Читать книгу Die ersten 5 Jahre nach dem Studium - Christoph Polder - Страница 20
Die Auswahl des passenden Unternehmens
Оглавление„Weißt Du, ich bin ganz zufrieden. Ich arbeite 35 Stunden/Woche, wohne nur 3 km vom Büro entfernt und wenn ich die Strecke mit dem Fahrrad fahre, kann ich mir am Ende des Monats auch noch 50 € auf die Seite legen“, antwortete mir mein Kollege Frank auf meine Frage, ob es sich denn für mich lohnen würde, in gleicher Position derselben Firma wie er anzufangen.
Während meines Pflichtpraktikums in diesem Unternehmen, scheute ich mich nicht davor, jeden, der mir über den Weg lief, nach seinem Gehalt zu fragen. Wieso auch?
Dieser Kollege war 45 Jahre alt, hatte sein Feuer schon vor langer Zeit verloren und schien sich mit der schlechtbezahlten und einschläfernden Situation abgefunden zu haben.
Mein BAföG plus Nebenjob hatte mir mehr eingebracht, als die Vollzeitanstellung meines Kollegen. Dass ich als junger Student mehr verdiente, als ein erfahrener Mann, erschreckte mich wahnsinnig. Denn meine Intention, ein Studium zu absolvieren, war die, dass ich später mal richtig gutes Geld verdienen sollte und nicht die, nach dem Studium an Hunger leiden zu müssen.
Nicht so dieser Kollege. Er war den Großteil des Tages damit beschäftigt, herauszufinden, wo er noch ein paar Cent im Alltag sparen könnte. Und wie lange es dauerte bis sich der Kauf seines Fahrradhelms amortisiert hatte.
Selbst schwankende Spritpreise hatte er in seinen Rechnungen mit einkalkuliert.
Deshalb, Augen auf bei der Wahl des Unternehmens!
Hast Du bereits ein paar Praktika gemacht, kennst Du schon ein paar Unternehmen und weißt, weil Du die richtigen Fragen gestellt hast, ob es sich lohnt, nach dem Studium bei diesem Unternehmen anzufangen oder nicht.
Prinzipiell solltest Du Dir im Klaren sein, was Du wirklich willst und was Du bereit bist, dafür zu tun.
Ein Unternehmen, bei dem Du wenig Stress hast?
Dann verdienst Du in der Regel auch weniger.
Ein Unternehmen, bei dem Du eine Menge Geld verdienst?
Dann erwarten Dich Hürden, wie unbezahlte Überstunden und Konkurrenzkämpfe unter den Kollegen.
Ein Unternehmen, bei dem Du viel lernst?
Dann solltest Du Dir ein kleines Unternehmen suchen, denn dort wird jeder Mann/jede Frau gebraucht und somit qualifiziert eingelernt, damit der/die Mitarbeiter/in, entsprechende Leistung bringen kann.
Ein Unternehmen, bei dem Du die Füße hochlegen und dennoch Porsche fahren kannst?
Träum weiter!
Vier Jahre nach meinem Praktikum bei dieser Firma fing ich in einem Büro an, das in Sichtweite zu dieser Firma neu eröffnet hatte. Tatsächlich besuchte ich Frank in der Mittagspause, um zu sehen, was es Neues gab.
Aber es gab nichts Neues. Frank saß noch im selben Büro, machte die selbe langweilige Arbeit, hatte den selben Fahrradhelm auf dem Schreibtisch liegen und tüftelte an derselben Excel-Tabelle, wie schon vor vier Jahren herum, um nochmals ein paar Cent zu sparen. Ich hingegen hatte viel gesehen, viel gelernt, verdiente bereits ein Vielfaches von Franks Gehalt und stand erst am Anfang meiner Karriere.