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5.3.3 BewusstseinBewusstsein als Evolutionsemergent?

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Da in der vorliegenden Untersuchung vor allem die ReligionReligion als Bindung des Menschen an GottGott thematisch ist, braucht auf die erste der beiden Thesen hier nicht eingegangen zu werden. Denn welche Auffassung zur Frage nach den Möglichkeiten der begrenzten oder Mikro-EvolutionEvolution (im Unterschied zur Makro-Evolution im Sinne evolutiver Übergänge von einer niederen Art zu einer höheren) auch eingenommen wird, der Bereich des apersonalen Seins spielt in die Religion jedenfalls nicht unmittelbar hinein. Darum wird der TheseThese der organischen Höherentwicklung keine Beachtung geschenkt.1

Religionsphilosophisch relevant ist dagegen die Reduzierung des menschlichen Bewusstseins zu einem EpiphänomenEpiphänomen des Gehirns. Der EpiphänomenalismusEpiphänomenalismus, der im 19. Jahrhundert eine wichtige Rolle spielte und v.a. durch die bereits erwähnten HuxleyHuxleyThomas Henry und HaeckelHaeckelErnst vertreten wurde, unterscheidet zwischen dem Physischen und dem Mentalen, streitet aber strikte ab, dass physische Prozesse durch den GeistGeist verursacht werden. Geistige Prozesse sind Epiphänomene (Begleiterscheinungen) von Veränderungen im Bereich des Physischen. Veränderungen im Physischen verursachen geistige Prozesse.

Infolgedessen, dass die Bewusstseinsbildung als evolutionäres Phänomen biotisch2 nicht hinreichend erklärt werden kann, kam es in den 1970er Jahren zu einer Renaissance der EmergenzEmergenz-Theorie. Ihren Vorläufer hatte diese Theorie in dem bereits in der Einleitung zitierten WortWort des AristotelesAristoteles, nach dem das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile. Als Emergenz wird in dieser Theorie die spontane Herausbildung neuer Eigenschaften oder Strukturen eines Systems verstanden, welche sich infolge von Wechselwirkungen seiner Elemente ergeben. Auf der Grundlage der evolutionären Selbstorganisation wird ein Transformieren angenommen, das sich bis zum Übergang von der Sphäre des Anorganischen zur Sphäre des Organischen erstreckt.3 Obgleich der BegriffBegriff der Emergenz trotz „wiederholter wissenschaftsinterner Auseinandersetzungen“ „keineswegs eindeutig definiert“ ist und „in unterschiedlichen Disziplinen unterschiedlich verhandelt“ wird,4 wird von gewissen Philosophen die Auffassung vertreten, das BewusstseinBewusstsein sei eine emergente Eigenschaft des Gehirns. Wie Philip ClaytonClaytonPhilip klärend bemerkte, ist Emergenz die philosophische Position, „die am besten die philosophische Tragweite der EvolutionstheorieEvolutionstheorie zum Ausdruck bringt“5. Auf der Makroebene wird das Bewusstsein dabei als Eigenschaft eines Systems verstanden, welche auf der Mikroebene nicht vorhanden ist, durch Wechselwirkungen zwischen den Elementen auf der Mikroebene sich aber spontan herausbildet. „Ein System ist eine Entität, die ‚mehr ist als die Summe ihrer Teile‘, das heisst, es besitzt Eigenschaften, die seine Teile nicht aufweisen.“6 Die Herausbildung von Eigenschaften auf einer höheren Organisationsebene kann aufgrund bekannter Elemente der niedrigeren Ebene aber weder vorhergesagt noch auf sie reduziert werden.

Dass die Theorie der EmergenzEmergenz nicht nur dem EvolutionismusEvolutionismus kompatibel, sondern eine ähnlich gelagerte Spielart des MaterialismusMaterialismus ist wie der EpiphänomenalismusEpiphänomenalismus, sei an dieser Stelle nur angemerkt. Wenn in der Folge wiederholt vom Epiphänomenalismus die Rede ist, dann wird die Emergenzthese nicht als eine davon unabhängige Theorie verstanden, denn nach beiden wird das BewusstseinBewusstsein ja sozusagen als ein Produkt der MaterieMaterie – als Begleiterscheinung bzw. als spontane Herausbildung – verstanden.7 Von da her werden beide als materialistische Theorien begriffen, gegen die die folgenden Ausführungen gerichtet sind. Dabei wird sich zeigen, ob es zu einer Deckung mit ClaytonClaytonPhilip kommt, der klarstellt, dass nicht alle Ursachen letztendlich physikalische Ursachen sind. Vielmehr wird die PersonPerson von ClaytonClaytonPhilip als eine psychosomatische EinheitEinheit, als eine komplex geformte Entität aus physikalischen, biologischen, psychologischen und geistlichen Wirklichkeiten begriffen, welche, „obgleich voneinander abhängig, nicht aufeinander reduzierbar sind“, und je verschiedene Untersuchungsmethoden bedingen.8

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