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WIE ALLES BEGANN
Wie ist die Beziehung zwischen Mensch und Katze entstanden? Wie haben es die Katzen geschafft, ihre Position in unseren Herzen und Wohnungen zu erobern? Warum gerade Katzen und nicht Frettchen oder Waschbären? Wie wurde die Katze zu unserem Haustier?
AM ANFANG WAR DIE JAGD
Vor etwa 4000 Jahren gingen die alten Ägypter zur Speicherwirtschaft über. Sie lagerten ihr Getreide ein, um das ganze Jahr über versorgt zu sein. Die Körner waren natürlich auch für Ratten und Mäuse äußerst interessant, denn damit genossen auch sie den Vorzug eines ganzjährigen Nahrungsangebotes und vermehrten sich prächtig. Zum Glück für die Ägypter gab es Raubtiere, die die Mäuse- und Rattenplage eindämmten. So zum Beispiel die Nordafrikanische Wildkatze (Streifenkatze) mit ihrem sandfarbenen Fell mit dunklen Streifen auf Schwanz und Beinen. Sie war etwas größer als unsere heutige Hauskatze und sehr viel scheuer.
Vermutlich war es ein Segen, dass diese Katzen (Felis silvestris lybica) ihre Scheu verloren und sich näher an die Menschen anschlossen. Für die Katzen war diese Beziehung nur von Vorteil: Sie konnten reichlich Beute fangen und mehr Junge aufziehen als in der Wildnis. Vielleicht haben die Ägypter einige Jungkatzen gefangen und in ihren Häusern großgezogen. Die Kätzchen waren zweifellos schon damals einfach unwiderstehlich. Die Ägypter züchteten über viele Generationen die jeweils freundlichsten und hübschesten Nachkommen weiter. Offenbar war das Erbgut der afrikanischen Katzen günstig. Sie gewöhnten sich gern an die Menschen. Anders die Europäische Wildkatze. Sie verliert ihre Scheu nie. Selbst wenn junge Wildkatzen im Haus aufgezogen werden, kehren sie bei der ersten Gelegenheit in die Wildnis zurück. Sie sind hochgradig sensibel und reagieren auf die kleinste Gefahr mit Flucht.
Forscher haben herausgefunden, dass das kleinere Gehirn der Grund dafür ist, dass sich einige Arten domestizieren ließen. Bei den modernen Hauskatzen sind die Gehirnanteile, die auf Bewegungen und Geräusche reagieren, kleiner als bei den Wildkatzen. Für die Evolution ist diese Entwicklung sinnvoll, denn nur eine Katze, die nicht auf jedes Geräusch reagiert, kann mitten im Lärm der menschlichen Gesellschaft leben. Entsprechend hat auch die Größe der Nebennierendrüsen, die das Adrenalin produzieren, abgenommen. Dieses Hormon ist für den Kämpfen-oder-Fliehen-Reflex verantwortlich. Katzen, die weniger Adrenalin bildeten, sind ruhiger und nicht so schreckhaft.
Die ersten Katzen, die mit den Ägyptern zusammenlebten, verloren nicht nur die Scheu vor den Menschen, sie waren auch bereit, ihre Reviere mit anderen Katzen zu teilen. Wildkatzen sind Einzelgänger, die keine andere Katze in ihren Revieren dulden und sich nur zur Paarung einen Partner suchen. Sobald die Jungkatzen für sich selbst sorgen können, verlassen sie die Mutter und suchen sich ein eigenes Revier. Der Grund für dieses strenge Revierverhalten ist das jeweilige Beuteangebot. Das Revier einer weiblichen Katze muss groß genug sein, um sie selbst und ihre Jungen zu versorgen. Eine weitere Katze würde ihre Überlebenschancen deutlich einschränken. Die Speicher der ägyptischen Bauern boten dagegen ein schier unerschöpfliches Nahrungsangebot. So hatten die Katzen keinerlei Probleme, ihre Jungen aufzuziehen, und auch die Notwendigkeit, zum Überleben ein Revier gegen Artgenossen verteidigen zu müssen, war nicht mehr vorhanden. Auch in diesem Punkt erwiesen sich die Katzen als äußerst anpassungsfähig.
Mit der Gewöhnung an den Menschen veränderten sich die Katzen: Ihre Körpergröße nahm ab, ihr Gehirn wurde kleiner und sie reagierten weniger schreckhaft. Vermutlich veränderte sich schon damals auch ihre äußere Erscheinung. Die ursprüngliche Wildkatze war dicht behaart und durch ein schwaches Streifenmuster getarnt. Möglicherweise begannen bereits die Ägypter – bewusst oder unbewusst – mit der Zucht von Katzen mit hübscherem Fell.
TATSÄCHLICH EIN HAUSTIER?
Es ist verblüffend, wie stark sich die nordafrikanische Wildkatze domestizieren ließ und an den Menschen angepasst hat. Doch abgesehen von einem veränderten Lebensumfeld und einigen Verhaltensweisen haben sich die Katzen erstaunlich wenig verändert. Anders als Rinder oder Schafe bewegen sie sich auf einem schmalen Grat zwischen Wild- und Haustier. Vielleicht könnte man sagen, sie sind uns auf dem Weg zum Haustier ein Stück entgegengekommen. Selbst die friedlichste Hauskatze hat ihre wilden Instinkte nicht ganz verloren. Sie wäre grundsätzlich in der Lage, sich draußen allein durchzuschlagen.
Vergleichen wir die Katze mit unserem zweiten wichtigen Haustier, dem Hund. Die Menschen haben aus der Urform des Hundes eine Vielzahl von Rassen mit speziellen Fähigkeiten gezüchtet. Es gibt Hunde, die apportieren, die mit auf die Jagd gehen, kämpfen, rennen oder als Hüte- und Blindenhunde arbeiten. Jede dieser Aufgaben erforderte eine Hunderasse mit besonderen körperlichen Voraussetzungen: Kleine Hunde durchstöbern Fuchsbaue, Kampfhunde strotzen vor Muskeln, Laufhunde sind extrem schlank und langbeinig und Hütehunde zeichnen sich durch einen kräftigen Körperbau aus. Mit den körperlichen Veränderungen veränderte sich auch der Charakter. Doch alle Hunderassen haben gelernt, friedlich mit den Menschen umzugehen. Der Hund wurde an menschliche Ansprüche angepasst – vom winzigen Chihuahua bis zum riesigen Mastiff oder einem Irischen Wolfshund.
Bei Katzen ist das nicht gelungen. Die Züchter haben es nicht einmal versucht. Die Katze hat bei minimalen körperlichen Veränderungen und ungebrochener Eigenständigkeit aus der Bindung an den Menschen für sich das Beste herausgeholt. Das Erbgut einer Katze ist flexibel genug, um eine wilde zu einer zahmen Katze zu machen, aber damit ist die Anpassung abgeschlossen. Natürlich waren die Züchter bei der Fellfarbe und in gewissem Rahmen auch beim Körperbau erfolgreich – von der kompakt gebauten, langhaarigen Perserkatze mit ihrem kurzen Gesicht bis zur feingliedrigen Siamkatze. Trotz des unterschiedlichen Aussehens sind alle immer noch ungefähr gleich groß und teilen dasselbe Verhalten. Bei Katzenrassen gibt es längst nicht die Bandbreite an unterschiedlichen Verhaltensweisen wie beispielsweise zwischen einem Labrador und einem Terrier oder zwischen einem Windhund und einem King Charles Spaniel.