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3 Die affektiven AntwortenAntworten und die mitwirkende FreiheitFreiheit
ОглавлениеDas Reich der AffektivitätAffektivität hat eine wesentliche Beziehung zur FreiheitFreiheit des Menschen. Wenn im letzten Punkt die nichtgeistigen von den geistigen Gefühlen unterschieden wurden, so steigen beide im Menschen ohne direkte MitwirkungMitwirkung seiner Freiheit auf. Nur während die nichtgeistigen niedriger stehen als die Freiheit reicht, liegen die geistigen Gefühle über den Willensakten, jedoch nicht über dem WillenWillen selbst.
Um dieses Übersteigen des Willens in einem angemessenen Sinne verstehen zu können, ist vorab das WesenWesen der personalen FreiheitFreiheit zu analysieren. In erster Linie ist die Freiheit gegen aussen hin von jeglicher FormForm animalischer Spontaneität abzugrenzen. In sich weist das Wesen personaler Freiheit sodann zwei verschiedene Dimensionen auf, die von HildebrandHildebrandDietrich von als die „beiden Vollkommenheiten des Willens“ oder als „die beiden Dimensionen der Freiheit“ bezeichnet.1 Diese beiden Dimensionen kommen darin zum Ausdruck, dass die PersonPerson einerseits Herr ihrer HandlungenHandlungen ist, dass sie verschiedene Tätigkeiten kommandieren kann, dass es ihr andererseits in der entscheidenderen Dimension frei steht, der auf sie „‚eindringenden‘ motivierenden Kraft der Objekte Eingang zu gewähren, zwischen ihnen zu wählen, sich ihnen teilweise oder in letzter Geöffnetheit zuzuwenden“2. Die erste Dimension der menschlichen Freiheit hat jedoch ihre prinzipiellen und akzidentellen Grenzen, so können wir „den Mond nicht herabholen, auch wenn wir es wollten, wir können fremde Menschen nicht ohne weiteres zu alledem veranlassen, was wir wollen, wir können auch in uns selbst vieles nicht einfach durch ein Kommando hervorrufen“3. Auch die zweite Freiheitsdimension hat ihre Grenzen: „Unsere LiebeLiebe, Hoffnung, Begeisterung und andere Arten der StellungnahmeStellungnahme unterstehen unserer Macht nicht ohne weiteres wie unsere Handlungen.“4
Diese letztgenannte Freiheitsdimension wirkt sich auch im Bereich dessen aus, was von HildebrandHildebrandDietrich von die mitwirkende FreiheitFreiheit nennt. Hier werden die geistigen Gefühle thematisch, die über den Willensakten, jedoch nicht über dem WillenWillen selbst stehen. Mit der mitwirkenden Freiheit berühren wir „den tiefsten Punkt der menschlichen Freiheit, d.h. das letzte ‚Ja‘ oder ‚Nein‘, das unser freies Personzentrum aussprechen kann“5. Dieses letzte Ja oder Nein des freien Personzentrums gilt den geschenkhaft oder verhängnisvoll aufsteigenden affektiven AntwortenAntworten. Um affektive Antwortenaffektive Antworten handelt es sich beispielsweise bei der LiebeLiebe oder dem HassHass, bei der FreudeFreude, der Trauer usw. Ein Ja oder ein Nein, eine Sanktionierung oder eine Verwerfung, die ihre Daseinsberechtigung nur vom objektiven Massstab der WerteWerte herleiten, die sich nur „getragen von dem Logos der WerteweltLogos der Wertewelt“6 vollziehen können.
Das ausdrückliche Stellungnehmen, das vom tiefsten Punkt der PersonPerson herkommende WortWort kann ausschliesslich gegenüber affektiven Wert- bzw. UnwertantwortenUnwertantworten gesprochen werden. Diese Stellungnahmen sind allerdings klar „von anderen Typen ausgesprochener Solidarität bzw. Nichtsolidarität mit den affektiven AntwortenAntworten der eigenen Person [zu] unterscheiden“7. Wie gesehen, gehört zur ausdrücklichen Sanktion oder Verwerfung affektiver Wertantworten notwendigerweise das Getragensein vom Logos der WerteweltLogos der Wertewelt. Eine zweite Eigenheit bezieht sich nicht mehr auf die Beziehung zwischen der StellungnahmeStellungnahme und einem sie tragenden Wert, sondern auf das Verhältnis zwischen Stellungnahme und affektiver AntwortAntworttheoretische selbst. Denn das Ja oder Nein zu den geschenkhaft oder verhängnisvoll aufsteigenden affektiven Antworten ist „ein einzigartiges organisches Mitwirken mit unseren affektiven Antworten oder eine Zurücknahme, die sie von innen her verändert“8. In dieser Dimension der menschlichen FreiheitFreiheit begegnen Dinge, „die wir zwar nicht mit unserem WillenWillen kommandieren können, für deren Zustandekommen wir aber doch indirekt viel vermögen“9. Wenn die LiebeLiebe oder die Begeisterung auch nicht kraft des eigenen Willens ausgelöst werden können, so bedeutet das nicht, dass man für das Vorhanden- bzw. Nichtvorhandensein ebensowenig verantwortlich ist wie für einen physiologischen Prozess im Gehirn. Denn: „Wir können den Boden in uns bereiten, dass die richtigen emotionalen Antworten auf die WerteWerte in uns erblühen“10.