Читать книгу Moody Food-Fotografie - Corinna Gissemann - Страница 10
ОглавлениеKAPITEL 2
DER EINSTIEG: WAS BENÖTIGEN SIE?
Ich möchte in diesem Kapitel gar nicht tief in die Technik einsteigen, dafür empfehle ich Ihnen mein erstes Buch »Food-Fotografie: Leckere Bildrezepte für Einsteiger«, worin ich alles zum Thema Objektive, Kamera und Zubehör für den Einstieg in die Food-Fotografie erkläre. Dennoch möchte ich hier noch einmal kurz auf die wichtigsten Aspekte eingehen, damit Sie auch direkt mit dem ersten Projekt im nächsten Kapitel starten können.
Machen Sie sich bitte nicht so viele Gedanken über Dinge, die Sie vielleicht nicht besitzen, wie eine teure Kamera, teure Objektive oder ein Fenster mit Nordausrichtung. Sie können mit der Kamera, die Sie haben, oder einem günstigen Objektiv auch gute Bilder erstellen, ja selbst mit Ihrem Smartphone. Über Fensterlicht werden Sie auf jeden Fall verfügen, ob in der Küche, im Schlafzimmer oder im Bad, völlig egal. Wichtig ist, dass Sie lernen, mit der vorhandenen Lichtsituation umzugehen. Haben Sie kein Stativ, dann ist das kein Problem. Üben Sie zunächst Aufnahmen auf Augenhöhe zu machen, indem Sie Ihre Kamera auf dem Tisch mit Ihrem Set positionieren und dann den Selbstauslöser Ihrer Kamera aktivieren. Sie sehen, es gibt für fast alles eine Lösung.
Ich fotografiere immer noch bei mir zu Hause. Sie brauchen also auch kein eigenes Fotostudio, keine teuren Requisiten und keine teure Ausrüstung, um Ihre Fotoideen zu verwirklichen.
KAMERA
Gute Bilder können Sie mit allen Arten von Kameras machen, auch mit Ihrem Smartphone. Die beste Kamera nützt Ihnen nämlich nichts, wenn andere elementare Dinge wie Styling, Komposition oder auch das Licht nicht stimmen. Sicherlich gibt es Vor- und Nachteile bei den verschiedenen Kamera-Modellen, aber Fotos machen sie alle, und das ist wichtig, um mit diesem Buch arbeiten zu können. Grundsätzlich würde ich Ihnen aber ans Herz legen, im RAW-Format zu fotografieren, und, wenn Sie das bereits beherrschen, im M-Modus Ihrer Kamera. Sind Sie noch nicht firm im Fotografieren mit dem M-Modus, leistet Ihnen der AV-Modus/A-Modus (Blendenvorwahl) gute Dienste. Von Vorteil ist auch das Fotografieren mit möglichst niedriger ISO-Zahl, denn gerade in dunklen Bereichen Ihres Fotos wird das Bildrauschen schnell sichtbar (und dunkle Bereiche wird es in diesem Buch viele geben). Ab welcher ISO-Zahl Ihre Fotos anfangen zu rauschen, hängt ganz von Ihrem Kameramodell ab. Nichtsdestotrotz ist das kein K. O.-Kriterium für gute Fotos, denn zum einen lässt sich das Bildrauschen auch in Bildbearbeitungsprogrammen verringern und zum anderen kann man es auch in Maßen als stilistisches Mittel einsetzen.
RAUSCHEN
Möchten Sie Fotos mit möglichst geringem Bildrauschen aufnehmen, sollten Sie die niedrigste ISO-Zahl an Ihrer Kamera einstellen.
OBJEKTIV
Bei den Objektiven ist es ähnlich. Machen Sie sich am Anfang nicht verrückt, weil Sie dieses oder jenes Objektiv nicht besitzen, aber ein Freund oder eine Freundin eines hat und damit so wunderbare Fotos macht. Versuchen Sie die Schritte, die ich Ihnen erkläre, mit Ihrer vorhandenen Ausrüstung oder auch mit Ihrem Smartphone umzusetzen. Möchten Sie dann tiefer in die Materie einsteigen, können Sie sich immer noch Gedanken über den Kauf einer neuen Kamera oder eines neuen Objektives machen. Ich fotografiere seit nunmehr acht Jahren mit einer 5D Mark II und einem 100-mm-Makro-Objektiv und einem 50-mm-Objektiv, also Festbrennweiten. Auch Ihr Smartphone ist für den Anfang völlig ausreichend, gerade, wenn Sie auf Plattformen wie Instagram Ihre neuesten Werke präsentieren möchten. Allerdings haben Festbrennweiten im Gegensatz zu Zoomobjektiven einen entscheidenden Vorteil: Sie sind schärfer in der Abbildungsleistung und beim Komponieren Ihres Fotos sind Sie gezwungen, sich zu bewegen. Das klingt für Sie merkwürdig? Ist es aber nicht, denn mit einem Zoomobjektiv können Sie bequem von Ihrem Standpunkt aus in Ihr Setting hineinzoomen, bei einer Festbrennweite müssen Sie sich entweder vorher Gedanken machen, wo Sie Ihre Kamera positionieren, und das Set dementsprechend aufbauen, oder Sie müssen später näher an das Set heran bzw. weiter weg gehen. Sie sind also, wenn man es nüchtern betrachtet, mit einer Festbrennweite sportlicher unterwegs, was bei vielen Bildern sicherlich auch von Vorteil ist.
BILDBEARBEITUNGSPROGRAMM
Um Ihre Bilder bearbeiten und ihnen den letzten Schliff geben zu können, benötigen Sie natürlich ein Bildbearbeitungsprogramm. Welches Sie nutzen, hängt ganz von Ihrem Geldbeutel und Nutzungsverhalten ab. Ich arbeite seit Jahren mit Lightroom und bin mehr als zufrieden damit. Neben diesem gibt es aber auch andere, wie z. B. Photoshop, Gimp oder auch Paint.net. Wichtig ist aber, dass Ihr Bildbearbeitungsprogramm RAW-Dateien öffnen kann. Wie Sie Ihre Fotos mit Lightroom bearbeiten, zeige ich Ihnen später in Kapitel 11 ab Seite 157.
RAW-FORMAT
Das RAW-Format stellen Sie in Ihrer Kamera ein. Es lässt sich später deutlich umfassender bearbeiten als das JPEG-Format. Allerdings nimmt es auch mehr Speicherplatz ein. Und RAW-Dateien müsssen bearbeitet (»entwickelt«) werden, sonst sehen sie flau aus.
STATIV
Möchten Sie in Ruhe mit Abschattern üben und Lichteffekte testen oder Ihr aufgebautes Set umgestalten, ohne immer wieder denselben Bildausschnitt suchen zu müssen? Dann ist das Stativ Ihr bester Freund. Auch längere Belichtungszeiten, bei denen es zu verwackelten Bildern kommen kann, lassen sich damit meistern. Zu Anfang ist es ein wenig gewöhnungsbedürftig, doch Übung macht bekanntlich den Meister. Und gerade wenn Sie manuell fokussieren wollen (und das werden Sie), müssen Sie mit einem Stativ arbeiten. Möchten Sie sich sowieso ein Stativ anschaffen, wäre mein Tipp, sich gleich eines mit einer Mittelsäule zu kaufen, denn damit lassen sich später auch Top-View-Aufnahmen (auch »Flatlays« genannt) realisieren.
STATIV-KAUF
Achten Sie beim Kauf eines Stativs immer darauf, dass das Stativ das Gewicht Ihrer Kamera inklusive Objektiv tragen kann! Sonst können Sie Ihre Kamera später in bestimmten Positionen nicht verwacklungsfrei fixieren.
TISCH
Haben Sie einen Tisch direkt am Fenster, können Sie sich glücklich schätzen, denn dann müssen Sie nicht viel Möbel rücken. Möchten Sie öfter Food-Fotos machen und müssen den Tisch immer erst an Ort und Stelle hieven, dann empfehle ich Ihnen, einen kleinen, kostengünstigen Tisch mit Rollen zu versehen. Damit können Sie ihn bequem von A nach B befördern. Haben Sie keinen Tisch, den Sie nutzen können, dann nehmen Sie Stühle, auf denen Sie Ihre Fotountergründe ablegen können, oder Ihre Küchenarbeitsplatte direkt am Fenster oder auch Ihren Boden in der Nähe der Balkontür.
Schrauben Sie an Ihren Aufnahmetisch Rollen, so schonen Sie Ihren Fußboden und sind mobiler bei der Suche nach dem richtigen Licht.
DIVERSE UTENSILIEN UND ABSCHATTER
Zum Durcharbeiten dieses Buches benötigen Sie ein paar Utensilien. Das Wichtigste ist schwarze Pappe in der Größe DIN A2 oder kleiner (für einen dunklen Hintergrund genügt auch Stoff). Die Pappe bekommen Sie in jedem Bastelladen. Schwarze Pappe oder Stoff haben die Eigenschaft, Licht zu schlucken bzw. es zu reduzieren, wohingegen weiße Pappe das Licht reflektiert bzw. lenkt (ich gehe in Kapitel 3 ab Seite 30 noch genau darauf ein). Sie brauchen auch einen Diffusor (macht aus hartem Licht weiches, gleichmäßiges Licht). Diesen können Sie bequem im Online-Fachhandel bestellen. Zudem brauchen Sie Styropor oder weißes Papier, das haben Sie sicher zu Hause (ansonsten bekommen Sie Styropor auch im Baumarkt).
FENSTERLICHT
Mein kleines, feines Plätzchen zum Fotografieren.
Beim Thema »Licht« haben Sie großes Glück, wenn Sie über ein Fenster mit Nordausrichtung verfügen. Denn hier haben Sie den Vorteil, den Tag über mit weichem Licht (Licht, welches keine harten Schatten verursacht) fotografieren zu können. Haben Sie kein Fenster mit Nordausrichtung, ist das aber auch kein Problem. Suchen Sie bei sich zu Hause einen Platz, an dem Sie mit Tageslicht arbeiten können. Dabei wäre es von Vorteil, wenn keine direkte Sonne durch das Fenster scheint. Können Sie nicht unmittelbar an einem Fenster fotografieren, dann stellen Sie Ihren Tisch etwas weiter davon entfernt auf. Denn auch für den Moody-Bildlook brauchen wir Licht einer bestimmten Qualität, das wir später durch den Einsatz von Abschattern geschickt lenken wollen.
SOFTBOX
In den folgenden Kapiteln werden Sie immer wieder über meine kleine Softbox stolpern. »Klein« bedeutet in dem Fall einen Durchmesser von 55 cm. Softboxen geben – anders als Blitze – Dauerlicht. Sie bekommen sie im Fachhandel in allen möglichen Größen und Formen, also ganz auf Ihr Bedürfnis abgestimmt. Für die Sets, die ich Ihnen im Buch vorstelle, reicht eine kleine Softbox mit einer einzelnen Lampenfassung vollkommen aus.
FOTOLAMPE
Fotolampen geben ebenfalls Dauerlicht, sind in der Regel kleiner als Softboxen und haben statt eines weichen Stoffmantels meist eine Halbkugel um die Lampe herum, die aus Metall besteht. Diese ist innen meist versilbert. Sie nehmen nicht so viel Raum ein wie eine Softbox, strahlen aber härteres, gerichteteres Licht ab. Wie man solch eine Fotolampe einsetzen kann, zeige ich Ihnen in Kapitel 8 ab Seite 130. Alternativ können Sie auch Fotolampen verwenden und davor einen Diffusor stellen. Achten Sie aber bitte darauf, diesen nicht zu dicht zu platzieren, da er sonst zu heiß werden kann.
FOOD-MODELS UND REQUISITEN
Das Wichtigste, das Sie brauchen, um Ihre Fotoideen auch umsetzen zu können, sind Requisiten oder auch Food-Models. Ich rate Einsteigern immer dazu, mit Obst oder Gemüse zu beginnen, denn dieses fällt nicht in sich zusammen oder sieht nach einer Zeit unappetitlich aus. Damit können Sie wunderbar verschiedene Lichtsituationen durchprobieren, ohne unter Zeitdruck zu geraten. Soll es eher in die Stilllife-Richtung gehen, können Sie alles Mögliche verwenden, was Ihnen gerade über den Weg läuft. Das kann ein Löffel mit ein wenig Zucker sein, Gewürze in einem Glas, ein Brot und ein Leinentuch usw. Funde vom Flohmarkt besitzen hierfür einen ganz besonderen Reiz, denn ein rustikaler, alter Look mit wenig Licht wirkt immer äußerst spannend.
Vintage-Geschirr und Vintage-Backförmchen eignen sich wunderbar als Requisite für Food-Fotos.
LUST, ZEIT UND AUSDAUER
Nichts bringt ein Foto-Projekt schneller zum Scheitern als Unlust und Zeitmangel. Glauben Sie mir, wenn Sie unter Zeitdruck stehen, werden Sie wahrscheinlich kein gutes Ergebnis erzielen, es sei denn Sie sind absoluter Vollprofi. In diesem Buch geht es darum, dass Sie lernen, wie Sie mit wenigen Mitteln ausdrucksstarke Fotos erzeugen, und dazu brauchen Sie Zeit und vor allem Ausdauer und Geduld. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut, und so kann es vorkommen, dass Sie auch mal mehrere Stunden oder Tage damit verbringen, ein für Sie zufriedenstellendes Bild anzufertigen.
Also: Oberste Priorität hat, dass Sie sich dieses Buch nur zur Hand nehmen, wenn Sie wirklich Lust und Zeit haben, die Dinge auszuprobieren und umzusetzen. Sie denken, das haben Sie? Dann lassen Sie uns im nächsten Kapitel mit Ihrem ersten Moody-Food-Fotografie-Projekt beginnen.