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Herr Strub

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Das Tram brachte mich nach Saint-Louis, der Alkohol nach Algerien. Gegen Mittag erwachte ich und dachte: Heimatland, wo bin ich hier? Ich polterte, tobte und schrie, schlug mit den Fäusten gegen die Wand. Ta gueule!, brüllte der Gendarm. Etwas später öffnete er die Tür zur Zelle, warf mir einen roten Rucksack vor die Füsse, meinen Rucksack. Verflucht, dachte ich, ich war also wieder einmal nach der Arbeit in diesen Spunten nach Saint-Louis gefahren und nach einer durchzechten Nacht in der Ausnüchterungszelle gelandet. Nach und nach kam mir alles in den Sinn. Im Rucksack steckte mein Übergewand, aber nicht nur mein Übergewand, sondern auch ein Couvert, und in diesem Couvert steckte ein Vertrag mit meiner Unterschrift: Dieser spendable, braungebrannte Agent mit Bürstenschnitt und kantigem Kopf, der mein Weinglas nie leer werden liess, hatte mich also, Heimatland noch mal, kurz bevor ich meinen Verstand verlor, rumbekommen. Mein Chef schimpfte mit mir, schnauzte mich an, als er hörte, dass ich schon bald nicht mehr in Basel Blumen setzen und jäten würde, sondern als Fallschirmspringer in Algerien kämpfen und schiessen. Ich ging nach Strassburg zur Musterung, fuhr mit dem Zug nach Marseille, wurde dort mit einer abenteuerlustigen Meute in einen alten Kahn gepfercht, betrat im Hafen von Oran erstmals algerischen Bo­­den, rumpelte auf der Ladefläche eines Lastwagens nach Sidi bel Abbès, wurde ein zweites Mal gemustert und gefragt, welchen Beruf ich erlernt hätte. Jardinier, war meine ­Antwort. Sie nickten, brachten mich in eine grosse Kaserne nach Saida. Dort bekam ich weder einen Fallschirm noch ein Sturmgewehr, sondern Schaufel und Hacke; und die ganze Zeit tat ich nichts anderes als auf dem Kasernenareal Unkraut jäten, Blumen setzen und Rasen mähen. Nach drei Jahren verliess ich die Frem­denlegion als Pazifist.

Der Staubwedel muss mit

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