Читать книгу Bis zur totalen Erschöpfung - Christoph Polder - Страница 47

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Kaum waren die Rippenbrüche verheilt…

Es war Freitagnachmittag, als ich das Büro endlich mal früher verließ, um mich auf den Heimweg zu machen. Die Sonne schien, es waren 16 Grad und ich freute mich auf das Wochenende, denn ich wollte mal wieder wandern und in die Sauna gehen.

Nicht weit weg von meiner Wohnung in Berlin fuhr ich gerade über eine Kreuzung, bemerkte einen silbernen Polo, der mir entgegenkam und vor mir links abbiegen wollte. Er rollte ganz langsam auf die Kreuzung zu, der Fahrer sah mich an, sodass ich mir sicher war, er würde anhalten – aber das tat er nicht! Er rollte ganz langsam weiter auf die Kreuzung zu und rammte mein Auto an meinem linken hinteren Radkasten. Durch den Aufprall drehte sich mein Auto um 90 Grad, krachte gegen eine S-Bahnhaltestelle, drehte sich weiter, sodass es mit dem Heck nochmals in die Haltestelle krachte. Der Aufprall war so heftig, dass einige Scheiben zerbarsten, Reifen zerplatzten, der Airbag an der Fahrertür ausgelöst wurde und das Auto einen Totalschaden hatte.

Als ich langsam wieder zu mir kam, bemerkte ich Rauch neben mir. Ich analysierte kurz und kam schnell zu dem Schluss, dass das kein Rauch von einem Feuer war, sondern der Rauch aus dem Airbag kommen musste. Ich sammelte mich, wischte die vielen Glassplitter von meinem Körper und bemerkte diesen ätzenden Pfeifton. Er war so laut, als hätte jemand mit einem Megafon direkt neben mir gestanden und reingepfiffen. Während ich gerade dabei war herauszufinden, wie schlimm verletzt ich war, schrie plötzlich ein Mann ganz hektisch durch das zerbrochene Fenster: „Soll ich einen Notarzt rufen?! Soll ich einen Notarzt rufen?!“

In meinem Zorn antwortete ich ihm: „Wenn nicht jetzt, wann dann, du Idiot!“

Als ich im Krankenwagen lag, fingen die Schmerzen erst so richtig an. Meine Rippen waren erneut gebrochen und zu der Gehirnerschütterung kamen noch ein Schleudertrauma der Halswirbelsäule und der verdammte Tinnitus dazu. Also wieder ab ins Krankenhaus und stundenlang alles durchchecken lassen.

Was habe ich denn nur für ein Pech? So viel Unglück kann doch kein Mensch ertragen!

Wieder ließ ich mich vorzeitig entlassen und blieb nur eine Woche zu Hause auf der Couch, um so schnell wie möglich wieder zur Arbeit zu gehen. Schließlich wurde ich dort ja gebraucht und ich wollte meinen Chef nicht enttäuschen. Zumal ich erst ein paar Wochen zuvor, bei einem Fußballspiel mit Kollegen, meinen Knöchel so sehr verletzt hatte, dass ich mit Krücken zur Arbeit gehen musste. Der Autounfall war nun der dritte Unfall innerhalb von ein paar Monaten, was mir sehr unangenehm war und ich mich deshalb unter Schmerzen jedes Mal wieder ins Büro schleppte.

Peter freute sich wie ein Schnitzel, weil ich schon wieder verletzt war und prahlte damit, dass er, seit seinem Einstieg ins Berufsleben, noch keinen einzigen Tag krankgeschrieben war. Er redete mir ein, dass man in dieser Firma schnell rausgeworfen wird, wenn man nur ein paar Tage zu viel krank macht. Was meint der denn mit krank machen? Ich schleppe mich verletzt ins Büro und liege nicht zu Hause auf der Couch.

Peters Gegenwart wurde immer unerträglicher. Ich spürte jede Sekunde, dass er mich loswerden wollte.

Zwei Tage nachdem ich wieder im Büro arbeitete, fragte eine Sekretärin, was denn mit meinem Auge los sei und dass ich mal in den Spiegel schauen solle. Ich ging in den Waschraum, um mal nachzusehen, wenn sie mich schon so hektisch darauf hinwies, aber ernst nahm ich es dennoch nicht so recht.

Als ich jedoch im Spiegel mein blutunterlaufenes Auge sah, wurde mir ganz schwindelig, ich bekam Kreislaufprobleme und konnte nicht mehr laufen, ohne mich festzuhalten. Als mein Chef mich sah, zögerte er keine Sekunde und schickte mich sofort nach Hause, was ich dann auch widerwillig machte.

Bis zur totalen Erschöpfung

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