Читать книгу Bis zur totalen Erschöpfung - Christoph Polder - Страница 20
ОглавлениеTrennungen können Leben verändern
Als meine kubanische Freundin mit all meinem Besitz abgehauen war und mich mit einem leeren Konto zurückgelassen hatte, dauerte es ein paar Wochen, bis ich wieder halbwegs klar denken konnte. Diese Phase überbrückte ich, indem ich mehr Zeit im Büro verbrachte und damit, meine Wohnung wieder komplett neu einzurichten. Das dauerte eine ganze Weile, denn Sie hatte nichts, aber auch wirklich rein gar nichts zurückgelassen.
Dass ich nun 12 Stunden pro Tag arbeitete und jeden Abend Schränke zusammenbaute, Spiegel und Bilder an den Wänden anbrachte, schlauchte mich, ohne dass ich es bemerkte. Dass ich nebenberuflich noch meinen Master im Projektmanagement absolvierte, strengte mich zwar ungemein an, aber auch das zog ich, wie alles in meinem Leben, vehement durch, ohne auf mich zu achten.
Dass ich nun keinen feuerspeienden Drachen mehr zu Hause hatte, der mir mein Leben zur Hölle machte, mich schlecht behandelte und mich manipulierte, war hingegen eine große Erleichterung. Machtlos war ich allerdings gegen die Intrigen, die sie bereits während unserer Beziehung unbemerkt eingefädelt hatte. Fast meinen kompletten Freundeskreis sowie einen Großteil meiner Familie hatte sie gegen mich aufgehetzt und belogen, sodass ich auf allen Kanälen blockiert wurde und keinen mehr erreichen konnte. Weder konnte ich meinen Kummer bei meinen Freunden loswerden, noch meine Familie um Hilfe bitten. Ich stand alleine da – so wie sie es geplant hatte.
Wieso sie mir so etwas unfassbar Böses angetan hatte, konnte ich bei aller Empathie nicht nachvollziehen, wollte aber auch nicht mehr daran denken, denn dann wurde es mir jedes Mal speiübel. Ich lenkte mich einfach durch noch mehr Engagement und Überstunden im Studium bzw. im Büro ab. Monatelang kam ich als Erster und ging als Letzter und arbeite auch Dinge ab, die nicht in mein Aufgabengebiet fielen. Mein Eifer und mein Können blieben meinem Chef nicht verborgen, weshalb er mich für eine bessere Position in unserer Schwesterfirma in Berlin vorschlug.
Meint der das ernst? Das ist ja eine Megachance! Die darf ich mir nicht entgehen lassen.
Die Stelle, die einen Karrieresprung, höheres Gehalt und mehr Einfluss bedeutete, wollte ich nun unbedingt haben und konnte wochenlang an nichts anderes mehr denken. Ich bewarb mich noch am selben Abend per E-Mail. Mein betagter Chef, der mir gegenüber immer wohlwollend war, heiterte mich einmal mehr auf.
„Herr Polder, Sie sind so gut wie eingestellt, machen Sie sich keine Sorgen.“
„Meinen Sie wirklich? Ich bin mir da nicht so sicher. Das ist schon ein großer Karrieresprung.“
„Ja sicher. Und die Endstufe Ihres Gehaltes werden Sie dort nie erreichen, denn wenn die dort sehen, wie Sie arbeiten, werden Sie vorher nochmal befördert.“
Das ist mein Katapult! Ein riesen Schritt nach vorne!
Ein paar Tage später, ich saß gerade mit Flo, einem der wenigen verbliebenden Freunde, auf einer Steintreppe unseres Campus‘ und genoss die Sonne, als mein Telefon klingelte.
Es war die Schwesterfirma.
Flo war mindestens genauso gespannt wie ich, was sie wohl sagen würden, wenn ich nur endlich ranginge.
Sollte es wirklich sein?
Sollte ich diesen Mega-Job tatsächlich bekommen? So viel Glück hatte ich bisher noch nie. Ich werde richtig erfolgreich Karriere ma…
„Jetzt geh endlich ran!“, riss mich Flo aus meinen Gedanken.
Ich nahm ab und konnte die Antwort nicht fassen.
Ich hatte es geschafft. Ich hatte meinen Traumjob tatsächlich bekommen.
Der Erfolg steht vor der Tür, also hol´ ihn dir!
Ohne weitere Gedanken an das, was alles auf mich zukommen könnte, zu verschwenden, nahm ich den Job an.
Die Formalitäten dauerten nur wenige Tage und mein Wechsel ins Paradies erfolgte schon ein paar Wochen später.
Also zerlegte ich alle frisch aufgebauten Möbel, hängte die Bilder und Spiegel wieder ab, packte ein paar wenige Kartons, denn viele Sachen hatte ich noch nicht kaufen können und zog schon kurze Zeit später nach Berlin.
Berlin. Auf das Abenteuer bin ich gespannt. Wie werden die Leute wohl sein und meine Aufgaben?
Ohne zu ahnen, was alles auf mich zukommen sollte, zog ich los und ließ mein altes Leben hinter mir.