Читать книгу Commissario Paola Rossi - Cinzia G. Agostini - Страница 5
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Paola wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Was für ein heißer Tag!«, stöhnte sie. Sie fächelte sich mit einer Akte etwas Luft zu, doch die Hitze war unerträglich. Ausgerechnet heute fiel auch noch die Klimaanlage aus.
»Madonna!«
Sie hatte einen arbeitsreichen Tag in der Questura verbracht, ordnete zahlreiche Akten und war mittlerweile völlig erschöpft. Eigentlich wollte sie schon viel früher nach Hause gehen, doch dann kam der Vice Questore Dal Molin um die Ecke und bat um eine kurze Unterredung. Diese kurze Unterredung dauerte eine gute Stunde und danach war sie völlig ausgebrannt. Dal Molin wollte ihr doch noch einmal die zahlreichen Delikte der Taschendiebe ans Herz legen.
»Commissario Rossi, denken Sie nur an folgende Schlagzeile: Wieder haben Taschendiebe in unserer schönen Stadt Verona zugeschlagen!«
Er faltete seine Hände und schaute sie mit einem mitleiderregenden Blick an, dann schüttelte er seinen Kopf und sagte: »Sie müssen etwas unternehmen! Die Statistiken sehen besorgniserregend aus.«
Paola seufzte und nickte ihm zu.
Sie saß vor ihm, während er einen Monolog führte, nickte dann und wann, unterstrich es zeitweilig mit einem besorgten Blick. Paola wartete geduldig, bis er sie aus dem Gespräch entließ.
Als sie endlich wieder an ihrem Schreibtisch in ihrem Büro saß, gönnte sie sich einen caffè mit viel Zucker. Ihre Lebensgeister wurden wieder aktiv.
Dal Molin war ein schlaksiger Mann, Anfang sechzig, verheiratet mit einer Frau, die seine Tochter sein könnte. Seiner Meinung nach sollten Frauen an den Herd und sicherlich nicht Commissario werden! Ihre Position hatte sie sich hart erarbeitet, doch er machte keinen Hehl daraus, dass er mit ihr als Frau mehr als nur ein Problem hatte. Trotz ihrer guten Erfolgsbilanz behandelte er sie eher als eine Schreibkraft und nicht als die erfolgreiche Polizistin, die sie zweifelsfrei war. Die beiden hatten in der Vergangenheit zahlreiche hitzige Diskussionen bezüglich ihrer Vorgehensweise. Bislang endete jeder Fall dennoch so, wie sie es sich dachte. Dieser Umstand machte die Zusammenarbeit der beiden nicht gerade leichter.
Ihr Geheimnis, wie sie es letztlich doch immer schaffte, ihn umzustimmen: ›Diplomatie‹ und ihm ihre Idee als seine zu verkaufen. Manches Mal hatte sie zwar das Gefühl, dass er sie durchschaute, doch dann ruderte sie schnell zurück und schaute ihn hilfesuchend an. Das half immer! Ihr Telefon klingelte: »Pronto! Commissario Rossi am Apparat!«
»Ciao, Bella, hier ist Francesco!«
»Mio caro, Francesco, bist du schon auf dem Weg nach Hause?«
Sie strahlte, sobald sie die Stimme ihres Mannes hörte.
»Ich konnte früher aus der Klinik. Ich habe eingekauft und will uns etwas kochen.«
Sie hauchte einen Kuss durch das Telefon.
»Wenn ich dich nicht schon längst geheiratet hätte, würde ich es jetzt sofort tun!«
»Paola, du bist mein Herz! Wann kommst du? Hast du noch eine Einweisung in Polizeiarbeit bei Dal Molin?«, dann lachte er.
»Die hatte ich schon. Ich schaue mir noch eine Akte an und dann mache ich mich auf den Weg. Sind Luca und Giulia schon da?«
»Sind sie! Sie haben Bärenhunger!«, erneut lachte er los.
»Verstehe! Ich mach mich gleich auf den Weg. Baci und bis gleich«,
»Fahre vorsichtig und centomila Baci zurück.«
Sie legte auf und schaute sich die Akte an. Dann beschloss sie sich auf den Weg zu machen. Sie musste noch eine gute halbe Stunde mit dem Auto fahren. Vor fünf Jahren hatten sie sich ein Haus in Desenzano del Garda gekauft. Es lag unweit des Lago di Garda. Ein idyllisches Fleckchen Erde. Die ersten Jahre hatten sie in Verona gewohnt, doch als die Kinder größer wurden zog es sie aus der Stadt hinaus. An den Wochenenden verbrachten sie entweder die Zeit am See, schwammen, picknickten oder machten es sich in ihrem Garten gemütlich. Das war der perfekte Ausgleich zu ihrem Beruf. Bei ihrer Familie konnte sie abschalten und Energie tanken. In ihrem Beruf sah sie viel Leid, Kummer und Dämonen. Wenn es nach Dal Molin gehen würde, hätte sie nur mit Taschendiebstählen zu tun, doch die Wirklichkeit sah anders aus.
Perfide Verbrechen, brutale Morde, zwielichtige Gestalten. Doch jetzt wollte sie einfach nur noch heim.