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Kapitel 6
ОглавлениеWieder ein Sonntag. Franzi muss schon nach einem späten Frühstück fahren. Das heißt, Marianne hat wenigstens den Sonntagnachmittag um aufzuatmen.
Das Wetter ist schön. Sie beschließt mit dem Rad nach Oberstdorf zu fahren. Auf dem Hinweg fährt sie ab Fischen über Obermaißelstein und Tiefenbach. Für den Rückweg hat sie den Illerdamm ausgewählt. Nach der Radtour wird sie bestimmt ruhiger sein. Das ist meistens so.
Gleich nach Franzis Abfahrt macht sich Marianne auf den Weg. In ihren Rucksack hat sie neben dem Erste Hilfe-Täschchen, Wasser, Bonbons und einen Apfel gepackt. Schließlich ist sie einige Zeit unterwegs.
*
Auch Gerd nutzt das schöne Wetter aus um zu radeln. Er will sich nicht zu sehr anzustrengen und fährt deshalb gemütlich nach Oberstdorf. Dabei wird er wenigstens auf andere Gedanken kommen. Die frische Luft tut ihm bestimmt gut.
Vielleicht entscheidet sich Marianne für den gleichen Weg. Das Treffen wäre tatsächlich zufällig und Marianne könnte nicht behaupten, er hätte ihr nachgestellt.
*
Auf dem Rückweg legt Marianne am Illerdamm bei Fischen auf einer Bank eine Rast für ein Sonnenbad ein. Sie schließt die Augen und genießt die Sonnenstrahlen auf ihrer Haut. Schön ist es. Diese Ruhe, im Hintergrund das regelmäßige Rauschen der Iller und das Zwitschern der Vögel. Marianne entspannt sich.
*
Er ist noch auf dem Weg nach Oberstdorf, als er sie auf der Bank sitzen sieht. Zuerst stutzt er. Ist es möglich, dass er solch ein Glück hat? Er kann es nicht glauben. Aber er wird natürlich diese Gelegenheit nicht ungenutzt lassen und auf sie zugehen. Sie kann so wütend reagieren, wie sie will. Ihm ist es egal!
Bei schönem Wetter ist auf dem Schotterweg reger Rad- und Fußgängerverkehr. Mit geschlossenen Augen vernimmt Marianne Stimmen. Zwischendurch hört sie wie die Kieselsteinchen unter den Fahrradreifen hervorspicken. Marianne fühlt sich rundum pudelwohl und entspannt. Man darf sich nur nicht aus der Ruhe bringen lassen.
Plötzlich fährt Marianne hoch. Sie hört eine bekannte Stimme neben sich fragen: „Ist hier noch frei?“
Nun ist sie leider gezwungen ihre Augen zu öffnen. Zunächst blinzelt sie in die Sonne. Dann schirmt sie mit der rechten Hand die Augen ab, um sehen zu können und erblickt Gerd. Oh, du meine Güte! Vor ihr steht er in voller Größe, das Mountainbike zwischen die Beine geklemmt.
Spontan, völlig überrascht und unüberlegt sagt sie: „Na hallo, natürlich ist hier noch ein Plätzchen frei.“ Augenblicklich rückt sie ein wenig zur linken Seite, obwohl sie gar nicht in der Mitte der Bank sitzt.
*
Ihre erste Freude scheint echt. Keine Abneigung ist in ihren Augen zu erkennen und sofort schöpft Gerd neue Hoffnungen.
„So trifft man sich wieder“, vernimmt Marianne, während Gerd sich neben sie setzt. „Wie geht es Ihnen? Sie sehen müde aus. Sind Sie ohne Ihre Kinder unterwegs?“
Da ist sie wieder, die Lüge ihres Lebens. Wie ein Bumerang fällt sie ihr wieder in den Schoß. Sie kann nicht zurück. Sie muss dieses wackelige Kartenhaus weiterbauen, ob sie will oder nicht. Wann wird es über ihr zusammenfallen? Weshalb hat sie nur damit angefangen? Marianne ist unglücklich. Die Sache mit Franzi ist eine Angelegenheit, die ihr im Magen liegt, doch das hier macht ihr noch mehr zu schaffen.
„Ja, ich bin alleine hier“, antwortet Marianne schließlich zögernd, „es ist die Arbeit. Ziemlich viel zu tun. Auch sonst bin ich schlapp. Bestimmt liegt es am Wetter.“
„Vielleicht wäre es besser gewesen, Sie wären ab und zu mit mir ausgegangen“, meint Gerd lächelnd. Er zwinkert ihr zu. „Das hätte Sie auf andere Gedanken gebracht.“
„Ja, vielleicht“, gibt sie zu und um freundlich zu sein: „Sie sehen gut erholt aus.“
„Danke für die Blumen, aber der Schein trügt“, nun lacht er wirklich. „Aber mal ehrlich, gehöre ich inzwischen zu den gutaussehenden Männern? Das habe ich noch gar nicht gewusst“, fährt er scheinbar ahnungslos fort. Marianne ist sich sicher, dass er weiß wie anziehend er wirkt. Für ihre Begriffe, das will sie sich offen eingestehen, sieht er gut aus.
Trotzdem stottert sie wieder los und bringt schließlich heraus: „Ich meine nur, Sie sind schön gebräunt.“
„Ach so“, grinst er sie frech an, „das. Ja, irgendwie musste ich meinem Leid freien Lauf lassen und da habe ich mich ganz spontan entschlossen alleine zum Wandern in die Dolomiten zu fahren. Das Ergebnis scheint sichtbar zu sein. Mein Leid ist dadurch nicht gemildert worden, dafür habe ich Farbe im Gesicht bekommen.“
„Schön für Sie“, sagt Marianne, um überhaupt etwas zu sagen. Danach beschließt sie wieder einmal zu schweigen. Es kommt doch nichts Sinnvolles und Zusammenhängendes heraus. Vor allem kann alles, was sie jetzt noch sagt, gegen sie verwendet werden. Ist das nicht der Spruch bei einem Polizeiverhör?
*
Obwohl sich Marianne offensichtlich gefreut hat Gerd zu sehen, fällt ihm auf, dass sie sich ihm ebenso schnell wieder verschließt. Was macht er nur ständig falsch? Weshalb lehnt sie ihn plötzlich so massiv ab? Er würde es sofort ändern, wenn er nur wüsste was.
Leider wagt er nicht sie zu fragen. Er weiß, er würde eine Abfuhr erhalten. Daran liegt ihm jedoch nicht.
„Wo wollten Sie außer Sonnenbaden noch hin radeln?“, will er stattdessen wissen.
„Nach Hause“, antwortet Marianne einfach, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt.
„Haben Sie nicht Lust mit mir Kaffee zu trinken?“, schlägt er vor, „wir könnten unser Wiedersehen feiern.“
„Na, ich weiß nicht“, zögert sie wieder einmal. Kann sie denn nie von Haus aus eine klare Antwort geben und in diesem Fall nein sagen? Immer dieses Vielleicht, Aber und es ist egal. Langsam geht ihr das auf die Nerven. Sie muss lernen Entscheidungen zu treffen. Das sollte sie sich aneignen. Diese Kraft und Willensstärke muss sie finden.
„Wenn Sie es nicht wissen“, meint er entschieden, „dann heißt das für mich Ja. Wir können gemeinsam nach Immenstadt radeln. Dort gehen wir Kaffee trinken. Einverstanden?“
„Ja“, gibt Marianne klein bei. Was hat sie sich schon wieder eingebrockt?
„Das heißt, ja gern“, verbessert er sie lächelnd und pufft sie mit dem linken Ellenbogen leicht in den rechten Oberarm.
„Ja, gern“, spricht Marianne gehorsam nach. Als sie es ausgesprochen hat hätte sie sich in den Hintern beißen können. Sie ist wirklich vollkommen bescheuert und willenlos. Ein amorphes Stück Fleisch! Ist sie schon immer so gewesen? Oder hat die Dominanz Franzis sie zu dem gemacht, was sie jetzt ist? Marianne weiß es nicht. Kann sein, dass es ihr bislang nur nicht bewusst war. Auf jeden Fall muss sie sich dringend ändern. Sonst kann sie jeder über den Tisch ziehen.
Scheinbar zufällig lässt er den Arm von der Lehne der Bank auf ihre Schultern gleiten und rückt näher zu ihr hin. Marianne erlaubt es ihm und entfernt sich nicht. Eine Weile sitzen sie da und lassen sich von der Sonne wärmen. Jeder hängt seinen Gedanken nach. Die Stille ist durchaus nicht störend.
Nach einiger Zeit sagt Gerd leise und sanft: „Du hast mir gefehlt, Marianne. Für mich ist das nicht nur ein Hirngespinst oder eine Eintagsfliege. Aber lassen wir das! Ich freue mich ungemein, dass du nachher mit mir Kaffee trinken gehst.“
Hat er mich geduzt? Ich glaube ja. Nein, ich habe mich nicht verhört. Marianne antwortet jedoch nichts darauf. Sie will nicht zugeben, dass es ihr im Grunde genommen genauso ergeht. Er hat ihr gefehlt. Wie soll sie ihm all ihre Lügen erklären? Da gibt es nichts zu erklären. Das wäre zu kompliziert. Was sie getan hat ist schlichtweg unverzeihlich! Aber spätestens, wenn sie umzieht hat dieser Spuk ein Ende. Denn er wird schnell bemerken, dass keine Kinder da sind, dass kein davongelaufener Mann vorhanden ist und so weiter. Spätestens, wenn die Lügen aufkommen, ist die Sache beendet bevor sie begonnen hat. Aber so weit darf Marianne es nicht kommen lassen. Das ist zu peinlich. Sie muss sich nach dem heutigen Kaffee trinken endgültig verabschieden.
Schade, er wäre so ein netter Mann. Ja, doch, wenn sie es ehrlich zugibt, er gefällt ihr sogar sehr gut.
*
Weshalb ist sie nur immer so introvertiert, schießt es Gerd durch den Kopf. Sie kann geistreich und unterhaltsam sein. Manchmal zeigt sie sich von ihrer Sonnenseite, doch die meiste Zeit ist sie ihm gegenüber kratzbürstig und abweisend. Wie soll er das verstehen? Er hatte immer schon Schwierigkeiten bei der weiblichen Psyche durchzublicken, doch diese Frau ist ein besonders harter Brocken.
Selbstverständlich wagt er nicht, sie zu fragen. Was kann er unternehmen um sie besser zu verstehen. Sicherlich würde sie ihn hier auf der Bank sitzen lassen und verschwinden. Freilich, er weiß, wo sie wohnt, doch sie würde alles unternehmen, damit er ihr nicht mehr zu nahe kommt. Sie würde erneut alles blockieren. Schade eigentlich!
„Du bist heute besonders schweigsam“, stellt Gerd irgendwann fest um die Stille zu unterbrechen.
„Ja“, entgegnet Marianne, „die Sonne macht mich faul, schläfrig und schweigsam.“
„Was ist nur mit dir los?“, forscht er nach, während er ihr zärtlich mit der rechten Hand über die Wange streicht. „Du hattest dich ganz offensichtlich gefreut, mich zu sehen und plötzlich verschließt du dich wieder wie eine Auster. Ich werde einfach nicht schlau aus dir. Hilf mir doch bitte.“ Jetzt hat er es doch gesagt.
Wie soll sie ihm helfen, wenn sie selbst nicht mehr schlau aus sich wird, ja, noch nie geworden ist. Darauf will sie an diesem schönen Sonntag nicht eingehen und mit Gerd schon gleich gar nicht diskutieren. Sie kennt ihn nicht und er sie nicht. Dabei soll es bleiben!
„Da gibt es nichts zu helfen“, sagt sie deshalb hart und schaut demonstrativ in die andere Richtung. „Seit unserem letzten Treffen hat sich nichts geändert.“
„Das glaube ich nicht“, bleibt er beharrlich, „lass uns doch einfach Zeit. Ich möchte dich gerne näher kennen lernen.“
„Es hat keine Zeit zu geben oder zu lassen“, erwidert sie störrisch. „Das ist nun mal so. Ich will daran nichts ändern. Weshalb lässt du mich nicht einfach in Ruhe?“ Auch Marianne ist automatisch ins Du verfallen, so als wäre das völlig normal.
„Wollen wir weiterfahren?“, schlägt Gerd wie aus heiterem Himmel vor. Es ist besser das Gespräch jetzt nicht fortzuführen.
Sofort erhebt sie sich. Er hat gerade noch Zeit seinen Arm von ihrer Schulter zu ziehen. Schon steht sie!
Wenn sie radeln, kann wenigstens kein Gespräch aufkommen. Also ist es besser, sie fahren. Sie ärgert sich, dass sie für den Nachmittagskaffee zugesagt hat. Was soll sie nur mit ihm reden?
„Fährst du voraus?“, sagt er nur. „Ich halte mich an dein Tempo.“
„Weshalb?“, fragt Marianne erstaunt, „sehe ich so aus als würde ich langsam radeln?“
„Ehrlich gesagt, nein“, gibt er zu. „Das letzte Mal als wir zusammen geradelt sind, herrschten widrige Umstände. Ich passe mich dir gerne an.“
„Wenn du meinst“, sagt sie nur. Schon steigt sie auf Rad und fährt los.
Marianne hat es nicht besonders eilig nach Immenstadt zu kommen. Je später sie ankommen, desto weniger Zeit bleibt für den Kaffee und desto weniger lästige Fragen werden ihr gestellt. Das ist auch gut so! Soll Gerd sich doch wundern, weshalb sie so langsam radelt. Es ist ihr egal.
„Wir können gerne nochmals eine Pause einlegen, wenn es dir zu viel wird“, schlägt Gerd ihr vor. Anscheinend ist sie zu langsam geradelt. Soll sie jetzt ja oder nein sagen? Ist es besser hier nochmals bei einer Bank anzuhalten. Oder sind sie besser in einem Café aufgehoben? Marianne weiß es nicht. Jeder Halt kann unangenehme Fragen bedeuten.
Schließlich stoppt Marianne kurz. Sie hält das Rad am Lenker fest, wartet bis Gerd neben ihr steht und sagt: „Wenn ich gewusst hätte, dass ich zu langsam radle, wäre ich gern schneller gefahren. Ein Wort von dir hätte genügt.“
„Gut“, meint er und geht nicht weiter auf ihre Worte ein. „Da wir beide abgestiegen sind, können wir uns kurz hier auf die Bank setzen. Wer weiß, wann der nächste Sonnentag ist.“
„Möchtest du etwas trinken?“, fragt sie Gerd. Sie hat noch Wasser in ihrer Flasche.
„Hast du etwas zum Trinken dabei?“, will er überrascht wissen. „Das finde ich toll.“
„Ja, weißt du“, belehrt Marianne ihn, „wenn ich eine weitere Strecke radle, nehme ich zur Vorsorge immer Proviant mit.“
„An so etwas habe ich nicht gedacht“, gesteht er. „Auf diesem Weg kann man überall einkehren.“
„Fast überall. Oder siehst du hier etwas zum Einkehren?“, Marianne schaut sich suchend um.
„Ich glaube, in Zukunft werde ich nur noch mit dir radeln“, meint er lachend, „dann bin ich immer gut versorgt, radle nicht zu schnell und habe angenehme Unterhaltung. Das ist die Idee, wir gehen künftig nicht nur Abendessen, sondern radeln auch gemeinsam.“
„Bitte, Gerd, fang nicht wieder damit an“, winkt sie ab. „Du kennst meine Meinung dazu.“
„Komm, setz dich zu mir“, damit lässt er sich auf der Bank nieder und macht mit der linken Hand eine einladende Geste. Was soll sie anderes tun, als sich neben ihm auf der Bank niederzulassen? Wie schon erklärt, er ist für sie weder abstoßend noch hässlich. Aber es darf eben nicht sein! Hauptsächlich wegen ihrer Lügenmärchen, die sie ihm nicht eingestehen kann. Spätestens, wenn sie ihm die Wahrheit einschenken würde, hätte sie ihn los. Das ist klar! Keiner kann eine Beziehung auf so einem Stapel von Lügen aufbauen. Zudem würde Marianne sich in Grund und Boden schämen, wenn etwas herauskäme. Also belässt sie alles so wie es ist.
„Nun“, erkundigt er sich, „wo ist denn dein Trinken? Ich habe nämlich wirklich Durst.“
„Hier“, damit öffnet sie ihren Rucksack und gibt ihm die Flasche Wasser heraus.
„Und wo ist der Sirup dazu?“, will er scherzend wissen.
„Den musst du dir leider dazu denken“, klärt Marianne ihn lächelnd auf.“ Außerdem zu viele Süßigkeiten sind schlecht für die Zähne.“
„Da hast du Recht.“
*
Gerd sagt sich, dass sie wohl guter Dinge ist. Er wird eine Annäherung wagen. Vielleicht lässt sie ihn diesmal erneut gewähren, wie schon auf der Bank bei Fischen.
Bestimmt hatte sie den Arm auf ihren Schultern gespürt, doch sie hatte ihn nicht von sich gestoßen. Er sieht dies als Fortschritt an. Macht er sich wieder falsche Hoffnungen?
Genieße jeden kleinen Augenblick mit ihr, sagt Gerd sich, wer weiß schon wie lange sie ihm hold gesinnt ist.
Auch diesmal legt er den Arm zuerst auf die Rückenlehne der Bank und dann wie selbstverständlich auf Mariannes Schultern.
Und wieder lässt sie es ohne Widerrede geschehen. Was ist sie doch für ein Weichei? denkt Marianne bei sich. Wenn sie ihn schon nicht mehr sehen will, dann darf sie auch den Arm um ihre Schultern nicht tolerieren. Sie macht sich wieder einmal unglaubwürdig. Wie so oft. Außerdem, was findet sie schon anziehend an dem Mann? Was hat er denn besonderes? Stimmt, er sieht gut aus. Stimmt, er verdient gut. Stimmt, er hat auch noch einen Narren an ihr gefressen. Doch reicht das aus? Vor allem, so wie er sich aufdrängt, geht das alles mit rechten Dingen zu? Das kann sie sich nicht vorstellen. So, wie sie es auch nicht glaubt, wenn er bestätigt, dass er seit seiner Scheidung keine feste Beziehung mehr eingegangen ist. Er scheint ihr einfach nicht der Typ dafür zu sein. Irgendetwas ist faul an diesem Kerl. Bestimmt ist auch die Visitenkarte falsch. Obwohl, die Straße und die Hausnummer in Waltenhofen stimmen. Immerhin hatte er einen Schlüssel zum Haus und zum Auto gehabt. Trotzdem, er kann ein Blender sein.
„Du bist so nachdenklich!“, reißt er sie jäh aus ihren Gedanken.
„Och, ich weiß nicht“, weicht Marianne aus. „Zurzeit ist eben die große Reinigungswelle. Nicht nur zu Hause, sondern auch in meinem Kopf.“ Mit dem rechten Zeigefinger deutet sie sich an die Schläfe. „Nur, im Gehirn ist es schwieriger, als im Haushalt.“
Gerd sieht sie lächelnd an und meint: „Mir geht es auch so. Ach, hättest du doch zum Wandern mitfahren können. Wie hätte dir das gut getan! Apropos, wanderst du gerne?“
„Sagen wir“, gesteht Marianne langsam, „ich war wandern. In den letzten Jahren habe ich es jedoch nicht getan. Keine Zeit!“
Schließlich kann sie schlecht erklären, dass sie wegen Franzi nicht mehr Wandern war. Sagen wir, aus Sympathie.
„Und deine Kinder?“, will er nun wissen.
Schrecklich! Wie ist sie nur auf diese blödsinnige Idee mit den Kindern gekommen? Ständig muss sie sich etwas Neues wegen der Kindlein einfallen lassen. Vielleicht hat er nur mit ihr angebändelt, weil er auf die Kinder scharf ist. Ist er eventuell ein Kinderschänder? Da muss sie auf der Hut sein! Mit diesem Mann darf sie ihre „Kinder“ nie zusammenlassen. Das ist zu gefährlich! In was verrennt sie sich denn da? Nun will sie ihre fiktiven Kindlein vor Gerd in Schutz nehmen. Ist sie verrückt geworden? Ja, wandern ihre Kinder oder nicht? In der Schule gibt es den Wandertag, aber das ist auch schon alles. Das heißt aber nicht, dass ihre Kinder gerne wandern müssen. Weshalb auch?
„Sie gehen in der Schule wandern, aber sonst haben sie keine Spaß daran“, lügt sie nun zum X-ten Male. Lange hält sie das nicht mehr durch. Irgendwann verstrickt sie sich in Widersprüche. Sie kann sich nicht alles merken, was sie Gerd vorlügt.
„Das nächste Mal gehen wir einfach alle gemeinsam“, entscheidet er. Gerd nickt ihr freundlich zu.
„Gerd, ich habe es dir doch schon gesagt“, wiederholt sie, „es gibt kein nächstes Mal.“ Weshalb will er das nicht wahrhaben?
„Oh, doch“, stellt er auf stur, „das beste Beispiel ist, dass wir uns heute sogar ohne Verabredung getroffen haben.“
„Du hast mich getroffen“, verbessert sie ihn sofort, „ich hatte dich doch gar nicht gesehen.“
„Soll das heißen“, forscht er nun nach, „du wärst an mir vorbeigefahren, wenn ich auf der Bank gesessen hätte?“
„Ehrlich gesagt“, gesteht Marianne, „ich glaube nicht, dass ich dich überhaupt gesehen hätte. Ich bin immer in Gedanken versunken, wenn ich radle. Das hat nichts mit sehen wollen oder nicht, zu tun. Ich sehe grundsätzlich niemanden. Eine Krankheit von mir!“ Diese Richtigstellung scheint ihr wichtig.
“Na, dann kann ich aber froh sein, dass du auf der Bank gesessen hattest und ich vorbeigeradelt bin“, lacht er und zieht sie noch enger an sich. Wie Gerd bemerkt, lässt Marianne auch dies gewähren. Anschließend fährt er fort: „Ich sehe schon, ich muss auf der Hut sein. Ich werde mir das merken.“
Brav bleibt Marianne nun enger an ihn geschmiegt sitzen und reicht ihm nochmals die Flasche. Wieder einmal beginnt sie grundlos zu frösteln und deshalb bittet sie ihn aufzubrechen.
Sofort steht er auf und zieht sie an den Händen auf die Beine. Dabei drückt er sie den Bruchteil einer Sekunde an sich und berührt mit seinen Lippen kurz ihre Stirn. Ihr wird, obwohl sie fröstelt, warm ums Herz. Nein, das darf sie auf keinen Fall zulassen. Das kann und darf nicht sein! Sofort löst sie sich von ihm, steigt auf ihr Fahrrad und fährt ohne auf ihn zu warten los.
Gerd fühlt gleich, dass ihr diese äußerst kurze Umarmung gar nicht unangenehm ist. Weshalb löst sie sich aber dann gleich wieder aus seinen Armen? Was ist schon schlimm daran, wenn ein Mann, auch wenn es auf freier „Wildbahn“ ist, eine Frau umarmt und küsst? Was hat diese Scheu und Angst hervorgerufen? War ihr Mann wirklich so ein Monster, dass er ihr ganzes Gefühlsleben durcheinander gebracht hat?
Er weiß es gibt solche Bestien. Bislang kannte er jedoch niemanden, der davon betroffen war.
Marianne tut ihm Leid und er wird alles unternehmen, sie aus diesem sentimentalen Dilemma zu befreien. Vorausgesetzt sie lässt es zu! Das ist immer noch das große Fragezeichen.
Diesmal radelt Marianne schneller. Gerd folgt ihr selbstverständlich spielend.
Sie fahren am Wasserskizirkus vorbei, doch Marianne hält nicht an. Gerd radelt weiter hinter ihr her.
Als sie in Immenstadt angekommen, ist ihr rundum warm. Nicht so wie vorhin während der Umarmung, aber trotzdem warm. Sie muss sich wirklich in Acht nehmen. Der Mann kann ihr gefährlich werden.
Jetzt erst fällt ihr der Hund ein. Der Ärmste! Wie lange kann sie ihn noch alleine lassen? Gar nicht mehr! Deshalb sagt sie: „Gerd, ich habe das vollkommen vergessen. Aber ich kann nicht mit zum Kaffee trinken. Ich muss Mäxchen abholen und Gassi führen.“
„Wenn das der einzige Grund ist“, beschwichtigt er sofort, „dann hol ihn.“
Er begleitet sie bis zur Haustür. Sie stellt ihr Fahrrad in den Keller und geht in die Wohnung. Mäxchen springt freudig an Marianne hoch und kann sich gar nicht mehr beruhigen. Zum Duschen bleibt keine Zeit, doch sie will sich trotzdem notdürftig frisch machen. Marianne zieht sich um. Heute, zur Feier des Tages, einmal einen Rock.
Etwa eine Viertelstunde später geht sie mit dem aufgeregten Hund an der Leine aus dem Haus. Gerd steht in seiner Radlerkluft da. Wirklich, er sieht sogar in Radlerkleidung flott aus. Das muss man ihm lassen. Aber, es ist sonnenklar, der Mann ist nichts für Marianne. Er ist ihr eine Kragenweite zu groß. Sie leben in zwei verschiedenen Welten.
„Na, Mäxchen“, sagt Gerd sofort, als der Hund an der langen Leine auf ihn zustürzt, „lange nicht gesehen. Anscheinend hast du mich auch nicht vergessen. Ist doch schön.“ Zu wem spricht er da oder von wem? Meint er sie, sich selbst oder tatsächlich den Hund? Das kann sie sich jetzt aussuchen. Fragen will Marianne lieber nicht.
„Am Marienplatz ist eine Eisdiele. Sollen wir dorthin gehen?“, schlägt Marianne vor.
Gerd schnappt sein Fahrrad und schiebt es neben Marianne und Mäxchen her.
„Gute Idee“, erklärt er sich sofort einverstanden und ist froh, dass der Vorschlag von ihr kommt.
„Wird es dir nicht zu kalt?“, fragt Marianne besorgt. Sie taxiert ihn von oben bis unten.
„Nein, es geht schon“, Gerd trottet weiter neben Marianne und dem Hund her. Er hat ihren fürsorglichen Blick bemerkt, übergeht ihn jedoch.
Sie kommen bei der Eisdiele an und entdecken einen Tisch, der gerade frei wird. Während Gerd sein Fahrrad abstellt und verschließt, belegt Marianne den Platz am Tisch. Gerd gesellt sich zu ihr und Mäxchen. Sie bestellen Eiskaffee. Als Gerd für den Hund etwas bestellen möchte, lehnt Marianne ab.
Entgegen aller Befürchtungen unterhalten sie sich rege. Nochmals kommen sie aufs Wandern, dann auf Skilaufen, Schnee und Schneekanonen und das Thema Umwelt zu sprechen.
„Wir machen viel an unserer Umwelt kaputt und müssen das irgendwann büßen“, behauptet Gerd, während er Mäxchen wieder ein Stückchen von seiner Waffel zuschiebt. „Es kann einem Angst werden“, fügt er hinzu.
„Ich glaube, wenn man solche Gedanken hegt“, gibt Marianne zu bedenken, „dann dürften wir alle keine Kinder mehr bekommen.“
„Sicher, du hast Recht“, bestätigt er.
Was ist das doch für ein schöner Sonntagnachmittag, denkt sich Marianne. Noch schöner ist es natürlich in solch angenehmer Begleitung zu sein. Schade, dass sie Gerd nicht gestehen kann wie wohl sie sich in seiner Gegenwart fühlt.
Sie will ihr Zusammensein nicht ewig hinauszögern und schlägt vor, sich gleich bei der Eisdiele zu trennen. Die Angelegenheit wird ihr zu gefährlich.
Gerd schaut auf die Uhr. Sofort vermutet sie, er hat noch ein anderes Rendez-Vous. Umso besser!
Aber anstelle Aufbruchsstimmung will Gerd wissen: „Wann musst du deine Kinder in Empfang nehmen?“
Oh, mein Gott, schon wieder! Ja, die Kinder! Die zwei Frauen am Nebentisch, lächeln Marianne neugierig und interessiert an. Wirklich, Marianne kommt aus dieser Schiene nicht mehr heraus. Wahrscheinlich darf sie von nun an gar nicht mehr aus dem Haus gehen, da sie immer Gefahr läuft, Gerd zu begegnen. Es ist schrecklich! Sie muss schnellstens einen Ausweg aus dieser verfahrenen Lage finden.
„Ja, ja“, gibt sie nur müde zur Antwort.
Plötzlich scheint ihm etwas einzufallen und so sagt er: „Apropos, wo sind deine Kinder jetzt?“
Oh je, hört das denn nie auf? Wo können die lieben Kinderlein jetzt, heute, am Sonntag sein? Ja, wo sind denn Kinder sonntags im Allgemeinen? Zu Hause bei Mama und Papa. „Ihre“ haben jedoch keinen Papa, der ist vor Jahren davongelaufen. Die Mama zieht Rad fahrend und Eis essend durch die Gegend. Also, wo können sie sein? Schrecklich!
Und so gibt Marianne die erste beste Lösung, die ihr einfällt, zur Antwort: „Sie sind heute zu einem Geburtstag eingeladen. Ich muss sie später abholen.“
„Na gut, dass du das sagst“, meint Gerd sofort, „es ist sechs. Du musst bestimmt gleich nach Hause. Schade!“
„Ja“, stöhnt sie, „aber so ist nun einmal das Leben.“
Er bezahlt. Immer lässt Marianne sich einladen. Irgendwann wird er ihr die Rechnung dafür präsentieren. Und wie soll sie die dann bezahlen?
Auf dem Nachhauseweg schlägt er ihr vor, sie zu begleiten. Sie können die Kinder gemeinsam abholen. Auch das noch!
„Nein, Gerd“, lehnt Marianne daher schnell ab. „Es ist gleich bei mir um die Ecke. Zuerst bringe ich Mäxchen nach Hause und dann hole ich meine Kinder ab. Sehr lieb von dir. Vielen Dank.“
Als sie fast bei Marianne zu Hause angekommen sind, erkundigt er sich: „Wann sehen wir uns wieder?“
„Gerd“, gibt Marianne sofort zurück, „gar nicht mehr. Ich hatte dir das doch schon erklärt. Es hat sich bis jetzt nichts daran geändert. Der Zufall wollte, dass wir uns heute begegnet sind. Sicherlich hatte ich Unrecht dich zu ermutigen. Dadurch hast du wieder ungerechtfertigte Hoffnungen gehegt. Es tut mir aufrichtig Leid, aber es geht nicht. Und bitte warte abends nicht, bis ich mit dem Hund Gassi gehe.“
„Schade“, meint er geknickt und fügt seufzend er hinzu, „weshalb bist du nur so stur. Im Laufe des Nachmittags bist du ein wenig aufgetaut und hattest dich entspannt. Aber du hast Recht, es ist deine Entscheidung. Du hast meine Telefonnummer. Wenn du mich treffen und sehen möchtest, ruf mich an. Meine Schulter steht dir nach wie vor zur Verfügung.“
„Wird gemacht. Ich melde mich mal“, verspricht Marianne tapfer und weiß doch, sie wird es nicht tun. „Und nochmals vielen Dank für alles.“ Damit geht sie mit Mäxchen ins Haus.
*
Gerd weiß von vornherein, dieser Vorschlag ist umsonst, doch er kann nicht umhin ihn zu machen. Weshalb nur weist sie ihn immer ab. Ihr Mann hat sie doch vor Jahren verlassen. Freilich, sie ist nicht geschieden. Noch nicht! Auch für dieses Problem sollte sich eine Lösung finden lassen. Darin ist er sich sicher.
Nur Marianne hat ihm nie eine Chance gelassen oder auch nur die kleinste Andeutung in dieser Angelegenheit gemacht.
Er fragt sich aber auch, weshalb er sich immer noch an sie klammert. Schließlich haben andere Mütter auch hübsche, liebe und nette Töchter. Nicht so kratzbürstig und abweisend wie diese Marianne. Oder ist es gerade das, was ihn anzieht? Die Herausforderung?
Wird er sich noch für sie interessieren, wenn er sie so weit gebracht hat, seinen Liebesbezeugungen nachzugeben und mit ihm ins Bett zu gehen. Er weiß es nicht.
Kennt er sich tatsächlich so wenig? Auf der anderen Seite hat er bislang immer noch keine stichhaltige Antwort darauf gefunden, weshalb er ihr so sehr nachstellt und um jeden Preis versuchen will, sie von seiner Ehrlichkeit und Redlichkeit zu überzeugen. Ist er wirklich ehrlich? Hat sie vielleicht einen siebten Sinn für das was kommen könnte, nämlich eine weitere Enttäuschung? Sie will sich davor schützen. Nur verständlich, findet er.
Es soll ja so sein, dass Menschen, die besonders schwierigen Situationen ausgesetzt sind, einen siebten Sinn für Unheil bekommen. Ist sie eine von diesen Personen?
Egal wie die Antwort ausfällt, er wird sie nicht erfahren, da sie ihn erneut von sich weist. Und dies mit einer Bestimmtheit, die keine Widerrede zulässt. Im Augenblick muss er weichen und hoffen, ihr fällt irgendwann seine Visitenkarte in die Hände und sie sagt sich, ach ja, da war doch jemand, weshalb rufe ich ihn nicht einmal an und frage wie es ihm geht.
Diese Möglichkeit ist seine einzige Hoffnung, obwohl unwahrscheinlich. Er kann nur Abwarten und Tee trinken.
*
Zu wem kann sie in der Nachbarschaft gehen, die „Kinder“ abzuholen? Schließlich ist es besser, wenn sie nochmals aus dem Haus geht. Vielleicht steht Gerd um die Ecke und will sehen, wo sie die Kinder abholt. Sie kann sich das nicht vorstellen. Schließlich ist sie diejenige, die gelogen hat. Zumindest weiß sie von sich, dass sie gelogen hat. Sie hält es für wenig vorstellbar, dass Gerd es ebenfalls nicht genau nimmt mit der Wahrheit. Hätte er ihr sonst seine Visitenkarte mit Privat- und Geschäftsadresse gegeben? Sie braucht sich nicht den Kopf darüber zu zerbrechen, denn sie wird ihn nicht mehr sehen. Weshalb also Gedanken daran verschwenden.
Nach einigem Überlegen kommt sie zu dem Schluss, sie wird nicht mehr aus dem Haus gehen. Zumindest jetzt nicht. Natürlich muss sie später mit Mäxchen den Abendspaziergang machen. Aber jetzt will sie es sich gemütlich machen.
Kaum hat sie sich häuslich niedergelassen, da läutet das Telefon. Sie zuckt zusammen! Das schlechte Gewissen macht sich bemerkbar. Noch während sie ans Telefon geht, überlegt Marianne, wer da wohl anruft. Eines ist sicher, Gerd kann es nicht sein. Er hat ihre Telefonnummer nicht und im Telefonbuch steht sie auch nicht. Also, wer dann? Sie muss wohl oder übel nachschauen, wenn sie die Antwort auf die Frage erfahren möchte. Es ist Franzi.
„Ja, bitte“, meldet Marianne sich.
„Sag mal“, wird sie sofort angemacht, „wo warst du denn die ganze Zeit? Wo treibst du dich herum? Ich mache mir Sorgen und du streunst herum, genauso wie dein Köter. Das wirst du mir noch büßen! Lange mache ich das nicht mehr mit!“
„Weißt du was, Franzi?“, gibt Marianne scheinbar ruhig zurück, „führ dich nicht so auf. Dein Theater kannst du mit jemand anderem machen. Ich habe wohl noch das Recht auf ein wenig Eigenleben. Schließlich nimmst du dir diese Freiheiten auch.“
„Du kannst mir doch nicht vorwerfen, dass ich viel auf Achse bin“, verteidigt sich Franzi, „schließlich bringt es mein Beruf mit sich. Wer verdient denn den Hauptanteil von unserem Monatseinkommen?“
„Den gibt du doch auch selbst aus“, kontert Marianne, „außerdem bin ich nicht in der Stimmung, mich weiterhin mit dir herumzustreiten.“ Damit hängt sie ohne einen Gruß ein.
Keine zwei Minuten später klingelt das Telefon wieder. Diesmal weiß sie, noch bevor sie den Hörer in die Hand nimmt, wer am anderen Ende der Leitung ist. Die Frage ist nur, soll sie antworten oder nicht. Es ist wohl besser, sie nimmt das Gespräch an, sonst hat sie den ganzen Abend keine Ruhe mehr.
Also gibt Marianne sich einen Ruck und meldet sich. „Das machst du nicht noch einmal, mir vor der Nase einzuhängen“, fährt Franzi sie sofort an. „Wenn ich noch etwas zu sagen habe, dann hörst du mir gefälligst zu bis ich fertig bin. Ist das klar?“
„Ach plustere dich doch nicht so auf“, sagt sie leise und ruhig, „Du machst dich nur lächerlich.“
„Marianne, ich hänge ein“, droht Franzi, „aber in dieser Angelegenheit ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Es geht einfach nicht, dass ich dich nie abends oder wie jetzt am Sonntagnachmittag erreiche.“
„Du wirst doch wohl nicht eifersüchtig sein?“, lacht Marianne laut. Einen kleinen Anlass dazu gibt es ja.
„Habe ich denn einen Grund dazu?“, ist die Gegenfrage.
„Wer weiß? Tu dir keinen Zwang an“, lacht Marianne immer noch.
„Geh doch zum Teufel“, damit beendet Franzi das Gespräch. Marianne stellt sich bildlich vor wie der Hörer symbolisch auf die Gabel geknallt wird. Sie sieht Franzis von Wut gerötetes Gesicht vor sich. Sie kann von Glück sagen, dass sie ab Juni die neue Wohnung hat. Es wird brandeilig!
Marianne braucht eine Weile, ehe sie sich beruhigt. Lesen ist heute kein Thema mehr, also schaltet sie den Fernseher an und lässt sich berieseln.