Читать книгу MordsSchweiz - Christof Gasser - Страница 10
Der Fall Markovic oder:
In Stein am Rhein macht eine Leiche noch kein Verbrechen Daniel Badraun
ОглавлениеDie Geschichte, die ich Ihnen erzählen möchte, spielte sich vor einigen Jahrzehnten im kleinen Städtchen Stein am Rhein ab, in der Gegend, in der der Rhein den Bodensee, genauer den Untersee, verlässt. Die Altstadt mit der Burg Hohenklingen befindet sich, wie Sie vielleicht wissen, auf der rechten Seite des Flusses. Linksrheinisch gehört noch ein schönes Stück Land in Form eines Rechtecks zum Städtchen. Hier befanden sich damals der Bahnhof, einige Wohnblocks, Einfamilienhäuser und etliche Industriebauten. Dieses Rechteck, das zum Kanton Schaffhausen gehört, wird vom Kanton Thurgau umschlossen.
Wir schreiben das Jahr 1989. Es ist Abend auf dem Posten der Schaffhauser Kantonspolizei in Stein am Rhein. Der Filterkaffee … Die Älteren unter Ihnen wissen vielleicht noch, dass man nicht nur Nikotin durch einen Filter ziehen kann, sondern auch Koffein, was eine für Geschmacksnerven des 21. Jahrhunderts ziemlich ungenießbare Brühe ergibt, an die man sich durch jahrelangen Konsum jedoch gewöhnen kann. Das Kaffeemachen war damals noch eine wirkliche Tätigkeit und brachte Struktur in den Büroalltag. Nicht so wie heute. Da klemmt man eine Kapsel in der Maschine ein, drückt einen Knopf und schon dröhnt der Kaffee in die Tasse.
Aber wo waren wir stehen geblieben? Genau, im Jahr 1989. Die Polizistin Claudia Schwarz hat eben den Filter mit Kaffeepulver gefüllt und stellt nun zwei Tassen bereit, während Postenchef Andi Engeler sorgfältig die Zeitung auf seinem Pult glatt streicht und sich nochmals den Sportresultaten vom Wochenende widmet. Außer dem Glucksen beim Durchlauf des heißen Wassers ist nichts zu hören. Plötzlich zerschneidet das Klingeln des Telefons die Stille. Hiermit möchte ich in Erinnerung rufen, dass es eine Zeit gab, in der man nicht überall angerufen werden konnte, sondern nur dort, wo ein Telefon mittels eines Kabels mit einem realen Netz verbunden war. Die Apparate dienten einzig und allein der Telefonie, der Spaßfaktor bewegte sich gegen Null. Aus Kostengründen rief man nicht einfach irgendjemanden an oder schickte Kussmünder in der Gegend herum, jeder Anruf hatte seinen Grund.
Der Postenchef zeigt auf seine Zeitung, dann auf die Armbanduhr und hebt bedauernd die Schultern. Die Polizistin setzt sich an ihren Schreibtisch und nimmt den Hörer ab.
»Polizeiposten Stein am Rhein, Schwarz am Apparat.«
Sie hört kurz zu und nimmt dann Haltung an. »Guten Abend, Herr Doktor. Natürlich, gleich, selbstverständlich. Er ist da. Ich verbinde.«
Engeler schüttelt den Kopf.
Sie hält die Hand über die Hörermuschel. »Der Kommandant.«
Nun nimmt auch er Haltung an und versucht gleichzeitig, den Bauch einzuziehen.
»Engeler am Apparat. Guten Abend, Herr Dr. Steger. Nein, bei uns ist alles ruhig, heute keine nennenswerten Vorkommnisse.« Er schüttelt den Kopf. »Die Bevölkerung? Ich glaube nicht, dass das Sicherheitsempfinden abhängig ist von … nein, ganz im Gegenteil. Sicher, aber … verstehen Sie mich nicht falsch, aber …«
Polizistin Schwarz hört dem Gestammel eine Weile zu, holt dann einen Spitzer aus der rechten Schublade ihres Pultes und beginnt, die Bleistifte, die sauber aufgereiht auf ihrer Tischplatte liegen, zu spitzen. Das Gespräch dauert genau drei Stifte. Dann haut Engeler den Hörer auf die Gabel.
»Willst du einen Kaffee?«
»Keine Zeit. Wir haben einen Einsatz!«
»Wo?« Sie legt den Spitzer in die Schublade.
»Irgendwo. Der Chef will einen Fall von uns. Sofort.«
»Wie soll das gehen?« Die Schwarz schnallt sich das Halfter mit der Dienstpistole um.
»Wir sollen ein Delikt aufklären. Dr. Steger will Erfolge sehen.«
»Jetzt haben wir doch immer alles getan, um Verbrechen zu verhindern, haben geschaut, dass die Kriminellen einen großen Bogen um die Region machen. Unsere Präventionsbemühungen wirken. Die Kinder werfen keine Steine, die Jugendlichen frisieren kaum noch Mofas und seit dem letzten geklauten Kaugummi sind drei Jahre vergangen. Wo sollen wir jetzt plötzlich einen Fall hernehmen?«
»Markovic«, sagt Engeler und zieht die Jacke an.
»Wie konnte ich den vergessen.«
Dass die Polizei von Stein am Rhein kaum etwas zu tun hat, ist nicht ganz korrekt. Richtig ist, dass es die Beamten in den letzten Jahren geschafft haben, sich die Fälle vom Leib zu halten. Kaum ein Rapport musste getippt, kaum ein Täter verhört oder die Anzeige eines Opfers aufgenommen werden.
Die von Claudia Schwarz erwähnte Präventionsstrategie beruht nicht wie üblich auf Information oder Einsicht, sondern vielmehr auf Abschreckung. So wurde ab und zu ein nicht fahrtüchtiges Mofa in den Rhein geworfen, mutmaßliche Einbrecher stolperten und landeten in der Jauchegrube eines nahen Bauernhofes. Man munkelte auch, dass ein Betrüger alle von ihm gefälschten Banknoten einzeln aufessen musste und erst danach den Polizeiposten verlassen durfte. Das sprach sich herum. So gab es im Einsatzgebiet der Kantonspolizei Stein am Rhein dank der konsequenten Überzeugungsarbeit der Beamten kaum mehr nennenswerte Delikte. Mit den übrig gebliebenen Bagatellfällen und den Parksündern durfte sich die Stadtpolizei herumschlagen.
Und nun soll das alles nicht mehr gut genug sein und der neue Kommandant will Taten statt Sicherheit.
Von Boris Markovic also soll die Rettung kommen. Kurze Rückblende, wir schauen ein paar Stunden zurück. Früh am Morgen rief Adrian Kobler an. Der Bauunternehmer wollte, dass Schwarz und Engeler unverzüglich vorbeikommen. Sie nahmen den Dienstwagen, umrundeten die Altstadt, fuhren über die Rheinbrücke am Bahnhof vorbei ins Industriegebiet und an die Hofwiesenstrasse zur Baustelle einer neuen Halle für irgendeinen Betrieb. Und daneben lag Boris Markovic im Gras. Mit seltsam abgewinkeltem Kopf. Mausetot. Kobler ging nervös hin und her, zündete sich eine Zigarette nach der anderen an, um diese nach wenigen Zügen wieder auszutreten. Das Gerüst bei seiner Baustelle, das sah Claudia Schwarz sofort, war nicht ausreichend gesichert. Das würde ohne Zweifel Probleme mit der Versicherung geben.
Markovic, das roch man 20 Meter gegen den Wind, musste ziemlich viel getrunken haben. Wie Engeler annahm, war Markovic in der Nacht auf das Gerüst geklettert, vielleicht wollte er sich von da oben den Mond und die Sterne anschauen oder in Ruhe seinen Rausch ausschlafen. Jedenfalls war er gestolpert, in die Tiefe gestürzt und hatte sich dabei das Genick gebrochen.
Um Kobler Scherereien und sich selbst einen unnötigen Papierkrieg zu ersparen, wurde der Tote kurzerhand an den Beinen gepackt und über die Kantonsgrenze in den Thurgau gezerrt, wo er am Rande eines Feldes eine ordentliche Ruhestätte bekam. Sollten sich doch die Thurgauer Kollegen aus Eschenz um den Fall kümmern. Nach so viel Einsatz bei dieser freundnachbarlichen Intervention hatten sie sich ein paar freie Stunden verdient. Claudia Schwarz brachte erst den Streifenwagen nach Schaffhausen in den Service und ging dann einkaufen. Engeler wollte ans Wasser und ein wenig fischen. Zum Abschluss des Tages trafen sie sich im Büro, um in Ruhe Zeitung zu lesen, Kaffee zu trinken und Bleistifte zu spitzen.
Und nun will der Chef Action sehen? Die soll er haben.
Schwarz und Engeler verlassen den Posten. »Wo ist der Streifenwagen?«
»Schon vergessen? In Schaffhausen im Service. Das Getriebe lahmt.«
Andi Engeler startet sein Mofa, Claudia Schwarz nimmt ihr Damenrad. Es dämmert bereits, als die beiden bei Rot über den Rathausplatz hinunter zur Brücke rasen, weil dies ein von oben befohlener Einsatz ist. Dann die Rampe hinauf, die Brücke wieder hinunter, und nun der steile Stutz, der mit dem Streifenwagen so viel einfacher zu bewältigen gewesen wäre. Der Bahnhof, die Schranke, dann biegen sie bei der Stuhlfabrik in die Hofwiesenstrasse ein. Es ist bereits dunkel, als sie die Baustelle erreichen.
»Wo ist jetzt dieser Markovic hingekommen?», brummt Engeler, als sie die Grenze zum Thurgau überschreiten.
»Genau hier haben wir ihn doch hingelegt.« Claudia Schwarz beleuchtet ein Gebüsch und zeigt auf die Fläche mit dem niedergedrückten Gras.
»Die Kollegen haben ihn geholt, da kann man eben nichts machen. Diese Thurgauer haben wirklich Arbeitsmoral.« Engeler atmet tief durch. »Nun müssen wir uns etwas anderes einfallen lassen.«
»Riechst du das, Chef?«
Er schüttelt den Kopf.
Schnüffelnd marschiert die Polizistin hin und her, dann dreht sie ab und geht auf eine Hecke auf Schaffhauser Kantonsgebiet zu.
»Hier ist er!«, ruft sie erfreut.
Aus dem Gebüsch ragen die Füße von Boris Markovic. Nun nimmt auch Engeler den süßlichen Leichengeruch wahr. »Diese Faulpelze von Thurgauern«, zetert der Postenchef, erbost über das mangelnde Engagement der Kantonspolizei Thurgau. »Die haben uns doch tatsächlich die Leiche untergejubelt.«
»Wieder«, sagt die Schwarz.
»Was wieder?«
»Wieder untergejubelt, besser gesagt zurückgejubelt.«
»Keine Spitzfindigkeiten«, brummt der Postenchef. »Wenigstens haben wir jetzt eine Leiche, die wir dem Kommandanten präsentieren können.«
»Eine Leiche macht noch kein Verbrechen«, gibt die Polizistin zu bedenken.
»Da hast du auch wieder recht. Was machen wir nun?«
Nach einigen Überlegungen wird Boris Markovic hinten aufs Mofa gesetzt, Arme und Beine werden mit Stricken befestigt. »Halt dich gut fest, Boris«, schreit der Postenchef und brettert los, dicht gefolgt von der munter tretenden Polizistin. Die wilde Jagd geht durch die Nacht und über die Felder von Eschenz, dann hinunter zum Untersee und bis zu den ersten Häusern von Stein. Hier wird der arme Alkoholiker ins Wasser gelassen, damit er seiner Bestimmung als Wasserleiche entgegendümpeln kann.
»Und jetzt?«
»Wenn er nass genug ist, holen wir ihn wieder raus.«
Allerdings scheint Markovic nicht gewillt zu sein, so schnell wieder an Land zu kommen. Eine leichte Strömung erfasst den leblosen Körper und treibt ihn in sicherem Abstand dem Ufer entlang. Abwechslungsweise erscheinen seine weiß schimmernden Hände an der Wasseroberfläche, so als würde er schwimmen.
»Wo willst du hin, verdammt noch mal«, flucht Engeler und bereut, sein Angelzeug nicht mitgenommen zu haben.
Markovic bleibt kurz an einem vor Anker liegenden Motorboot hängen, treibt dann weiter und auf die Brücke zu. Nun muss alles ganz schnell gehen, einen Menschenauflauf am Geländer darf es nicht geben. So werden die Fußgänger von den Polizisten angewiesen, das Bauwerk rasch zu überqueren, einige gemurmelte Bemerkungen, die nach Statik, Bombe und Epidemie tönen, reichen aus, um die spärlichen Passanten zur Eile zu bewegen.
Wenig später startet beim Schwimmbad Espi die Geheimaktion mit dem Decknamen Boris, bei der sich eine Polizistin nasse Füße holt und sich ein etwas übergewichtiger Polizist fast einen Bandscheibenvorfall einfängt. Der seit Langem aufwendigste Einsatz der Kantonspolizei Stein am Rhein läuft schnell, diskret und routiniert in absoluter Dunkelheit ab. Nachdem Markovic etwas abtropfen konnte, wird er wieder aufs Mofa geschnallt und mit Vollgas über die Brücke und hinauf zum Posten gekarrt. Fünf fröhliche Weinliebhaber, die eigentlich auf dem Heimweg waren und von diesem Spektakel erschreckt wurden, machen rechtsumkehrt. Zur Beruhigung ihrer Nerven und um das Gesehene zu vergessen, werden sie sich sicher eine weitere Flasche gönnen. Mindestens.
»Nun haben wir also unsere Leiche«, sagt der Postenchef, nimmt vier Formulare und drei Durchschlagspapiere (Damals konnte man ein Dokument nicht einfach so ausdrucken, auch standen nicht in jedem Büro Fotokopierer herum) und spannt alles in die Schreibmaschine ein. Schreibmaschinen sind Geräte, die man eventuell noch im Brockenhaus bekommt. Übrigens ist es ein weitverbreiteter Irrtum, dass die Firma Apple die Schreibmaschine erfunden haben soll, auch sind Tasten und Programm nachgewiesenermaßen nicht von Microsoft.
»Was willst du schreiben?«
Engelers Finger, die adlergleich über den Tasten aufgestiegen sind, landen wieder neben der mit der abgestandenen Filterbrühe gefüllten Tasse Kaffee.
»Von der Wasserleiche eben.«
»Es ist aber keinesfalls ein Verbrechen, als Wasserleiche im Städtchen vorbeizutreiben.«
»Natürlich nicht.« Engeler nimmt einen großen Schluck und verzieht das Gesicht. »Wo holen wir bloß ein Verbrechen her?«
»Wie wäre es mit Einbruch?«
Das Gesicht des Postenchefs hellt sich auf. »Super Idee. Ich weiß auch schon wo.« Er nimmt den Hörer in die Hand und wählt.
Es ist bereits zehn Uhr vorbei, als Armin Kleiner den Polizeiposten betritt. Claudia Schwarz hat in der Zwischenzeit neuen Kaffee aufgebrüht, bei ihren zehn Bleistiften die Spitzen abgebrochen und ihre Schreibgeräte mit Inbrunst neu gespitzt. Engeler hat die Schreibarbeiten erledigt. Die fertig getippten Protokolle und die ausgefüllten Formulare liegen auf seinem Schreibtisch bereit und warten darauf, von den Beteiligten unterschrieben zu werden.
»Was ist mit dem?« Der Uhrmacher zeigt auf Markovic, der neben dem Eingang auf dem feuchten Teppich liegt. »Wieder mal zu viel gesoffen?«
»Heute nicht. Auf dem Programm steht Einbruchdiebstahl, dann ins Wasser gefallen und auf der Flucht unglücklich gestürzt. Genickbruch.«
»Und wo soll er eingebrochen sein?«
Kleiner muss nicht lange von der Idee überzeugt werden. Da sein Geschäft in der Steiner Altstadt nicht sonderlich gut läuft (»Man müsste Bratwürste verkaufen und Kuchen«, sagt er zu jedem, der sich in seinen Laden verirrt, »dann könnte man sich vielleicht eine goldene Nase verdienen. Qualitätsprodukte sind heutzutage nicht mehr gefragt«) und er sich auch schon die eine oder andere Überlegung gemacht hatte, ist er sofort begeistert. Markovic würde in dieser Nacht in sein Geschäft einbrechen und seine Uhren mitgehen lassen.
»Wie ist es mit der Versicherung, Armin?«, fragte Engeler.
»Kein Problem.«
»Hast du diese Fliegeruhr noch? Ich meine, die mit dem speziellen Zeiger.«
Kleiner nickt.
»Gut. Dann musst du hier noch die Anzeige unterschreiben.«
Gegen Mitternacht machen sie sich auf den Weg. Das Mofa samt Markovic nehmen sie in die Mitte. Mit einem Brecheisen, das schon seit Urzeiten auf dem Posten herumliegt, hebelt Claudia Schwarz die Hintertür des Hauses auf. Kleiner zeigt ihnen den Sicherungskasten. Engeler zieht Handschuhe an, dann schraubt er die Sicherung der Alarmanlage raus und steckt sie Markovic in die Hosentasche. Vom Hausflur aus kommen sie zu Kleiners Geschäft. Es ist ein Kinderspiel, hier einzudringen. Seit einem Präventionskurs kennt die Polizistin die Schwachstellen von Türen und Fenstern.
Kleiner räumt die wertvollsten Uhren aus dem Gestell und lässt sie im Kellerabteil des Hauses verschwinden. Einige billige Aufschneidermodelle werden Markovic in die Jacke gesteckt. Andere Uhren kommen in eine Tasche, mit der der Einbrecher abgehauen sein soll.
Zum Schluss darf Markovic noch überall Textilfasern und Fingerabdrücke hinterlassen, der kriminaltechnische Dienst soll nicht umsonst aus Schaffhausen kommen müssen.
»Und jetzt?«
»Du bist oben in der Wohnung und hörst Geräusche«, erklärt der Postenchef. »Im Schlafanzug kommst du die Treppe hinunter und stößt fast mit Markovic zusammen.«
»Und dann?«, fragt Kleiner.
»Dann das!« Ohne Vorwarnung landet Engelers Faust auf dem Auge des Uhrmachers. »Das gibt ein schönes Veilchen.«
»Bist du verrückt geworden?«
Die Polizistin Schwarz kann sich ein Lachen kaum verkneifen.
»Markovic flieht, du rufst bei der Polizei an.« Engeler reibt sich die Faust. »Das steht übrigens alles im Protokoll, du hättest es vor dem Unterschreiben lesen sollen.«
Wenig später ist im Städtchen der Teufel los. Die Polizei braust auf Moped und Fahrrad durch die Gassen und bremst auf dem Rathausplatz. Bei Armin Kleiner sei eingebrochen worden. Im Schlafanzug und mit einem ordentlichen Veilchen steht der Uhrmacher vor seinem Geschäft und zeigt den Beamten die Richtung, in die der Täter geflüchtet ist. Sofort machen sich Claudia Schwarz und Andi Engeler an die Verfolgung.
Im Polizeibericht kann man später Folgendes nachlesen: »Der Beschuldigte Markovic Boris wurde von uns in der Nähe des Hotels Chlosterhof entdeckt. In der Hand trug er eine Tasche mit dem Diebesgut. Bei der anschließenden Verfolgung sprang er vom Garten des Hotels in den Rhein und stieg auf der Höhe des Parkplatzes am Fischmarkt wieder aus dem Wasser. Als wir dort ankamen, fanden wir Markovic Boris im Hof des Klosters Sankt Georgen. Es scheint, dass er beim Versuch, die Klostermauer zu übersteigen, abgestürzt war und sich dabei unglücklich das Genick gebrochen hatte. Bei der Leibesvisitation wurden einige Uhren gefunden. Die Tasche mit dem restlichen Diebesgut ist wohl im Rhein geblieben.«
Angeheftet ist eine Liste der gestohlenen Uhren mit genauer Wertangabe, die der Geschädigte am Morgen auf dem Posten abgegeben hat. Dann der Totenschein des Amtsarztes, der, weinselig aus dem Roten Ochsen kommend, noch auf der Unfallstelle den Tod und die Ursache bestätigt.
Der kriminaltechnische Dienst schreibt, dass er im aufgebrochenen Geschäft an mehreren Orten die Fingerabdrücke von Markovic Boris feststellen konnte. Ebenfalls angehängt ist der Bericht der Polizeitaucher. Sie haben im Rhein einige Uhren von eher geringem Wert gefunden. Die Tasche mit den übrigen Uhren wurde wohl von der Strömung mitgetragen, eine Suchaktion verlief ergebnislos.
Das alles geht im Doppel an den Kommandanten in Schaffhausen.
Gezeichnet Engeler Andreas, Postenchef, Schwarz Claudia, Polizistin.
Auf dem Polizeiposten ist wieder Ruhe eingekehrt. Polizistin Schwarz macht Kaffee und ordnet ihre Bleistifte, Postenchef Engeler breitet die Zeitung aus. Als er den Sportbericht glatt streicht, rutscht sein Hemd etwas zurück und sein Blick fällt auf die neue Fliegeruhr an seinem Handgelenk.
»Wie spät ist es, Claudia?«
Sie blickt ebenfalls auf eine neue Damenuhr im gehobenen Preissegment und lächelt. »Zeit für einen Kaffee, Chef.«