Читать книгу Commissario Paola Rossi - Cinzia G. Agostini - Страница 14

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Maria Nero nahm an ihrem Schreibtisch Platz. Mehrere Notizzettel lagen vor ihr. Einen nach den anderen schaute sie sich an, doch sie vermisste eine Nachricht, nämlich die von Assistente Carlo Mazzola. Sie drehte sich um, doch er war gar nicht im Büro. So griff sie zum Telefon und wollte ihn anrufen. Just in diesem Moment klopfte ihr jemand auf die Schulter.

»Maria… «,

sie drehte sich um, es war Carlo.

»Gerade wollte ich dich anrufen.«

Carlo schaute sie mit einer etwas zu sehr aufgesetzten Reue an und meinte: »Scusa

Dabei drehte er seine Mundwinkel nach unten.

»Na erzähl schon, was gibt es?«

Carlo schaute sie lächelnd an.

»Ich war in der Zwischenzeit bei Signor Scarpa und habe eine DNA-Probe entnommen. Das ist ja ein reizender Mann, er hatte vollstes Verständnis. Die Probe habe ich sofort zum Labor gebracht, daher hat es etwas länger gedauert. Zu dem Professore in Milano… Ich habe mit dem Sekretariat gesprochen. Es handelt sich um Professore Marini. Er war gerade in einer Vorlesung, aber ich habe seine Direktwahl bekommen. Wenn du willst, rufe ich gleich einmal an. Die Vorlesung sollte jetzt vorbei sein.«

Maria schaute ihn bewundernd an.

»Das hört sich gut an. Sehr gut gemacht, Carlo. Ich spreche mal mit Paola und frage sie, wann es ihr passt. Danke, Carlo, dann rufe ich Professore Marini gleich selber an.«

Carlo strahlte über das ganze Gesicht, so sehr freute er sich über das Lob von Maria.

»Gern geschehen!«

Er gab ihr den Zettel mit der Rufnummer und ging dann an seinen Schreibtisch. Maria erhob sich und klopfte an die Tür des Büros von Paola.

»Avanti!«

»Kann ich dich kurz stören?«

Paola deutete mit der Hand hereinzukommen, da sie gerade telefonierte. Maria setzte sich auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch.

»Signor Angelo, können wir uns in einer Stunde im Krankenhaus treffen?«

Während sie das sagte, schaute sie zu Maria und machte eine Geste mit der Hand, die besagte: ›Kannst du auch ?‹

Maria nickte ihr zu.

»Gut, Signor Angelo, dann treffen wir uns in einer Stunde in der Cafeteria. Meine Kollegin Ispettore Nero kommt auch mit. Bis nachher!«

Paola legte auf, dann wandte sie sich zu Maria und schaute sie fragend an.

Maria begann zu sprechen: »Ich habe die Nummer von Clarissa Angelos Professore aus Milano, ein gewisser Marini. Ich wollte fragen, wann wir dorthin fahren wollen? Wenn wir heute noch die Befragung mit den Eltern haben, dann vielleicht gleich morgen Vormittag? Heute wäre zu spät? Oder? Was sagst du?«

Man sah Maria an, dass sie gerade ganz unschlüssig vor Paola saß. Auch Paola überlegte, dann sagte sie spontan: »Besser morgen, aber dann fahren wir ganz früh los, damit wir wieder rechtzeitig zurück sind. Du kennst den Verkehr?«

Maria schaute sie an und sagte keck:

»Wie wär’s mit Zugfahren?«

»Mmh… «, das hörte sich auch nicht schlecht an, fand Paola.

»Rufe bei ihm an und lote erst einmal aus, wann er Zeit hat? Ich bin für alles offen…«

Das ließ sich Maria nicht zweimal sagen und ging schnurstracks zu ihrem Schreibtisch. Keine drei Minuten später stand sie wieder vor ihr.

»Wenn du noch immer für alles offen bist…wir haben heute um 16 Uhr einen Termin beim Professore. Der Zug ist um 19.53 Uhr wieder zurück in Verona. Dann wären wir zumindest heute etwas früher im Bett als gestern? Soll ich bestätigen?«

Maria zwinkerte Paola an.

Paola überlegte…

»Wir können auch, wenn wir mit der Befragung schnell fertig werden, einen Zug früher zurück nehmen… «

Maria wollte noch eins draufsetzen, aber Paola winkte ab.

»OK, ok, ich gebe mich geschlagen. Wir machen das, besorgst du die Karten?«

Marias Mund zog sich zu einem breiten Grinsen und Paola musste unwillkürlich anfangen zu lachen.

»Bin schon weg, muss Karten bestellen… «, es hörte sich wie ein Singsang an, als Maria dies aussprach.

Paola rief in der verbleibenden Zeit bei ihrem Mann Francesco an und sagte ihm, dass sie in circa einer Stunde im Krankenhaus mit den Eltern von Clarissa Angelo ein Gespräch führen würde und bei der Gelegenheit kurz bei ihm hereinschauen könnte, sofern er nicht im OP stand. Dann rief sie beim Vice Questore an und teilte ihm den bisherigen Ermittlungsstand mit. Der Vice Questore war natürlich unzufrieden, denn es gab überhaupt noch keine Anhaltspunkte. Weder kannten sie ein Motiv, noch gab es Verdächtige. Aber immerhin konnte sie ihm sagen, dass sie sich heute noch auf den Weg nach Milano machen, um neue Erkenntnisse über das Umfeld von Clarissa Angelo zu erfahren. Dann teilte sie ihm den Stand der Spurensicherung mit und augenblicklich hörte er sich etwas entspannter an. Plötzlich schoss der Gedanke in ihr hoch, dass sie heute nicht mehr persönlich auf ein Gespräch zum Vice Questore musste. Mit dieser Erkenntnis ging es ihr deutlich besser und sie verabschiedete sich überschwänglich am Telefon.

Wieder etwas geschafft!

Dann ein letzter Blick in den Computer, in ihre Mails, in ihren Terminplaner und Schwups, fuhr sie den Computer runter und trat aus ihrem Büro hinaus.

»Bin ich gut in der Zeit? Maria?«, fragte Paola, als sie am Schreibtisch von Maria stand.

Prompt kam: »Perfetto! Ich bin …«, sie drückte die Herunterfahren-Taste des Computers, »fertig!«

Beide Frauen verabschiedeten sich von den Kollegen und machten sich auf den Weg zum Krankenhaus. Dort angekommen schauten sie sich in der Cafeteria um und gingen an den Tisch, an dem das Ehepaar Angelo saß. Nach der Begrüßung stellte Paola einige Fragen, doch die Eltern konnten nicht wirklich mehr als am Vortag sagen.

Paola wandte sich an Signora Angelo: »Eine Frage habe ich doch noch, der Zeuge, der ihre Tochter gefunden hat und der sofort Hilfe geholt hatte, sagte: Clarissa hätte etwas gesagt, es hörte sich an wie ›famiglia Ma…‹ , können Sie etwas damit anfangen oder wissen Sie, was Clarissa damit gemeint haben könnte?«

Signora Angelo überlegte, sah dabei hoch, schüttelte den Kopf und antwortete:

»Tut mir leid, ich weiß nicht, was sie damit meint.«

Dann an ihren Mann gewandt: »Fällt dir etwas dazu ein, Mario?«

Man sah, dass auch der Vater von Clarissa eifrig überlegte, aber auch er verneinte.

»Gut, wir werden es schon noch herausfinden«, sagte Paola an die Eltern gewandt.

»Meine Kollegin und ich fahren gleich nach Milano und treffen uns dort mit Professore Marini. Wir hoffen, dass er uns vielleicht etwas sagen oder Hinweise geben kann.«

Die Eltern sahen Paola freundlich an.

Signora Angelo ergriff das Wort: »Ich möchte Ihnen von Herzen danken, dass sie so an der Aufklärung des Falls arbeiten. Sie sind ein guter Mensch!«

Der Mutter standen Tränen in den Augen, Paola war gerührt, nahm ihre Hand und antwortete: »Das ist mir wichtig. Mein Beruf ist eine Berufung für mich und ich möchte alles dazu beitragen, um Verbrechen aufzuklären und den Opfern Gerechtigkeit zuzuführen.«

Die Mutter von Clarissa nickte ihr zu und ihr Mann sagte: »Und wissen Sie was? Mit den Ärzten hier haben wir auch solch ein Glück. So tragisch wie das Schicksal von Clarissa auch ist, wir haben das Gefühl, dass unserer Clarissa in jeglicher Hinsicht geholfen wird. Jetzt weiß ich, was ich noch sagen wollte, der nette, freundliche Arzt Dottore Rossi, der heißt ja genauso wie Sie. Was für ein Zufall!«

Paola zwinkerte ihm zu: »Ein so großer Zufall ist es eher nicht, ich kenne Dottore Rossi sehr gut.«

Signor Angelo schaute überrascht: »Ach, verstehe, scheint ja ein sehr kluger Mensch zu sein und so einfühlsam!«

Paola schaute ihn an: »Ich verrate Ihnen ein Geheimnis: Francesco ist mein Ehemann!«

Den Eltern huschte kurzfristig ein Lächeln über das Gesicht.

Paola nickte sie strahlend an und sprach: »Sie haben recht, mein Mann ist ein ganz hervorragender Chirurg und Arzt. Ich weiß das sehr gut. Das mit der Empathie trifft auch auf ihn zu, er nimmt seinen Beruf eher als eine Berufung an. Bestimmt ist das das Geheimnis, warum wir beide so glücklich miteinander sind. Ihre Tochter ist in den besten Händen. Vertrauen Sie mir!«

Commissario Rossi und Ispettore Nero verabschiedeten sich von den Eltern. Paola drückte die Mutter beim Abschied ganz fest und flüsterte ihr ins Ohr: »Alles wird gut!«

Dann gingen die beiden Polizistinnen los. Maria hielt noch kurz bei dem wachhabenden Beamten, der aus Sicherheitsgründen noch immer vor dem Zimmer Clarissas postiert war; und Paola besuchte schnell ihren Mann.

»Avanti

Paola steckte ihren Kopf zur Tür hinein.

»Ciao, Bella, komm rein.«

Francesco kam hinter seinem Schreibtisch hervor und begrüßte seine Frau. Er nahm sie in den Arm und sie gaben sich einen innigen Kuss.

»Du kannst öfter bei mir vorbeikommen!«, sagte Francesco mit einem dicken fetten Grinsen auf dem Gesicht.

»Sag das dem Vice Questore!«, scherzte Paola zurück. Sie informierte ihn, dass sie gleich mit dem Zug nach Milano fahren würde, um eine Zeugenbefragung durchzuführen.

»Ich hoffe, es geht schnell, damit ich fix wieder zurück bin. Bleibst du heute länger in der Klinik?«, fragte sie ihren Mann.

»Pierluigi hat heute Dienst, ich denke, ich brauche nicht zu bleiben.«

»Gibt es schon etwas Neues zu Clarissa Angelo? Wird sie operiert?«

»Momentan sieht es nicht so aus, ein Wert macht uns zwar noch Sorgen, aber derzeit besteht noch kein Handlungsbedarf. Besser wäre es nicht zu operieren, damit sich ihr Allgemeinzustand noch weiter stabilisiert. Sollte es zu einer chirurgischen Maßnahme kommen, habe ich vor diese morgen früh durchzuführen, außer es besteht akute Gefahr.«

»Verstehe!«, antwortete Paola.

Dann sprachen sie noch einige private Dinge und zwanzig Minuten später machte Paola sich auf den Weg zu Ispettore Nero.

»Ach Paola, da bist du schon, gut! Ich habe gerade eben noch einmal mit dem Beamten gesprochen und alles veranlasst, damit wir die Bewachung weiter fortsetzen können.«

Paola nickte, »Das ist eine gute Entscheidung. Ich habe bei dem Fall ein merkwürdiges Gefühl. Irgendetwas sagt mir, dass es keine Zufallstat war. Können wir dann los?«

»! Wir können.«

Die beiden Frauen liefen den Flur entlang und mussten einem Mann ausweichen, der sich plötzlich im Gehen zur Seite drehte. Sie schenkten diesem Zusammenstoß keine weitere Bedeutung und schritten zum Fahrstuhl weiter. Unten angekommen, gingen sie schnurstracks zu ihrem Wagen und fuhren zum Bahnhof. Sie fanden einen Parkplatz und erreichten ihren Zug pünktlich. Ihre Fahrt nach Milano konnte beginnen.

Commissario Paola Rossi

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