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Lope de Vega

„Gut, dann sage ich es: Dante macht mich krank.“

Wahrheitsgehalt: 30 %

Voller Name: Félix Lope de Vega y Carpio

Tätigkeit: Theaterschriftsteller und Dichter

Gestorben: 27. August 1635 in Madrid

Im Alter von: 72 Jahren Todesursache: Scharlach

Letzte Worte im Original: „De acuerdo, entonces, lo diré: Dante me hace enfermar.“

Quelle: Unklar

Zitiert nach: Jon R. Waltz, Roger C. Park und Richard D. Friedman: Evidence. Cases and Materials, Eagan 112008, S. 315

Er war einer der beliebtesten und einflussreichsten Dichter und Schriftsteller Spaniens: Lope de Vega brachte es in seiner Heimat zu solchem Ansehen, dass es eine Zeitlang üblich war, etwas besonders gut Gelungenes mit den Worten „Es de Lope!“ („Das ist von Lope!“) zu bezeichnen. Seine letzten Worte nutzte er jedoch, um mit einem anderen literarischen Großmeister „abzurechnen“.

Wie starb er?

Als Félix Lope de Vega y Carpio am 27. August 1635 starb, hinterließ er ein literarisches Vermächtnis, das seinesgleichen sucht. Er erneuerte das Genre der Komödie und erfand mehrere neue dramatische Subgenres, so etwa das „Mantel- und Degen-Stück“. Sein unbestrittener Verdienst ist es, die verschiedenen Formen des Theaters, die er bei seinen Vorgängern fand, adaptiert und in eine Form gebracht zu haben, die auf der Bühne dauerhaft Bestand haben sollte – und das gilt nicht nur für Spanien, sondern für ganz Europa. 1609 veröffentlichte er das Manifest „Arte nuevo de hacer comedias en este tiempo“. Bereits darin spricht er davon, dass er 483 Theaterstücke geschrieben habe. Insgesamt schrieb Lope de Vega wohl an die 1500 Stücke, und etwa 500 sind heute noch erhalten (die wohl bekanntesten: „Fuenteovejuna“, „La dama boba“ und „Peribáñez y el Comendador de Ocaña“). Sein Gesamtwerk, das neben dem Bühnenwerk noch Lyrik, Romane, Episteln u. v. m. umfasst, hat es auf über 130 000 eng beschriebene Blätter gebracht.

Nachdem sein Sohn Carlos Felix und seine zweite Frau starben, widmete sich Lope de Vega ab 1613 zunehmend religiösen Themen. Im Jahre 1614 wurde er, der in der Jugend das Theologiestudium abgebrochen hatte, um in den Krieg zu ziehen, schließlich doch noch zum Priester geweiht. Und das, obgleich er weiterhin Beziehungen zu verschiedenen Frauen pflegte.

1627 wurde er in den Orden der Johanniterritter aufgenommen, dennoch bot ihm das letzte Jahrzehnt seines Lebens nicht mehr viel Freude: Er bekam zunehmend Konkurrenz von jüngeren Schriftstellern, und allgemein erschienen seine Werke inzwischen ein wenig altmodisch. Dann erblindete seine langjährige Geliebte Marta, eine seiner Töchter starb und 1635 ertrank sein Sohn Lope, wie er ein Dichter. Im selben Jahr starb auch de Vega in Madrid an Scharlach.

Er wurde auf dem Friedhof der Iglesia de San Sebastián beigesetzt. Der Großteil seines Vermögens fiel an die Kirche und den Staat, und es wurde ein neun Tage dauerndes Staatsbegräbnis veranstaltet. Eine große Menschenmenge wohnte der Beerdigung bei, trotz aller Skandale, die ihn zeitlebens umwitterten, war der Dichter beim Volk stets beliebt gewesen – und auch bei seinen Kollegen: Nach seinem Tod erschienen Lobreden auf ihn von rund zweihundert Schriftstellern.

Die letzten Worte

An seinem Sterbebett versicherte ein Arzt Lope de Vega, dass sein Ende nah sei. Daraufhin gab er folgende letzte Worte von sich: „Gut, dann sage ich es: Dante macht mich krank.“ Sicherlich meinte er damit Dante Alighieri, den Schöpfer der „Divina Commedia“. Ob er damit auf Dantes schauerliche Beschreibungen der Hölle im „Inferno“ anspielte, der Lope de Vega sich, seiner vielen Verfehlungen bewusst, auf dem Totenbett nahe gefühlt haben mag? Oder ob diese Bemerkung, aus Neid geboren, auf den Ruhm des Italieners zielte, der als größter europäischer Literat schlechthin galt? Klären lässt sich das ebenso wenig wie die Herkunft dieses überlieferten Ausspruchs, der wohl auf den berühmten „Volksmund“ zurückgeht. Dennoch – wenn ein Schriftsteller, vor allem einer, der ein so riesiges Oeuvre hinterlässt, sich einen solchen Ausspruch für das eigene Sterbebett aufhebt, dann ist das allein schon bemerkenswert. Und es ist vielleicht eben auch bezeichnend für einen Mann, der sich zum Priester weihen ließ, gleichzeitig aber nicht darauf verzichtete, in den Betten verschiedener Frauen sein fleischliches Glück zu suchen, dass er ganz am Ende seines Lebens ein solch „profan“ wirkendes Statement abgab. Nichtsdestoweniger lässt es uns heute noch schmunzeln.

Sehen Sie, so stirbt man also!

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