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1: 2010, Tarragona
ОглавлениеStefan Schneider schwitzte, als sich sein Taxi durch den wohl nie endenden Feierabendverkehr in Tarragona ruckelte. Wiederholt fiel ihm auf, dass im sonnigen Süden die Tage nicht länger sind, sondern tatsächlich kürzer. Die untergehende Sonne brannte wie ein Glutball zum Seitenfenster hinein und Stefan schärfte sich selbst den Vorsatz ein, sich bei der Rückfahrt nach Barcelona zuerst der Funktionstüchtigkeit der Klimaanlage zu vergewissern, bevor er wieder in ein Taxi steigen würde. Der Kontrast zum Flug hätte stärker nicht sein können und er wünschte sich in die klimatisierte Röhre des Fliegers zurück. Kein Schweiß, selbst dann nicht, als sich die rothaarige Flugbegleiterin mit dem frechen Kurzhaarschnitt beim Absetzen des Biers stärker vornüber beugte als nötig. Der Einblick auf ihre künstlich angehobenen Möpse stand Stefan noch vor dem geistigen Auge und überlagerte kurz die Trostlosigkeit des glühenden Asphalts mit seiner Blechkarawane im typisch südländischen Zustand. Vom blinkend weißen Mietwagen bis zu Rostlaube und Moped tummelte sich alles vor seinem Taxi, um das Ankommen weiter zu erschweren. Während er es sich im Flieger noch hätte vorstellen können, die Dame zum Happy End mit ins Hotel nehmen zu können und direkt nach dem Flug den Slip unter ihrem Uniform-Rock zu entfernen, um mit einem anonymen Quicky den Tagtraum zu perfektionieren, war er nun alles andere als geil. Welche Frau würde sich schon spontan mit jemandem einlassen, dem das Shirt am Leib klebt und der längst verschwitzte Biotope zwischen Schwanz und Sack entwickelt hat? Nein, ohne Dusche würde ihn keine Frau der Welt anschauen. Und danach würde er keine Zeit mehr haben, großartig mit frischem Look auf die Piste zu gehen, weil die Zeit bis zu seinem Termin mit Jung langsam ohnehin knapp wird.
Das Taxi bog endlich auf die Rambla ein, die zu seinem Hotel führen muss. Verdammt, von hier war es nur noch ein Kilometer bis zum Bahnhof. ›Warum zum Teufel habe ich nicht den Zug genommen?‹, ärgerte er sich innerlich und fantasierte sich das Bild eines klimatisierten Zugs zusammen, der idealerweise zu dieser Rush Hour auch noch kaum besetzt wäre, und dann käme da diese kecke Flugbegleiterin in sein leeres Abteil ... und er würde sich ausgiebig praktisch mit der Frage auseinandersetzen, wie zum Teufel ihre Prachtdinger der Schwerkraft trotzen.
Der Ruck des Taxis holte ihn zurück in die Realität.
»80 Euro por favor!«, erinnerte ihn der Fahrer an den vereinbarten Pauschalpreis. Stefan drückte ihm vier Zwanziger in die Hand, nahm seine abgewetzte Lederjacke von der Rückbank und der Taxifahrer half ihm aufdringlich beim Ausladen des ohnehin spärlichen Gepäcks. Stefan ignorierte die Aufforderung zum Trinkgeld und wollte nur noch auf sein Zimmer. Ob die Nächte am Meer wirklich abkühlen sollten? Aber er liebte diese Jacke einfach, und sie begleitete ihn immer dahin, wohin er ging.
Nach dem Einchecken ging er direkt aufs Zimmer und stellte mit Genugtuung fest, dass hier die Klimaanlage funktionierte. Mit missmutigem Gesicht streifte er sich das nasse Shirt vom Leib, arbeitete sich aus der Hose, warf alles achtlos in die Ecke und ging schnurstracks unter die Dusche, ohne seinen kleinen Koffer auch nur einmal zu öffnen. Das angenehme Wasser brachte seine Lebensgeister schnell zurück und Stefan genoss nach dem Einseifen noch lange den Strahl der Tropfen, der immer kühler über ihn hereinbrach. In der Hoffnung, dass er am Abend vielleicht doch nicht alleinbleiben würde, galt am Schluss nochmal seine ganze Aufmerksamkeit seinem Schwanz, den er einer peniblen Extra-Wäsche unterzog und sorgfältig seine Vorhaut nach hinten stramm zog, um bloß keine Falte zu übersehen. Sein kleiner Freund bedankte sich für die angenehme Behandlung durch eine leichte Schwellung. So, nun war er wieder auf dem Weg, ein Mensch zu sein. Er widerstand dem Gedanken, das ausbaufähige leichte Kribbeln in seiner Eichel aufzugreifen und sich selbst zu befriedigen, denn er wusste, dass der Terminplan heute abend ohnehin schon knapp wird.