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Die Mumifizierung

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Die Gerbung von Tierhäuten und deren Umwandlung in haltbares Leder kann man auch als eine Konservierung der Haut ansehen. Die Konservierung organischer Stoffe, insbesondere Fleisch und Fisch spielt seit prähistorischer Zeit eine entscheidende Rolle und erfolgt z.B. mit Hilfe von Salz. Grundsätzlich basiert jede Konservierung, ob durch Räuchern, Einpökeln in Salzlake oder Essig oder durch Trocknen an der Luft, auf einem starken Wasserentzug. Substanzen wie Nüsse oder Getreide, die von Haus aus wenig Wasser enthalten, sind daher auch ohne besondere Konservierung lagerfähig. Anders sieht die Sache beim menschlichen Körper aus, der zu über 70 % aus Wasser besteht. Um ihn zu konservieren, muss ihm ebenfalls das Wasser großenteils entzogen werden. Die besonders von den Ägyptern hoch entwickelte Technik der Konservierung menschlicher oder tierischer Leichen, die wir als Mumifizierung kennen, basierte ebenfalls auf dem Entzug von Wasser und dem Schutz des Gewebes vor Schädlingsbefall.

Die sachgerechte Mumifizierung einer Leiche ist ein langwieriger und schwieriger Vorgang und es stellt sich daher die Frage, weshalb die Ägypter sich diese Mühe überhaupt machten. Schon in frühdynastischer Zeit (ca. 3100 bis ca. 2700 v. Chr.) glaubten sie an eine Wiederauferstehung des toten Pharao. Er gelangte zunächst in das düstere Totenreich und musste dort ein äußerst schwieriges und gefährliches Prüfungsverfahren durchlaufen. Gelang ihm dies nicht, musste er im Totenreich bleiben und konnte nicht ins Paradies eingehen. Ohne einen äußerlich intakten Körper konnte kein Pharao die Reise durch das Totenreich vollenden, daher wurden zunächst nur die Pharaonen, später grundsätzlich jeder, der es bezahlen konnte, mumifiziert.

Keine Originalquellen geben Aufschluss über das Verfahren der Mumifizierung, doch liegt ein Bericht Herodots (um 484–425 v. Chr.) vor, der die Methodik des 5. vorchristlichen Jh. schildert; über frühere Praktiken sind wir durch Untersuchungen an Mumien selbst informiert. Das Wort »Mumie« stammt aus dem Persischen und bedeutet »Wachs« oder »Pech«. Damit, wie auch mit dem aus dem Griechischen abgeleiteten Begriff »einbalsamieren« wird bereits ein Aspekt der Mumifizierung angedeutet. In der Frühdynastischen Zeit wickelte man die Leichen lediglich in Leinwandbinden, das trockenheiße Wüstenklima sorgte dann für die Austrocknung der Körper. Etwa zu Beginn des Alten Reiches begann man dann, die Körper mit Ölen und Harzen einzubalsamieren. Als die Mumifizierung nicht mehr nur dem Pharao und seinem Hofstaat vorbehalten war, entwickelten sich unterschiedliche Techniken, die auch ärmeren Zeitgenossen eine, wenn auch einfachere, Konservierung des eigenen Körpers erlaubten. Herodot beschreibt drei Klassen von Mumifizierungen. Die erste Klasse umfasste folgende Arbeitsschritte:

Nach dem Waschen der Leiche entfernte man zunächst das Gehirn. Das Gehirn zersetzt sich recht schnell, wobei es größtenteils zu einer schleimigen Masse wird, die durch die Hinterhauptsöffnung abfließen kann. Die verbleibenden Gewebereste, insbesondere die Hirnhaut, wurden mit einem eisernen Haken durch die Nase entfernt. Die nun leere Schädelhöhle wurde mit einem flüssigen Pflanzenharz gefüllt. Der nächste Schritt bestand in der Entnahme der inneren Organe mit Ausnahme des Herzens, die in speziellen Behältern, den »Kanopen« aufbewahrt wurden. Der Bauchraum wurde mit starkem Palmwein gespült und mit Spezereien wie Myrrhe und Kassia, einer Art Zimt, gefüllt. Weihrauch wurde dabei nicht verwendet. Anschließend wurde die Bauchhöhle zugenäht und der Körper 70 Tage lang in »Nitron« eingelegt. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus Soda (Na2CO3) und Natriumbicarbonat (NaHCO3), wie sie in mehreren abflusslosen Seen Ägyptens vorkommt. Schließlich wurde der nunmehr weitgehend dehydratisierte Leichnam nochmals gewaschen, mit Leinenbinden umwickelt und diese mit Pflanzenharzen (Weihrauch, Traganth, Gummi arabicum) bestrichen. Damit war die Mumifizierung abgeschlossen und die Mumie wurde in eine Folge von mehreren Särgen gelegt. Die anderen von Herodot erwähnten Methoden waren einfachere Varianten dieses Verfahrens.

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