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2: Bernhard Jung
ОглавлениеPünktlich um 20 Uhr betrat Stefan das Restaurant. Da sein Spanisch nicht sonderlich gut war, begrüßte er den Empfang auf Englisch.
»You should have got a reservation for Jung. Dinner for two ...«
»Jung ... yes! Please follow me!«, antwortete die hübsche Dame, die im mittleren Alter dank ihrer Latino-Kurven noch angenehm straff aussah. Die schwarzen Haare des perfekten Pferdeschwanzes wippten im Takt, als sie ihn zu einem Tisch in der Ecke des Restaurants führte. Dieser lag direkt neben dem Terrassenbereich und man konnte von hier durch einen kleinen Garten zwischen den fernen Häusern das Meer glitzern sehen.
»Take your seat! Anything to drink, any canapes or starters?«, lächelte ihn die Bedienung an. Er war sichtlich zuerst zur Verabredung eingetroffen, denn der Tisch war noch leer.
»Cervesa, por favor ...«
Hunger hatte er nach der Hitze noch keinen und er würde warten, bis er mit seiner Verabredung aus Höflichkeit ein Essen bestellen müsste. Das Bier war schnell zur Stelle und das kühle Getränke war wie Balsam in seinem Körper. Stefan zwang sich, langsam zu trinken, denn er hätte geradezu einen Liter austrinken können. Vielleicht würde er sich danach erst einmal Wasser kommen lassen. Dies erschien ihm angesichts des wichtigen Termins sinnvoller, bevor der Alkohol zu stark seine Sinne benebeln würde.
»Sie müssen Schneider sein!«, dröhnte eine laute Stimme rechts neben ihm. Als Stefan Bier nippend und träumend durch den Garten in die Ferne schaute, hatte die gleiche freundliche Empfangsdame den fehlenden Teilnehmer des Treffens zum Tisch geführt. Als sich Stefan zu den beiden umdrehte, waren die Brüste der Dame exakt in Augenhöhe. Auch wenn es versehentlich war, verharrte sein Blick sofort für einen Moment auf der weißen Bluse, unter der sich diese fantastischen Rundungen abzeichneten. Peinlich betreten rasten seine Augen dann schnell zu ihrem Gesicht, er zwang sich zu einem verlegenen Lächeln, welches sie ganz professionell und glaubwürdig wie unverbindlich erwiderte. Erst dann nahm Stefan den Mann neben ihr wahr und sprang auf.
»Stefan Schneider, ja. Sehr angenehm!«
»Jung. Schön, dass wir uns heute endlich treffen.«
Bernhard Jung war ein typischer Playboy Ende 40. Marke Mallorca-Immobilienmakler. Weißes Dauergrinsen, nach hinten gegelte Haare, das Hemd lässig herabhängend. Der feste Händedruck und die dröhnende Stimme verrieten, dass er nicht in vergoldeten Kissen geboren wurde, sondern durchaus rustikaler Abstammung war. Die Dame ließ die beiden allein und brachte kurz darauf eine große Flasche Wasser und zwei frische Gläser. Stefan Schneider und Bernhard Jung starteten mit Smalltalk wie zwei Menschen, die sich erst einmal kennenlernen müssen und arbeiteten sich durch den Standardthemenkatalog wie Wetter, Anreise und Speisekarte. Stefan entschied sich für einen Salat mit Calamar. Leicht und frisch war an diesem Abend das Wichtigste. Beim Weißbrot kamen die beiden Männer dann zum eigentlichen Thema, weswegen sie sich getroffen hatten.
»Herr Schneider, ich habe für morgen alles vorbereitet. Die 'Stella' ist gestern eingetroffen, meine Assistentin hat sich vom vereinbarten Zustand überzeugt und die Vollständigkeit der Papiere bereits mit dem Notar geprüft. Die Bank meines Klienten auf Jersey hat den Eingang der Anzahlung bestätigt. Die Überführung kann in zwei Wochen starten, sobald Sie nach Besichtigung und den nötigen Papieren die Restzahlung geleistet haben. Ihr Liegeplatz in Santander ist bis dahin hoffentlich bereit?«
»Ja, selbstverständlich. Ich freue mich schon jetzt darauf und bin sicher, dass alles gut verläuft.«, antwortete Stefan.
»Ich würde vorschlagen, wir kombinieren morgen das Angenehme mit dem Nützlichen! Seien Sie mein Gast auf der 'Stella' und ich lasse einen Brunch dort anrichten. Wäre 10:00 Uhr in Ordnung?«
Stefan schlug ein. Morgen würde ein spannender Tag werden. Sein Lebenstraum würde einen entscheidenden Schritt näherrücken. Als freier Mensch und Herr über sich selbst wollte er in Santander mit dem Boot Geld verdienen, endlich auswandern und mehr Zeit für das Malen haben. Interessante Leute treffen und ausfahren, üppige Trinkgelder und ein angenehmes Lebensumfeld. Und Frauen, natürlich Frauen. Was wirkt bei hübschen Frauen besser, als sie zu einer Bootstour einladen zu können? Am besten direkt gleich mehrere. Wenn das Geschäft gut laufen würde, würde er mit drei Frauen einfach mal paar Tage Richtung Portugal fahren und eine geile Zeit an Bord haben. Aber dazu müsste es erst einmal laufen. Und nun war er gerade mitten dabei, die Grundlage für seinen Traum zu schaffen.