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Nero

„Welch ein Künstler geht mit mir zugrunde!“

Wahrheitsgehalt: 5 %

Voller Name: Lucius Domitius Ahenobarbus / Nero Claudius Caesar Augustus Germanicus

Tätigkeit: römischer Kaiser

Gestorben: 11. Juni 68 in der Nähe von Rom

Im Alter von: 30 Jahren

Todesursache: Selbstmord

Letzte Worte im Original: „Qualis artifex pereo!“

Quelle: Sueton, Nero 49.1

Er war einer der berühmtesten römischen Kaiser, visuell für immer verbunden mit der grandiosen Darstellung durch Peter Ustinov in dem Film „Quo Vadis“: Nero ging in die Geschichte ein als Wahnsinniger, der die Christen verfolgte, Rom in Brand setzte und sich bis zu seinem Selbstmord für den größten aller Künstler hielt. Gleichwohl zeichnen die Historiker heute ein anderes Bild.

Wie starb er?

Die Gründe für Neros Selbstmord gehen weit zurück, bis in seine Jugendzeit. Seine Mutter Agrippina sorgte dafür, dass er schon mit 16 Jahren Kaiser wurde. Dennoch machte sie ihm das Leben schwer, kritisierte seinen Regierungsstil und seine persönlichen Entscheidungen. Er verfolgte z. B. in der Außenpolitik eine beinahe pazifistische Strategie, kam aber nicht gegen die Kriegstreiber im Senat an. Und ebenso wenig gegen seine Mutter, bis er sie beseitigen ließ – wobei ihm sein Lehrer und Berater, der berühmte Philosoph Seneca, den Rücken stärkte.

Als er sich in die schöne Poppaea verliebte, ließ Nero sich von seiner Frau Octavia scheiden. Octavia jedoch stand beim Volk in hohem Ansehen, weshalb die von Nero angezettelte Schmutzkampagne gegen sie aus dem Ruder lief, so dass er am Ende auch sie umbringen ließ. Poppaea gebar Nero eine Tochter, die nach wenigen Monaten starb. Als sie zwei Jahre später wieder ein Kind zur Welt bringen sollte, starb sie im Kindbett. Dass Nero auch Poppaea hat umbringen lassen, ist sicher unwahr. Genauso wenig wahr ist, dass er Rom in Brand stecken ließ und die Tat den Christen in die Schuhe gesteckt hat, um einen Grund zu ihrer Verfolgung zu haben. Der Hintergrund dieser Gerüchte ist die Unzufriedenheit der Oberschicht mit der Regierung des Kaisers. Den Einfluss, den Agrippina noch über ihren Tod hinaus hatte, darf man dabei nicht unterschätzen. Es gab sogar eine Verschwörung mit dem Ziel, Nero zu ermorden. Sie schlug fehl, und die Hauptverantwortlichen wurden zum Selbstmord gezwungen – darunter auch Seneca.

Freilich stimmt, dass Nero sich selbst vor allem als Künstler sah. Er dichtete und schrieb Arien, die er selbst öffentlich vortrug. Im Jahre 66 ging er auf Tournee durch Griechenland; derweil wurden in Rom die Stimmen, der Kaiser sei wahnsinnig, immer lauter, und bald hatte er im Senat kaum noch Fürsprecher. Die Stimmung breitete sich in die Provinzen aus, und prominente Heerführer gingen in offene Opposition, wichtige Teile des Heeres liefen zu ihnen über. Während Nero seine Flucht aus Rom vorbereitete, rief der Senat schon seinen Nachfolger zum Kaiser aus.

Als ihn die Nachricht erreichte, dass der Senat ihn nicht nur abgesetzt, sondern auch zum Staatsfeind erklärt hatte, befand er sich auf der Flucht. Nero war noch nicht weit von Rom entfernt, als er dem Druck nachgab und Selbstmord beging, indem er sich einen Dolch in die Kehle rammte. Gleichwohl musste er sich dabei von seinem Privatsekretär helfen lassen.

Die letzten Worte

Der Historiker Sueton überliefert, Nero habe vor seinem Tod mehrmals gerufen: „Welch ein Künstler geht mit mir zugrunde!“ Dies Bekenntnis scheint im Grunde genommen alle Ressentiments zu rechtfertigen, die man dem Herrscher gegenüber hatte. Und in der Tat stellt Sueton Nero durchweg negativ dar, hat ihm diesen Satz also wahrscheinlich in den Mund gelegt. Dass Nero sich dies alles nicht ausgesucht hat und zeitlebens versuchte, seine eigenen Bedürfnisse mit der Rolle, die er einzunehmen gezwungen war, in Einklang zu bringen, ist nichts, was für einen antiken Geschichtsschreiber ins Gewicht fallen konnte. Erst in den letzten zwei Jahrzehnten ist man dazu übergegangen, Nero etwas differenzierter zu betrachten. Dabei war Nero bis zu seinem Tod beim einfachen Volk sehr beliebt. Aber für die Intrigen und Seilschaften der hohen Politik war er nicht geschaffen. Wahrscheinlich sah er sich selbst wirklich nicht als Kaiser, sondern als Künstler. Dass seine letzten Worte eben dieser Überzeugung Ausdruck verliehen, wäre durchaus glaubhaft, wenn diese Legende nicht von einem politischen Gegner in die Welt gesetzt worden wäre.

Sehen Sie, so stirbt man also!

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