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5.3.3.1 Die ÄquivokationÄquivokation des Terminus „DualismusDualismus“ und die Wesensverschiedenheit von Physischem und Psychischem

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Wer in der PostmodernePostmoderne der Behauptung seine ZustimmungZustimmung verweigert, dass geistige Prozesse Begleiterscheinungen von Veränderungen im Bereich des Physischen sind, wer verneint, dass Veränderungen im Physischen geistige Prozesse verursachen, der wird aufgrund der seit Anfang des 20. Jahrhunderts vorherrschenden Tendenz zu materialistischen Auffassungen häufig als Dualist gebrandmarkt. Dabei wird die gründliche Analyse der zugrunde liegenden Zwei-Substanzen-Lehre, die häufig durch einen Mangel an Unterscheidung zwischen den verschiedenen Bedeutungen des äquivoken Begriffs „DualismusDualismus“ schon zum Vornherein verunmöglicht. Um bis zum sachlich angemessenen Verständnis von „Dualismus“ durchzudringen, auf dass die monistischen Theorien ad absurdum geführt werden können, seien an dieser Stelle die wichtigsten Arten unterschieden.1 Zuerst die Bedeutung von „Dualismus“ in einem SinnSinn, der mit dem Substanzproblem nichts zu tun hat. Mit Dualismus in diesem Sinn wäre einfach der grundlegende Unterschied zwischen physischen und psychischen Gegebenheiten gemeint. Ein Unterschied, der auch von Vertretern des EpiphänomenalismusEpiphänomenalismus anerkannt wird und aufgrund dessen auch die Epiphänomenalisten als Dualisten zu bezeichnen wären. Sodann ist eine Bedeutung des Terminus „Dualismus“ in einem axiologischen Sinn zu unterscheiden. In diesem Sinn wird „Dualismus“ als Werturteil verstanden, und zwar so, dass nur dann von „Dualismus“ gesprochen wird, wenn das positive Werturteil über den GeistGeist und das negative über den Leib gefällt wird. In einem dritten Sinn hat „Dualismus“ eine negative Bedeutung. Dabei geht die Betonung der Wesensverschiedenheit von Physischem und Psychischem nicht mit einer Leugnung ihrer substantiellen EinheitEinheit, sondern mit einer Minderbewertung des menschlichen Leibes einher, wie beispielsweise bei PlatonPlaton, für den der von der unsterblichen SeeleSeele nur gebrauchte Körper2 einem Grab,3 einem Kerker4 oder einer Art Gefährt5 gleichkommt. Schliesslich sei – viertens – auch der klassische Sinn von „Dualismus“ erwähnt, der sich bei PlotinPlotin ebenso findet wie bei AugustinusAugustinus, bei Thomas von AquinThomas von Aquin ebenso wie bei DescartesDescartesRené und bei vielen anderen. Demnach handelt es sich bei Körper und Seele um zwei verschiedene Substanzen, welche Position als die klassisch dualistische Einheitslehre der menschlichen PersonPerson bezeichnet werden kann.

Diesem vierten SinnSinn von „DualismusDualismus“ ist keine radikale Trennung, sondern die EinheitEinheit in der Verschiedenheit von GeistGeist und MaterieMaterie wesentlich. Um das Staunenswerte dieser Einheit zu BewusstseinBewusstsein zu bringen, sei in einem ersten Schritt die wesentliche Differenz von Physischen und Psychischem auseinandergelegt. Die physischen oder materiellen Gebilde sind in erster Linie durch eine räumliche Ausdehnung charakterisiert. Zweitens ist ihnen eine Zusammensetzung aus verschiedenen Teilen eigen, die nicht miteinander identisch sind, was ihre Teilbarkeit ermöglicht. Drittens ist in einem materiellen Seienden nicht nur eine Vielzahl von Merkmalen vorhanden, die jeder materielle Gegenstand wesensmässig voraussetzt, z.B. Bewegung im Raum, Gewicht, Gestalt, Farbe usw. Die materiellen Gegenstände können überdies auch Merkmale aufweisen, die die materiellen Seienden gleichsam transzendieren, so etwa die SchönheitSchönheit. In diesem Sinn unterschied von HildebrandHildebrandDietrich von zwischen der Sinnenschönheit und der geistigen Schönheit des Sicht- und Hörbaren. Diese Schönheit – von HildebrandHildebrandDietrich von spricht von der „Schönheit zweiter Potenz“ – „haftet an ihrem Träger, ähnlich wie die Sinnenschönheit, ebenso unmittelbar, ebenso anschaulich, aber in noch viel unintelligiblerer Weise“.6 Auch der genetische Code und ähnliche Bereiche der WirklichkeitWirklichkeit sind diesen Merkmalen materieller Gebilde zuzurechnen.

Demgegenüber zeichnen sich die psychischen Wirklichkeiten – wie beispielsweise der Schmerz oder der Willensakt – vor allem dadurch aus, dass sie bewusst vollzogen und erlebt werden. Wogegen ein materielles Seiendes unmöglich von innen vollzogen werden kann. Womit auf das nächste Merkmal psychischer Wirklichkeiten verwiesen wurde, auf das SelbstbewusstseinSelbstbewusstsein. Die psychische Erfahrung setzt eine PersonPerson voraus, die sich ihrer selbst bewusst ist, ein Zug, der auf die MaterieMaterie in keiner Weise zutrifft. Sodann lassen sich verschiedene Merkmale des Psychischen unterscheiden, die einerseits nicht in ausnahmslos jedem psychischen Erleben gegenwärtig sein müssen, denen aber keine psychische WirklichkeitWirklichkeit ausnahmslos entbehren kann. Dazu gehören die WachheitWachheitgeistige, die Intensität oder die IntentionalitätIntentionalität, d.h. die bewusste und sinnvolle Beziehung der Person und ihrer Akte auf ein Objekt, von dem sie BewusstseinBewusstsein besitzt.7

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