Читать книгу Faywood Manor - Corinne Lehfeldt - Страница 6
Kapitel 3
ОглавлениеNiklas nahm den längsten Weg nach Hause. Er konnte die Vorstellung nicht ertragen, in einem geschlossenen Raum zu sein. Er wollte nicht auffindbar sein, sondern unerkannt und unbeachtet, nur für sich allein, durch die kühle Nacht schleichen. Zuhause hätte er es jetzt nicht ausgehalten, und schlimmstenfalls wäre er auch noch seinem Mitbewohner Rob in die Arme gelaufen.
Niklas und Rob hatten sich auf der Kunsthochschule kennengelernt. Rob war von ihnen beiden der engagiertere, leidenschaftlichere Künstler gewesen – man hätte auch sagen können, der Besessenere. Er hatte sich nachts bei Nieselregen im Park herumgedrückt, um die Impressionen der unperfekten Morgendämmerung nicht zu verpassen. Im Wohnzimmer der Wohngemeinschaft hatte wochenlang eine ausladende Skulptur gestanden, weil sie nie und nimmer durch Robs Zimmertür gepasst hätte. Rob hatte wie ein Verrückter ununterbrochen daran gearbeitet und alles, was irgendwie gegenständlich zu werden drohte, sofort abgeschliffen. Der Geruch von feuchtem Ton war für Niklas schon richtig mit Zuhause assoziiert gewesen, denn er hatte ihn beim Betreten der Wohnung als erstes umfangen.
Der erdige Geruch des feuchten Tons, der Bilder eines regenfeuchten Herbstwaldes heraufsteigen ließ, war allerdings seit Monaten verflogen. Der surrealen, Rorschach-Test-ähnlichen Skulptur war bei einem Talent-Scouting der Hochschule kein Erfolg beschieden gewesen. Die Regenimpressionen aus dem Park waren einen ähnlichen Weg gegangen, genau wie mehrere andere Projekte, deren Entstehen Niklas beobachtet hatte, und die er neidlos als überlegen gegenüber jeder seiner eigenen Arbeiten eingestuft hatte.
Inzwischen war das Wohnzimmer aufgeräumt, nüchtern und zeigte keinerlei Anzeichen mehr von Robs kreativer Seite, denn Rob hatte die Kunst aufgegeben, die Akademie verlassen und studierte jetzt Wirtschaft. Niklas bekam ihn jetzt kaum noch zu sehen, nicht nur weil das gemeinsame Wohnzimmer jetzt nicht mehr als Ersatzatelier herhalten musste, sondern auch weil Rob selbst wie vom Erdboden verschluckt zu sein schien. Wenn er sich nicht mit seinen neuen Freunden traf, die urplötzlich wie Pilze aus dem Boden geschossen waren, und mit denen sich Rob durch das Band seiner neuentdeckten Ambitionen zusammengeschweißt sah, dann war er mit Sicherheit in irgendwelchen Seminaren, in der Absicht, die verlorene Zeit aufzuholen.
Niklas war indes geblieben, wo er war, und mit jedem Tag, der verging, fühlte er sich weniger und weniger dazu berechtigt. Wenn jemand, dem Mutter Natur eine so viel größere Portion Talent mitgegeben hatte, es schon vorzog, lieber den geordneten Rückzug anzutreten, was hatte er selbst dann noch von der Kreativität zu erwarten? Wenn Niklas ehrlich war, wusste er genau, dass er eines Tages würde aufgeben müssen. Er würde zugeben müssen, dass er kein Talent hatte. Diesen Moment zögerte er nur immer weiter hinaus, weil er einfach nicht wusste, wie es dann weitergehen sollte. Ihn schreckte die Leere ab, die hinter dem Rand seiner bekannten Welt lag. Noch gehörte er nicht zu den Vermissten des „Mathilda“, aber wenn er sich an all diejenigen erinnerte, die talentierter waren als er selbst und die Kunst aufgegeben hatten, weil der Weg zu schwer war, wusste er, dass es auch bei ihm nicht mehr lange dauern würde. Oh nein, Rob war nicht der Mensch, den er unbedingt sehen wollte, an dem Abend, an dem er vom Maler zum Fälscher degradiert worden war.
Irgendwann führte selbst der weiteste Umweg Niklas zurück in die dunkle Wohnung. Er war allein dort.
Sein Schlafzimmer war klein und quadratisch, mit einem schmalen, hohen Fenster, das auf einen dunklen Hof hinausblickte. Das Zimmer war vollgestopft mit Niklas’ Projekten; gerahmten Bildern, Skizzen, einer Pinnwand mit Flyern von Wettbewerben, die alle schon in der Vergangenheit lagen. Als er all diese Dinge aufgehoben hatte, war das mit der Hoffnung geschehen, sie könnten sich eines Tages im Rückblick als Meilensteine erweisen. Inzwischen waren sie zu Erinnerungen mit Kuriositätenwert zusammengeschrumpft, hart an der Grenze zu Luftschlössern.
Es würde vielleicht Sinn machen, Edward Faywoods großspurige Visitenkarte an die Pinnwand zu hängen, dachte Niklas. Eine weitere Misserfolg-Trophäe, ein weiterer Tiefpunkt, noch ein Stein für das Mosaik. War er wirklich schon so tief gesunken? Er würde ihn natürlich nicht anrufen.
Das Bett lag voll mit Skizzen, die Niklas, seiner Stimmung entsprechend, achtlos beiseite fegte. Wie Herbstlaub ließen sie sich raschelnd auf dem Boden nieder. Niklas hatte nur vorgehabt, kurz die Augen zu schließen, aber als er wieder nach der Uhr sah, waren Stunden vergangen. Er war sicher, dass jemand etwas gesagt hatte, weil er sonst wohl tief und friedlich weitergeschlafen hätte bis zum Morgen. Vielleicht war Rob jetzt nach Hause gekommen.
Erst einen Moment später wurde ihm klar, dass er gar nichts gehört hatte. Alles war still. Die Stimmen waren in seiner Erinnerung gewesen, ein Nachklang der Ausstellung.
„Nur weil es hässlich ist, muss es nicht zwangsläufig Kunst sein.“
„Was soll der Künstler damit sagen wollen? Ich habe kein Fenster?“
Um diese Stimmen in seiner Erinnerung verstummen zu lassen, hätte er ihnen irgendetwas entgegenzusetzen haben müssen, aber es fiel ihm nichts ein. Er gab ihnen Recht, und dieses Gefühl würde ihn für den Rest der Nacht wachhalten.
Schon in der vorangegangenen Nacht hatte er schlecht geschlafen, nur hatte es da noch daran gelegen, dass er von freudigen Erwartungen für die Ausstellung erfüllt gewesen war. Am Anfang war es noch harte Arbeit gewesen, positiv zu denken und alle Gedanken auf die Chance zu richten, die ihm da geboten wurde, aber schließlich war er vollkommen der verführerischen Hoffnung erlegen. Schließlich hatte er sich sogar gestattet, sich auszumalen, wie sich seine Zukunft entwickeln würde, wenn nur bei der Ausstellung alles gut ging. Immer bildhafter hatte er sich ausgemalt, wie er in dem kleinen, schäbigen Café, in der er jetzt kellnerte, seinen Job kündigen würde. Noch mehr hatte er die Traumvorstellung ins Herz geschlossen, er würde Caroline anrufen und ihr von dem überwältigenden Erfolg erzählen. In seiner Phantasie hatte er atemlos darüber gesprochen, euphorisch, ganz wie jemand, der sein Glück noch kaum fassen konnte, aber dennoch hatte er sich im Geiste schon genau zurechtgelegt, was er sagen würde.
Er hatte alles schon so greifbar vor sich gesehen, dass es schwer war, sich von dieser erfundenen Realität wieder zu trennen und die echte wieder an ihre Stelle treten zu lassen.
Besonders um den verlorenen Vorwand für einen Anruf bei Caroline tat es ihm leid. Sie hatte das Entstehen der meisten Bilder verfolgt. Sie hatte ihm zugeredet, sich nicht entmutigen zu lassen, und weil sie ein eher rationaler, praktisch veranlagter Mensch war, hatte es ihm umso mehr bedeutet. Daher hätte nichts dagegen gesprochen, wenn er sie angerufen und von dem triumphalen Erfolg erzählt hätte, an dessen Entstehung sie Anteil gehabt hatte.
Caroline war ihres Studiums wegen in die Stadt gezogen. Niklas und sie hatten sich im Frühling kennen gelernt und einen Sommer zusammen verbracht. Dass sie in ihre Heimatstadt zurückging, als sich beruflich dort die Chance ihres Lebens bot, war nur die logische Fortsetzung der Geschichte. Sie würden eben vorerst eine Fernbeziehung führen. Er würde bald nachkommen. Entweder der Abschluss an der Kunsthochschule oder sein großer Durchbruch würden ihn räumlich unabhängig machen, je nachdem, was zuerst kommen würde. Caroline war in der Werbebranche und ging so oder so in Arbeit unter. Niklas würde die frei gewordene Zeit in die Malerei stecken. Umso schneller würde er frei sein.
Vor ein paar Tagen hatte er sie dann am für Werbeleute knapp bemessenen Wochenende besucht. Die Bahnfahrt dorthin kam ihm jetzt wie das glücklichste Erlebnis seines Lebens vor. Er hatte sich so gefreut sie zu sehen, die im Stillen die Minuten bis zur Ankunft runtergezählt und sich vorgestellt, wie sie die paar Stunden, die sie zusammen hätten, verbringen würden. Vor allem kam ihm diese Zeit im Nachhinein als so unglaublich glücklich vor, weil es die letzten Stunden waren, in denen er noch nicht begriffen hatte, dass es aus war.
Voller ungeduldiger Vorfreude war er aus dem Zug gestiegen. Durch das Gewusel auf dem Bahnsteig hatte er den Weg in die Bahnhofshalle gefunden. Geradezu filmreif schien sich die Menge zu teilen, und dann sah er Caroline dort stehen – unverändert, wie er sie kannte, in den dunkelgrünen Übergangsmantel, den sie bei ihrer Abreise getragen hatte. Er fing ihren Blick auf, und es wurde ihm klar, dass er es schon lange gewusst hatte.
Alles geschah in Zeitlupe. Niklas kam es so vor, als könnte er jeden Satz vorausahnen, bevor Caroline ihn sagte. Sie war nur zum Bahnhof gekommen, um persönlich mit ihm zu sprechen, und sie sollten doch kurz zusammen spazieren gehen, um in Ruhe zu reden. Mit einem Schlag war es eine Tatsache. Natürlich konnten sie nur auf einem Spaziergang reden, denn es gab keinen Ort mehr, an den sie zusammen gehen konnten. In ihrer Wohnung hätte er wohl eine fremde Zahnbürste, Rasierzeug und Kleidung vorgefunden. Der Spaziergang würde wieder am Bahnhof enden. Vielleicht würde sie warten, bis er in der Menge verschwunden war, vielleicht auch nicht.
Seither beneidete Niklas jeden, dem eine Trennung per SMS vergönnt gewesen war, auch wenn so etwas im Allgemeinen als endgültiger Untergang der menschlichen Kultur galt. Es hätte ihm zumindest die deprimierende Rückfahrt erspart.
Auf der Rückfahrt flog dieselbe Landschaft vor dem Zugfenster vorbei, aber die Welt war eine andere. Es hätte ein Montagmorgen sein sollen, bei schwachem, trübem Tageslicht. Statt dessen saß er nun im Freitagnachtzug. Niklas konnte nicht aufhören, daran zu denken, wo er um diese Zeit eigentlich hätte sein sollen: Mit Caroline durch die Straßen gehen, inmitten des Freitagabend-Gewimmels, in Richtung ihrer neuen Wohnung, die er nun niemals betreten würde. Sie lag jetzt außerhalb seiner Welt.
Vor seinem inneren Auge erschienen all die Momente, in denen er eine unbestimmte Ahnung gehabt hatte, und sie verdrängt hatte. Dass Caroline in der Werbebranche zwangsläufig viele, wirklich viele Menschen kennenlernte, war ihm nie als ein Grund zur Besorgnis erschienen. An dem Morgen ihrer Abreise hatte er lange Zeit wachgelegen und zugesehen, wie sie mit einem zufriedenen Lächeln in seinen Armen schlief. Als dann der Wecker klingelte, und sie hektisch aufstand, um in der Wohnung noch ihre letzten Sachen zusammenzusuchen, war ihm das nicht als warnendes Omen erschienen. Er hatte glauben wollen, dass sich zwar viel verändern würde, aber nicht das, was wirklich zählte.
„Ich glaube, es passt einfach nicht“, hatte Caroline zum Schluss gesagt. Ein traumhafter letzter Satz, dachte Niklas bitter. Wie nach Maß. Niemand ist schuld, wenn überhaupt, dann höchstens die Umstände. Dieser Satz schlug „Lass uns Freunde bleiben“ noch um Längen. Obwohl es so eine hohle Phrase war, wälzte er sie im Geiste immer wieder hin und her. Heute in der Ausstellung war sie fast mit Händen zu greifen gewesen. Es hätte der Arbeitstitel seines ganzen Lebens sein können: „Es passt einfach nicht.“ Ob jemand schon einmal jemand getraut hatte, unter diesem Titel eine Ausstellung zu eröffnen?
Was tat man, wenn es einfach nicht passte? Wie setzte man sich dagegen zur Wehr? Es gab Künstler, die zu extravagant waren, zu angepasst oder auch zu plakativ. Niklas beneidete sie alle, denn sie hatten eine Wahl. Sie wussten, woran es bei ihnen haperte und konnten entweder Abhilfe schaffen oder stur sein. Auf jeden Fall konnten sie in die eine oder andere Richtung weitergehen. Aber was konnte man tun, wenn es einfach nicht passte?
Dennoch, der Erfolg, der ihm schon so greifbar erschienen war, war von Anfang an mit der Wunschvorstellung verknüpft gewesen, Caroline sofort danach anzurufen. Es hätte sie beeindruckt. Mit Sicherheit hätte sie es sicher energisch verbeten, für so oberflächlich gehalten zu werden. Tatsache war, er hielt sie für so oberflächlich. Die Situation wäre eine andere gewesen, wenn die Beziehung zu ihm ihr neugierige Fragen und bewundernde Blicke von den Kollegen eingebracht hätte. Noch besser wären Einladungen zu prestigeträchtigen Partys gewesen. Es war eine Tatsache: Er hielt sie für so oberflächlich, aber selbst das änderte nichts.
Traurigerweise war dieses Zimmer immer noch vollgestopft mit Souvenirs aus der Beziehung. Dabei war Caroline gar nicht oft hier gewesen. Diese Wohnung hatte sie desillusioniert, und sie war ein Mensch, der sich nicht gern desillusionieren ließ. Dennoch hatten sich einiges angesammelt, so dass Niklas’ Blick auf ein Erinnerungsstück fiel, ganz egal wohin er ihn auch richtete. Da war die Serviette, auf der Caroline ihre Telefonnummer notiert und mit einem auberginefarbenen Lippenstiftabdruck dekoriert hatte. Da war das glitzernde Plastikkrönchen, das sie sich angetrunken kichernd aus den Haaren gezogen und auf den Boden geworfen hatte, als sie am frühen Morgen nach dem Junggesellinnenabschied ihrer besten Freundin unangekündigt bei ihm reingeschneit war. Und da war das Buch, das sie an einem verregneten Sonntagnachmittag bei ihm liegengelassen hatte. An jenem Wochenende, als er sie besuchen wollte, hatte das Buch in seiner Tasche gesteckt, aber dann war es anders gekommen, und er hatte es wieder mit zurück genommen. Als er seine Tasche auspackte, erst am nächsten Tag, nachdem die erste Schockstarre sich gelöst hatte, fand er es dort. Er starrte es an, als wäre es der Beweis für die Existenz eines Paralleluniversums. Dass es da war, machte es überhaupt erst mit Händen greifbar, dass alles aus dem Ruder gelaufen war. Alles war einfach falsch.
Caroline würde sicher nicht plötzlich vor der Tür stehen und es abholen wollen, so wie er es sich in den ersten Tagen manchmal vorgestellt hatte. Ganz sicher hatte sie es inzwischen durch ein neues Exemplar ersetzt. Vielleicht wusste sie gar nicht mehr, wo sie es vergessen hatte.
„Tu dir einen Gefallen und werd‘ den ganzen Krempel los“, hatte Rob gesagt. „Sie kommt ja doch nicht zurück, und wenn doch, dann sieht sie zumindest, dass du ihr nicht nachgetrauert hast. Glaub mir, das könnte nur schaden.“
Rob hatte immerhin eine ellenlange Liste von Ex-Freundinnen. Entsprechend weitgefächert waren seine Erfahrungen, wenn es um Frauen ging. Sein Jagdrevier waren zwar jetzt weniger die Kunstgalerien und mehr die In-Partys, aber meistens wusste er genau, wie man sich verhalten, was man sagen und was man lieber nicht sagen sollte. Wenn er behauptete, die Chancen Caroline zurückzugewinnen seien höher, wenn Niklas ihr nicht zwischen den Artefakten nachtrauerte, dann würde er damit schon Recht haben, aber das spielte keine Rolle. Niklas wusste selbst ganz genau, dass sie nie zurückkommen würde, und genau das war der Grund, warum er so an ihrem ganzen Krempel hing. Er wusste, dass es keine neuen Erinnerungen geben würde.
Unbemerkt hatte sich der Raum mit blassem Tageslicht gefüllt. Es war sinnlos zu versuchen, jetzt noch einzuschlafen. Steif und mit einem seltsam hohlen, tauben Gefühl, wankte Niklas ins Wohnzimmer. Ihm fehlte der Schlaf von zwei Nächten. Er fühlte sich außerstande, sich selbst wieder mental auf Kurs zu bringen. Er wusste, dass er sich jetzt sagen musste, dass sich nichts geändert hatte. Was war denn schon passiert?! Gestern, das war ja nur eine 0-8-15 Ausstellung gewesen, besucht von einem Rudel Großstadt-Dorftrottel. Das hatte überhaupt nichts zu sagen. Er würde einfach weitermachen, von dem Punkt aus, wo er stand. Das musste er tun. – Es hatte keinen Sinn. Er glaubte sich selbst kein Wort. Es klang noch hohler als „Es passt einfach nicht“.
Etwas orientierungslos sah er sich im Zimmer um. Irgendwo musste die Jacke sein, die er am Vorabend getragen hatte. Als er sie nicht gleich fand, beschlich ihn plötzlich eine irrationale Panik, die Visitenkarte könnte nicht mehr in der Tasche sein.
Er fand die Jacke. Sie war noch klamm vom vorabendlichen Regen. Die Karte steckte wohlbehalten in der Brusttasche. Als er zum Telefon griff und die Nummer wählte, kam er sich ferngesteuert vor, als würde er wie in einem Traum seine Handlungen von außen beobachten und doch nicht eingreifen können.
Wenn sich in diesem Moment herausgestellt hätte, dass der Anschluss überhaupt nicht existierte, dann wäre Niklas nicht im Geringsten überrascht gewesen, aber dann hörte er das Freizeichen, und gleich darauf die Stimme, die die Erinnerungen an den Vorabend wachrief.
„Hallo?“
Edward wirkte ausgeschlafen, und da das Telefon nur zweimal geklingelt hatte, schien er auf den Anruf gewartet zu haben.
„Hallo?“
Niklas antwortete nicht. Er hatte nur bis zu diesem Punkt vorausgeplant. Jetzt wusste er nicht, wie es weitergehen und was er sagen sollte.
„Niklas?“
Edward Stimme klang, als hätte er soeben seinen besten Freund aus Kindertagen wiedererkannt.
„Niklas? Bist du das?“