Sohn allergisch darauf reagiert!«

Entsetzt zog er das Glas zurück. »Bist du auch allergisch?«

»Nein, das muss er von seinem Vater haben, der hat auch keinen Orangensaft vertragen. Hast du ihn dabeigehabt?«

»Nein wirklich. Er ist aus deiner Küche!«

»Dann ist er abgelaufen!«

Danny seufzte etwas genervt. »Nein, mit dem Saft ist alles in Ordnung! Ich habe gesehen, dass es dir nicht gut geht. Trink!«

Sie gehorchte widerstrebend und nahm ein paar Schlucke. Dann schob sie das Glas zurück.

»Nein, alles austrinken«, beharrte er bestimmt. Als das Glas leer war, ließ er sie zurück auf das Bett sinken und schenkte es wieder voll. Mit dem Glas in der Hand hob er sie wieder an und zwang sie, erneut zu trinken.

»Was soll denn das, ich habe doch keinen Durst«, beschwerte sie sich müde.

»Glaub mir, du brauchst die Flüssigkeit. Wenn du zu viel Blut verloren hast, musst du die Flüssigkeit wenigstens ersetzen, damit dein Körper neues Blut produzieren kann. Komm, trink noch etwas.« Erneut drückte er das Glas an ihre Lippen und half ihr so beim Trinken. »Besser?«

Alanya sah ihn an und spürte, dass die Müdigkeit nachgelassen hatte. Sie nickte überrascht. Erleichtert seufzte er auf, stellte das Glas weg und zog sie an sich. »Es tut mir leid, ich hätte es merken und mich zurückhalten müssen.«

»Was? Du wusstest doch gar nicht, dass ich Blutspenden war. Aber ich brauchte dringend das Geld.«

Neugierig sah er ihr in die Augen. »Wozu eigentlich?«

»Das Leben meines Sohnes hängt davon ab. Ihn kann ich morgen früh abholen, wenn ich das Geld zusammen habe.« Sie sah ihn bekümmert an, dann lächelte sie. »Aber jetzt habe ich es ja und kann ihn morgen holen. Leider muss ich deshalb zeitig hier weg. Ich hoffe, das ist okay für dich?«

»Sicher, wenn die Sonne aufgeht, muss ich auch wieder bei der Arbeit sein!« Er strich ihr die Haare aus der Stirn. »Hast du dein Kind über Nacht weggegeben, damit du … du weißt schon, so arbeiten kannst?«

Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich arbeitete, damit ich mein Kind wiederbekomme. Aber mit dir zu arbeiten, macht Freude!« Sie lächelte ihn schüchtern an.

Er erwiderte das Lächeln. »Das höre ich gerne«, flüsterte er und hörte, dass seine Stimme wieder rau vor Leidenschaft wurde. Er zog sie zu sich und küsste sie zärtlich, wobei seine Hände über ihre Schultern und zu ihrer Brust wanderten. Als er sie dort streichelte, stöhnte sie und begann selbst ihre Hände Erkundigungen auf seinem Körper vornehmen zu lassen. Schon wurde der Kuss leidenschaftlicher und das Verlangen zwischen ihnen loderte noch einmal hell auf.

Am nächsten Morgen erwachte Alanya vom Klingeln ihres Weckers und schlug müde die Augen auf. Es dauerte ein wenig, ehe sie realisierte, dass sie mit dem Kopf auf dem Oberkörper eines Mannes lag und hatte sich schamlos an ihn gepresst. Das weckte sie nun gänzlich und sie hob den Blick und sah in seinen Augen, die sie bereits lächelnd betrachteten.

»Guten Morgen«, sagte er.

»Guten Morgen!« Sie rückte rasch ein Stück von ihm ab und brauchte einen Moment, ehe sie sich daran erinnerte, wer er war und was er hier tat. Dann kehrten die Erinnerungen zurück und sie lächelte ihn schüchtern an.

»Ah, jetzt bist du wieder ganz wach! Geht es dir gut, heute Morgen?«

Sie nickte, dabei fiel ihr Blick auf das Glas auf dem Boden. »Woher wusstest du, dass ich etwas trinken musste, damit es mir besser geht? Bist du Arzt?«

»Ja, so in etwa. Ich leite ein Forschungslabor! Du warst gestern bei uns.«

Entsetzt starrte sie ihn an. Was er arbeitete für den Berger Konzern! Für die Leute, die ihren Sohn hatten. Hatte er vielleicht sogar etwas damit zu tun? Von einer Sekunde auf die andere veränderte sich ihr Gesichtsausdruck und ihr wurde schlecht. »Vielleicht ist es besser, wenn du jetzt gehst!« Sie stand rasch auf, griff sich ihre Unterwäsche und ein paar Sachen aus dem Schrank und ging durch den Flur ins Badezimmer, wo sie sich wusch und eilig anzog. Das konnte doch alles nicht wahr sein!

Verwirrt sah Danny ihr nach. Was war denn jetzt los? Die ganze Nacht hatte er sein Glück kaum fassen können. Er hatte nicht geschlafen, sondern ihr beim Schlafen zugesehen und es genossen, sie in den Armen halte zu können. Früher hatte er sein Vergnügen gesucht und hatte danach die Frauen wieder verlassen. Aber hier hatte er nicht gehen wollen. Es war wundervoll gewesen, neben ihr zu liegen und sie festhalten zu können. Ihr Duft hielt ihn die ganze Nacht umfangen und er musste sein Verlangen zügeln. Er hatte so lange ohne Zärtlichkeiten leben können und jetzt konnte er scheinbar einfach nicht mehr aufhören. Und sie lag wie eine Opfergabe für ihn bereit da. Was für ein Vertrauen! Sie hatte sich an ihn gekuschelt und leise protestiert, wenn er nur etwas weggerückt war und nun so ein unterkühltes Verhalten. Hatte er etwas Falsches gesagt oder getan? Aber er fühlte plötzlich einen Verlust, den er sich nicht erklären konnte. Er stand auf und zog sich ebenfalls an. Auch seinen Mantel griff er sich und streifte ihn über, als sie zurückkehrte. Das Geld hatte er in der Hand behalten.

»Ich habe dir ja gesagt, ich muss heute Morgen früh los. Jetzt ist der Zeitpunkt, an dem ich gehen muss, daher musst du auch gehen.«

»Alles in Ordnung? Du wirkst völlig verändert, habe ich etwas falsch gemacht?« Wieder spürte er diesen Schmerz. Was war das denn nur?

Klar, du hast mich hintergangen und belogen. »Nein, was soll denn los sein? Ich muss nur los!«

Lügen konnte sie eindeutig nicht, aber es würde sie sicher nur weiter gegen ihn aufbringen, wenn er sie jetzt darauf ansprach. Auch wollte er sich klar werden, was mit seinen Gefühlen los war. »Ich bin fertig. Kommst du mit runter?«

Sie nickte, ging zum Fenster und zog die Vorhänge auf, ehe sie die hundert Dollar entgegennahm, die er ihr hinhielt. Im Flur wollte sie ihren Mantel nehmen, aber er war schneller und hielt ihn ihr hin. War ja klar, dass er jetzt hier den Gentleman spielen musste. Aber ehe sie ihn gegen sich aufbrachte und sie dann ihren Sohn nicht bekam, spielte sie lieber mit und ließ sich in den Mantel helfen. Als sie ihn anhatte, schloss er seine Arme um sie und hielt sie kurz fest.

»Ich muss wirklich los«, sagte sie schnell, denn es fühlte sich zu gut an, in seinen Armen zu liegen. Das würde er sonst bestimmt ausnutzen. Rasch steckte sie noch das Geld ein und ging dann durch den Flur zur Tür.

Er ließ sie los und folgte ihr zur Wohnungstür und das Treppenhaus hinunter. Draußen auf der Straße aber hielt er sie erneut fest. »Sehe ich dich wieder?«

Nun starrte sie ihn verwirrt an. Was spielte er denn hier für ein Spielchen? Aber es lag eine solche verlangende Traurigkeit in seiner Stimme, dass sie nickte.

Jetzt erst lächelte er und küsste sie zärtlich.

Alanya ließ es geschehen, aber erwiderte den Kuss nicht. Wer wusste schon, was er tun würde, wenn sie sich jetzt weigerte? Vielleicht würde er ihr Sammy dann gar nicht mehr geben.

Verwirrt sah Danny sie wieder an.

»Entschuldige, aber ich muss wirklich los!« Sie drehte sich um und lief in Richtung Bushaltestelle davon.

Pedanios blieb kurz unschlüssig vor dem Gebäude stehen. Er sollte jetzt einfach zum Brother-Building zurückkehren. Schließlich hatte er sichergestellt, dass es ihr gut ging und die Brother-Gesellschaft

wegen der zu hohen Blutmenge, die ihr abgenommen worden war, keinen Ärger bekam. Aber er konnte es einfach nicht. Er wollte wissen, was sie so machte. Was hatte es mit ihrem Sohn und dem Geld auf sich? Seine Neugier war eher gewachsen als befriedigt worden, hinzu war das Verlangen gekommen, bei ihr sein zu müssen. So etwas hatte er bisher nicht gekannt. Klar hatte er früher häufig mit Frauen geschlafen, als er noch Verlangen verspürt hatte. Aber so hatte er sich danach niemals gefühlt. Rasch warf er einen Blick auf den Horizont, er hatte noch Zeit bis zum Sonnenaufgang. Also drehte er sich wie von selbst in die Richtung, in die sie verschwunden war und folgte ihr.

Der alte Mann kam aus dem Keller und beobachtete das Geschehen auf dem Gehsteig. Als beide verschwunden waren, war er sich sicher, dass er den Mann kannte. Gestern Abend war er sich nicht sicher gewesen, schließlich hatte er zu dem Zeitpunkt schon einiges getrunken gehabt, aber jetzt war er sicher. Das war der Arzt gewesen, der damals vor zwanzig Jahren seine Frau hatte retten wollen. Die anderen Ärzte hatten von der Behandlung, die er vorgeschlagen hatte, nichts wissen wollen. Und dieser Arzt hatte es ihm überlassen zu entscheiden. Er dachte damals, er täte das Richtige, aber dann war seine Frau gestorben und er hatte sich immer wieder vorgeworfen, nicht der Empfehlung dieses Mannes entsprochen zu haben. Aber wie konnte dieser Mann heute, zwanzig Jahre später hier stehen und noch genauso aussehen wie damals?

Blutspende mit Folgen

Подняться наверх