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STÄTTE DER UMGEBETTETEN GEFALLENEN

Ehrenfriedhof

Die Begräbnis- und Gedenkstätte mitten im Wald ist neben der Thingstätte das zweite monumentale Überbleibsel aus der Zeit des Nationalsozialismus in Heidelberg.

Ehrenfriedhof Ort Promenadenweg, 691117 Heidelberg. GPS 49.3937577, 8.6975733 Anfahrt Auto: über den Steigerweg. ÖPNV: Bus 39 ab Bismarckplatz bis Haltestelle Bierhelderhof, dann ca. 900 Meter zu Fuß


Die runde Gedenkhalle führt zum Waldfriedhof.

WOHIN MIT DEN GEBEINEN? Kaum hatte man im Neuenheimer Feld mit der Planung und Erschließung eines neuen Zentralfriedhofs begonnen, brach wenige Monate später der Erste Weltkrieg aus. So bestattete man auf dem halbfertigen Friedhof zunächst ausschließlich die in hiesigen Lazaretten verstorbenen Soldaten sowie Heidelberger, die an der Front gefallen waren und nun in ihre Heimatstadt überführt wurden. Bei Kriegsende zählte der Friedhof knapp 600 Soldatengräber, darunter auch Franzosen, Russen, Engländer und Italiener. Diese wurden, bis auf die Russen, später in ihre Heimatländer überführt. Nach dem Krieg wurden die Pläne für einen neuen Zentralfriedhof verworfen, denn das Gelände sollte anderweitig genutzt werden. Als in den 1920er-Jahren der Seitenkanal des Neckars sowie das Stauwehr Wieblingen und die Schleuse Schwabenheim entstanden, stieg der Grundwasserspiegel in den ufernahen Arealen in einem Maße, dass auf dem Friedhofsgelände keine Bestattungen mehr stattfinden konnten. Eine neue Ruhestätte musste her, in die man die sterblichen Überreste der Soldaten umbetten konnte. Möglichst eine, die was hermachte. Die Wahl fiel auf den Ameisenbuckel, einen vorgelagerten Hügel am Westhang des Königstuhls, hoch über dem Bergfriedhof. Auf dem ehemaligen Friedhofsgelände im Neuenheimer Feld wurde im November 1934 der Heidelberger Zoo eröffnet – Haupteingang und Tor des Friedhofs wurden bis heute beibehalten.

BAU DER MONUMENTALEN BEGRÄBNISSTÄTTE Geplant war ein neuer Soldatenfriedhof bereits 1925, aber bis man endlich einen geeigneten Standort gefunden hatte und sich einig war, waren in Deutschland politisch neue Zeiten angebrochen. So kam es, dass der Heidelberger Gemeinderat im Mai 1933 den Bau des ersten Ehrenfriedhofs im nationalsozialistischen Deutschland beschloss. Dazu wurde an der höchsten Stelle des dicht bewaldeten Ameisenbuckels eine breite, rechteckige Waldschneise geschlagen – allein die Rodungsarbeiten dauerten mehrere Monate. Für die Anlage des Friedhofs wurden 8500 Quadratmeter Rasenflächen angelegt und mehrere hundert Bäume gepflanzt. Die Grab- und Ehrenmäler, Mauern und Bodenplatten entstanden aus Buntsandstein, der vor Ort gewonnen und verarbeitet wurde. Die ca. 450 Meter lange, streng symmetrische Anlage, die als Aufmarschgelände konzipiert wurde, endet in einer apsisartig vorspringenden Aussichtsterrasse zum Tal, auf der ein monumentaler sarkophagähnlicher Steinblock steht. An dessen Front prangte seinerzeit ein Hakenkreuz, das nach dem Krieg entfernt und durch die Worte »Zum Gedenken an die Opfer von Kriegen, Gewalt und Unrecht in aller Welt« ersetzt wurde.


Gräber der umgebetteten Gefallenen

AUFMARSCH DER TOTEN Die Überführung der Gebeine von über 500 Gefallenen des Ersten Weltkriegs begann am 28. Oktober 1934, dem Sonntag vor Allerseelen. Bestattet wurden sie entlang der Anlage, die seitlich von je zehn großen Sandsteinblöcken begrenzt wird, auf denen sich die 2132 Namen der Heidelberger Opfer des Ersten Weltkriegs befinden. Die Gräber der umgebetteten Gefallenen liegen hinter den Steinblöcken in je vier Reihen und sind durch Sandsteinkreuze mit Namen, Dienstgrad, Alter und Todesdatum der Soldaten gekennzeichnet. »Wir grüßen die Toten des großen Krieges, wir grüßen die Toten des nationalsozialistischen Deutschlands. Ihre Leiber gehören der Mutter Erde, ihr Geist gehört unserem jungen nationalsozialistischen Deutschland«, so Gauleiter Robert Wagner bei der Einweihungsfeier.


In dem Sandsteinblock sind Namen gefallener Soldaten eingraviert.

1940 plante man eine Erweiterung des Friedhofs, die allerdings erst nach dem Krieg in Angriff genommen und im Waldgelände südwestlich der Anlage angelegt wurde. Der neue Teil des Ehrenfriedhofs, der über 800 umgebettete Soldaten beherbergt, wurde im August 1953 eingeweiht. Zum Waldfriedhof führt eine kreisrunde Gedenkhalle ohne Dach aus Sandstein mit einem Relief des Erzengels Michael, der mit einem Drachen kämpft. Die Stadt Heidelberg hielt jahrelang am Volkstrauertag auf dem Ehrenfriedhof eine Gedenkveranstaltung ab mit Vertretern der Bundeswehr, der US Army sowie dem Verband der Kriegs- und Wehrdienstopfer. Die Kranzniederlegungen zum Gedenken an die gefallenen Soldaten beider Weltkriege finden seit ein paar Jahren auf dem Bergfriedhof statt.

Das besondere Erlebnis


Schauen Sie sich auch den Bergfriedhof an, der unterhalb des Ehrenfriedhofs liegt. Der parkähnliche, 1844 eröffnete Friedhof in Hanglage und mit wunderschönem altem Baumbestand verfügt über ein Wegenetz von über 20 Kilometern Länge. Hier fanden zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten ihre letzte Ruhestätte, so Friedrich Ebert, erster Reichspräsident der Weimarer Republik, Chemie-Nobelpreisträger Carl Bosch, der Dirigent und Komponist Wilhelm Furtwängler, die Schriftstellerin Hilde Domin und viele andere.


Düster und unheimlich wirkt das Gräberfeld an nebeligen Herbsttagen.

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