Читать книгу CHIARA SCHATTEN DER VERGANGENHEIT - Cinzia G. Agostini - Страница 6

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Beinahe wäre sie aufgeflogen! Erst musste sie sich verstecken, weil das Mondlicht alles so hell erleuchtete und dann klingelte auch noch ihr Handy. Sie hatte doch wirklich alles gut geplant, dachte sie, sogar das Handy hatte sie auf lautlos gestellt, aber nicht daran gedacht, dass das Display aufleuchtet, sofern ein Anruf reinkommt.

Reiß dich zusammen…Jane…, dachte sie bei sich.

Sonst fliegt dein Racheplan zu früh auf, es soll doch eine Überraschung für diese bescheuerte angeblich so heilige Chiara und ihren alten Sack Maurice werden.

Jane hatte es bis heute nicht verkraften können, dass sie Peter nicht bekommen hatte.

Für Jane war Peter die große Liebe!

Nicht nur eine Affäre!

Sie hatte Peter durch Chiara kennengelernt.

Peter und Chiara waren ein Paar. Jane suchte einen Aushilfsjob und sah zufällig einen Zettel beim Discounter an einer Tafel. So ging sie zu dieser Firma, einer Werbeagentur. Sie stellte sich bei einer Frau Schönfeld vor und erfuhr, dass einige Aushilfen für leichte Aufgaben benötigt werden. Am Anfang fand sie Chiara recht nett, doch eines Abends, als sie noch länger in der Agentur beschäftigt war und auch Chiara schon weg war, kam Peter herein.

Sie konnte sich noch gut an diesen ersten Moment erinnern. Sie war ganz in ihre Arbeit versunken gewesen, als plötzlich ein gutaussehender, braungebrannter Mann zur Tür reinkam, der sagte: »Einen schönen guten Abend! Ich sah noch Licht brennen und dachte Chiara hat vergessen es auszumachen! Sie sind bestimmt Jane? Ich bin Peter Schönfeld! «

Dann gab er ihr die Hand und lächelte sie ganz verschmitzt an.

Ihre erste aufflackernde Erschrockenheit, verwandelte sich in Sekundenschnelle in ein warmes Gefühl. Keine zwei Wochen später trafen sie sich das erste Mal privat und Peter küsste sie. Je häufiger sie sich mit Peter traf, desto mehr entwickelte sie ein Hassgefühl gegenüber Chiara.

Jane war Peter hoffnungslos verfallen.

Peter verstärkte dieses Gefühl, indem er ihr seine Frau Chiara in den übelsten Farben beschrieb.

Wie herzlos Chiara sei, machtorientiert und nur auf ihre Karriere bedacht, aber da es eine gemeinsame Tochter gäbe, könne er sich nicht von ihr trennen. Jane erinnerte sich wieder an den Abend, als sie Peter flehentlich bat, sich von Chiara zu trennen oder sie würde ihr alles erzählen.

Peter ließ sie einfach stehen und ging weg.

Keine zwei Wochen später klingelte es an ihrer Wohnungstür und Peter stand mit verweinten Augen vor ihr. Von diesem Moment nahm ihre heimliche Affäre große Fahrt auf. Jane verrannte sich immer mehr in den Gedanken, dass Peter etwas Besseres als Chiara verdient hätte.

Nämlich sie!

Bis zum heutigen Tag glaubte sie fest an die Liebe zu Peter. Sie verdrängte alle Wahrheiten, die in den letzten Jahren über Peter ans Tageslicht kamen, sie igelte sich immer mehr ein und wollte nicht wahrhaben, dass sie eine krankhafte Liebe mit Peter verband.

Angeblich besaß Peter ein Bordell und war kriminell.

Was für ein Quatsch!

Das hätte Peter ihr doch gesagt!!!

Sie war felsenfest überzeugt, dass Chiara der Polizei einen Haufen Lügen erzählt hatte.

Die Tatsache, dass Peter rechtskräftig verurteilt wurde, ließ sie nicht gelten.

Chiara hatte gelogen!

Das stand für sie fest.

Nichts von alledem stimmte!

Jane merkte nicht, dass sie Peter hörig war.

Ihre Mutter hatte in der Vergangenheit versucht ihr zu helfen, sie machte sogar einen Termin bei einem Psychiater, doch Jane überspielte alles und tat einfach so, als sei sie wütend auf Peter und über ihn hinweg.

Jane hatte in der schlechten Zeit einen jungen Mann kennengelernt, Tom, einen besessenen Esoteriker, der sich mittlerweile der dunklen Seite der Magie verschrieben hatte. Er verstand Jane und redete ihr ein, sie würde eines Tages mit Peter zusammen sein.

So fing Jane an, Flüche gegen Chiara auszusprechen und begab sich immer mehr in eine andere Welt. Die reale Welt existierte nur noch an einigen Tagen, wenn sie ihrer Mutter etwas vorspielte.

Wenn sie jedoch mit Tom zusammen war, dann feilte sie an einem diabolischen Plan, der nichts als Rache gegenüber Chiara beinhaltete.

Jetzt ist diese blöde Kuh auch noch schwanger!

Heiratet morgen, ihre, ach so große Liebe.

Das muss ich stoppen...

Es pochte wie wild in Janes Kopf.

Sollte sie in die Hochzeit reinplatzen?

Die Ereignisse der Vergangenheit erschienen vor ihrem geistigen Auge.

Alles hatte Chiara ihr genommen.

Jane kamen Peters Worte wieder in den Kopf und ihre gemeinsame Zeit. Peter hatte damals für sie beide eine wunderschöne Wohnung gemietet. Sie verreisten und Peter versprach ihr, nach der Trennung von Chiara werden sie ein Paar!

Doch Chiara entdeckte diese Wohnung und Jane stand völlig verheult vor der Wohnungstür ihrer Mutter.

Zwei Monate danach rief Peter sie an und sie machten da weiter, wo sie zwei Monate zuvor aufgehört hatten. Peter kaufte eine Eigentumswohnung und Jane hatte das Gefühl, das Glück sei greifbar nah und in dieser wunderschönen Zeit brach ihr größter Albtraum aus.

Natürlich machte sie auch dafür Chiara verantwortlich.

Jane ging es von einem Tag auf den anderen plötzlich nicht gut. Ihr war oft übel und sie hatte ein Ziehen im Unterleib. Sie ging zu einem Arzt und als dieser sie fragte, ob sie vielleicht schwanger sein könnte, lachte sie nur…aber… der Arzt machte einen Test:

Er fiel positiv aus!

Ihre Augen füllten sich just in diesem Moment erneut mit Tränen. In der Zwischenzeit war sie aus ihrem Versteck im Gebüsch herausgekommen und saß in ihrem Auto.

Mit dem Test in der Hand erwartete sie damals Peter in der Wohnung. Sie hatte sich an diesem Tag ein paar sündhaft teure schwarze Dessous gekauft, da hatte sie noch genug Geld!!!

Peter war so frei ihr eine Kreditkarte zu schenken.

Als Peter damals die Tür aufschloss und Jane in diesem Hauch von Nichts sah, blitzten seine Augen auf. Er entledigte sich auf dem Weg vom Flur bis zum Wohnzimmer seiner Hose und die Wölbung in seinem Slip war deutlich sichtbar.

Jane hielt sich jetzt am Lenkrad des Wagens fest, sie weinte hemmungslos und musste sich beherrschen um nicht loszuschreien.

Sie stammelte in die Luft:

Diese Schlampe Chiara muss büßen!

Sie machte Chiara für das folgende verheerende Ausmaß ihrer großen Trauer, die wenige Tage später darauf folgte, verantwortlich.

Gedanklich war sie wieder in jener Nacht, als Peter sie dort auf dem Sessel nahm. Seine sexuelle Aggressivität deutete sie bis heute als große Liebe. Die Bilder tauchten vor ihrem geistigen Auge auf. Er nahm sie von vorne, von hinten. Er rammte ihr vor Lust sein Glied so kraftvoll rein, dass sein Orgasmus sie fast erschütterte. Er schrie vor Lust und ließ sich danach völlig erschöpft auf den Boden fallen.

Nach ein paar Minuten schaute Jane Peter an und hauchte ihm zu: »Peter! Ich liebe dich so sehr und bald sind wir eine Familie. «

Seine Augen waren noch geschlossen, er war noch zu erschöpft von seiner Lustwelle.

Er öffnete seine Augen und schaute sie völlig verdutzt an.

»Was meinst du damit? «

Jane war in diesem Moment erneut mit seinem Glied beschäftigt, streichelte es, als Peter sie wutentbrannt wegstieß.

»Peter …«, flüsterte sie, noch immer dachte sie, sein Verhalten gehöre zu dem nächsten Sexakt, »ich bin so glücklich… «, ihre Stimme überschlug sich, »ich bin schwanger von dir! «

Betretene Stille machte sich breit.

Die Augen von Peter weiteten sich, sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse.

Seine Stimme wurde laut!

»Was fällt dir ein! Du Schlampe! Du Miststück, schwanger? Bist du noch bei Trost! «

Mehr sagte er an diesem Abend nicht.

Er nahm seinen Slip, zog ihn an und griff mit der anderen Hand zu seiner Hose und knallte die Tür zu.

Peter war weg.

Dann war es ruhig, Jane schaute an sich herunter und fing zu weinen an. Peter meldete sich nicht mehr an diesem Abend.

Am nächsten Morgen wurde Jane wach, weil sich der Schlüssel im Schloss bewegte. Sie schoss sofort aus dem Bett und da stand Peter vor ihr. Er machte ein betretendes Gesicht und stammelte drauflos…

»Jane, es tut mir leid, wie gestern alles abgelaufen ist, aber… «, ein erneuter Schwall Tränen lähmte Jane, wenn sie daran dachte, was dann folgte.

Peter holte aus und erzählte ihr, dass eine Trennung von Chiara derzeit absolut unmöglich sei, da er gerade vor einen wichtigen Geschäftsabschluss stand. Er benötigte den guten Einfluss, den Chiara bei den Kunden hat. Würde er sich gerade jetzt von seiner Frau trennen, würde sie ihm vermutlich noch sein Geschäft vermasseln.

Dann nahm er Jane in den Arm, tätschelte an ihrem Slip, warf sie auf das Bett und nahm sie sehr heftig.

Jane war so ekstatisch, genoss es und dachte: »Dich stimme ich noch um! «

Doch dazu kam es nicht, denn als Peter fertig war, legte er ihr einen Umschlag mit Geld hin und die Adresse einer Abtreibungsklinik.

Er griff nach ihren Brüsten und knetete sie hart.

Jane dachte, er würde sie noch einmal nehmen, doch er ließ so urplötzlich los, dass sie ihn nur flehentlich an wimmerte.

»Ich verlass mich auf dich, Jane! Ich werde jetzt die nächsten Tage einen auf heile Familie machen und umso schneller können wir nach deiner Abtreibung ein neues Kind zeugen. «

Dann ging er hinaus.

Die Tür knallte hinter ihm zu!

Jane fing an zu heulen und zu schreien.

Am nächsten Tag machte sie einen Termin in dieser Klinik und trieb das Kind zwei Wochen später ab.

Und du bist schwanger…ein zweites Mal!!!

Und ich stehe hier alleine.

Chiara, ich werde dir das antun, was du mir angetan hast.

Du wirst bald alleine dastehen!

Peter traf sich in den kommenden Monaten zwar noch mit ihr, aber er hatte immer seltener Zeit. Der Sex war kurz und so spendabel wie einst war Peter auch nicht mehr.

Dann eines Tages - der zweitschwärzeste Tag in ihrem Leben - bekam sie einen Brief von Peter.

Einen Abschiedsbrief.

Er liebe seine Frau und seine Tochter und für Jane sei da kein Platz mehr. Sie warf sich ihm wahrhaft vor die Füße, doch Peter wollte angeblich seine Ehe retten.

Nach ein paar Monaten stand Peter plötzlich wieder vor ihr, doch bis auf schnellen Sex dann und wann im Auto oder in einem Hotelzimmer passierte nicht mehr viel.

Aber egal wie sich die Situation mit Peter auch veränderte, sie hielt an Peter fest.

Glaubte, vertraute und liebte ihn.

Als Jane mitbekam, dass die Ehe von Peter und Chiara bröckelte, schwebte sie im siebten Himmel und wähnte sich schon als die neue Frau an Peters Seite.

Auch die Tatsache, dass Peter mit einer anderen Frau anbändelte, nahm sie in Kauf.

Denn Peters Erklärung war für sie plausibel.

Er eröffnete ihr: »Jane, ich bin nur mit Sybille zusammen, um Chiara alles in ihrem Leben zu nehmen. «

Sybille sollte das Herz von seiner Tochter Carlotta erobern. Peter war sich sicher, dass Chiara daraufhin die Nerven verlieren würde und dann hätte er freie Bahn.

»Glaub mir, Jane, wenn Chiara ihre Tochter verliert liegt sie am Boden, da wo sie hingehört. Dann nehme ich ihr noch die Firma ab und dann ist der Weg für uns frei! «

Jane glaubte ihm.

Doch Chiara hatte trotz des Umstands, dass sich ihre Tochter abwendete, sie die Liebe ihres Lebens verlor, so viel Kraft, dass das Ende vom Lied ganz anders aussah.

Maurice deckte im Hintergrund die krummen Geschäfte von Peter auf.

Chiara und Maurice wurden ein Paar.

Carlotta kam zu Chiara zurück und Peter… ging ins Gefängnis.

Ich werde dein Leben auslöschen, so wie du meins ausgelöscht hast! Eines Tages wird Peter sehen, was ich für ihn gemacht habe und wir werden die Gewinner sein.

Dann beruhigte sich Jane, putzte sich ihre Nase, holte sich eine Zigarette aus der Schachtel und rief ihre Mutter an. Sie war ruhig und lachte am Telefon…

Niemand hätte ahnen können, dass diese Frau gerade an einem teuflischen Rachefeldzug schmiedete.

Der Nachtportier vom Hotel wunderte sich, als er zum Rauchen vor die Tür ging.

Saß dort jemand im Auto?

Hinter diesen Büschen?

Sah er nicht immer wieder ein Licht aufblitzen?

Er rieb sich seine Augen, vielleicht war er einfach nur zu müde, es war ein anstrengender Tag.

Als seine Zigarette aufgeraucht war, vergaß er diesen Zwischenfall, ging wieder in das Hotel und machte sich keine weiteren Gedanken…

CHIARA SCHATTEN DER VERGANGENHEIT

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