Читать книгу Korridorium – letzte Erkenntnisse - Cory d'Or - Страница 10
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Оглавление21.12.11
Ich betrete den Korridor, der zu einem der Tempel in der Pirámide del Adivino in Uxmal führt. Die Maya waren großartige Baumeister, aber letztlich wurde ihnen ihr Erfolg zum Verhängnis: Eine mehrjährige Dürre zwang ihre stark angewachsene Bevölkerung trotz ausgeklügelter Bewässerungssysteme in die Knie. Sie hinterließen prächtige Bauten und einen komplexen Kalender, der – so meinen manche – das Ende unserer Welt für den 21. Dezember 2012 vorhersagt.
Eigentlich bekomme ich Panikattacken in engen Fluren und Durchgängen, doch seit ich die Halbinsel Yucatán betreten habe, überfallen mich Erinnerungen an seltsame, langvergangene Ereignisse, kommen mir die Ruinen vor, als würde ich sie in ihrem ursprünglichen Zustand kennen – diese Innenräume hier erzeugen kein Unbehagen bei mir, sondern ziehen mich im Gegenteil wie magisch an.
Habe ich meine lästige Klaustrophobie verloren, die ich in einer Art Selbstbehandlung mit einem Blog zu bekämpfen versuche? Nein, ein Rest Panik ist noch da. Aber es zeichnet sich eine deutliche Besserung ab, und die Bestrebungen, meine Ängste zu meistern, scheinen schon erste Erfolge zu zeitigen. Ich gebe mir noch genau ein Jahr! Dann wird, beschließe ich spontan noch vor Ort im Tempelkorridor von Uxmal, die Welt enden – zumindest die meines kleinen Therapie-Blogs, das ich an genau diesem Tag rigoros löschen werde als Zeichen dafür, dass ich es jetzt mit den Korridoren in naturam aufnehmen kann, den leibhaftigen aus Stein, Metall, Holz und Glas. Während dann ein ganzes Universum echter Korridore auf mich wartet, wird eine Welt ausgedachter Korridore auf einen Schlag der Vernichtung anheimfallen. Als ob die Maya es vorhergeahnt hätten …