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Kapitel 3

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Die Feiertage sind vorbei. Schnell kehrt der Alltagstrott ein. In der Immobilienabteilung der Bank gibt Marianne an, auf der Suche nach einer Wohnung zu sein. Man verspricht ihr, sie zu benachrichtigen, sobald sich etwas Passendes findet. Bis dahin bleibt Marianne Zeit sich zu überlegen, wie sie diese Nachricht Franzi beibringt. Ihr Zusammenleben muss ein Ende finden. Sie hat entsetzliche Angst vor dem Augenblick, aber es muss sein.

Morgens, mittags und abends dreht Marianne regelmäßig ihre Runden mit dem Hund. Ganz klar, Mäxchen war Mariannes Haustier, als sie bei Franzi einzog. Franzi hat den Hund nur der Lebensgefährtin zuliebe akzeptiert. Normalerweise macht sich Franzi nichts aus Tieren. Sicherlich auch, weil sie zu viel unterwegs ist. So genau weiß Marianne das nicht.

Zwei Wochen sind seit ihrer Begegnung mit diesem Malmann vergangen. Marianne denkt nur noch selten an ihn. Sie wird sich nicht bei ihm melden. Und er auch nicht bei ihr, denn er hat keine Telefonnummer. Ihren Nachnamen hat er bestimmt schon lange vergessen. Marianne nimmt sich vor, nun keinen Gedanken mehr an den Stadel und das Danach zu verschwenden.

*

Einige Tage wartet Gerd auf einen Anruf von Marianne. Doch wie er erahnt hat: Der kommt nie! Erstens ist sie dazu bestimmt zu schüchtern, zweitens gibt es sicherlich jemanden in ihrem Leben. Es ist kaum vorstellbar, dass Marianne gerade auf den alten Knacker namens Gerd Malmann wartet.

Einen Versuch ist es ihm trotzdem wert, ihr den Hof zu machen, wie man so schön altmodisch sagt. Außerdem, er kann sie doch ausspionieren! Immerhin weiß er, in welchem Haus sie wohnt. Wenn sie alleine mit dem Hund aus dem Haus tritt, spricht er sie an. Sollte jedoch jemand dabei sein, setzt er sich in sein Auto, fährt nach Hause und lässt die Angelegenheit für immer ruhen.

Am Montag- und auch Dienstagabend, nachdem er die Apotheke abgeschlossen hat, legt er sich vor Mariannes Haus auf die Lauer. Wann geht man normalerweise mit dem Hund abends aus dem Haus? Als Frau? Er vermutet, das wird zwischen neun und halb zehn Uhr sein. Also will er sich ab halb neun vor dem Haus auf Wachposten begeben. Am Dienstag hat er Glück!

*

Am Dienstagabend, zwei Wochen später, geht Marianne wie gewohnt, gegen halb zehn mit dem Hund auf die Straße. Wie üblich ist sie in Gedanken vertieft, als sie von hinten eine, wie ihr scheint, bekannte Männerstimme, anspricht.

Sie zuckt zusammen, bleibt wie versteinert stehen und dreht sich anschließend langsam auf den Absätzen zu dem Mann um.

Es ist tatsächlich ihr Retter in der Not von Ostern. Hätte Marianne nicht den Hund an der Leine gehabt, sie wäre sicherlich schnell verschwunden, doch so bleibt sie wie angenagelt vor dem bekannten Fremden stehen. Was will der nur von mir, denkt sie verängstigt. Normalerweise verteidigt Mäxchen sie vehement, wenn sie angemacht wird. Hier verhält er sich absolut ruhig. Der Verräter!

*

Meine Güte, wie ist sie schreckhaft, schießt es Gerd durch den Kopf, als er sie anspricht.

„Guten Abend, Marianne“, sagt er sogleich, „wie geht’s?“.

Und bevor sie zu Wort kommen kann, fährt er fort: „Ich habe auf Ihren Anruf gewartet. Aber ich nehme mal an, Sie hatten überhaupt nicht vor, mich anzurufen oder wollen mir jetzt sagen, Sie haben ganz einfach meine Karte verloren.“

„Ach, lassen Sie mich doch in Ruhe“, gibt Marianne kratzbürstig zurück, dreht sich um und zerrt Mäxchen hinter sich her.

„Das kann ich aber nicht“, antwortet er, „schließlich habe ich Sie vor dem Ertrinken im Platzregen errettet und nun fühle ich mich für Sie verantwortlich. Deshalb musste ich jetzt nachsehen, wie es Ihnen geht. Lassen Sie dem armen Hund doch die Möglichkeit zu pinkeln. Ihm platzt bestimmt gleich die Blase.“

„Was geht Sie mein Hund an? Und woher wissen Sie überhaupt, dass ich um diese Zeit draußen bin?“, nun ist sie neugierig geworden.

„Das wusste ich gar nicht“, gibt er leichtfertig zu, „doch Sie hatten etwas von einem Hund erzählt und da habe ich eins und eins zusammengezählt und bin zu folgendem Schluss gekommen: Hunde werden in der Regel auch abends noch Gassi geführt. Und so wie ich Sie eingeschätzt habe, war ich mir sicher, dass Sie das ebenfalls tun. Also bin ich abends gekommen.“

„Und wie zufällig sind Sie um halb zehn hier gewesen?“ Weshalb lässt sie sich auf dieses sinnlose Gespräch überhaupt ein? Sie braucht ihm doch nur den Rücken zuzukehren und wegzugehen. Irgendwann würde er bestimmt bemerken, dass sie nichts von ihm wissen will.

*

Gerd weiß sofort, er muss vorsichtig sein, wenn er sie nicht vergrämen will. Nur nicht gleich die äußersten Mittel anwenden. Er beschließt, ihr einfach nur nachzugehen. Schließlich hat sie es nicht ernsthaft abgelehnt mit ihm zu sprechen, auch wenn sie scheinbar desinteressiert mit ihrem Hund weitergeht. Das ist nur gespielt, dessen ist er sich gewiss.

Mäxchen schlendert weiter. Marianne folgt ihm und ihr folgt Gerd. So, als besäße sie einen zweiten Hund, läuft er ihr nach. Doch dieser „Hund“ hat die Eigenart, er kann sprechen und deshalb hört sie ihn sagen: „Nein, ganz so war das nicht.“ Jetzt muss Marianne stehen bleiben, denn Mäxchen hat beschlossen gerade an dieser Stelle zu schnüffeln. Das lässt Gerd Zeit sich ihr zu nähern und weitere Erklärungen abzugeben.

„Also, um ehrlich zu sein“, fährt er nun fort, „ich war gestern auch schon hier, muss Sie jedoch verpasst haben. Heute bin ich seit halb neun Uhr auf Posten und warte. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie lange in diesem Fall eineinhalb Stunden dauern.“ Marianne nimmt an, er will ihr Mitleid erheischen, doch damit kann sie ihm nicht dienen. Schließlich hat niemand von ihm verlangt diese Plage auf sich zu nehmen. Deshalb beschließt Marianne überhaupt nicht zu antworten und hofft, er lässt sie bald in Ruhe. Jedoch, sie hat sich getäuscht, denn er weicht nicht von ihrer Seite und redet so, als hätte er von ihr gar keinen Kommentar erwartet, weiter.

„Na ja“, seufzt er, „ich hab’s ja gern getan. Schließlich wollte ich Sie unbedingt wiedersehen, und da ich inzwischen zu der Überzeugung gekommen bin, Sie rufen mich nicht an, habe ich beschlossen dem Schicksal etwas auf die Sprünge zu helfen. Ich habe mich auf die Lauer gelegt, wenn Sie mir diesen Vergleich erlauben.“

Marianne lässt auch dies durchgehen, wenn sie nur später ihre Ruhe hat. Sie verweigert weiterhin jede Bemerkung. Noch immer hat sie nichts zu sagen. Er hat auch keine Fragen gestellt, sondern nur seine Feststellungen mitgeteilt. Will er sie damit beeindrucken? Marianne jedenfalls lässt es kalt.

Trotzdem fährt er fort: „Hören Sie mal, da ich so lange auf Sie gewartet habe, könnten Sie wenigstens ein Gläschen mit mir trinken. Als Entschädigung. Meinen Sie nicht auch?“

Hier ist sie also die Frage. Nun muss Marianne wohl oder übel doch etwas sagen. Auf der einen Seite hat sie keine Lust mit ihm etwas zu trinken, auf der anderen Seite, was soll sie jetzt alleine zu Hause anstellen? Außerdem ist jedes Mittel gut, wenn sie ihn danach nur loswird. Vielleicht ergibt sich eine die Möglichkeit, ihn in der Kneipe so zu schockieren, dass er sich nicht weiter für sie interessiert. Zudem ruft Franzi erst morgen an, es fällt also nicht auf, wenn sie nicht gleich nach Hause zurückkehrt. Das Handy lässt sie während der Spaziergänge mit Mäxchen zu Hause.

Gerade als ihr dieser Gedanken durch den Kopf geht, fällt ihr auf wie sehr Franzi ihr Leben bestimmt. Eigentlich ist Marianne völlig von dieser Person abhängig. Ein Grund mehr heute nicht sofort nach Hause zu gehen. Und so sagt sie, um sich nicht sofort mit allem einverstanden zu erklären:

„Das wird schwierig sein. Jetzt kann ich den Hund nicht nach Hause bringen, sonst weckt er die Kinder.“ Wenn sie schon einmal die Tour mit den Kindern angefangen hat, kann Marianne die Geschichte weiterspinnen. Was macht das noch aus?

„Ist nicht schlimm“, lenkt er sofort ein, „er ist doch ein lieber Kerl. Wir nehmen ihn mit. Wenn er mich bis jetzt nicht gebissen hat, wird er auch niemand anderen zwicken. Außerdem haben Sie ihn doch bestens in Griff.“

„Na ja“, zögert Marianne, „ich weiß nicht so recht.“ Immer dieses Zögern!

„Nur ein Gläschen“, schlägt er nun vor, „danach bringe ich Sie sofort wieder nach Hause. Das verspreche ich Ihnen hoch und heilig. Kommen Sie, steigen Sie ein.“ Inzwischen sind sie, Marianne weiß nicht wie, in der Nähe seines Autos angelangt. Bevor Marianne es sich anders überlegen kann, ergreift er ihren Ellbogen, führt sie zum Auto, hält ihr die Beifahrertür auf und lässt sie und Mäxchen einsteigen. Es gibt kein Entrinnen, aber vielleicht will sie das auch nicht.

Gemeinsam fahren in Richtung Marienplatz. In der Jahnstraße findet Gerd einen Parkplatz. Diesmal ist Marianne beim Aussteigen schneller als er. So kommt er trotz eines Sprints zu spät, um ihr den Wagenschlag zu öffnen.

„Man sieht, dass Sie nicht oft verwöhnt werden“, stellt er lachend fest, „Ihnen hat schon lange niemand mehr den Wagenschlag aufgehalten.“

„Um ganz ehrlich zu sein“, grinst sie, „das ist mir noch nie passiert. Aber ich bin sehr selbständig erzogen worden. Von daher hat mir diese Dienstleistung auch noch nie gefehlt.“

Bezüglich der selbständigen Erziehung ist Gerd sich nicht ganz so sicher, doch er hütet jetzt etwas zu diesem Thema zu sagen.

Gemeinsam spazieren sie zum Bistro Relax. Sie ergattern einen Tisch, den sie sofort in Beschlag nehmen. Mäxchen kann sich in eine Ecke verkriechen. Es ist nett hier. Wann hat sie zuletzt solch einen Ort aufgesucht? Marianne erinnert sich nicht daran. Mit Franzi geht sie selten aus. Und alleine? Nun ja, da hat sie nicht wirklich Lust. Warum soll sie sich alleine an einen Tisch setzen und sich anstarren lassen?

Kaum sitzen sie, nähert sich die freundliche Bedienung. Zuerst drückt sie Marianne die Karte in die Hand und dann Gerd. Ratlos beginnt Marianne in der Karte zu blättern. Essen will sie nicht. Und trinken? Nun ja, vielleicht eine Apfelsaftschorle. Sie weiß es nicht. Soll sie Gerd fragen? Nein, die Blöße will sie sich nicht geben.

Wie kommt sie nur auf den Einfall mit dem Vornamen an ihn zu denken. Na ja, heute ist alles durcheinander und Marianne tut Dinge, die ihr sonst nicht einmal im Schlaf einfallen. Wo soll das nur enden?

In ihre Gedanken versunken hört, sie Gerd sagen:

„Nur eine Empfehlung! Die Cocktails hören sich gut an. Studieren Sie die Karte in Ruhe“, rät er ihr noch.

Er hat Zeit. Das mochte ja sein, aber was ist mit ihr? Weshalb geht er immer von sich aus? Vielleicht hat sie gar keine Zeit und muss noch einiges erledigen. Genügt es nicht, dass Franzi über sie bestimmt? Muss es jetzt auch noch dieser Mensch sein?

Trotzdem schlägt Marianne gehorsam die Karte erneut auf und entdeckt die Cocktails mit deren ausführlicher Beschreibung. Wie soll sie sich hier zurechtfinden? Marianne ist bislang nicht bewusst, dass man so viele Flüssigkeiten zu Cocktails mischt. Sie hat alle Mühe zu einer Entscheidung zu kommen.

„Sagen Sie mal“, wendet sie sich ihrem Tischkollegen zu, „das gibt es doch gar nicht. So viele Mischungen!“

„Was meinen Sie, was man alles mischt und trinkt“, sagt er nur.

„Na ja, Sie sitzen ja wohl an der Quelle“, entgegnet sie trocken.

Er lacht und meint: „Was mir zeigt, dass Sie meine Visitenkarte wenigstens gelesen und nicht vergessen haben.“

Mist, nun hat sie, unbedarft wie sie ist, sich schon wieder verraten. Immer tritt sie ins Fettnäpfchen. Kann sie sich denn nie zusammenreißen?

„Sicher“, gesteht Marianne, „schließlich sind alle weibliche Wesen von Natur aus neugierig. Oder nicht?“

„Vielleicht, vielleicht auch nicht“, überlegt er laut, „ich würde eher sagen, das bringt der Charakter mit sich. Ich bin auch von Haus aus neugierig. Das will ich ganz offen zugeben. Zum Beispiel bin ich sehr neugierig darauf, Sie näher kennenzulernen. Dafür würde ich einiges tun.“

Diese Neuigkeit ist nicht rosig für Marianne. Sie muss höllisch aufpassen. Der Mensch soll sich besser nicht in irgendetwas hineinsteigern. Aber wie soll ich ihn von seinem Vorhaben abbringen. Marianne fehlt es an Erfahrung in solchen Dingen.

Hoffentlich hat er jetzt nicht zu viel gesagt, denkt sich Gerd.

Noch immer ist Marianne mit dem Aussuchen eines geeigneten Getränks für sich beschäftigt. Die riesige Auswahl! Wie soll sie da zu einer Entscheidung kommen? Die alkoholisierten Getränke hat sie gleich abgehakt, da sich bei ihr, wie bei vielen Menschen alkoholisierte Mischungen ungünstig auswirken. Aber selbst bei nicht alkoholischen Getränken gibt es unzählig viele.

„Soll ich Sie beraten?“, bietet Gerd ihr an. Er hat ihr ratloses Gesicht bemerkt.

„Eigentlich möchte ich etwas ohne Alkohol“, erklärt sie ihm.

„Ich weiß ja nicht, ob Sie Kokos mögen und ein bisschen Alkohol ist drin“, sagt er und erwähnt den exotischen Namen des Getränks, Piña Colada.

Marianne liest nochmals die Beschreibung durch. Piña Colada! Hört sich gut an! Zwar mit Alkohol, aber wir wollen nicht so sein. Auf der anderen Seite wird auch eine Mischung aus Zitronen, Orangen und Grapefruit angeboten. Sie weiß es wirklich nicht. Egal, wie, sie sollte etwas bestellen und entschließt sich für den Kokoscocktail.

Weshalb hat sie immer Schwierigkeiten Entscheidungen zu treffen. Vielleicht ist sie durch Franzi derart beeinflusst, dass sie ein ganz willenloser Mensch geworden ist. Wie schrecklich! Sie muss dem unbedingt Abhilfe schaffen.

*

Gerd stellt sofort fest, dass sie offensichtlich nicht oft ausgeht. Bei zwei Kindern zu Hause ist das natürlich kein Wunder. Er beschließt sie dazu zu überreden, ab und zu mit ihm auszugehen. Es würde ihm erlauben, selbst öfters in ein Restaurant oder überhaupt auszugehen und Marianne käme aus ihrer Wohnung heraus.

*

Ihr Begleiter hat sich ein alkoholfreies Getränk ausgesucht. Schließlich muss er noch Auto fahren, meint er zur Erklärung. Ist ja nett, dass er so verantwortungsbewusst ist.

Die Bedienung kommt und nimmt die Bestellung entgegen.

Danach werden sie an ihrem Tisch alleine gelassen. Bestimmt dauert es bis die Cocktails gemixt werden.

„Ich freue mich, dass Sie mit mir gekommen sind“, sagt Gerd nun fröhlich. „Ich habe viel an Sie gedacht, seit wir uns im Regen getroffen haben.“

Was soll Marianne darauf antworten? Etwa, ich auch. Selbst, wenn es stimmt, wird sie es niemals zugeben. Oder hat sie tatsächlich oft an ihn gedacht? Nein, wenn sie ehrlich zu sich ist, eigentlich nicht. Vielmehr hat sie an die Probleme gedacht, die sie im Augenblick mit Franzi hat. Das ist schon genug. Mehr braucht sie im Moment nicht. Schließlich stellt sich immer noch die Frage wie sie sich aus der Beziehung löst.

Besser ist nichts zu antworten, sagt sich Marianne. So lügt sie wenigstens nicht. Obwohl es ihr erstaunlich leicht fällt diesen Mann anzulügen. Hoffentlich verstrickt sie sich nicht in Widersprüche.

„Wissen Sie“, fährt er fort, als er bemerkt, dass er von ihr keine Antwort zu erwarten hat, „ich glaube ganz einfach, ich habe mich in Sie verliebt.“

„So ein Quatsch!“, fährt ihn Marianne böse an und, „Sie kennen mich doch gar nicht.“ Ungläubig schüttelt sie den Kopf.

„Haben Sie noch nie etwas von Liebe auf den ersten Blick gehört?“, fragt er scheinbar naiv. Er blickt ihr direkt in die Augen.

Gerd weiß, er muss aufhören, wenn sie ihm nicht davonlaufen soll, doch ein unbekanntes Teufelchen reitet ihn. Er will die Situation bis zum Schluss auskosten. Hoffentlich bleibt sie sitzen. Im Augenblick wird sie langsam sauer. Er fühlt es. Also beschließt er zunächst den Mund zu halten.

Wie kann jemand nur so naiv sein. Liebe auf den ersten Blick! Das kommt ja direkt aus dem Groschenroman. Mit solch dummromantischem Gerede hat er bei ihr keine Chance.

Er hat bemerkt, dass sie erbost ist und fährt fort: „Ich wollte Sie in keiner Weise kränken. Es stimmt wirklich! Aber ich hätte das nicht sagen dürfen, Sie haben Recht. Es war geschmacklos. Bitte verzeihen Sie.“

Hoffentlich steht sie jetzt nicht auf und lässt Gerd alleine am Tisch sitzen. Er muss wirklich äußerst vorsichtig sein, damit er sie nicht mit unachtsamen Bemerkungen verärgert und vergrämt.

„Sie können mir doch nicht mit dieser naiven Tour kommen“, belehrt Marianne ihn immer noch erbost.

„Aber man kann doch wirklich sagen, dass im wahrsten Sinne des Wortes der Blitz eingeschlagen hat“, versucht er sich zu rechtfertigen. Mit einem herausfordernden Lächeln schaut er auf sie.

„Der Blitz hat offensichtlich Ihren gesunden Menschenverstand vernichtet“, gibt sie trocken zurück. Sie lacht nicht.

„Vielleicht“, gesteht er, „das ändert jedoch nichts an der Tatsache. Aber lassen wir das. Davon will ich nicht mehr sprechen. Wann gehen Sie mit mir zum Essen?“

„Hören Sie mal“, Marianne schaut ihn fragend an. Warum ist er so hartnäckig? Weshalb begreift er nichts? „Ich glaube, ich habe Ihnen schon erklärt, dass ich noch gewisse Verpflichtungen habe. Weshalb lassen Sie mich nicht in Ruhe. Was wissen Sie denn schon von mir, und von dem, was alles damit zusammenhängt?“

„Eben gar nichts“, gibt er freimütig zu, „deswegen möchte ich Sie ja auch näher kennenlernen. Bitte sagen Sie Ja und gehen Sie einmal mit mir zum Essen. Ich werde Sie auch nicht mehr in aufdringlicher Art und Weise belästigen. Nur einmal, bitte!“ Er faltet die Hände wie zum Gebet und fleht sie förmlich an. Auf Mariannes Gesicht erscheint ein kurzes Lächeln.

Er hält ein, denn die Bedienung bringt die Getränke. Die Cocktails sind interessant dekoriert. Sie hätte das Glas noch lange Zeit bestaunen können, so schön sieht es aus. Doch als sie wieder alleine am Tisch sitzen, prostet Gerd Marianne sofort zu und sie trinken.

„Schmeckt Ihnen der Cocktail?“, erkundigt er sich.

„Ja, sehr gut.“

„Also, wir waren bei einem Essenstermin stehen geblieben“, nimmt er dann das Gespräch wieder auf. „Wann?“, will er jetzt wissen.

„Gar nicht!“, sagt sie kurz und bündig. Das ist ja noch schöner, sich mit ihm zum Essen zu verabreden. Was soll das denn? Ist er endlich fertig damit, sie anzubaggern?

Doch schon fährt er fort. „Das können Sie mir nicht antun“, meint er mit scheinbar weinerlicher Stimme. „Bitte! Wenn Sie mir jetzt sagen wann und fahre ich Sie nachher brav nach Hause.“

„Ich kann zu Fuß gehen“, gibt Marianne sachlich zurück.

„Das weiß ich“, gesteht er scheinbar zerknirscht, „aber bitte sagen Sie nicht nein.“

„Wie wäre es am Freitag- oder Samstagabend?“, schlägt er vor.

Das sind für sie die schlechtesten Tage, denn da ist Franzi zu Hause. Sie kann nicht ohne plausiblen Grund wegbleiben.

„Nein“, sagt sie deshalb, „das Wochenende passt mir gar nicht.“

„Ich dachte nur wegen Ihrer Kinder“, gibt er zu bedenken. „Wie alt sind sie denn?“

Ja, wie alt sind Mariannes fiktive Kinder nun. Was ist ein günstiges Alter. Klein genug, damit sie noch ihre Hilfe und Obhut brauchen, aber doch groß genug, um sie abends auch mal für eine Stunde oder zwei allein zu lassen. Sie muss sich schnell etwas einfallen lassen. Wie alt sollen die Kinder also sein?

„Sie sind sieben und neun Jahre alt“, sagt sie entschlossen. Marianne wundert sich darüber, wie ausgekocht sie sein kann.

„Aha“, ist seine erste Feststellung, „und jetzt ist Ihr Mann bei ihnen?“

„Es gibt keinen Mann mehr“, erklärt sie schnell. Es ist offensichtlich, dass sie sich immer mehr in Lügenmärchen verstrickt. Sie kommt nie wieder heraus, wenn sie nicht schnellstens geht! Marianne bewegt sich auf gefährlichem Boden.

„Es tut mir Leid“, entschuldigt er sich sofort, „ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten. Haben Sie Junge und Mädchen?“

Was gehen ihn denn ihre Kinder an? Und trotzdem gibt sie zur Antwort: „Ja, die Ältere ist die Maike und der Junge heißt Alex.“ Erstaunlich, wie schnell ihr die Namen eingefallen sind. Es wird besser sein, sie schreibt sich Alter und Namen der fiktiven Kinder auf, damit sie sie nicht vergisst. Nur für den Fall

Wenn man erst einmal mit dem Lügen begonnen hat, fällt es einem gar nicht mehr schwer. So langsam kommt Marianne in Fahrt. Sie hat nie vermutet, dass der Mann derart leichtgläubig ist. Es ist wirklich ein Kinderspiel ihm einen Bären aufzubinden.

„Und Sie können Ihre Kinder alleine lassen?“, forscht er nun nach.

Das geht ihn überhaupt nichts an! Sie hat ihn schließlich auch nicht ausgefragt. Aber das kommt sicherlich daher, dass er sich für sie interessiert, Marianne jedoch vorgibt, sich nichts aus ihm zu machen. Das sind die feinen Unterschiede.

„Sie wissen, ich muss den Hund abends spazieren führen“, gibt sie zur Antwort, „deshalb wenden Sie sich, wenn wirklich etwas ganz Schlimmes geschieht, an die Nachbarin.“ Wirklich, Marianne ist verblüfft, wie leicht ihr die Reden über die Lippen gehen. Das war ihr bislang gar nicht bewusst! Nun ja, nur dieser Abend, dann hat alles ein Ende. Aber das Lügen kann zur Gewohnheit werden.

„Wann passt es Ihnen für ein Abendessen?“, bohrt er nun weiter.

Kann er sie nicht in Ruhe lassen? Er geht ihr gewaltig auf die Nerven! Weshalb gibt er sich nicht damit zufrieden, dass sie jetzt mit ihm hier sitzt. Damit hat sie doch ihre Schulden abgetragen, falls sie ihm überhaupt etwas schuldet. Marianne sieht wirklich keinen Grund mit ihm zum Essen zu gehen.

„Bitte, nur einmal“, drängt er weiter.

Mehr um ihre Ruhe zu bekommen, gibt Marianne schließlich nach und sagt nochmals: „Dieses Wochenende passt es mir nicht.“

„Was halten Sie denn von Donnerstag?“, schlägt er vor. „Können Sie Ihre Kinder alleine lassen?“

„Ich werde die Nachbarin fragen“, erklärt sie schnell. „Sie kommt bestimmt.“

„Ja, das wäre prima“, meint er freudig. „Um wie viel Uhr darf ich Sie abholen? Ist sieben Uhr recht?“

Nein“, wendet sie ein, „das ist mir zu früh. Halb acht oder acht Uhr. Vorher geht es nicht.“

„Gut“, gibt er sich sofort zufrieden, „dann acht Uhr. Wo möchten Sie denn gerne hin?“

„Ich kenne mich bei Restaurants nicht gut aus“, antwortet Marianne wahrheitsgemäß. „Ich lasse mich überraschen.“

„Kein Problem, ich kümmere mich darum“, meint er väterlich.

„Und Sie“, forscht sie nun nach, „Sie sind doch sicher verheiratet und haben einen Stall voller Kinder. In Ihrem Alter und in Ihrer Position.“ Bestimmt hat sie ihn jetzt erwischt. Nun ist es an ihm seine Lügenmärchen auszupacken. Dann sind sie quitt. So gesehen passen sie gut zusammen. Der eine lügt den anderen nach Strich und Faden an. Kann man so bestehen?

Zögernd beginnt er: „Ich war vor einiger, um nicht zu sagen langer Zeit verheiratet. Meine Ex-Frau hatte dann ihr Glück bei einem anderen gefunden und so haben wir uns schmerzlos getrennt. Kinder hatten wir keine. Also war das kein besonders großes Problem. Sie arbeitet als Ärztin und verdient ihr eigenes Geld und ich habe die Apotheke. So gesehen gab es nicht allzu viele Schwierigkeiten mit Unterhalt und Abfindung. Natürlich ist es immer schmerzlich für den, der auf der Strecke bleibt. Um ganz ehrlich zu sein, ich habe schon lange nicht mehr daran gedacht und noch viel weniger darüber gesprochen. Das ist nun einige Jährchen her. Seither gab es Freundinnen, aber keine feste Beziehung. Jetzt, nachdem ich Sie kennengelernt habe, scheint mir dies gerechtfertigt. Ich habe wohl wirklich auf Sie gewartet. Auch, wenn Sie das nicht hören wollen. Inzwischen bin ich fest davon überzeugt.“

Entweder lügt er besser als Marianne, oder es stimmt alles, was er sagt. Sie kann es kaum glauben. Wie kann jemand so stur sein und auf seiner irrigen Meinung beharren, auch wenn kein Echo zurückkommt? Was gefällt ihm nur an ihr? Wenn sie das nur wüsste, dann könnte sie diesbezüglich augenblicklich Gegenmaßnahmen ergreifen. Sie muss es schnell in Erfahrung bringen. Das hat oberste Priorität! Schließlich will sie den Mann möglichst schnell abservieren.

*

Nun hat Gerd Marianne erzählt und gestanden, dass auch er eine gescheiterte Ehe hinter sich hat, doch anstelle, dass sie offener wird, verschließt sie sich ihm weiter. Was kann er denn noch unternehmen? Eine andere Strategie muss her.

„Gerd“, Marianne spricht ihn sogar mit dem Vornamen an, „verbannen Sie mich aus Ihrem Gedächtnis. Es hat keinen Sinn. Ich habe im Augenblick genug andere Sorgen. Auf ein neues Verhältnis lasse ich mich nicht ein. Dafür habe ich wirklich keinen Kopf. Bitte verstehen Sie mich. Es geht einfach nicht. Steigern Sie sich nicht in etwas hinein, was nicht bestehen kann. Sie werden nur enttäuscht.“

Er ergreift ihre Hand und sagt. „Marianne, ich hatte eigentlich zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht an ein Verhältnis gedacht, sondern vielmehr an freundschaftliche Treffen. Ich habe den Eindruck, es tut Ihnen gut ab und zu auszugehen. Und weshalb nicht mit mir? Das ist mein Vorschlag. Was halten Sie davon? Außerdem, tut es Ihnen nicht gut, wenn Sie ab und zu eine Schulter haben an der Sie sich ausweinen können? Ich biete Ihnen meine Schulter an.“ Mit seiner linken Hand klopft er sich leicht auf die rechte Schulter während seine rechte nach wie vor die ihre hält.

Jetzt endlich entzieht Marianne ihm ihre Hand und lächelt: „Ist ja nett von Ihnen, dass Sie mir Ihre Schulter zum Ausweinen anbieten wollen, aber ich habe inzwischen gelernt mich alleine durchzuschlagen.“ Schulter! Ausweinen! Und sonst noch was? Innerlich schüttelt Marianne den Kopf.

Das ist ja wohl der größte Schwachsinn, den sie von sich gibt. Selbst durchschlagen! Es findet sich kaum jemand Unselbstständigeren als sie. Das stellt sie doch Tag für Tag, Stunde um Stunde unter Beweis. Franzi kann ein Lied davon singen. Alleine ist sie schon lange nicht mehr fähig eine wichtige Entscheidung zu treffen. Sie überlässt dies lieber anderen, die einen ausgeprägteren Willen haben, als Marianne selbst. An dem Tag, an dem sie sich von Franzi trennen wird, muss sie ihr ganzes Leben umkrempeln, aber doch jetzt nicht! Das ist vollkommen unpassend.

Trotzdem sagt er: „Ich glaube Ihnen gern, dass Sie sich alleine durchschlagen können, aber tut es Ihnen nicht auch gut, wenn Sie ab und zu jemanden haben, der Ihnen zur Seite steht. Sind Sie denn geschieden?“

Oh je, ist sie geschieden? Noch nicht! Sie ist im Augenblick noch nicht einmal getrennt. Zumindest nicht offiziell! Schließlich weiß Franzi noch nichts von Mariannes Vorhaben. Aber eines wird ihr heute Abend überdeutlich klar. Sie muss den Schritt ins kühle Nass wagen und sich endgültig auf eigene Füße stellen. Sie kommt nicht mehr darum herum.

Und so gibt Marianne zur Antwort: „Nein, noch nicht. Mein Mann hat uns fluchtartig verlassen, als die Kinder noch klein waren. Seither habe ich keine Nachricht von ihm, um mich von ihm scheiden zu lassen. Ich kann noch nicht einmal Unterhalt beanspruchen, da ich nicht weiß wo er ist. Deshalb musste ich früher ins Berufsleben zurückkehren als geplant. Heute bin ich froh, dass ich nur Erziehungsurlaub genommen habe und nicht die Stelle gekündigt hatte.“

„Wie machen Sie das denn mit den Kindern?“, will er nun wissen und ergreift wieder Mariannes Hand. Sie zuckt kurz, lässt ihre Hand jedoch liegen.

„Zu Beginn waren Sie bei der Nachbarin“, lügt sie weiter, „danach gingen sie vormittags in den Kindergarten und nachmittags betreute sie dieselbe Nachbarin. Jetzt sind sie in der Schule und nachmittags in der Kita oder die Nachbarin wirft ein Auge auf sie.“

„Ein Grund mehr, ab und zu mit mir ausgehen“, meint er jetzt, „damit Sie entspannen können. Schließlich können Sie doch nicht ewig diesem Druck ausgesetzt sein.“

Inzwischen haben sie ihre Getränke beinahe beendet und Gerd macht der Kellnerin ein Zeichen, dass sie bezahlen möchten. Gerd hat ihre Hand losgelassen, während er die Zeche bezahlt. Marianne zieht ihre Hand nicht weg. Deshalb ergreift Gerd diese sofort wieder, als die Bedienung ihnen den Rücken zudreht. Sie sitzen noch ein Weilchen. Er nimmt ihre Hand zum zweiten Mal. Aus irgendeinem Grund belässt Marianne ihre Hand in seiner, als er sie das zweite Mal ergreift. Jetzt erinnert sie sich daran und zieht ihre Hand fort. Um Gerds Lippen zeichnet sich ein kaum merkliches Lächeln. Er fordert zum Aufbruch auf.

„Sollen wir noch ein wenig mit dem Hund gehen?“, fragt er, als sie vor die Tür treten. Anscheinend kann er sich nicht von ihr trennen. Oder erwartet er sich mehr? „Wie heißt er eigentlich.“ Gerd beugt sich zu Mäxchen und tätschelt ihm den Kopf.

„Mäxchen“, gibt Marianne zur Antwort. Und: „Ja, wir könnten ihn noch ein wenig Gassi führen, schließlich war der Spaziergang vorhin zu kurz.“

Gemeinsam drehen sie eine weitere kleine Runde und reden über den schönen, sternenklaren Himmel. Anschließend fährt er Marianne nach Hause und setzt sie an der Haustüre ab. Er steigt mit ihr aus und erinnert sie an das Rendez-vous am Donnerstag.

Zum Abschied geben sie sich brav die Hand. Marianne bedankt sich für den Cocktail und den netten Abend. Anschließend steigt er ins Auto, wartet jedoch bis sie die Tür von innen geschlossen hat, und fährt ab. Marianne lehnt sich an die Wand neben der Haustüre und atmet zuerst tief durch.

In Gedanken versunken steigt sie die Stufen zur Wohnung hoch. Wie soll sie, aufgekratzt wie sie ist, heute Nacht überhaupt schlafen?

In der Wohnung angekommen, liest Marianne die restliche Tageszeitung. Vielleicht sind Wohnungen ausgeschrieben. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Immer noch ist Marianne schockiert über all die Lügen, die ihr so leicht über ihre Lippen gekommen sind. Bisher war sie sich dieser Art von Talenten nicht bewusst. Auf der einen Seite ist es beängstigend, auf der anderen Seite kann es jetzt sinnvoll sein, denn so lange sie keine Wohnung hat, darf sie Franzi von ihren Plänen nichts verraten. Sie konnte Franzi ein X für ein U vormachen, ohne die Miene zu verziehen. Die Kunst trainiert sie ausgiebig mit Gerd. Sie ist also gewappnet.

Sonst läuft sie Gefahr rausgeschmissen zu werden und auf der Straße zu sitzen. Die meisten Freunde, die sie haben, sind gemeinsame. Eigene Freunde hat Marianne schon lange nicht mehr. Wie soll sie im Notfall bei gemeinsamen Freunden unterkommen? Das ist ausweglos! Auf ihre Familie braucht Marianne nicht zu hoffen. Also ist Geheimniskrämerei angesagt, bis zur Lösung ihres Problems.

Oder Marianne versucht bei Gerd unterzukommen. Wenn das alles stimmt, was er erzählt hat, wohnt er derzeit alleine in dem großen Haus. Doch das ist die allerletzte Lösung, die Marianne in Betracht zieht. Was heißt in Betracht ziehen? Niemals!

Die Anzeigen in der Zeitung ergeben nichts. Marianne bereitet sich für die Nacht vor. Leider ist sie noch immer aufgekratzt. Wie kann ein Mann nur so ihre Sinne durcheinander bringen?

Obwohl sie hellwach ist, begibt sie sich ins Bett und beschließt im Buch, das auf ihrem Nachttisch liegt, zu lesen.

Sie liest lange, denn das Sandmännchen kommt einfach nicht zu Besuch. Diese Unruhe ist schrecklich! Wie soll Marianne morgen zur Arbeit gehen und konzentriert arbeiten? Um halb drei löscht sie schließlich das Licht und fällt in einen unruhigen Schlaf.

*

Schon auf dem Weg nach Hause geistert Gerd das Gespräch, das er mit Marianne heute Abend geführt hat, durch den Kopf. Er kann es sich nicht richtig erklären, aber irgendetwas ist mit ihr nicht in Ordnung. Bislang kommt er nicht darauf was es ist, doch er wird alles unternehmen, es herauszufinden. Seine Neugierde ist angeschürt.

Einmal ist sie recht offen und ein anderes Mal verschließt sie sich ihm plötzlich und abrupt wie eine Auster. Weshalb diese ständigen Wechselbäder des Gemüts?

Es ist ihm schon klar, dass er sie nicht zur Liebe zwingen kann. Schon gar nicht zu einer Liebe auf den ersten Blick, die es bei ihr ganz offensichtlich nicht gibt. Er möchte sie jedoch soweit bringen, dass sie ihm vertraut, sich ihm anvertraut und wer weiß, vielleicht wird irgendwann mehr aus ihrer Beziehung oder Liebe. Wenn es überhaupt zu einer Beziehung kommt!

Zu Hause angelangt, setzt er sich in sein einsames Wohnzimmer und hört Musik. Er versucht zu lesen. Es gelingt ihm nicht. Marianne geht ihm durch den Kopf. Will er seinen Gefühlen folgen, dann muss er alles daransetzen, die Geschichte in einer harmonischen Partnerschaft enden zu lassen. Ja, mal ganz ehrlich, es hat ihn erwischt. Was zieht ihn an dieser geheimnisvollen Frau an? Sind es gerade diese Ungereimtheiten? Ist es ihre Unsicherheit? Sicher, sie hat einiges durchgemacht. Er kann ihr vielleicht helfen wieder Fuß zu fassen. Bestimmt wird er am Donnerstag mehr erfahren.

Liebesblues

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