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Die Parkbank

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Der Mann saß wieder auf seinem Stammplatz am äußersten Ende der Parkbank. Immer, wenn ich frühmorgens mit dem Rad auf dem Weg zur Arbeit war, hatte ich ihn dort gesehen. Er saß dort mindestens, seit ich meinen neuen Job angetreten hatte in dem Haus mit den vielen Fenstern gleich hinter dem Park. Der Weg durch die Anlage sparte mir, verglichen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, so viel Zeit, dass ich seitdem zu jeder Jahreszeit diesen Weg gewählt hatte. Und immer saß der Mann dort.

Er schien auch jetzt, an diesem späten Novembermorgen, nicht zu frösteln, er war der einzige Mensch hier, der beim Atmen nicht eine Wolke feiner Eispartikel ausstieß. Es schien fast, als sei der Mann Teil der Bank, ein natürlicher Auswuchs einer ihrer Latten. Und doch musste auch er ein Zuhause haben, denn ich sah ihn auf dem Rückweg nach Feierabend nie. Der Mann war ein Phänomen. Mir schien, als sei ich der einzige, der diesen Mann überhaupt bemerkte, Er trug einen grauen Trenchcoat, jedenfalls an diesem Morgen im Spätherbst. Der Mann war so sehr dieser Trenchcoat, dass ich mich nicht erinnern konnte, wie er wohl im Sommer gekleidet gewesen sein mochte.

Der Mantel war, das meinte ich im Vorbeifahren erkannt zu haben, am Revers mit einem kleinen Sticker verziert, ähnlich einem Parteiabzeichen. Ich hatte, glaubte ich, so ein Abzeichen schon einmal gesehen, in der Sammlung meines Großvaters nämlich, die wir nach wie vor auf dem Dachboden aufbewahrten. Mein Opa, der schon vor einigen Jahren gestorben war, hatte mir erklärt, wie selten ausgerechnet dieses Abzeichen war. Dass ich heute mein feuerwehrrot lackiertes Fahrrad an der Parkbank stoppte (wer würde schon so ein auffälliges Gefährt klauen?), hatte den simplen Grund: der Sticker war weg.

Ich stellte mein Rad vorsichtig an den Wegesrand, dort, wo der Parkwächter den Sand zu geraden Linien gezogen hatte. Dem Mann näherte ich mich von rechts, ich ging an ihm vorbei und setzte mich dann in die Mitte der Bank, die ausgesprochen sauber war, völlig ohne Laub, was ich dem segensreichen Wirken des Parkwächters zuschrieb, obwohl die von meiner Position aus sichtbaren Bänke durchaus mit Blättern bedeckt waren. Ich drehte mich nach links, zu dem Mann hin, der meine Anwesenheit nicht zu bemerken schien. Sie kommt jeden Tag gegen halb zehn, meinte der Mann unverhofft, wussten Sie das nicht? Der Mann sprach nicht in meine Richtung, und weil ich eh nichts zu erwidern gewusst hätte, entließ ich den Satz in die knisternde Morgenkälte. Sie trägt einen roten Flanellmantel, und wenn du nicht am äußersten Ende der Bank sitzt, bleibt sie nicht stehen, sagte der Mann nun. Das ist alles, was du wissen musst, sagte er, dann stand er auf und ging.

Ich zog meine Uhr aus der Tasche, ich hasse Armbanduhren – zur Morgenkonferenz würde ich sowieso zu spät kommen, sagte mir der Blick auf die Zeit. Mein Fahrrad, nicht angebunden, graste ein paar Schritte neben dem Weg. Als es kurz zu mir herüber sah, schien es mir zuzunicken. Ich rutschte an das äußerste Ende der Bank. Es war 9 Uhr 25. Mir war kalt, ich fröstelte, der vom schnellen Radfahren angesammelte Schweiß sammelte sich kalt im Unterhemd. Ich würde mich erkälten. Eine Minute vor halb zehn sah ich sie, das heißt, ich sah den roten Flanellmantel. Der Mantel strahlte Kraft aus, wären um diese Uhrzeit andere Spaziergänger durch diesen Teil des Parks gegangen, sie hätten umkehren müssen. Der Mantel bekam zwei Beine, zwei Arme und einen rot behaarten Kopf, erkannte ich, als er näher kam, es steckte eine Frau darin. Die rote Haarfarbe sah künstlich aus.

Die Frau, die nun schnellen Schrittes näher kam, war nicht eigentlich schön, nicht im Sinne der Illustrierten. Und doch konnte ich nur noch flacher atmen, als sie auf mich zukam. Die Frau schob eine Welle vor sich her, die von den Bänken, an denen sie vobeikam, das Laub pustete. Sie kam auf mich zu. Sie sah mich an, nickte mir nicht zu, selbstsicher schien sie mir und kein bisschen verwundert.

Sie stand nur ganz kurz vor mir, keine drei Sekunden später saß sie schon auf meinem Schoß, die Beine links und rechts von mir zwischen Sitzfläche und Lehne der Bank. Der Flanellmantel legte sich um uns. Darunter war die Frau völlig nackt. Vollkommen nackt. Die Frau schien zu dampfen. Ihre Brüste, nicht sehr groß, standen auf ungewöhnliche Weise von ihrem Körper ab, sie waren von kleinen Schweißtropfen bedeckt. Ich begann, die Tropfen abzulecken. Sie schmeckten nicht salzig. Die Brustwarzen der Frau erigierten. Sie griff mit einer Hand nach unten, öffnete den Verschluss meiner Anzughose, holte mit heißen Fingern meinen Schwanz aus der Unterhose.

Ich blickte für kurze Zeit nach unten, sah mein steifes Glied vor ihr stehen. Ihre roten Haare mussten doch echt sein. Dann rückte die Frau ein Stück nach vorn und stülpte sich über mich. Keine Bewegung. Ich steckte tief in ihr und vergaß zu atmen. Dann begann sie, mit den Scheidenmuskeln meinen Schwanz zu massieren. Ich atmete wieder. Schneller. Noch etwas schneller. Ihr in die Augen zu sehen, schien unmöglich, sie blickte in die Ferne, durch mich hindurch.

Deshalb beobachtete ich ihr Gesicht. Ihre Haut hatte sehr feine Poren, kaum Falten. Unmöglich, ihr Alter zu schätzen. An ihrer Nase entlang rollte eine Träne nach unten, die sich aus dem Augenwinkel losgemacht hatte. Ihr Mantel legte sich um uns, schützte uns. Es kam ein Wind auf, als sie begann, ihre Hüften auf und ab zu bewegen. War sie oben, kitzelten die Haare rund um ihre Vulva meine Eichel. Rutschte sie nach unten, zog mein Schwanz die Haare das erste Stück des Weges mit hinein. Sie nahm mein Glied vollständig in sich auf. Der Wind wurde stärker. Die Bäume um uns herum ließen all ihr Laub fallen. Der erste Schnee. Der Weg, der Park, mein Fahrrad, das verschämt zur Seite schaute, alles in weiße Flocken gehüllt. Der rote Flanellmantel beschützte uns. Der Schnee taute, die ersten Frühblüher schoben ihre farbigen Blüten aus dem grauen Untergrund. Die Bäume brachten ihre ersten Knospen hervor.

Die Frau bewegte sich auf mir auf und ab. Mein Atem ging in Wellen. Die Wellen erreichten die Bäume um uns herum, erhitzten die Luft. Der Sommer kam. Vögel, die eben noch ihre Nester gebaut hatten, versorgten schon ihren Nachwuchs. Ich massierte die Brüste der Frau, nahm ihre Brustwarzen zwischen Daumen und Zeigefinger, leckte sie trocken, wo sie schwitzte. Sie bewegte sich, Das Laub der Bäume färbte sich herbstlich. Die Frau schaute mich an, sah nicht mehr in die Ferne. Ich hielt ihrem Blick stand. Ihre Pupille vergrößerte sich. Ich sah das Weltall durch ihren Pupillen hindurch. Ich kam.

Als ich erwachte, saß ich am äußersten Ende der Parkbank. Es fuhr gerade ein Radler auf einem feuerwehrroten Rad an mir vorbei. Ich meinte, ihn schon öfter hier gesehen zu haben, genau um diese Zeit. Ich fröstelte und zog meinen Trenchcoat enger um mich. Den roten Faden auf meinem Ärmel pustete ich weg.

Die Schaufensterpuppe

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