Читать книгу Wer gerne lacht, bleibt länger jung - Christoph Morgner - Страница 11
Christliche Lieder und der »Ton der Freude«
ОглавлениеWelche hohe Bedeutung die Freude hat, klingt uns vor allem aus den Gesangbüchern der Christenheit entgegen. Zu Weihnachten jubelt Christian Keimann (1607–1662) mitten im Elend des Dreißigjährigen Krieges:
Freude, Freude über Freude: Christus wehret allem Leide.
Ausgerechnet dieses Lied war das Lieblingslied des Pfarrers, der mich im Jahre 1943 in Zwickau getauft hat. Dieser Pfarrer hatte im Krieg alle vier Söhne verloren. Und er selber war schwer vom Krieg gezeichnet und gesundheitlich eingeschränkt. Dass er dennoch von der Freude des Glaubens getragen wurde, hat mir als Kind mächtig imponiert, obwohl ich damals von den biblischen und geschichtlichen Zusammenhängen wenig verstand.
Viele Liederdichter des 17. und 18. Jahrhunderts bringen in den Liedern ihre Freude an Gott zum Ausdruck, allen voran Paul Gerhardt:
Die ihr schwebt in großem Leide, sehet, hier ist die Tür zu der wahren Freude.
Paul Gerhardt
Wohlauf, mein Herze, sing und spring und habe guten Mut! Dein Gott, der Ursprung aller Ding, ist selbst und bleibt dein Gut.
Paul Gerhardt
Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude.
Johann Ludwig Konrad Allendorf (1693–1773)
Christliche Lieder sind durchgängig auf den Ton der Freude gestimmt. Selbst trübe Zeiten, auch Leiden und Sterben schmälern die Freude nicht. Vielmehr erweist sich gerade dann ihre tragende geistliche Kraft.
Weicht, ihr Trauergeister, denn mein Freudenmeister, Jesus, tritt herein.
Johann Franck (1618–1677)
Diese alten Lieder der Freude werden bis zum heutigen Tag gern gesungen. Weil sich die Linie der Freude weiter durch die Geschichte der Christenheit zieht, verstummen diese Töne nicht, sondern suchen sich seitdem nur neue Texte und Melodien. Mitten im Zweiten Weltkrieg ermuntert Kurt Müller-Osten (1905–1980): »In dem Herren freuet euch, freut euch allewege.« Werner Arthur Hoffmann (*1953) nimmt das Wort des Apostels Paulus aus Philipper 4,4 auf, wenn er singt: »Freuet euch, allezeit, freut euch in dem Herrn.« Diethelm Strauch regt die Gemeinde an: »Seid fröhlich, ihr Christen, hört auf, immerfort zu klagen! Wenn ihr keinen Grund zur Freude habt, wer hat ihn dann?« In der Kommunität Gnadenthal wurde der Bibelvers aus Nehemia 8,10 leicht singbar vertont: »Seid nicht bekümmert, denn die Freude am Herrn ist eure Stärke.«
Daneben stehen ungezählte Lob- und Danklieder neueren Datums, die den Ton der Freude unterstreichen und die die christliche Gemeinde zu einer Gemeinschaft der Freude machen. Durch zwei Jahrtausende und über die Konfessionen hinweg reißt der Jubel über Gott nicht ab. Die Freude sucht und findet Texte und Melodien, die zum Klingen bringen, was Gott in Jesus Christus an uns getan hat und bis zum heutigen Tag tut. Das macht fröhlich. »Feiern und Loben« (Gerhard Schnitter) sind Lebenselemente der christlichen Gemeinde, die jeden einlädt: »Komm doch zum Fest der Freude« (Michael Wittig). Immer und überall bewahrheitet sich, was Martin Luther feststellt: »Ein Christ ist ein fröhlicher Mensch, der ohne Unterlass muss singen und springen.« Christen singen das Lied der Freude. Und das aus gutem Grund.